»Wenn du die Wahl hast, ob du recht behalten oder freundlich sein sollst, dann entscheide dich für die Freundlichkeit.« Das ist die September-Maxime von Mr. Browne, die er an die Tafel schreibt und mit seinen Schülerinnen und Schülern bespricht. Auggie Pullman ist neu in dieser 5. Klasse, zum ersten Mal überhaupt in einer Schule. Bisher wurde der Zehnjährige von seiner Mutter daheim unterrichtet. Nun aber, glauben die Eltern, sei es an der Zeit, ihren Sohn mit Gleichaltrigen zu konfrontieren. Das Problem für ihn selbst und die anderen um ihn herum: Wie sich behaupten, wie sich verhalten, wenn einer ganz augenscheinlich nicht der »Norm« entspricht? Auggies Gesicht ist – aufgrund eines Gendefekts und nach 27 Operationen – deformiert. Um quälenden Blicken und blöden Sprüchen zu entgehen, würde er sich – als Star-Wars-Fan, am liebsten seinen Astronautenhelm über den Kopf stülpen. Doch jetzt, in der Klasse, muss der begabte und witzige Auggie sich erstmals öffentlich behaupten. Das geht nur, wenn er nicht aufgibt, wenn er Freunde und Hilfe findet: von Mitschülern, Lehrern, den Eltern und der Schwester. Alle müssen ihre Blickwinkel und Sichtweisen ändern, ehe es am Ende einen Riesen-Beifall geben kann.
Ein Film großer Gefühle, mit befreiendem Humor und aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Kein Film für einfaches Mitleid, sondern einer für vielfaches Miteinander.
Fotos: StudioCanal, Berlin
Das Buch zum Film
Raquel J. Palacio. Wunder
Aus dem Englischen von André Mumot
Festeinband, 384 Seiten, 16,90 €
ISBN-13 978-3-446-24175-6
Carl Hanser Verlag, München
Deutscher Jugendliteraturpreis 2014: Preis der Jugendjury
Taschenbuch Reihe Hanser 11. Auflage 2018: 448 Seiten, 9,95 €
ISBN-13 978-3-423-62589-0
dtv Verlagsgesellschaft, München
»Der Bestseller ›Wunder‹ von Raquel J. Palacio bildet die Vorlage für den Film, der natürlich stark an Gefühle appelliert, der aber im Detail eine Menge Intelligenz zeigt und den Fallen der allzu unmittelbaren Sentimentalität geschickt ausweicht. Die vielleicht wichtigste Idee besteht darin, dass Auggie … zwar im Mittelpunkt steht, dass wir aber immer wieder auf die Perspektive anderer Figuren verwiesen werden. Die Pullmans sind eben nur eine von vielen Familien in ›Wunder‹. Jedes Kind bringt eine Geschichte in die Schule mit, und so setzt sich allmählich ein Mosaik von Deformationen zusammen, von denen die von Auggie nur eine besonders sichtbare (und noch dazu eine rein biologisch verursachte) ist.«
Bert Rebhandl, Frankfurter Allgemeine Zeitung
» ... ein sprudelnder Quell mitunter recht unbequemer Fragen, die sich um Eigen- und Fremdwahrnehmung, Selbstbewusstsein und Selbstliebe, gesunden Egoismus, falsch verstandenen Altruismus, Vernachlässigung und Überfürsorge drehen. Im Gewand eines zwar unverhohlen sentimentalen, dabei aber nicht verlogenen US-amerikanischen Mainstream-Films.«
Alexandra Seitz, epd film, Frankfurt/Main
»Die Atmosphäre von Normalität, die die Eltern und die Schwester, die Lehrer und später auch diverse Schulkameraden um Auggie aufbauen, geht an die Grenze zum Pathetischen, aber nach einer halben Stunde verschieben Roman und Film die Perspektive, plötzlich rückt Auggies Schwester Via in den Mittelpunkt ... Via ist ebenfalls einsam, weil die Aufmerksamkeit in der Familie sich immer auf Auggie richtet. Julia Roberts bewältigt den Übergang ins Mutter-Repertoire mit der gleichen Selbstverständlichkeit und Eleganz, mit der das im klassischen Hollywood Joan Bennett oder Myrna Loy gelang.« Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung, München
»Bei allem kalkuliertem Herzschmerz dieses Heulers der Superlative, bleibt dennoch auch so etwas wie eine konstruktive Wirklichkeit zurück, die das Thema Mobbing dann doch bereichert, zeigt ›Wunder‹ doch sehr explizit, dass es nicht allein daran getan ist, Mobbing zu verurteilen, sondern dass es möglich ist, den Blick von Tätern und Opfern gleichermaßen zu verändern, dass es dann und wann wirklich eine Chance gibt, das ›Andere‹, also das ›Fremde‹ zur ›Heimat‹ zu machen.« Axel Timo Purr, artechock.de, München
»Es gibt Filme, da heult man und ärgert sich zugleich darüber, weil man merkt, wie die ganze Klaviatur auf die Tränendrüsen drückt. Und es gibt Filme, da heult man und lässt es einfach rinnen. ›Wunder‹ gehört eindeutig zur zweiten Kategorie. Schämen muss man sich nicht dafür, im Kinodunkel sieht's eh keiner. Und was kann schlecht sein an einem Film, der anrührend für die Integration von Andersartigen wirbt?« Peter Zander, Berliner Morgenpost
»Zu einem modernen Märchen mit Happy End wird die Verfilmung schließlich durch die Figur des weisen Schulleiters Mister Pomann und die Inszenierung seiner hervorragend ausgestatteten, privaten Beecher Prep – einer Insel großer Bildungsideale und eines gelebten Humanismus. Das ist interessant, fragt man sich, wie es jemand wie Auggie Pullman in einer x-beliebigen Berliner Grundschule ergangen wäre.« Eva-Cristina Meier, taz, Berlin
»Wäre ›Wunder‹ nur die Geschichte eines Menschen, der Außenseiter ist, wäre er wohl nur rührselig und sentimental. Das ist er zwar auch, dank seines Blicks auf das soziale Umfeld dieses Außenseiters ist er jedoch weit mehr.« Michael Meyns, programmkino.de, Osnabrück
»Die Botschaft des Films: Es ist ein langer Weg und ein harter Kampf, bis man akzeptiert und angenommen wird. Aber es lohnt, den Weg zu beschreiten.« Björn Schneider, spielfilm.de, Nierstein