Der eine ist klein und zart, eine Künstlerseele, die ihre Probleme zeichnend verarbeitet. Der andere werkelt gern an Motoren und müffelt nach Benzin. Der eine kommt neu in die Klasse und wird auf den freien Platz neben den anderen gesetzt. Daniel und Théo sind Mikro und Sprit. Die beiden 14-Jährigen verstehen und ergänzen sich so perfekt wie reibungsvoll. Beide sind sie noch nicht in der Smartphonewelt angekommen, sondern fühlen sich wohl »im Zeitalter des Papiers«. Beide sind sie neugierig auf die Segnungen der Sexualität und die Potenzen der Pubertät. Beide leiden sie unter ihren – völlig andersartigen, aber gleichermaßen verrückten – Familien. Für die Sommerferien planen sie den großen Auf- und Ausbruch. Aus einem Rasenmäher und einem Bettgestell entsteht ein Gartenhäuschen auf Rädern, das skurrilste Auto- und Wohnmobil seit Erfindung des Benzinmotors. Mit flotten 20 km/h geht’s von Versailles gen Süden, eigentlich einem Mädchen hinterher, aber doch eher auf der Suche nach sich selbst. Um- und Abwege, Pannen und Hindernisse sind unvermeidlich. Die Jugend wird ausgekostet, die Freundschaft auf die Probe gestellt, das Gefährt abgefackelt. Was bleibt, ist der grenzenlose Geschmack von Freiheit und Abendteuer.
Ein Roadmovie der besonderen Art, eine absolut abgefahrene Tour de France!
Fotos: StudioCanal
»Zu träumen, das heißt bei Michel Gondry nicht etwa, vor der Realität zu fliehen. Das Raue und das Prosaische sind Teil seiner Welt, in der das Fantasiegefährt und die politische Wirklichkeit sich abrupt begegnen können. Damit erinnert er auch an Wolfgang Herrndorfs großen Roman ›Tschick‹, diese großartige Geschichte über Freundschaft und Fantasie und Vertrauen, über die Weite und die Nähe und vor allem das Abenteuer des Reisens.«
Julia Dettke, Der Tagesspiegel, Berlin
»›Mikro & Sprit‹ ist viel mehr Schelmen- als Bildungsroman: Die Weisheiten, die hier wie Sprüche geklopft werden, zählen nicht für die Ewigkeit, sondern sind im nächsten Augenblick nicht mehr wahr – weil sich mit jeder Kurve die Sicht auf die Dinge ändert. Das ist erfrischend, weil dieser Film einerseits nur Nützliches für den Alltag lehrt … und andererseits Dinge, die man am besten in jungen Jahren gleich wieder vergisst. Zum Beispiel den Blödsinn, den Erwachsene mehrheitlich von sich geben. Lieber sich eigene Gedanken machen. Scheitern. Die Karre bergauf schieben. Und wenn nötig aus dem Dreck ziehen.«
Michael Pekler, Der Standard, Wien
»Mit großem Einfühlungsvermögen und ganz auf Augenhöhe mit den … hervorragend besetzten Protagonisten erzählt Gondry. Wunderbar harmoniert dieses Duo, spielt sich die Bälle so richtig leichthändig zu, überzeugt bei altklugen Diskussionen und Sätzen wie ›Die Schläger von heute sind die Opfer von morgen!‹ oder ›Die Freundschaft ist der Tod der Liebe‹ ebenso wie bei ihren haarsträubenden Fluchten aus brenzligen Situationen oder dem Blick auf die erste Liebe.«
Walter Gasperi, kultur-online.net – Filmriss, Bregenz
»Bemerkenswert ungeschönt und in offenkundiger Missachtung der üblichen Coming-of-Age-Gepflogenheiten erzählt Gondry davon, was es heißt, sich das erste Mal zu verlieben. Den eigenen Körper zu entdecken. In der Schule anzuecken, nicht zu wissen, was das Leben eigentlich bedeutet. Und so ganz nebenbei wird auch das Umfeld in die Pflicht genommen, das hier sich entweder für seine Kinder nicht interessiert, sie nicht versteht, teilweise auch an psychischen Krankheiten leidet. All das, was man nicht braucht, was aber in den besten Familien vorkommen kann. Und eben auch in den weniger guten.«
Oliver Armknecht, film-rezensionen.de, Bruneck
»Man muss nicht im Alter der Figuren sein, um diesen Film zu genießen. Gondry liefert hier ein wunderbares Beispiel ab, wie Jugendfilme sein können: poetisch, lustig, aber auch – vor allem gegen Ende – ernsthaft und unsentimental. Nach ›Mikro und Sprit‹ wünscht man sich ehrlich wieder in die Adoleszenz zurück, als man noch Mut hatte, seiner Fantasie zu folgen.«
Matthias Pfeiffer, Abendzeitung, München
»›Mikro & Sprit‹ versinnbildlicht auf melancholisch-optimistische Weise den ›Das Leben geht weiter‹-Gedanken, ohne dabei zu verschweigen, dass man ja ohnehin keine andere Wahl hat. Dabei nimmt er seine jugendlichen Hauptdarsteller trotz frecher Attitüde genau so ernst, wie es sein muss, sodass trotz der absurden Prämisse außer Frage steht, dass die Geschehnisse im Film so tatsächlich möglich wären. Eine Tragikomödie, von der man gerade als realistisch denkender Erwachsener noch viel lernen kann.
Antje Wessels, wessels-filmkritik.com, Hamburg
»Als Bonus kommen dazu seine spinnerten Einfälle, die man vermutlich sogar bei Toys 'r' us gewinnbringend unters Volk bringen könnte: Neben dem fahrbaren Untersatz das beste Beispiel: eine selbstgebaute Jingle- und Geräuschesammlung zum Aufmotzen des Mofas. Wenn die beiden Jungs darin übereinkommen, dass sie noch ›im Zeitalter des Papiers‹ leben und Daniel beim ersten ›in-ein-Erdloch-kacken› das Smartphone mit ins Loch fällt, freut man sich über diese Old-School-Chuzpe – und glaubt, dass auch die heutige Jugend das zu schätzen wissen könnte.«
Thomas Vorwerk, satt.org, Berlin
»Ziemlich viel Persönliches und Privates steckt also in ›Mikro & Sprit‹, dessen Atmosphäre man sich am Besten als ›knapp an der Realität vorbei, doch nicht unglaubwürdig‹ vorstellen sollte. Bekanntlich können in Gondrys verzauberter Welt Dinge passieren, die andernorts noch nicht einmal denkbar sind, doch mit den beiden großartigen jungen Darstellern … sind dem Publikum zwei zudem adäquat eigenwillige Reiseführer zur Seite gestellt, die noch dem Allerseltsamsten und Unwahrscheinlichsten mit der größtmöglichen Gelassenheit begegnen. So ist das eben, wenn die Pubertät einsetzt und die Perspektiven sich verändern. Eine wunderbare Spinnerei!« Alexandra Seitz, epd film, Frankfurt/Main
»Hier wird nicht mit der großen Kelle aus einer Ursuppe namens Pubertät geschöpft, sondern selbst in den Unsicherheiten und Verletzungen dieses Alters melancholische Schönheit gefunden. So wundert es nicht, dass sich die letzten Blicke des Films nicht nur auf ein Mädchen richten, sondern auch von einem stammen und dabei eine von Théos Lektionen übermitteln, die traurig und doch ein bisschen tröstlich ist: Desinteresse schafft Begehren, glücklicherweise auch umgekehrt.«
Kathrin Häger, film-dienst, Bonn
»Far more important to the film than these adventures is the chemistry between Daniel and Theo. Gondry wisely opts to portray each boy’s sadness through his actions (Daniel’s sleeplessness, Theo’s desire to run away) rather than through episodes of anger or on-the-nose dialogue. These boys are all too real, and their final moment together is among the most quietly devastating in all of Gondry’s oeuvre.«
Violent Lucca, FILM COMMENT, New York
»With its terrific, sweetly exuberant leads, and with Gondry’s fabulous ease at evoking the lazy anarchic feel of bored teenage classrooms, Microbe & Gasoline is a charming, fascinatingly awkward oddity: too flip and sweet-natured to be obviously appealing to adult lovers of French art cinema, too digressive, melancholic, low-key and gently raunchy to classify as a children’s movie in any usual sense.«
Jonathan Romney, FILM COMMENT, New York