»›Wem gehört mein Dorf?‹“ versteht sich als Kino für die Gemeinschaft, sie ist ein Muster und ein Ansporn für andere Gemeinwesen, ihre Lebensräume auch zurückzuerobern. Früher sind solche Filme über ihre Region nicht hinausgekommen, jetzt laufen sie bundesweit. Denn sie treffen einen Nerv.«
Hanns-Georg Rodek, Die Welt, Berlin
»Eder legt seinen Dokumentarfilm durchaus persönlich an, mit Videoaufnahmen aus seiner Kindheit und Jugend. Aber ›Wem gehört mein Dorf?‹ ist kein polemischer Dokumentarfilm geworden, sondern einer, der ganz unaufgeregt seine Protagonisten sprechen und die Wertung dem Zuschauer überlässt. […] ›Wem gehört mein Dorf?‹ beobachtet genau, wie Politik im Mikrokosmos eines Dorfes funktioniert. Und welche fatalen Auswirkungen sie haben kann.«
Rudolf Worschech, epd film, Frankfurt/Main
»Es sind die großen Fragen des 21. Jahrhunderts, die hier im Kleinen verhandelt werden. Es geht um kapitalistische Interessen, um die Verstrickung von Politik und Wirtschaft, um Profitgier und Gewinnmaximierung auf Kosten der Natur und des Gemeinwohls. Schnell wird klar: Göhren ist überall. Es ist aber auch ein Film über die Kraft der Demokratie in Ostdeutschland, über den lange überfälligen Aufbruch einer Gruppe Bürger:innen, die es satt haben, sich ihre Insel unterm Arsch wegziehen zu lassen, und ihr Recht auf politische Mitbestimmung einfordern, um ihr Heimatdorf mitzugestalten.«
Julia Boek, taz, Berlin
»Die Wahl beschert dem Film im zweiten Drittel eine regelrechte Spannungsdramaturgie bis hin zur langen Nacht der Auszählung, bei der die Ergebnisse erst spät feststehen und tatsächlich eine Zäsur mit sich bringen. Dass die Kamera am Wahlabend bei den ›Vier von der Stange‹ verweilt, ist weniger ein kluger Schachzug als vielmehr die Konsequenz aus Eders Herangehensweise, der trotz offenkundiger Sympathien für die oppositionellen Kräfte nicht einseitig, ideologisch oder polemisch verfährt; der Sprecher der Vier, Markus Pigard, der sich 2019 sogar Hoffnungen auf den vakanten Bürgermeister-Job macht, wird mit ähnlich großer Aufmerksamkeit behandelt wie seine ›Gegenspielerin‹ Nadine Förster, die das Aufbegehren der Bürgerinitiative forciert.«
Josef Lederle, filmdienst.de, Bonn
»Im Fall von Göhren feiert die Bürgerinitiative einen Erfolg, sie zieht in den Gemeinderat ein, die Demokratie macht es möglich. Zu gern würde man nun aber auch wissen, ob es gelingt, die Dinge wirklich zu verändern. Vielleicht dreht Christoph Eder in einigen Jahren ja eine Fortsetzung und erzählt davon, wie die neuen Mitglieder des Gemeinderates damit umgegangen sind, plötzlich Verantwortung, aber auch Macht zu besitzen.«
Michael Meyns, programmkino.de, Berlin
»Ohne zu viel zu erklären und vor allem ohne sich als Exeget des Gezeigten zu profilieren, dokumentiert Eder unter Berücksichtigung beider Seiten, wie Entscheidungen auf kommunalpolitischer Ebene zustandekommen. Ob hier nun einfach nur raffgierige Kapitalisten am Werk sind oder manche Alteingesessenen sich schlicht einem Fortschritt zugunsten der Bewahrung des Status quo verweigern, beantwortet ›Wem gehört mein Dorf?‹ nicht direkt. Stattdessen scheint vom Zuschauer erwarten zu werden, selbst zu reflektieren, die Transferleistung zu erbringen, die eigene Lokalpolitik zu hinterfragen und mitzugestalten.«
Jaschar Marktanner, film-rezensionen.de, München
»Es sind sehr grundsätzliche Fragen, die hier gestellt werden. Wie machtvoll kann eine verantwortliche Politik für Mensch und Natur sein? Oder hat die Demokratie längst vor den Kapitalinteressen kapituliert? […] Das kommunalpolitische Geschäft ist mühsam, aber die einzige, wenn auch schwache Bastion des Gemeinwohls gegen partikulare Interessen. Kann man verlorenes Land zurückerobern, den ›Ausverkauf der Kommunen‹ noch stoppen? Das ist zur Überlebensfrage geworden.«
Gunnar Decker, Neues Deutschland, Berlin
»In Göhren selbst hat sich seit Erscheinen des Films ebenfalls mehr bewegt als nur das Ostseewasser im sachten Wellengang. Die Doku endet mit der Inauguration eines neuen Bürgermeisters im Mai 2019 und mit neuen Mehrheitsverhältnissen in der Gemeindevertretung. Die Akteurinnen und Akteure der Bürgerinitiative gehören dieser Vertretung nun teilweise an, das hat erste konkrete Folgen […] Es gibt weiterhin Streit, neulich auch mal wieder vor Publikum , als der Deutschlandfunk eine Diskussionssendung vor Ort produzierte. Aber ohne Streit kann und soll es in einer Demokratie ja gar nicht gehen, wie es eben auch nicht ohne Geduld und Fleiß und Kompromissfähigkeit geht, auch diese grundsätzlichen Wahrheiten erzählt ›Wem gehört mein Dorf?‹ beispielhaft aus Göhren.«
Cornelius Pollmer, Süddeutsche Zeitung, München