Sascha lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter und zwei älteren Geschwistern in einer Plattenbau-Siedlung am Jenaer Stadtrand. Am wohlsten fühlt sich der Zehnjährige, wenn er und die gleichaltrige Elli auf den Fahrrädern die Gegend erkunden, sie dabei Geräusche sammeln und die Aufnahmen am Computer zu Toncollagen verarbeiten. Da ist er durchaus mit Ernst und Eifer bei der Sache. Ansonsten aber gilt Sascha daheim wie in der Schule als Problemkind: Er stiehlt und schwindelt, rastet schnell aus und kann sich nicht konzentrieren. Die Mutter weiß sich keinen Rat mehr und sucht Hilfe: Ein vom Jugendamt vermittelter Erziehungsbeistand wird sich fortan um den Jungen kümmern – und ihn sogleich einer Ärztin vorstellen. Diese diagnostiziert mit klugen Worten ADHS und verordnet die gängige Behandlung. Folgsam schluckt Sascha, wenn die Uhr nun piept, seine Pillen. Medikamente und regelmäßige Therapiegespräche bewirken erwartungsgemäß stärkere Fokussierung und damit stabilere schulische Leistungen. Saschas »Buchstabensuppe im Kopf«, das Chaos der Gedanken, beginnt sich zu ordnen und die Dinge zum Besseren zu wenden. Doch zugleich verändert sich auch sein Wesen, er wird passiv und lethargisch. Vor allem aber gerät die Freundschaft mit Elli ins Wanken. Ihr fällt auf: Sascha scheint nicht mehr lachen zu können.
Realistisch und einfühlsam, basierend auf authentischen Erfahrungen des Regisseurs. Ein brisantes Thema in einem berührenden Film.
Fotos: alpha medienkontor
»Im Unterschied zum Gros der deutschen Kinderfilme, deren Protagonisten sich in anderen Medien als unterhaltsam erwiesen haben, traut Sahling nach dem Vorbild seines Mentors Helmut Dziuba, dem Altmeister des DEFA-Kinderfilms, dem Publikum durchaus etwas zu: einen unbekannten Plot um eine nicht immer sympathische Hauptfigur, ein gesellschaftliches Reizthema und eigenständiges Denken.«
Marguerite Seidel, film-dienst, Bonn
»Es gibt, anders gesagt, in dieser Geschichte kein Richtig und kein Falsch, keine über- und keine unterlegene moralische Entscheidung. Genau das aber macht Kopfüber so spannend. Man sitzt im Kino und vergisst, dass man eigentlich wenig Lust hatte auf einen Film über das durchpalaverte Allerweltsthema ADHS.«
Ursula März, Die Zeit, Hamburg
»Bernd Sahling gelingt es, diese Geschichte wertfrei zu erzählen, er schildert, er zeigt, aber er ergreift niemals Partei. Die linearen Szenen fügen sich nahtlos ineinander. Auffallend sind die betont langen Einstellungen, die langsamen Schnitte. Ein Film, der nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern die Zeit und den Raum nachzudenken gibt. Es ist ein Film über Kinder, aus der Perspektive von Kindern, und doch ist es kein Film, der nur Kinder betrifft.«
Anne Aschenbrenner, kulturwoche.at
»Mit der alltäglichen Beobachtung eines Kindes werden ganze Therapiereihen von diagnostizierten ADHS-Patienten infrage gestellt. Spätestens dann muss man Bernd Sahling danken für ein pädagogisches Statement und ein wahrlich nicht perfektes, aber nachdenklich stimmendes Charakterdrama, das sowohl seine Kinder-Zielgruppe als auch deren Eltern zu bewegen vermag.«
Lutz Granert, MovieMaze.de
»Immer wieder schaut Sascha von seinem Hochhaus hinüber auf das, in dem Elli wohnt. Es ist ein Blick, der Nähe sucht. Es gibt in Kopfüber eine Magie der Orte. Die Ansichten der filmisch noch völlig unentdeckten Stadt Jena in ihrem Talkessel bei den Fahrradausflügen von Elli und Sascha, der im Bau befindliche Autobahntunnel, in dem die beiden herumstöbern auf ihrer Suche nach Geräuschen, die Paddelausflüge mit Frank auf einem Fluss, Saschas Fahrradwerkstatt auf dem Hochhausdach. Die Zeichnung dieses kindlichen Mikrokosmos gelingt Sahling viel besser als die Interaktion mit den Erwachsenen.«
Rudolf Worschech, epd Film, Frankfurt/Main