Beuys

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im Land Brandenburg

Beuys

Deutschland 2017 / Dokumentarfilm / 9.-12. Jahrgangsstufe

Inhalt

Eine Ikone, der Mann mit dem Filzhut auf dem kantigen Schädel und dem scharfen Blick. Ein querer Kopf, in jeder Beziehung. Aufrührer, Anreger, Agitator. Der Prophet des erweiterten Kunstbegriffs. »Ich bin ein Radikaler«, bekannte er ganz offen. »Ich will das Bewusstsein der Menschen erweitern.« Zur »documenta 5« 1972 brachte er nichts zum Ausstellen mit, sondern richtete im Kasseler Museum Fridericianum ein »Büro für direkte Demokratie durch Volks-abstimmung« ein. Hier stritt er mit Besuchern ebenso vehement wie kontrovers über Politik, Wirtschaft, Geld und Kunst. Einen auf drei Runden angesetzten »Boxkampf für direkte Demokratie« gewann der Professor an der Kunstakademie Düsseldorf gegen einen seiner rebellierenden Schüler knapp nach Punkten. Zur »documenta 7«, zehn Jahre später, zeigte Beuys, was er unter einer sozialen Plastik versteht: »7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung«. Die zur »documenta 8« abgeschlossene Baumpflanzaktion wurde zur meistdiskutierten und nachhaltigsten Kunst-Installation und Kunst-Intervention. Das alles, die Visionen des Künstlers und die Kontroversen mit dem Kunstbetrieb und der Gesellschaft, sind in diesem Film nach- und mitzuerleben. Ohne belehrende und es im Nachhinein besser wissende Kommentare, ohne kunstgeschicht-lichen Einordnungen und Bewertungen, sondern einzig und allein durch die Kraft, die Ausstrahlung, die Magie dieser Person. Es ist eine faszinierend materialreiche, aber durch die Auswahl und die Montage der Bild- und Tondokumente quicklebendige, die Assozia-tionen befördernde Collage. Beuys scheint direkt zu uns zu sprechen und uns aktivieren zu wollen, weit über die Kunst hinaus. »Es ist eigentlich eine gemeinsame Arbeit«, hören wir ihn am Schluss.
Ein großartiges Künstler- und Zeitporträt: Die Gesellschaft braucht einen »Beuys«!

Fotos: Piffl Medien

Themen

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Fächer

Deutsch   |  Geschichte   |  Kunst   |  Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde   |  Philosophie   |  Politische Bildung

»›Beuys‹ ist extrem unterhaltsam. Ein intensiver Blick in die alte Bundesrepublik. Wenn man etwas kritisieren wollte, dann dies: Veiel interessiert sich ausschließlich für den homo politicus, die eigentliche Kunst kommt zu kurz, und die Frage, wie Joseph Beuys mit dem, was er machte, Anfang der 80er-Jahre vor Andy Warhol zum teuersten Künstler des internationalen Kunstmarkts aufsteigen konnte, wird nicht beantwortet. Geschenkt. ›Beuys‹ ist der mit Abstand kurzweiligste Dokumentarfilm der letzten Jahre.« 
Barbara Möller, Die Welt, Berlin

»›Beuys‹ ist ein beachtlicher, vielschichtiger Film, der sich ebenso deutlich wie auch positiv von anderen Künstler-Porträts und Dokumentarfilmen abhebt. Das liegt zum einen an der kunstvollen visuellen Gestaltung und der ganz außergewöhnlichen Montage der unzähligen Einzelszenen, Interview-Schnipsel und Ton-Dokumente.« Björn Schneider, programmkino.de, Osnabrück

»›Beuys‹ trägt natürlich die Ambivalenz jedes Dokumentarfilms in sich, seinem Objekt so nahe wie möglich kommen zu müssen und ihm damit manchmal auch zu nahe zu kommen. Er ist aber nicht distanzlos, keine Hagiographie oder hemmungslose Beuys-Hommage. Dazu ist das Material selbst als historisches erkennbar, kenntlich gemacht und auch zu kunstvoll verarbeitet. Vor allem aber ist ›Beuys‹ anti-museal, Andres Veiel holt den Künstler heraus aus den klinischen Räumen der Museen in eine schmutzigere, widersprüchlichere Wirklichkeit und das macht ihn sehenswert, was immer man sonst von Beuys halten mag.«
Fritz Wolf, das medienbüro, Düsseldorf

»Wie kompromisslos, streitbar und beherzt Beuys seine ›erweiterte Kunst‹ verfocht, vermittelt nun Veiels Film wirkungsvoll in dokumentarischen Bildern. Fotos, Videos, Briefe, TV-Diskussionen und Interviews hob der deutsche Regisseur aus dem Archiv. Zwischenzeitlich hört man Ausschnitte aus neu gedrehten Interviews mit Zeitgenossen. Präsentiert werden die Bilder im Zuge von Kamerafahrten über Kontaktabzugbögen oder als ›Bilder im Bild‹" – ein wenig so, als ob sich jemand ganz assoziativ durch ein Archiv klickte, um immer wieder auszuruhen, wirken zu lassen.« 

Roman Gerold, Der Standard, Wien

»In Andres Veieles Annäherung an ›Beuys‹ wird durchaus auch ein Verlust spürbar: Die charismatische ästhetische Einmischung, die Joseph Beuys (1921–1986) im gesellschaftlichen Diskurs beanspruchte, erscheint heute kaum mehr möglich. Der Respekt, den Veiel dem deutschen Künstler hier zollt, ist nicht zu übersehen. Und Beuys' Idee, die Gestaltung der Gesellschaft nicht einfach an eine politische Kaste zu delegieren, sondern den Bürgersinn mehr zum Tragen kommen zu lassen, ist eine der zentralen Botschaften, die Veiel hier als ein Erbe des Künstlers hochhält.«
Claudia Schwartz, Neue Zürcher Zeitung

»Veiel zeigt Leben und Treiben des Joseph Beuys ohne Kommentar, aber mit spürbarer Sympathie. Durch seine virtuose Montage evoziert er zeitgenössische Stimmungen, transportiert sie gleichzeitig in die Gegenwart und macht sie sinnlich erfahrbar. Wie dieser Beuys, der so herzhaft lachen kann, die einen ansteckt und die anderen provoziert! […] Und dieser rastlose Beuys hat sich für seine Kunst buchstäblich abgearbeitet und aufgezehrt. Es sei die Pflicht des Künstlers, so hat er erklärt, seine Energien restlos einzusetzen und sich zu verausgaben. Beuys hat seine Kunst gelebt, mehr noch: Er war in gewissem Sinne seine Kunst. Und um sie lebendig zu erleben, sollte man lieber ins Kino gehen als ins Museum.« Rupert Koppold, KONTEXT:Wochenzeitung, Stuttgart

»Bewusst setzt Veiel in seiner Wiederbegegnung mit Beuys Leerstellen und Auslassungen – auch um der enigmatischen und zurückgezogenen Seite des Künstlers gerecht zu werden. Seine Auseinandersetzung mit dem Archiv des Hamburger Bahnhofs in Berlin, in Unterstützung durch die Witwe Eva Beuys, ermöglicht dem Zuschauer gerade im Reflexionsraum Kino, auf faszinierende Weise selbst Teil dieser Begegnung zu werden.« 
Silvia Bahl, filmkunstkinos.de, Düsseldorf

»Stark wird der Film immer dann, wenn Beuys' künstlerische Theorien thematisiert werden. Sein mit einer Picasso-Paraphrase garnierter Spott, er schaffe keine Kunst um damit etwas zu ›dekorieren‹ traf den Zeitgeist. Beuys schwebte anderes vor – er wollte die Kunst ideologisch zurüsten, sie sollte einem politisch-gesellschaftlichen Ziel dienen: der Überwindung ›des Systems‹. Hierfür musste er in Kauf nehmen, dass er selber zum ›Star‹ des Kunstbetriebs wurde (noch vor Warhol, wie es einmal in einer kurzen Sequenz heißt).« Lothar Struck, Glanz&Elend – Magazin für Literatur und Zeitkritik, Frankfurt/Main

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