München, Februar 1943: »Ich habe es getan, und ich bin stolz darauf«, entgegnet eine knapp 22-jährige Studentin einem Kriminalbeamten in der Münchner Gestapo-Zentrale. Der erfahrene Verhörspezialist wollte ihren Aussagen keinen Glauben schenken: »Was Sie sagen, hat mit der Realität nichts zu tun.« Der Mann war beeindruckt vom Gottvertrauen, der menschlichen Aufrichtigkeit und moralischen Integrität dieser jungen Frau. Ganz im Gegensatz zur Mehrzahl der »Volksgenossen«, die seit Jahren nahezu geschlossen und scheinbar blind ihrem Führer folgten. Die Deutschen zu Einsicht und Besinnung zu bringen, zum Ende des »totalen Krieges« und der verbrecherischen NS-Herrschaft aufzurufen, dazu wollte auch die »Weiße Rose« beitragen. Sophie Scholl hatte sich dieser Widerstandsgruppe junger Leute angeschlossen, zu der auch ihr Bruder Hans gehörte. Am 18. Februar 1943 warfen die beiden Flugblätter in den Lichthof der Münchner Universität, wurden vom Hauswart dabei beobachtet und denunziert. Vier Tage später bereits werden die Geschwister Scholl – unter dem Fallbeil – hingerichtet. Der Film zeigt die wenigen Tage und Nächte in der Zelle, macht den Zuschauer vor allem zum Zeugen der Verhöre, die sich zu wahrhaften Psychoduellen zwischen der jungen Frau und dem Vernehmungsbeamten entwickeln. Erst das Leugnen, dann das Geständnis und der vergebliche Versuch, die Freunde zu schützen, der Verzicht auf eine goldene Brücke und damit ein milderes Urteil. »Es lebe die Freiheit!«, sind die letzten Worte Hans Scholls. Dann wird das Bild schwarz.
Nach authentischen Vernehmungsprotokollen mit beeindruckender historischer Akribie: Das Porträt einer jungen Frau, die kein Denkmal, aber über die Zeiten ein Vorbild ist – in moralischer Standfestigkeit, Zivilcourage, Menschlichkeit.
»Ich bin nach wie vor der Meinung, das Beste getan zu haben, was ich gerade jetzt für mein Volk tun konnte. Ich bereue meine Handlungsweise nicht und will die Folgen, die daraus erwachsen, auf mich nehmen.« (Sophie Scholl)
Fotos: X Verleih, Jürgen Olczyk
»Wirkt gerade durch seine Zurückhaltung und Ruhe, durch die Genauigkeit, die sich auch mit Originalschauplätzen wie der Münchner Universität einstellt. Entlastung bietet dieser Film nicht - dazu führt er zu deutlich vor, auf welch schmaler Basis der Widerstand der Studenten stand, wie sehr er von dem Mut Einzelner abhängig war.«
Frank Olbert, Kölner Stadt-Anzeiger
»Der Film ist also kein Protokoll, sondern das, was Spielfilme sein sollen, sein müssen, um zu funktionieren: ein Kunstprodukt. Er rafft, komprimiert und dramatisiert, wenn auch in Maßen. Doch immerhin kommt es zu der erstaunlichen Erfahrung, dass man sogar eine Art Suspense empfindet, eine Spannung, eher Anspannung, dass man fast beginnt, darauf zu hoffen und zu glauben, dass Sophie Scholl vielleicht doch noch davonkommen könnte. Die eigentliche große Leistung des Films ist dieses Drehbuch. Fred Breinersdorfer, übrigens studierter Jurist und immer noch als Anwalt tätig, dadurch auch geübt im Umgang mit juristischen Akten, hätte für sein erstes Kinoscript einen Bären bei der Berlinale verdient - vielleicht eher als die Regie.«
Rüdiger Suchsland, Telepolis, Hannover
»Anders als es das Sujet des Films vermuten ließe, setzt Rothemund auf leise Töne. Buch und Regie tun gut daran, dem Widerstand der Geschwister keinen plakativen Ausdruck zu geben. Erschütternd die Szenen, wenn sich die beiden in den Gängen des Gestapo-Gebäudes für kurze Momente begegnen, wie sie sich, nur über einen intensiven Blickaustausch, gegenseitig Trost spenden und in ihren Überzeugungen stärken.«
Alexandra Wach, film-dienst, Bonn
»Der Bezugsrahmen dieser Heldin heißt Gott und ist damit für einen neuen deutschen Denkmalsfilm denn doch zu transzendent. Es geht in diesem Film eben nicht einfach darum, eine handhabbare Dialektik von Historie und individuellen Geschichten zu finden. Er vertritt also eine ganz unpopuläre geistige Haltung. Im Sinne Siegfried Kracauers soll der Film womöglich sogar zur ›Errettung der äußeren Wirklichkeit beitragen‹ - einfach nur gut gemeint, und weiter nichts, ist er gewiss nicht.«
Anke Westphal, Berliner Zeitung
»Horst Köhler wirkte nach dem 110-Minuten-Film zunächst nahezu fassungslos. Als ob er selbst die direkt-persönliche Dimension des gerade Gesehenen noch nicht richtig einordnen könne. ›Ich bin am 22. Februar 1943 geboren worden, am Tag der Hinrichtung von Sophie ...‹ Der Satz des Bundespräsidenten fällt in eine Totenstille. Einige der Schüler (des Sophie-Scholl-Gymnasiums in Berlin-Schöneberg) raunen staunend. Gerade noch war die Schlussszene mit Sophie Scholls Kopf unter dem Fallbeil auf der Leinwand. So weit entfernt und doch so nahe ist auch an diesem Tag (2. März 2005) wieder deutsche Geschichte zu spüren.«
Frank Rafalski, dpa, Berlin