Inhalt
Nicht allzu weit weg von der großen Stadt Berlin, aber tief genug in der brandenburgischen Provinz. Hier ist Joe, die 19-jährige Johanna, zu Hause, ohne sich wirklich wohl zu fühlen. Die Schule abgebrochen, alle Jobs hingeschmissen, Zoff mit der Mutter und keine Freunde. Joe möchte raus aus ihrer Haut und weiß auch schon wie: Boxen ist das einzige, wozu sie Lust hat und sich berufen fühlt. Boxen für Respekt und Erfolg. Boxen, um dem verstorbenen Vater nachzueifern. Höchst widerwillig nur nimmt sie ein Trainer in seinen Club. Abgelehnt und gedemütigt von den jungen Männern, sind Joes Hoffnungen scheinbar schnell ausgezählt. Rauh und ruppig, gibt sie aber nicht auf und kämpft sich durch. Schmerzhafte Schläge bringen schmerzhafte Erkenntnisse. Am Ende dann der ersehnte Gong zur ersten Runde in einem wichtigen Turnier…
Themen
Gender/Geschlechterrollen, Identität, Vorurteile, Außenseiter, Erwachsenwerden, Freundschaft, Liebe, Familie, Heimat, Stadt-Land, Arbeit/Arbeitslosigkeit, Werte, Deutsche Geschichte (DDR/Nachwende)
Fächer
Deutsch, Geschichte, Lebensgestaltung-Ethik-Religion, Politische Bildung, Sport
Pressestimmen
»Der intensive Film wirkt stellenweise atemberaubend realistisch und überhöht zugleich, sympathisch bescheiden und dennoch voller Kraft. Hier wird nicht illustriert, sondern ›volle Kanne‹ gelebt. Alles ist atmosphärisch dicht erzählt, seien es das Umfeld der Protagonisten und die hoffnungslose Tristesse der Region oder der unbeugsame Wille der Hauptfigur, sich durchzusetzen und trotz aller widrigen Umstände nicht aufzugeben. Die sorgsame Besetzung strahlt bis in die Nebenrollen und bildet ein starkes Ensemble, das die zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen, die bis ins Detail ausgearbeitet sind, hervorragend trägt. Angelpunkt des Films ist die großartige Katharina Wackernagel als Joe, die sich mit vollem Einsatz in die Zuschauerherzen und in den Darstellerhimmel spielt. ›Die Boxerin‹ ist eine schöne Liebesgeschichte über die Schwierigkeit, Vertrauen zu fassen zur Welt und auch zu sich selbst.«
Christina Tilmann, Tagesspiegel, Berlin
»Das starke Kinodebüt von Catherina Deus, Absolventin der DFFB, erzählt treffend und schafft mit Sprache und Details vor allem ein Gefühl für Johannas Welt. Wenn sie mit Mofa und Parka durch die Gegend brettert, hat das einen ganz besonderen Stil, das riecht nach einem Hauch von Freiheit und zeigt gleichzeitig, das es die hier nicht gibt […] Bei aller gefühlten Authentizität des Films kommen Regisseurin und Autorin erstaunlicherweise gar nicht aus dem Osten. Trotzdem zeigen sie Perlen wie den Karaoke-Abend mit einem Manfred Krug-Song (der von der DDR zur Telekom ausgebürgert wurde) oder den Ausschnitt von ›Solo Sunny!‹, einer anderen jungen Frau, die ihren Traum verfolgt. Doch wie betonte Catherina Deus so treffend: ›Die Boxerin‹ könnte überall spielen.«
Günter H. Jekubzik, www.FILMtabs.de
»Trotz Handschuhen, trotz Trainer-Schülerin-Konflikte und einigen schweißgetränkten Sparringbildern ist ›Die Boxerin‹ kein Sportfilm, sondern vermittelt den mädchenuntypischen Sport als Symbol für Lebenstraum und Lebenslüge gleichzeitig: Joe verspricht sich von einer Boxkarriere die Lösung all ihrer Probleme. Wie in jeder klassischen Coming-of-Age-Geschichte lernt die wütende Heldin jedoch irgendwann, die Änderungen, die sie von der Umwelt erwartet, an sich selbst vorzunehmen. Am Ende soll es ja schließlich auch mit dem Zuschlagen klappen … Vor allem die sonst als klassische Fernsehschönheit eher unterforderte Katharina Wackernagel überrascht als Joe: zorniger und explosiver kann man kaum gucken, kann man sich kaum bewegen, verzweifelter kann man kaum lieben.«
Jenni Zylka, fluter.de