Das kalte Herz

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Das kalte Herz

Deutschland 2016 / Spielfilm / 119 Minuten / 8.-10. Jahrgangsstufe

Inhalt

Jedem Sonntagskind, das zu ihm findet, will der Schatzhauser drei Wünsche gewähren. Was sich der junge Kohlmunkpeter aus Gram über seinen niederen Stand erbittet, findet er freilich töricht: Der arme Junge will besser tanzen können als der Tanzbodenkönig und die schönste und reichste Glashütte im ganzen Schwarzwald. Gesunder Menschenverstand und Einsicht, meint das Glasmännlein, wären statt dessen etwas Gutes und Nützliches gewesen. Peter gewinnt zwar, gegen alle Widerstände, die Liebe der Glasmachertochter Lisbeth, verkauft sich aber für Ruhm und Reichtum dem Holländer-Michel. Mit einem Stein in der Brust ist der Weg nach oben offen, frei von Skrupeln und Gefühlen. Nach kapitalen Irrungen und fatalen Wirrungen kommt der Tag der Reue: Gib mir mein Herz zurück!

Vor fast 200 Jahren geschrieben, ist Wilhelm Hauffs Märchen ein Spiegel für jede Zeit. Der neue Film überzeugt als Fantasy-Abenteuer mit Herz und Verstand – und großartigen Schauspielern.

Fotos: Weltkino Filmverleih, Feldafing

Themen

Identität   |  Literaturverfilmung   |  Macht   |  Werte   |  Egoismus   |  Fantasy   |  Filmgeschichte   |  Genrefilm   |  Gesellschaft   |  Haben und Sein   |  Identitätsfindung   |  Identitätswechsel   |  Lebensentwürfe   |  Macht- und Sozialstrukturen   |  Märchen   |  Moral   |  Sagen und Mythen   |  Schuld   |  Selbstverwirklichung   |  Wünsche

Fächer

Deutsch   |  Kunsterziehung   |  Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde

»Das ist kein Märchen, wie man es einem kleinen Kind vorsetzen möchte. Wilhelm Hauffs Novelle ›Das kalte Herz‹ durchweht eine dunkle Stimmung, die noch einem Erwachsenen aufs Gemüt schlagen kann. Und trotz der bunten Tänze, die der Münchener Regisseur Paul Verhoeven 1950 in seiner Verfilmung für die Defa inszenierte, trug sie den düsteren Geist in sich. Johannes Naber, 1971 geboren, hat diesen Film studiert. Das ist in seiner Neufassung erkennbar. Naber verstärkt aber Hauffs gesellschaftspolitische Andeutungen so, dass sie gut auch in die Gegenwart passen.«
Cornelia Geissler, Frankfurter Rundschau

»Nabers Adaption ist kein remake. Er strafft Hauffs Vorlage, erfindet Nebenfiguren hinzu und betont vor allem den zeithistorischen Kontext: den Aufstieg einer so agilen wie rücksichtslosen Unternehmer-Schicht in der beginnenden Industrialisierung Anfang des 19. Jahrhunderts. Wobei die Grundzüge der Geschichte ebenso erhalten bleiben wie ihr romantischer Zauber: der Schwarzwald als Schlachtfeld elementarer Leidenschaften […] Viel Fantasie verleiht dem Film visuelle Poesie.«
Oliver Heilwagen, kunst+film, Kassel

»Entgegen der ursprünglichen Intention von Autor Wilhelm Hauff, ist ›Das kalte Herz‹ von Johannes Naber kein Märchen im klassischen Sinn. Bereits die Einleitung wirkt überaus dunkel und bedrohlich, was durch die aus dem Off erschallende Stimme des Glasmännchens nur noch verstärkt wird. Nabers Version ist vielmehr eine Art Fantasyfilm für Jugendliche, denn obwohl die eigentliche Botschaft des Stoffes erhalten bleibt, erscheint sie dennoch in einem recht modernen Gewand.«
Ronny Dombrowski, cinetastic.de

»Der im Elbsandsteingebirge und im Schwarzwald sowie in ausufernden Sets in den Babelsberger Studios gedrehte Film ist ein bildgewaltiges Märchen, an dem man sich gar nicht sattsehen kann. Dabei merkt man schon, dass Naber gar nicht den Antrieb hatte, ein realistisches Bild der damaligen Zeit zu zeichnen. Vielmehr entwickelt er in ›Das kalte Herz‹ eine romantisierte Version mit durchaus modernen Anklängen, die darum aber umso besser geeignet ist, als Parabel zu funktionieren.«
Peter Osteried, kritiken.de

»Funktioniert vorzüglich als zeitgemäßes Gegenmodell zu vielen seit Jahren in Hollywood und dem deutschen Fernsehen ungebrochen populären Märchen-Fantasy-Filmen […] Da ist ›Das kalte Herz‹ in all seinem Ausstattungseifer, seiner Kostüm- und Märchenherrlichkeit von ganz anderem Kaliber.«
Gunda Bartels, Der Tagesspiegel, Berlin

»Die fast noch größere Faszination des Films liegt jedoch in der Welt, die Naber geschaffen hat. Dank einer mutigen Mischung aus historischer Authentizität und eigener Fantasie haben Ausstattung und Kostüm den Schwarzwald gewissermaßen neu erfunden. Während die Waldgeister bei Hauff die Kleidung der verschiedenen Stände widerspiegeln, präsentieren sie sich hier mit einer Körperbemalung, die Naturvölkern nachempfunden wurde […] Auch die gezielt eingesetzten Effekte erfüllen höchste Ansprüche. Endgültig großes Kino wird ›Das kalte Herz‹ durch die namhafte Besetzung selbst kleiner Nebenrollen.«
Tilmann P. Gangloff, Südkurier, Konstanz

»Johannes Naber und sein Filmteam haben also vieles richtig gemacht, indem sie mit gewohnten Dingen und Erwartungen brechen, die Klischees der Story und den Kitsch des echten Schwarzwalds meiden.«
Wolfgang Tischer, literaturcafe.de, Neubulach

»Was alles für ein modernes Publikum geändert wurde – insbesondere in Bezug darauf, wie man einen Helden definiert und was man als Held wiederum nicht tun darf – ist genau jener Mehraufwand des Films, der ihn über bloßes Fantasy-Kino hinweghebt. Der Köhler-Munk steckt eigentlich tief drin in einem sehr ähnlichen moralischen Dilemma, dass anderswo Gollum und Frodo zu zwei gegensätzlichen (aber doch ähnlichen) Figuren trennt.«
Thomas Vorwerk, satt.org, Berlin

»Sehr genau wird in die Gefasstheit der Dorfgemeinschaft hineingeblendet, werden die Konflikte ausgespielt. Sorgfältig sind die Schichten allein durch Symbole, Kostüme geschieden. In dieser Winterreise in die Industrialisierung wird gezeigt, wie die Würmer der Gier die Herzen stechen […] Das ist kein Kinderfilm. Das ist auch kein Märchenfilm. Das ist großes Kino.«
Elmar Krekeler, Die Welt, Berlin

»Aber auch der filmische Look und Sound profitiert von einer moderneren Perspektive auf das Geschehen: Wenn die Rivalen um Lisbeths Gunst ihr Duell mit Bastians langen Flößerstangen austragen, stehen dabei unübersehbar die Stockkampfkünste fernöstlicher Martial-Arts-Abenteuer Pate. Und wenn sie auf einem grob gezimmerten ›Dancefloor‹ gegeneinander antreten, um unter sich den Titel eines Tanzkönigs auszumachen (wobei Peter Munk dank übernatürlichen Beistands inzwischen deutlich im Vorteil ist), dröhnt durch den Schwarzwald laute, exotische Trommelmusik.«
Jörg Schöning, Spiegel online, Hamburg

»Die Moral, auf die die Geschichte zuläuft, ist zu schön, um wahr zu sein. Aber natürlich ist Frederick Lau als kalter und geiler Kapitalist, mit glatt gegeltem Haar und schwerem dunklen Bürgerrock, einfach unglaublich attraktiv.«
Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung, München

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