Moritz in der Litfaßsäule

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Moritz in der Litfaßsäule

DDR 1983 / Spielfilm / 86 Minuten / 1.-2. Jahrgangsstufe

Inhalt

»Die Erwachsenen wollen, dass man genauso wird wie sie. Das nennen sie dann Erziehung.« Moritz ist anders als die andern um ihn herum: Er sieht Dinge, die andere nicht sehen. Beim Zeichnen malt er eine Sonne mit Ohren und Vögel mit Hüten. In Mathe rechnet er die Aufgabe zwar richtig, schafft aber nur das halbe Pensum und bekommt eine Vier. Weil ihn das erwachsene Regelwerk zunehmend auf ein Muster trimmt, weil Moritz seinen eigenen Rhythmus hat und so gar nicht ›auf zack‹ ist, wie es der Vater gern hätte, reicht es ihm eines Tages: Er rückt von Zuhause aus und verkriecht sich in einer Litfaßsäule mitten auf dem Marktplatz. Die Kapsel, der enge, begrenzte Raum, wird ihm zum weiten, grenzenlosen Land der Phantasie. Er freundet sich mit einer sprechenden Katze, einem Mädchen vom Zirkus und einem philosophisch bewanderten Straßenfeger an. Die neuen Freunde machen ihm klar, dass alle mehr Verständnis füreinander aufbringen müssen. Wirklich ausreißen, lernt Moritz von ihnen, kann man vor seinen Problemen nicht …

»Für alle, die die Welt noch mit drei Augen sehen können«, ihnen widmete Rolf Losansky seinen Film, der mittlerweile ein Klassiker ist.

Fotos: DEFA-Stiftung/Klaus Zähler

Themen

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Fächer

Deutsch   |  Sachunterricht   |  Musik   |  Kunst

» …der zwölfte Film von Rolf Losansky und einer seiner besten dazu. Auf dem gut bekannten und vielgelesenen Kinderbuch von Christa Kožik fußend, erzählt der rundum schöne, poetische Film von dem phantasiereichen, neugierigen, von lichten Tagträumen erfüllten neunjährigen Moritz […] Losansky vereint harmonisch eine sehr genau und problembewußt gesehene Wirklichkeit mit einer einfallsreich und vergnüglich geschilderten Traumwelt zu einer Filmrealität, die freundlich auffordert, Kinder in all ihren Eigenheiten ernst zu nehmen.«
Hans-Dieter Tok, Wochenpost, Berlin/Ost (1983)

»Alltagsrealität wird da gebrochen durch märchenhaft Phantastisches: eine Mischung, die Regisseur Rolf Losansky und seiner Autorin Christa Kožik … bereits früher gelungen ist ... Und so ist dieser Film ein Plädoyer für ›Tagträumer und Traumtänzer‹ […] Ob die ›draußen‹ Gebliebenen aus ihrer Sorge um den Verschollenen die Lehre ziehen, künftig sensibler auf den Ausreißer einzugehen, nachdem sie ihn in den ›Schoß der Familie‹ zurückgeführt haben, bleibt am Ende eine Hoffnung. Jedenfalls vermittelt der Film auf sehr vergnügliche Weise nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen Nachdenkenswertes.«
Heinz Kersten, Frankfurter Rundschau (1987)

»Alle meinen es nur gut - und keine der Erwachsenen-Figuren wird durch übertriebene Karikatur denunziert. Das Erschrecken erwächst vielmehr aus ihrer Normalität. […] Das Gute an vielen unserer Kinderfilme ist, daß Konflikte, die innerhalb einer Familie aufbrechen, zwischen Vater und Sohn etwa, sich nicht aufs Private beschränken. Vielmehr wird mit ihrer Hilfe Umfassenderes eingebracht: Lebenshaltungen prallen aufeinander, deren Träger nicht abhängig sind von Alter, Geschlecht, Beruf. Filme mit Parabelcharakter, mal mehr, mal weniger von einem naturalistischen Abbild entfernt. Ein Plädoyer fürs Individuelle. […] Daß im Kinderkino solche grundsätzlichen Debatten dank positiver, fragender, unbequemer Kinderfiguren weitaus schärfer ausgetragen werden als im Kino für Erwachsene (dessen Helden momentan entweder lasch oder über Gebühr verklausuliert sind), stimmt nachdenklich. Unser Kinderfilmschaffen jedenfalls ist eine beachtliche ideelle Größe innerhalb der DEFA-Produktion.«
Ralf Schenk, Film und Fernsehen, Berlin/Ost (1984)

»Zusammengenommen gibt es in dem neuen DEFA-Kinderfilm reichlich Gelegenheit, lustige Episoden aneinanderzureihen, die durchweg ein überzeugendes Plädoyer für die Phantasie sind. Sie bestärken den Helden und den Zuschauer, diese so wichtige Fähigkeit für die Ausprägung einer Persönlichkeit in ihrer Einmaligkeit nicht so schnell preiszugeben. Welche Möglichkeiten es allerdings gäbe, sie mit Moritz' anderen Eigenschaften in Einklang zu bringen, mit denen sie ja kollidieren, wird nicht erzählt, außer der verbalen Aufforderung zum Schluß, sich dem Konflikt zu stellen. So gesehen besitzt der Film − obwohl in seinen Einzelteilen perfekt, amüsant unterhaltend und belehrend − eben doch keine runde Geschichte: Der exponierte Konflikt wird nicht ausgeführt. Manche der Episoden bleiben − lustig anzuschauendes − Beiwerk. Christa Koźiks gleichnamiges Kinderbuch ... lotet tiefer. Was jedoch die handwerkliche Perfektion dieses Streifens betrifft [...], da gibt es keine Abstriche! [...] Vor allem aber geht ein Kompliment an die DEFA-Trickfachleute Erich Günther und Heiko Ebert. An ihrer herrlichen Katzendame u.a. wird zu messen sein, was künftig in dieser Hinsicht noch aus Babelsberg zu erwarten ist [...] Nur sollten darüber die anderen Probleme, die der Film aufwirft, nicht in den Hintergrund rücken.«
Joachim Giera, Filmspiegel, Berlin/Ost (1983)

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