»Was wäre ein Leben ohne Kunst und Kultur?« Das ist nicht unbedingt eine Perle für den Büchmannschen Zitatenschatz, und die Antwort auf die einfache Frage kann ja nur lauten: sinnlos! Genau das will Gojko Mitić den Jugendlichen ans Herz legen, die auf ihrem Ausflug bei ihm eingekehrt sind. Er hätte natürlich ergänzen sollen: » … ohne Film und Kino.« Ein ernster Ton jedenfalls, den man nicht vermutet, wenn der Film »Alfons Zitterbacke – Endlich Klassenfahrt!« heißt …
… und wenn man dessen Vorgänger von 2019, »Alfons Zitterbacke – Das Chaos ist zurück« gesehen hat. In der Fortsetzung gibt es kein reines Chaos mehr, aber noch immer reichlich Tücken und Turbulenzen: Alfons steckt jetzt voll in der Pubertät. Im Traum sieht er sich als Superman mit großem A auf blauem Dress, im wirklichen Leben ist er nach wie vor vom Pech verfolgt. Doch im Laufe der hindernisreichen Klassenfahrt wächst Alfons über sich selbst hinaus. Lehrer Flickendorf (Thorsten Merten) kann am Ende Alfons’ Mutter und ihren neuen Freund (gespielt von Alexander Maria Lara und deren Ehemann Sam Riley) anrufen und durchaus verwundert mitteilen: »Alfons hat sich heute heldenhaft verhalten. Genießen Sie den kurzen Moment!«
Der 82-jährige Gojko Mitić spielt im Film einen der Kunst und der Gerechtigkeit verpflichteten Philanthropen, der im Harz eine heruntergekommene Villa sanieren möchte, um sie als Heim für ältere, wenig betuchte Künstler zu betreiben. Damit steht er den Interessen eines nur dem Geld verpflichteten Immobilien-Raffzahns (gespielt von Wolfgang Becker, dem Regisseur von »Good bye Lenin!«) im Wege, doch auch für diesen gilt: Menschen können sich ändern – wie auch die Rollen von Gojko Mitić.
»Alfons Zitterbacke – Endlich Klassenfahrt!« ist einer von drei Filmen des FILMERNST-Herbstprogramms, die sich höchst erfolgreiche literarische Vorlagen anverwandelt haben – durchaus frei und den heutigen Zeiten angepasst. Kinderbuch-Klassiker sozusagen – und damit schlagen wir in gewisser Weise den Bogen zurück zum weiter vorn ins Licht gestellten Ober-Klassiker der deutschen Literatur. Kinderbuch-Klassiker, die als »Ganzschriften« unverändert gern und viel gelesen werden.
1958 erschienen die ersten Abenteuer des Pechvogels Alfons Zitterbacke als Kinderbuch, und der Autor Gerhard Holtz-Baumert hat sich damit und den Fortsetzungen in die Herzen vieler Generationen geschrieben, zumindest im Osten Deutschlands. Die erste Verfilmung gab es 1966, bei der DEFA, in der Regie von Konrad Petzold. Der damalige Alfons, Helmut Rossmann, war auch 2019 in einer kleinen Rolle mit von der Partie, als Bratwurstverkäufer. Mittlerweile kennt man Alfons auch im Rest der Republik!
Wir empfehlen »Alfons Zitterbacke – Endlich Klassenfahrt!« für 5. bis 8. Jahrgangsstufe. Zur offiziellen Kino-Film-Premiere konnten wir übrigens Freikarten verlosen – und nach allen Veranstaltungen gab es begeisterte Rückmeldungen an uns, sowohl von den Kindern als auch den Lehrkräften und den Eltern.
Ein Lehrer spielt auch in den »Geschichten vom Franz« eine wichtige Rolle. Es ist der gestrenge Herr Swoboda, den alle »Zickzack« nennen und der vom kleinen Franz Fröstl schon drei Tage lang wissen will, warum dessen Hausübungsheft so zerfleddert ist. »Straf-Hausübung wird erteilt!« In Situationen wie diesen versagt dem Franz die Stimme. Es dringt nur noch ein klägliches Piepsen aus der Kehle und alle lachen ihn aus. Außer Gabi und Eberhard natürlich, die stehen ihm bei und wollten ihn ja eigentlich »total zickzackfit« machen. Schade, dass nach 80 Minuten schon Schluss ist: Dieses Wiener Trio ist umwerfend gut – in einem Film, wie er in (Christine Nöstlingers) Büchern steht! Zwischen 1984 und 2011 hat sie 19 Geschichten vom Franz geschrieben – Kinderbuch-Klassiker!
Wir empfehlen die »Geschichten vom Franz« für 3. bis 5. Jahrgangsstufe. Die filmische Fortsetzung wird gerade in Wien gedreht, erneut in der Regie von FILMERNST-Freund Johannes Schmid, der uns einen ganz persönlichen Gruß von der Donau schickte: »Wie toll, dass es jetzt auch bei FILMERNST franzt! Hier in Wien arbeiten wir gerade an einer Fortsetzung, die dann nächstes Jahr ins Kino kommt. Alle sind wieder dabei! Frau Berger und der Zick-Zack spielen noch zentralere Rollen. Die Kinder ermitteln gegen die beiden mit einem dringenden Tatverdacht!«
Wir sind schon sehr gespannt, ob der Franz auch nach dem zweiten Film noch sagen wird: »So ne Gabi als beste Freundin zu haben, ist voll das Glück!«
»Voll das Glück« erlebt auch die kleine Laura mit ihrem Stern, obwohl sie ja anfangs ziemlich traurig ist wegen des Umzugs vom kleinen Dorf in die große Stadt. Voller Sehnsucht nach dem alten Zuhause blickt sie in den Abendhimmel, sieht unzählige winzige Lichtpünktchen schweben und tanzen – und eines von ihnen abstürzen. Als sie den kleinen, warm leuchtenden Stern im Stadtpark aufstöbert, fehlt ihm allerdings ein Zacken.
»Lauras Stern«, ein poetischer, magischer, zauberhaft schöner Film, der Sterne und Herzen schweben lässt. Kein Zeichentrickfilm wie 2004, sondern ein Realfilm mit einer großartigen Emilia Kowalski in der Titelrolle. Inszeniert hat den Film Joya Thome, sehr einfühlsam und wie mit den staunenden Augen und den Gefühlen eines Kindes. So wie schon bei ihrem Spielfilmdebüt, »Königin von Niendorf«, der ja mit großem Erfolg bei FILMERNST lief und uns einige schöne Begegnungen mit der Regisseurin und dem Publikum brachte.
Wir empfehlen »Lauras Stern« (nach dem gleichnamigen Kinderbuch-Klassiker von Klaus Baumgart) für 1. bis 3. Jahrgangsstufe .
Bildnachweise: X-Verleih (»Alfons Zitterbacke – Endlich Klassenfahrt!«); »Alfons Zitterbacke – Endlich Klassenfahrt!« – Premiere beim »Goldenen Spatzen«: Bodo Schackow/dpa; DEFA-Stiftung_Waltraut Pathenheimer (Gojko Mitić in »Chingachgook, die große Schlange« und »Das Herz des Piraten«), DEFA-Stiftung_Manfred Damm/Heinz Wenzel (Gojko Mitić in »Signale, ein Weltraumabenteuer«), DEFA-Stiftung_Heinz Pufahl (Gojko Mitić in »Der lange Ritt zur Schule«); Wild Bunch Germany (»Geschichten vom Franz«); Warner Bros. Pictures Germany (»Lauras Stern«)