»Das hier ist Afrika. Das ist Sodom. Hier musst du ein Löwe sein!« Americo handelt mit Schrott. Er mag den Dollar und das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, dem er seinen Vornamen verdankt. Er zerlegt in Europa entsorgte Elektrogeräte, holt Aluminium, Kupfer und Zink heraus. Die Europäer sollten noch viel mehr hierherschicken, wünscht er sich, das wäre gut fürs Geschäft. Am Rande von Ghanas Hauptstadt Accra erstreckt sich eine der größten Müllhalden der Welt. Früher ein Sumpfland vor dem Atlantik, heute ein ausgetrocknetes, von Rauchschwaden verpestetes, vergiftetes Gebiet ohne jegliches Grün. 6.000 Menschen haben hier ihr Zuhause: Männer, Frauen und Kinder, in hierarchischer Arbeits- und Verdienstordnung. Eine apokalyptisches Areal und dennoch ein Ort des Lebens für seine Bewohner. Wir sehen sie singen und tanzen, hören von ihren Hoffnungen und Träumen, was sie denken und fühlen von Gott und dieser Welt.
Ein Film, der auf die Kraft der Bilder und die Aura individueller Schicksale setzt.
Fotos: Camino Filmverleih, Stuttgart
»Dies ist kein hysterisch aufgeheizter, sondern ein kühl und ruhig beobachtender Dokumentarfilm. Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen über die Übel unserer Welt setzen die Macher nicht auf einfache Appelle, die radikal Umkehr fordern. Die Filmemacher gewinnen diesem höllischen Ort viele Seiten und Facetten ab – es gibt in Sodom sogar eine Radiostation, und eine Rap-Gruppe, die Sodom besingt: ›Welcome to Sodom …‹ Dies schafft aber keine falschen Idyllen, es verklärt oder beschwichtigt nicht. Es zeigt nur dass es auch hier, im schwarzen Herz der Hölle, Leben und Menschlichkeit gibt.«
Rüdiger Suchsland, SWR2 kultur, Stuttgart
»›Welcome to Sodom‹ hält uns die toxische Seite unserer kapitalistischen Luxus- und Wegwerfgesellschaft vor Augen […] Auf der Müllhalde in Agbogbloshie endet die digitale Revolution. Hier werden höchstwahrscheinlich auch die Tablets und Laptops landen, die wir erst morgen kaufen. ›Welcome to Sodom‹ lädt ein in einen Mikrokosmos, der das Verhältnis der westlichen Industriestaaten zum globalen Süden spiegelt. Es ist ein Film, der zum Nachdenken über unser eigenes Verhalten und die Folgen der Globalisierung anregt - drastisch, schockierend und einfühlsam.«
Joachim Gaertner, ARD/Das Erste, titel, thesen, temperamente
»Der Film ist eindringlich, ohne belehrend zu sein. Von einer Reportage könnte er nicht weiter entfernt sein, und auch nicht von einem paternalistischen Blick weißer Westler auf afrikanische Missstände. Die Regisseure beschränken sich darauf, die Kamera langsam über dieses Albtraumszenario aus Feuer, Hitze und Gift gleiten zu lassen, um einen Ort zu enthüllen, der ebenso real wie surreal ist. Als würde die Kamera selbst einen ungläubigen, schockierten Blick auf ihr eigenes Nachleben werfen. Auch sie könnte einmal hier landen, wenn sie nicht mehr gebraucht wird.«
Philipp Stadelmaier, Süddeutsche Zeitung, München
»›Welcome to Sodom‹ ist auch deshalb ein so mutiger und unbedingt sehenswerter Film, da er der Lebenswelt und den Menschen, die er porträtiert, mit großer Wertschätzung begegnet. Und mit ungeheurem Respekt. Es wäre ein Leichtes gewesen, den Film als Anklage gegen das Fehlverhalten der Westeuropäer und der modernen Welt anzulegen bzw. aufzubereiten. Also mit erhobenem Zeigefinger auf jene Wegwerf- und Überflussgesellschaft zu deuten, ohne die es lebensbedrohliche Orte wie Agbogbloshie nicht geben würde. Doch die Filmemacher Kröner und Weigensamer schwingen eben nicht die moralische Keule, sondern zeigen recht nüchtern den Alltag der dort lebenden Männer, Frauen, Kinder und Greise. Und sie tun dies auf sachliche, zurückgenommene Art.«
Björn Schneider, filme-welt.com, Karlsruhe
»›Welcome to Sodom‹ ist ein behutsamer, zurückhaltender Film. Eine gewisse Faszination für die düstere Realität des Slum-Lebens ist ihm insbesondere in der von ambientem Dröhnen geprägten Tonspur zwar nicht abzusprechen, doch auf spät-koloniale Exotismen und andere Übergriffigkeiten verzichtet der Film zum Glück: ›Welcome to Sodom‹ beobachtet, ohne preiszugeben, schildert eine Lebensrealität, ohne sie für die eigene Agenda (›Nieder mit …!‹, ›Spendet für …!‹) in den Dienst zu nehmen, verzichtet auf paternalistische Voice-Over und führt das karge Dasein der Slum-Bewohner auch nicht den Erwärmungsbedürfnissen eines westlich-bürgerlichen Publikums zu, das mit dem Ziel ins Kino geht, sich seine eigenen guten Ansichten bestätigen zu lassen.«
Thomas Groh, kino-zeit.de, Mannheim