Das Böse wäre nicht das Böse, wenn es sich uns als solches sofort zu erkennen gäbe. Ganz im Gegenteil: Es tarnt sich hinter vornehmen Titeln und dunklen Gläsern, es täuscht und trickst, verspricht und verführt. So wie Baron Lefuet, dessen Namen man lieber rückwärts lesen sollte, um vor ihm gewarnt zu sein. Was dem reichen Manne für seine Machenschaften einzig fehlt, das hat der arme Timm Thaler im Überfluss: ein offenes, herzhaftes, fröhliches Lachen. Wenn Timm mit seiner Freundin Ida im Kino sitzt und zu lachen beginnt, wirkt das ansteigend-ansteckend auf den ganzen Saal. Genau dieses einnehmend gewinnbringende Lachen möchte der Baron unbedingt kaufen – ein lukratives Geschäft, da einer wie Timm doch eh nichts zu lachen habe. Als Lohn werde er fortan jede Wette gewinnen und stinkreich werden. Dass solch ein Teufelspakt auf Dauer nicht froh und glücklich, sondern einsam und traurig macht, diese Erkenntnis mobilisiert Kräfte und Freunde zur Gegenwehr – wäre doch gelacht!
Andreas Dresens erster Kinderfilm ist rundum beglückend. Er hat die berühmte literarische Vorlage in ihrer Zeit belassen und doch auf vielfältige Weise klug und unaufdringlich modernisiert. En gros und en detail eine opulente Ausstattung, prächtige Kostüme, komische Verwandlungstricks – und die Schauspieler in großen wie kleinen Rollen von ansteckender Spielfreude: »Einfach die Mundwinkel Richtung Ohr hochziehen« – so geht Lachen!
Fotos: Constantin Filmverleih, München
»Auch der Schweriner Junge Andreas Dresen las James Krüss. Er lernte später bei der DEFA, wie man realistische Stoffe mit einem schönen Schuss Humor dreht. Vermutlich hat er Günter Meyers DEFA-Adaption von ›Kai aus der Kiste‹ ebenfalls gesehen und festgestellt, was für ein überzeugendes 20er-Jahre-Musical man mit Phantasie und Witz bei geringem Budget zustande bekommt. Und weil es immer ums Geld geht: Acht Millionen Euro standen für die Neuverfilmung zur Verfügung, sie wurden mühsam auftrieben und wie es aussieht, war es gut angelegtes Geld.«
F.-B. Habel, junge welt, Berlin
»›Timm Thaler und das verkaufte Lachen‹ ist großes Kino, mit üppigen, für sich selbst sprechenden Schauplätzen, mit kuriosen Kostümen, ein paar Animationstricks und einem All-Star-Ensemble, in dem selbst Tommi Ohrner einen kurzen Auftritt hat. Wer bei Dresen an den eher kargen, dokumentarisch anmutender Stil seiner meisten Filme denkt […], wird hier überrascht. Die Arbeit an seinem ersten Kinderfilm scheint für den 53-Jährigen so etwas wie ein Abenteuerspielplatz gewesen zu sein. Oder anders formuliert: Dresen hat wohl einen Film gemacht, wie er ihn selbst als Kind gern gesehen hätte: staunend, hingerissen, mitfiebernd.«
Peter Gutting, cientastic.de, Hamburg
»Eine fantastische Geschichte oder – wenn man so will – ein Märchen, weil hier Dinge getauscht werden, die nicht veräußerbar sind […] Andreas Dresens neuer Film versteht zu unterhalten, mit lustigen Verwandlungsszenen, einer krimihaften Spannung, grandiosen Darstellern und großen Bildern. Und wie das Buch den Leser, berührt der Film den Zuschauer an einem Seelenpunkt: Bei der Frage, was das Wichtigste im Leben ist.«
Cornelia Geissler, Berliner Zeitung/Frankfurter Rundschau
»Dresen, dieser Menschenfreund, der vermutlich völlig unfähig ist, eine kalte Geschichte zu erzählen, eine, die einen kaltlässt, verzichtet auf Firlefanz wie Timms Weltreise, konzentriert den Plot – obwohl er trotzdem allerlei Budenzauber anrichtet in den schick gemachten Räumen – mit den herrlichen Kostümen […] Und am Ende geht’s natürlich gut aus. Auch für das Mehrgenerationenpublikum im Kino. Die werden alle glücklich mit dem Film und sitzen abends am Tisch und unterhalten sich. Über das Lachen, den Teufel und die Moral von der G’schicht.«
Elmar Krekeler, Die Welt, Berlin
»Doch bei aller Märchenhaftigkeit durchzieht die Geschichte von Timm Thaler schon in der Anlage eine ernsthafte Botschaft: Wer nicht mehr lachen kann, wird nicht glücklich im Leben, da hilft auch alles Geld der Welt nicht. Im Film nun wurde dieser Kern dahingehend gesellschaftskritisch erweitert, dass der Baron sein Reichtum durchaus modernen Methoden verdankt: er gräbt Menschen in Entwicklungsländern das Trinkwasser ab, um es in Plastikflaschen zu verkaufen, und will mit Glaubenskriegen sowie Katastrophen Geld verdienen. Diese ›Geschäftspraktiken‹ werden in Animationen erklärt, die sie vielleicht kindgerechter gestalten sollen, ihren Schrecken verlieren sie dadurch aber nicht.«
Sonja Hartl, kino-zeit.de, Mannheim
»Arved Friese spielt, nein, er ist Timm Thaler. Die Rolle, in ihrer Gebrochenheit wahrlich nicht leicht zu meistern, ist diesem sympathischen Wuschelkopf wie auf den Leib geschneidert. Justus von Dohnányi verkörpert Timms Gegenspieler Lefuet mit gelben Augen und steifem Hut so kalt berechnend wie erbarmungswürdig. Denn allein das Verlangen, lachen zu können und hier kommt Dresens Haltung ins Spiel –, zeigt, dass selbst das Böse sich nichts sehnlicher wünscht als ein menschliches Antlitz […] An Dresens ›Timm Thaler‹ werden Kinder von heute und gestern ihre Freude haben. Dieser traurige, lustige Film ist eine Liebeserklärung an das Kino und dessen Zauberkräfte.«
Martin Hatzius, Neues Deutschland, Berlin
»Hat die Neuinterpretation nach all den Lobeshymnen eigentlich auch Schwächen? Definitiv. Gerade zum Schluss hin möchte die Geschichte etwas ungeschickt die Moralkeule schwingen und den Bogen zu heutigen Missständen schlagen. Das schmälert den Spaß ein wenig, da der Verlauf zuvor beweist, dass das Drehbuch durchaus in der Lage ist, intelligente Anspielungen auf die heutige Zeit zu machen. Glücklicherweise ist Timm Thaler pünktlich zum großen Finale hin dann wieder in der richtigen Spur und entlässt die kleinen und großen Zuschauer mit einem leisen Lachen aus dem Kinosaal.«
Katrin Hemmerling, Robots & Dragons, Berlin