»Kräftige Figur, luxuriös ausgestattet«, so ließe sich Cindys Erscheinung freundlich beschreiben. »Rosinenbomber« dagegen wird sie von ihrem unsensiblen Vater genannt, und ihr dürrer, großmäuliger Kumpel Danny macht sich wenig Gedanken, wenn er sie stets mit »Fatty« begrüßt. Cindy nimmt all die Schmähungen, selbst Mobbing ziemlich gleichmütig hin. Die 18-Jährige steht kurz vor dem Abitur – und könnte danach die Welt entdecken. Aber Cindy will gar nicht weg aus Schönefeld – und sehnt sich doch danach, mal abzuheben und wenigstens etwas über den Dingen zu schweben. Der Zufall führt sie aus ihrer Lethargie und auf völlig neue Flugbahnen.
Warmherzig, einfühlsam und absolut ehrlich. Pointierte, lakonische Dialoge und vielsagende Bilder. Gesichter und Probleme wie aus der Nachbarschaft – in einem Film, größer als das Leben.
Fotos: farbfilm Verleih
»›Schönefeld Boulevard‹ ist deswegen so gut, weil er nie den ganz leichten Weg geht, weil Cindy nie zum Opfer wird, nie zum hässlichen Entlein, das sich verwandeln muss, sondern vielleicht einfach nur mit ein bisschen mehr Mut sie selbst sein, und weil Schönefeld eben doch noch mehr ist als nur Baugelände. Wahrhaftig und märchenhaft zugleich.«
Alexander Soyez, rbb-online.de, Kultur
»Sylke Enders hat sich auf ein riskantes Spiel eingelassen: Sie hat einen Film gewagt, bei dem sie ständig balanciert zwischen dem Traum, ohne je Kitsch zu werden, und der Monotonie des Alltags, ohne je auch nur in die Nähe des viel kritisierten ›poverty porn‹ zu geraten. Sie reißt Geschichten an, ohne sie zu Ende zu erzählen, sie fährt auf einem so gar nicht vorherbestimmten Parcours durch Ereignisse, die eine Heranwachsende prägen könnten oder auch nicht. Bevor ein Abschluss gefunden werden kann, geht es auch schon wieder weiter. Es ist keine Dramaturgie, die sich da vor den Augen der Zuschauer entfaltet, sondern so etwas Ähnliches wie das Leben.«
Tim Slagman, filmstarts.de
»Sylke Enders gehört zu den wenigen deutschen Regisseurinnen, die nicht verzweifelt der Wirklichkeit aus dem Weg gehen. […] Nein, bei Enders kommen diese Figuren aus den Milieus, die sie porträtiert, auch weil sie so häufig mit nicht professionellen Darstellern arbeitet. Aber der Aufwand - und das zeigt ›Schönefeld Boulevard‹ eindrücklich - ist es wert. Durchzieht doch so diesen Film ein Deutschlandbild, das gegenwärtiger ist als jede TV-Dokumentation.«
Patrick Wellinski, Deutschlandradio Kultur
»Doch das Schönste an diesem durch Rest-Pubertät, Übergewicht, Abiturstress und den Namen Cindy gestraften Wesen ist gerade seine Schwere: Dieses scheinbar nicht besonders schöne, nicht besonders kluge Mädchen, gespielt von einer tiefenentspannten Julia Jendroßek, wird sich in Sylke Enders' neuem Außenseiterinnenfilm nämlich auch dadurch emanzipieren, dass es sich sogar gegen die filmeigene symbolische Aufladung zu behaupten versteht.«
Cosima Lutz, Die Welt, Berlin