»Ein Abenteuer erleben, mal die Welt sehen!« Verständlicher Wunsch für einen Mann Mitte 20, aufzubrechen aus dem kleinen Küstenkaff ins große Hamburg. Das Problem: Im Schlepptau hat Ben seinen Bruder Barnabas, »Simpel« genannt. Der ist zwar fast gleichaltrig, geistig indes auf Kleinkind-Niveau. Schon immer hat sich Ben selbstlos um den Jüngeren gekümmert, sie sind ein Herz und eine Seele. Nun aber, nach dem Tod der Mutter, muss Simpel ins Heim. Um das zu verhindern, ›entführt‹ Ben den Bruder nach Hamburg. Hier soll ihr Vater leben, der vor ewigen Zeiten die Familie verließ. Ben erhofft sich Unterstützung von ihm in Sachen Sorgerecht. Der brüderliche Großstadt-Trip ist freilich alles andere als einfach. Sie begegnen Menschen, die ihnen weiterhelfen, aber Simpel bleibt, was er ist: Ohne ständige Obhut schrammt er hart an Katastrophen vorbei. Am Ende jedoch nimmt er dem Bruder eine wichtige Entscheidung ab.
Sehr, sehr komisch, mit viel Verstand und großem Herz!
Fotos: Universum Film, München
Das Buch zum Film
Marie-Aude Murail. Simpel. Aus dem Französischen von Tobias Scheffel. Ab 12 Jahren. S. Fischer Verlag/Fischer Kinder- und Jugendbuch Verlag GmbH Frankfurt/Main.
Hardcover. 11 Euro – ISBN: 978-3-596-51257-7
Taschenbuch 8,99 Euro – ISBN: 978-3-596-80649-2
»Markus Goller hat den gleichnamigen Jugendroman der Französin Marie-Aude Murail als bewegende Tragikomödie inszeniert, die alle Fragen von Verantwortung, Pflichtgefühl, Familie und Freundschaft aufgreift […] Das alles kommt natürlich nicht ohne eine gewisse Behindertenromantik und das eine oder andere Klischee aus. Simpels liebenswerte Kindlichkeit entwaffnet und führt zu urkomischen und rührenden Situationen […] Ein Film, der viele menschliche Gefühle anspricht und daher berührt.«
Britta Schmeis, epd film, Frankfurt/Main
»Aus der enormen emotionalen (und auch körperlichen) Belastung für Simpels Umfeld macht Markus Goller nie einen Hehl. Im Gegenteil: Auch Bens Stress und die Momente am Rande der Verzweiflung bekommen hier ausreichend Raum – wenn Simpel selbst beim fünften Versuch nicht versteht, was sein Bruder von ihm möchte, dann darf Frederick Lau einen veritablen Wutanfall zeigen. Aber Schuldzuweisungen gibt es hier nicht. Das Ganze wird vielmehr gerade dadurch besonders berührend, dass beide alles in ihren Kräften Stehende versuchen, um dem anderen das Leben nicht allzu schwer zu machen. Selbst der Vater, der die Familie einst überfordert verlassen hat, wird hier nicht etwa zum herzlosen Ignoranten stilisiert, sondern mit seinen komplexen Gefühlen ernstgenommen.« Antje Wessels, filmstarts.de, Berlin
»Obwohl man über geistige Behinderungen nicht lachen kann und nicht lachen sollte, schafft es Markus Goller dennoch, beinahe jede Situation richtig zu nutzen. Der Humor ist unterschwellig und dennoch präsent, während natürlich alles auf das Zusammenspiel beider Brüder ausgerichtet ist. Das Spannende dabei ist die Figurenzeichnung, die zwar nicht sonderlich originell ist, dennoch aber zu unterhalten versteht. Auf der einen Seite steht Simpel, der mit seinem kindlichen Gemüt die Welt aus ganz anderen Augen sieht und immer Neues entdecken kann, auf der anderen Ben, der sich Zeit seines Lebens um Simpel gekümmert hat und dabei völlig vergisst, selber einem normalen Leben nachzugehen.«
Ronny Dombrowski, cinetastic.de, Hamburg
»›Ben und Simpel. Simpel und Ben‹, wie sich die Brüder das gegenseitige Vertrauen aussprechen. Die Zuneigung spürt man in jeder Pore des Films, der mit seinen humorvollen Ansätzen und herzergreifenden Momenten die Gefühlsgipfel gleich mehrmals erklimmt und bewältigt. Gerade Frederick Lau geht in seiner Rolle auf, macht sie zu seiner eigenen und setzt noch einen oben drauf. Der Berliner stellt wieder einmal sein schier unerschöpfliches Potential zur Schau, wie man es auf diese Art und Weise noch nicht erleben durfte.«
Thorleiv Nicolai Klein, film-rezensionen.de, Falkensee
»Inszeniert ist das Roadmovie von Markus Goller, der schon mit ›Frau Ella‹ und ›Friendship‹ erfolgreiche Kinofilme schuf. Immer wieder findet er die Balance zwischen Witz und Rührung. Vor allem schafft er es, das Behindertsein ernst zu nehmen und dennoch Spaß an den verrückten Situationen zu haben. Witzig und warmherzig – selten hat die Kombination so gut gestimmt und entsprechend der Geschichte auch gepasst. Mit ein bisschen Glück könnte hier ein Sleeper entstehen, der sich durch Mundpropaganda zu einem veritablen Kinohit entwickelt. Verdient hätte es der Film – der liebevollste der Saison ist er auf alle Fälle.«
Hermann Thieken, programmkino.de, Osnabrück