Der Titel des zunächst literarischen und kurz darauf auch filmischen Welterfolges bezieht sich auf den letzten Satz des Romans von Erich Maria Remarque. Der Held der Geschichte, der wie seine Kameraden mit Begeisterung in die Schlacht gezogen war, fällt desillusioniert noch kurz vor Kriegsende im Oktober 1918 – »an einem Tage, der so ruhig und still war an der ganzen Front, dass der Heeresbericht sich nur auf den Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu melden«. Das Leben eines einzelnen Soldaten zählte nach vier grauenvollen Jahren längst nichts mehr. Was Stefan Zweig über Remarques Buch befand, gilt nicht weniger für dessen filmische Adaption: »Es überwältigt, ohne zu überreden, es erschüttert, ohne zu übertreiben, vollkommenes Kunstwerk und unzweifelhafte Wahrheit zugleich.«
Fotos: DIF
»Die ungeheure Wirkung des Films entsteht nicht zuletzt dadurch, dass der Regisseur die neuen Mittel der Filmtechnik einsetzen konnte und damit ein Bild des Krieges erzeugen konnte, das bis dahin niemand zu Gesicht bekommen hatte. Er zwang den Zuschauer förmlich zum ›Dabeisein‹ mitten im Grabenkrieg, die Granaten-Einschläge ebenso zu empfinden wie die Schmerzens-schreie der Sterbenden – Steven Spielberg in ›Saving Private Ryan‹ hat den Zuschauern siebzig Jahre später noch einmal eine solche Erfahrung zugemutet ...«
Georg Seeßlen, filmspiegel
»Schon die ersten Aufführungen wurden begleitet von Stinkbombenangriffen und Schlägereien, einer Demonstration von ca. 6.000 Nazis, einer flammenden Rede von Goebbels gegen den Film, der Verteidigung des Films durch den preußischen Innenminister Severing und schließlich dem Antrag der Regierungen von Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Bayern und Württemberg (wo der Film noch gar nicht aufgeführt worden war), den Film zu verbieten, was dann am 11.12.1930 auch geschah. Die Verbotsbegründung ist übrigens lesenswert. Zwar wurde – nach weiteren drastischen Schnitten – 1931 für kurze Zeit der Film noch einmal freigegeben. Mit der Machtübernahme Hitlers 1933 jedoch war für Roman wie Film in Deutschland Schluss.«
Ulrich Behrens, filmzentrale.com
»Der letzte, der einen Film nach einem Buch beurteilen kann, ist vermutlich der Erzähler des Buches selbst. Als ich vor 28 Jahren zum ersten Mal den Film ›Im Westen nichts Neues‹ sah, hinterließ er gemischte Gefühle bei mir. Ich bewunderte die Regie der Schlachtszenen, - aber die Darsteller schienen mir Fremde zu sein, die ich nicht mit den Personen in meiner Erinnerung identifizieren konnte. Sie waren anders, sie hatten andere Gesichter, und sie verhielten sich anders. Heute geschieht das Gegenteil. Durch eine seltsame Alchemie hat sich die Kraft des Films zwischen meine Erinnerung und die Personen des Buches geschoben. Er hat die Darsteller und die Personen, an die ich mich erinnerte, vermengt, und meine Erinnerung kommt oft erst an zweiter Stelle. Wenn ich nun an die Figuren in dem Buch denke, sehe ich zuerst die Gesichter der Darsteller im Film, und nur, wenn ich etwas in meiner dunklen Erinnerung geforscht habe, die Menschen von früher, wie sie wirklich waren. Der Film ist lebendiger. Das Auge ist ein starker Verführer.«
Erich Maria Remarque (1958)