Inhalt
Jeden Morgen dasselbe Ritual: Viertel vor Sechs fährt Ben seinen Rechner hoch, um exakt bis 6.33 Uhr in eine andere Welt abzutauchen. Mit Level 80 gehört er zu einem der weltweit besten »Archlord«-Player. In dieser ebenso hochkomplexen wie höchst unterhaltsamen Abenteuerwelt des Computerspiels fühlt er sich wohl und geborgen. Hier perfektioniert er seine Lebens- und Überlebensstrategien, pariert er mutig die Angriffe seiner Gegner, ist er stark und anerkannt. In der realen Welt dagegen sieht es ganz anders aus. Hier fehlen dem als ›Marsmännchen‹ verspotteten Ben die entsprechenden Fähigkeiten und Mechanismen. Schon auf dem Weg zur Schule wird er gedemütigt und drangsaliert; die Marter setzt sich in den Unterrichtspausen fort und steigert sich von Tag zu Tag. Ben ist seinen Peinigern hilf- und schutzlos ausgeliefert: Eine minder schwere Form von Autismus macht ihn einfach wehrlos. Als er im wahrsten Sinne des Wortes bloßgestellt, dabei gefilmt wird und er die erniedrigenden Bilder im Internet sieht, will er einen Schlussstrich ziehen: Game over! Doch dann scheint sich ein überraschender Ausweg zu öffnen: Jenes Mädchen, das in »Archlord« schon lange als Bens Avatar agiert, nimmt Kontakt zu ihm auf und will sich mit ihm treffen. Wird er den Mut aufbringen für diese reale Begegnung?
»Endgame« oder neue Lebensperspektive? Ein furioses Finale nach einem beklemmend schonungsloser Blick auf den Umgang mit einem Außenseiter.
Fotos: Kinowelt
»Ein Film über das Anderssein und die Unfähigkeit der Gesellschaft, damit umzugehen. Und trotz seines eindeutigen Plädoyers für Toleranz achtet Balthazar sorgfältig auf Zwischentöne und vermeidet einfache Lösungen ... Wenn die Zukunft des Schulfernsehens so aufwühlend und unterhaltend zugleich wäre, dann ist dagegen nichts einzuwenden.«
Ralf Sander, stern, Hamburg
»Keine Spur von Betroffenheitsdrama: BEN X hält das Thema Autismus in der Schwebe. Was Ben ... zum Opfer prädestiniert, könnte auch alltägliche Schüchternheit sein. Er taugt damit zur Identifikationsfigur für Jugendliche, denen die Unmöglichkeit, sich in der Schule zu behaupten, vertraut ist. Und der Dreh, den Ben schließlich findet, um sich aus seiner Notlage zu befreien, ist genial – ein Showdown, der noch einmal alle Gewissheiten verschiebt.«
Christina Tilmann, Der Tagesspiegel, Berlin
»Balthazar spielt mit gängigen Mustern von Gesellschaftskritik und medialer Selbstreflexion, wie man sie aus anderen Filmen über die Opfer einer wahnhaft faschistoiden ›Normalität‹ kennt. Was beginnt wie das Drama eines zum Selbstmord Verurteilten, entwickelt sich zu einer cinephilen Rache, in der nicht zurückgeschlagen, sondern filmisch scharf geschossen wird: Die Video-Bilder von den Untaten seiner Folterer sind hinreißend schlagfertig.«
Heike Kühn, Frankfurter Rundschau
»Ein bemerkenswerter Kinofilm, der kritisch ist, aber nicht hoffnungslos, empathisch, aber nicht pädagogisierend, der Technik gegenüber aufgeschlossen, aber nicht blind. Die Korrelation von ›Realität‹ und Spiel ist streckenweise so gelungen, dass man droht, sich wie Ben im Cyberspace zu verlieren.«
Katrin Hoffmann, epd film, Frankfurt/Main
»Das Format dieses Films zeigt sich daran, wie er zuletzt eine nicht nur überraschende Wendung nimmt, sondern diese auch ganz und gar filmisch herbeiführt. Raffiniert arbeitet sich die Geschichte zu jenem schlimmstmöglichen Punkt vor, der am Anfang durch die Mutter angesprochen schien. Ben, den wir nun bloss noch über seinen Camcorder sehen, ist endlich aus seiner Opferhaltung herausgetreten und weiss die Mittel von Internet und Video zu nutzen. So wird er zum Regisseur seines Lebens ...«
Christoph Egger, Neue Zürcher Zeitung
»Nic Balthasar macht richtig Dampf, denn neben den verschiedenen Erzähl- und Stilebenen entwickelt der Film eine suggestive Dynamik, die verwirrt, verunsichert und den Zuschauer auf Bens unvorstellbare Reise zum Hades in einem Sog mitzieht. Ein packender Thriller, der in Belgien ein Riesenerfolg ist und neben seiner geschickten Kommerzialität eine große Diskussion über Mobbing an Schulen ausgelöst hat. Ben X bedeutet als Wortspiel ›bin nichts‹, doch dieser erfrischend mutige Erstling ist ›Mehr als alles was er sagte‹!«
Ricardo Nato, Lodown Magazine, Berlin