»Kein schöner Land in dieser Zeit«, tönt es aus dem Schulzimmer – und der Lehrer sagt: »Der Adenauer macht das schon«. Im Westen Deutschlands geht’s voran, da stört, was den Fortschritt ins Stocken bringt. Zum Beispiel eine Aufforderung, wie sie der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer einem jungen Kollegen ins Gewissen setzt: »Machen Sie die Augen auf. Der Staat ist voll von großen und kleinen Nazis!« Der aufstrebende Jurist Johann Radmann folgt damit einem Weg, der ihn schon bald in ein Labyrinth führt. Wie verloren steht er zwischen meterhohen Regalen, voller Akten tausender SS-Männer. 8.000 davon waren in Auschwitz und viele sind nun wieder daheim – unbehelligte, gute Bürger. Es beginnt ein mutiger, zäher Kampf einiger weniger gegen das allgemeine Verdrängen, Verschweigen, Vertuschen. Am Ende markiert der erste Auschwitz-Prozess einen Wendepunkt der bundesdeutschen Geschichte.
Atmosphärisch dicht erzählt und auf wahren Begebenheiten beruhend: nominiert für den Auslands-Oscar 2016.
Fotos: Universal Pictures Germany
»Der Regisseur und sein Team haben sich akribisch mit dem Auschwitzprozess beschäftigt, sie lasen die Gerichtsakten, ließen sich von einem Historiker beraten und sprachen mit dem letzten noch lebenden Staatsanwalt, der seinerzeit die Ermittlungen betrieben hatte. Das merkt man dem Film in vielen Szenen an. Gleichwohl ist Im Labyrinth des Schweigens keine weitere trockene Geschichtsdoku, sondern ein mitreißender Spielfilm.«
Ludwig Greven, Die Zeit, Hamburg
»Gerhard Wiese hat die Filmleute bei ihrer Arbeit beraten. Er war einer von drei Staatsanwälten im Auschwitz-Prozess und […] erinnert sich noch gut an diese Zeit […] Zeitzeuge Wiese empfiehlt jedem, diesen Film, den er für sehr gelungen hält, anzuschauen. Regisseur Ricciarelli und seine Crew hätten die damalige Zeit gut eingefangen und bei aller künstlerischen Freiheit die Geschehnisse korrekt wiedergegeben.«
Hans Riebsamen, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Am aufregendsten ist dabei die authentische Figur des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer, der wie die kluge kalte Spinne im Netz die Fäden der Prozessvorbereitung zieht. Gert Voss, in der letzten Rolle vor seinem plötzlichen Tod in diesem Sommer, spielt den ehemaligen Emigranten Bauer, der außerhalb seines Büros noch immer ›Feindesland‹ sieht: mit monumentaler Intensität. Weil selber ein Außenseiter und hinter aller Amtswürde hoch fragil, bleibt dieser General fast ohne Armee immer undurchschaubar auf der Hut. Dem jungen Radmann schenkt er sein Vertrauen, indem er es zur Sicherheit verbirgt. Das ist dann statt gut gemeint sehr gut gemacht.«
Peter von Becker, Der Tagesspiegel, Berlin
»In seiner Erzählweise erinnert Im Labyrinth des Schweigens ein wenig an Oliver Stones JFK, nur dass die Dimension des Verbrechens eine ungleich andere ist und der Film endet, als die Verhandlung beginnt. […] ›Im Labyrinth des Schweigens‹ brodelt, hier ist gerechter Furor vorhanden, der gezügelt wird von der Erkenntnis, dass Gerechtigkeit nur dann triumphieren kann, wenn gute Menschen nicht einfach wegschauen.«
Peter Osteried, kritiken.de
»Die Dramatisierung der Geschichte ist verschmerzbar, schließlich war der Ansatz nie, einen Dokumentarfilm zu machen. Mit Hilfe dieser Elemente wird der Zuschauer jedoch stärker in die Geschichte hineingezogen und mit der Frage konfrontiert, die seit jeher bei diesem Thema mitschwingt und auch Radmann sich selbst stellt: Was hätte ich damals getan? Die Antwort ist weder leicht noch schön, zeigt der Film doch auch auf, dass die Täter eben nicht mehrheitlich Sadisten oder Psychopathen, sondern ganz normale Menschen aus der Mitte der Gesellschaft waren.«
Laurenz Werter, kino-zeit.de
»›Im Labyrinth des Schweigens‹ wagt einen mutigen Zugriff auf sein Thema. Der Film changiert zwischen verbürgtem Stoff und Fiktion, zwischen historischem Drama und Thriller. Der Reporter Gnielka ist eine historische Figur, ebenso der Staatsanwalt Fritz Bauer, der, wenn auch in der Öffentlichkeit wenig bekannt, zu den ganz großen Persönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte gehört.«
Kaspar Heinrich, Der Spiegel, Hamburg
»Einmal sagt der Reporter Gnielka im Film: ›Es geht nicht um Bestrafung, es geht um die Opfer.‹ Und tatsächlich: Von über 6000 potenziellen Tätern aus Auschwitz wurden 1963 nur 20 angeklagt. Dennoch waren die Prozesse ein Wendepunkt bei der Aufarbeitung in der BRD: Die Nazi-Omerta war gebrochen.«
Tobias Riegel, Neues Deutschland, Berlin
»So wird aus ›Im Labyrinth des Schweigens‹, der mit seinen production values die Atmosphäre der fünfziger Jahre überzeugend rekonstruiert, ein vehementes Plädoyer dafür, dass man Auschwitz wie überhaupt die nationalsozialistische Vergangenheit nie relativieren sollte, auch wenn seit der Befreiung der Lager sieben Jahrzehnte vergangen und die meisten Täter wie Opfer längst verstorben sind.«
Rudolf Worschech, epd film, Frankfurt/Main