»Ich brauchte jemanden, der die richtigen Fragen stellt.« Deshalb ist der 24-jährige Web-Programmierer Caleb von seinem Big Boss auserwählt worden, eine Woche gemeinsam mit ihm zu verbringen. Nathan ist der CEO von Blue Book, der potentesten Suchmaschine der Welt. In seinem paradiesisch anmutenden Refugium fernab der Zivilisation plant er das nächste disruptive Ding zum Fortschritt der Zivilisation: Er ist dabei, Maschinen zu konstruieren, die ein Bewusstsein haben – und Caleb genau der Richtige, um das im Turing-Test herauszufinden. Ist die ambivalent-attraktive AVA mehr als nur eine Maschine, ist sie ausgestattet mit Fähigkeiten zur Selbstwahrnehmung, Fantasie, Sexualität, Manipulation, Empathie? Fühlt sich AVA gefangen in ihrem Konstrukt oder fühlt sie gar nichts und gibt nur implantierten Text von sich? Caleb gerät zwischen die Fronten von Nathans Allmachtsfantasien und AVAs Mysterien, das Experiment mit der künstlichen Intelligenz entwickelt sich nicht im Sinne seines Erfinders.
Intellektuell durchaus eine Herausforderung, ästhetisch brillant:
der Zukunft entgegen!
Fotos: Universal Pictures International Germany GmbH, Frankfurt/Main
»›Ex Machina‹ ist Science Fiction, wie man sie im Kino selten sieht. Abseits von Explosionen, Bombast und Spektakel wird hier eine kleine, intime Geschichte erzählt, die vor allem den Intellekt des Zuschauers anspricht. Die Erzählweise ist betont langsam, die Geschichte mit all ihren Implikationen, aber auch ihren Fragen, fächert sich jedoch von Minute zu Minute weiter auf. Eine definitive Antwort lässt der Film offen […] Auch ein wichtiger Film, denn das Erwachen einer KI, so Nathan, ist nicht die Frage des Obs, sondern nur noch des Wanns.« Peter Osteried, gamona, Berlin
»›Ex Machina‹ ist ein kluger Film über künstliche Intelligenz, der erste kluge Film über dieses Thema seit Langem. In seiner ersten Regiearbeit vermeidet es der britische Autor Alex Garland, die Thematik zu vereinfachen. Er fürchtet sich nicht vor ihrer Komplexität und versucht gar nicht erst, Antworten zu finden, sondern stellt Fragen und eröffnet Denkräume.«
Simon Kyprianou, filmforum-bremen.de
»Der Mensch ist auch nur eine Maschine, und die Maschine vielleicht der freiere Mensch. Diesen Topos aktualisiert Garland mit Verweis auf die aktuellen Debatten um Überwachung, Privatsphäre und Datensammelei. […] ›Ex Machina‹ ist vielleicht im Kern utopisch.«
Till Kadritzke, critic.de, Berlin
»›Automata‹ und ›Ex Machina‹ … spielen noch einmal die Wirksamkeit der Asimov'schen Gesetze der Robotik durch und erkennen, dass der Sprung der künstlichen Intelligenz zum Bewusstsein und damit zum Verlangen nach Selbstbestimmung unabwendbar ist. Mensch und Maschine werden miteinander verschmelzen, so oder so. Am Körper, in der Geschichte, in der Gesellschaft, bei der Arbeit, im Sex. Aber zur gleichen Zeit fallen Mensch und Maschine auch immer wieder heftig auseinander. Sie führen Kriege miteinander, sie betrügen sich und die mechanische Hand wird gegen den menschlichen Körper rebellieren.«
Georg Seeßlen, Die Zeit, Hamburg
»Was, wenn wir im Machbarkeitswahn den Kürzeren ziehen? […] Alpha-Mann Nathan versucht, diese quälenden Fragen in Alkohol zu ertränken. Caleb hingegen, von zwei Seiten manipuliert, verliert sich in einer Identitätskrise: Wie kann er Gefühle und Lust für ein Maschinenwesen empfinden? Noch ahnt er nicht, dass Nathan Ava nach Vorgaben aus Calebs Internetpornovorlieben gestaltet hat, um ihn verführbarer zu machen: ›Wozu hat man die größte Suchmaschine der Welt?‹, fragt er ihn spöttisch. Zumindest im Film bleiben Größenwahn und Datenmissbrauch nicht ungesühnt. Vor den Allmachtsfantasien der realen Internetgötter warnt Alex Garland mit seinem klugen und stilvollen Hybrid aus Psychodrama und Gruselschocker.« Andreas Borcholte, Der Spiegel, Hamburg
»Gut gehen kann das nicht, wie man schnell begreift. Und doch ist es schlichtweg erstaunlich, auf welche Art und Weise der Film seine Spannungen im wendungsreichen Schlussdrittel eskalieren lässt. Einem Finale, das die Gefahren der digitalen Vernetzung zur Sprache bringt und die Hybris des Menschen schonungslos seziert. Verraten sei an dieser Stelle nur, dass Garland der Spagat zwischen Überraschung, Schaudern und tiefem Mitgefühl nahezu perfekt gelingt. Die Krönung eines auch visuell famosen Regiedebüts!«
Christopher Diekhaus, artechock.de, München
»Das Konzept des Turing-Test ist Alex Garland wohl vertraut. Er baut seinen Film um die einzelnen Versuchssessions herum auf, was zunächst fast ein wenig spröde wirkt. Doch die Handlung zieht den Zuschauer immer mehr in ihren Bann: Er wird selbst zum Teilnehmer am Turing-Test – mit einer Maschine, die so sexy ist, dass kein Computer mithalten kann. Das funktioniert dank guter Darsteller hervorragend. Mit ihnen wird ›Ex Machina‹ zu einem überzeugenden Psychodrama, das sich am Ende in einen Thriller verwandelt. Die ruhige Dramaturgie wird visuell durch stilvolle Zurückhaltung in der Ausstattung unterstrichen. Das nüchtern moderne Design der Villa steht in starkem Kontrast zur wilden Natur, die sie umgibt. Darin spiegelt sich visuell die zentrale Auseinandersetzung zwischen organischem Leben und künstlicher Technik.«
Gregor Torinus, kunst+film, Kassel/Berlin
»Am Ende entlässt er uns mit einem komischen Gefühl: Wer sagt eigentlich, dass der Maschinenmensch aus einer Maschine hervorgehtß Warum geht er nicht aus dem Menschen hervor? Als wir Caleb in der ersten Einstellung des Films kennenlernen, sitzt er an seinem Arbeitsplatz – ein Großraumbüro mit vielen Glaswänden. Caleb sitzt vor seinem Rechner, kommuniziert stumm via E-Mail und SMS und ist umgeben von anderen Menschen vor Computern, die unter höchster Effizient umsetzen, was ihr Chef, Nathan, der Maschinenkonstrukteur, ihnen aufgibt zu tun. Ist nicht eigentlich Ava mit ihrem Freiheitsdrang und Überlebenswillen schon viel mehr Mensch, als die effizienten Kommunikatoren aus dem Glasbüro?« Christoph Hartung, christophhartung.de, Mainz
»›Ex Machina‹ ist aber auch ganz und gar der Film einer Schauspielerin: Die Schwedin Alicia Vikander stiehlt den beiden männlichen Darstellern komplett die Schau – nicht weil sie hübsch ist, weil auch ihr metallen glänzender Körper Eleganz, Perfektion und Schönheit repräsentiert, sondern weil sie glaubwürdig die Künstlichkeit und das ›fast-Menschliche‹ ihrer Figur verkörpert. Überaus überzeugend in seinem dramatischen Konflikt, wie seiner Machart, ist ›Ex Machina‹ ein spannendes Stück spekulativer, philosophischer Science Fiction.« Rüdiger Suchsland, artechock.de, München
»Ava kann flirten, wie die gefährlichsten Lolitas in französischen Filmen. Was in diesem klaustrophobischen Kammerspiel schließlich beide Männer in den Irrsinn treibt. Den Erfinder, weil er von seiner eigenen Kreation so begeistert ist, dass er sich bereitwillig von ihr blenden lässt. Und den schüchternen Probanden, weil er tatsächlich zu glauben beginnt, hier seine Traumfrau gefunden zu haben die aber nur das künstliche Destillat seines digitalen Lebens ist. Eine hübsch verkleidete Schöpfung aus Suchanfragen, E-Mails und Handydaten. Zudem hat sie, was die offensichtlichen Roboter in der Filmgeschichte lange nicht hatten: Sex-Appeal und Sexualität.« David Steinitz, Süddeutsche Zeitung, München
»Ich glaube nicht, dass die Figurenkonstellation auch andersherum, mit zwei Forscherinnen und einem männlichen Roboter, funktionieren würde, weil das Bild des Schöpfers noch immer männlich konnotiert ist, weil das sehende Auge noch immer der Mann, das angeschaute Objekt in der Regel noch immer die Frau ist. Es sind diese patriarchalen Strukturen, die ›Ex Machina‹ uns im Gewand eines Science Fiction Szenarios sehr deutlich vor Augen führt […] Im Kern ist ›Ex Machina‹ deshalb eine ziemlich clevere Rape Revenge Fiction, der ich hiermit mein Prädikat ›emanzipatorisch wertvoll‹ verleihe.« Sophie Charlotte Rieger, Filmlöwin – Das feministische Filmmagazin, filmloewin.de, Berlin
»›Ex Machina‹ belongs to Ava, whose depths of meaning enrich the movie and then engulf it. Ava has antecedents in ›Pygmalion‹, ›Metropolis‹ and elsewhere. Yet even as she transcends the human-machine divide, she defies categorization because of the radical autonomy she shares with the weird sisters inhabited by Scarlett Johansson in ›Her‹, ›Under the Skin‹ and ›Lucy‹, and Tatiana Maslany’s clones in the TV show ›Orphan Black‹. These are the new heroines: totally hot, bracingly cold, powerfully sovereign — and posthuman.« Manohla Dargis, The New York Times
»Nothing so new here, of course: back in 1920 Karel Čapek examined the possibility of hyper-intelligent machines rising up against their makers in his play R.U.R (which gave us the word ›robot‹), and some 60 years ago the SF writer Fredric Brown wrote his 250-word tour de force ›Answer‹, in which the ultimate supercomputer, a ›cybernetics machine that would combine all the knowledge of all the galaxies‹, is ceremonially switched on and asked: ›Is there a God?‹ From a clear blue sky a bolt of lightning strikes down the machine’s maker and fuses the switch at ›ON‹ as the answer comes: ›Yes, now there is a God‹.«
Philip Kemp, Sight&Sound, British Film Institute, London