»Wo willst du liegen? Nicht neben Opa! Diesen Premiumplatz gibt‘s nicht für jemanden, der sich mit einer Überdosis umgebracht hat.« Absolut aufgebracht ist sie mit dem Sohn zum Friedhof gefahren, schreit ihm Wut und Verzweiflung ins Gesicht. Drastischer kann Holly ihm nicht aufzeigen, wo sie ihn bald sieht, wenn er weitermacht wie bisher. Sie glaubt sich am Ende ihrer Kraft – und ahnt nicht, wie schlimm es noch kommen wird. Dabei schien der Tag doch so gut zu beginnen: Welche Mutter wäre nicht glücklich, wenn sie die Familie an Weihnachten komplett beisammen wüsste? Ben ist überraschend zurück: auf Empfehlung des Betreuers, beurlaubt von der Therapie. 77 Tage clean, so lange wie noch nie, er scheint endlich auf dem richtigen Weg. Holly versucht die Zweifel der anderen aus der Familie, Schwester und Stiefvater, wegzuwischen: Bens Augen strahlen doch wieder! Zugleich räumt sie die Medikamente aus dem Bad und versteckt ihren Schmuck. Süchtigen darf man nie trauen, sagt Ben und liefert dafür die Beweise. Seine Junkie-Vergangenheit überrollt ihn mit voller Wucht, zu viele, die noch eine Rechnung mit ihm offen haben. Erschreckend sind die Abgründe, die sich Holly in dieser gar nicht heiligen Nacht bei der Rettung ihres Sohnes offenbaren. Mutter- und Nächstenliebe stoßen an ihre Grenzen, aber Holly kämpft bis zum letzten – und holt Ben zurück.
Abschreckend gut, um gar nicht damit anzufangen: keine Macht den Drogen!
Fotos: Tobis Filmverleih, Berlin
»Ein Familiendrama, das sich zu einem veritablen Thriller ausweitet. Ohne sein Thema je zu verraten oder aus den Augen zu verlieren. Ein erschütternder Blick auf die dunkle Seite der USA, der weh tut, aber nötig ist.«
Peter Zander, Berliner Morgenpost
»In ›Ben is Back‹ packt der Regisseur und Drehbuchautor Peter Hedges die gestaute Wut über unhaltbare Zustände in ein intensives Kinodrama. Drahtig und direkt wirkt dieser Film, ohne formalistische Spielereien und Überhöhungen. Hedges bereitet so seinen beiden grandiosen Hauptdarstellern die Bühne.«
Oliver Kaever, Spiegel online, Hamburg
»Im kompakten 24-Stunden-Erzählformat zeigt ›Ben is Back‹, welch enormes Zerstörungspotenzial Drogenmissbrauch auf die Familienstruktur und die Beziehung zwischen einer Mutter und ihrem Kind hat. Regisseur Hedges holt das Thema raus aus dem stigmatisierten Gossenmilieu, er verzichtet auch auf die Stereotypen des Genrekinos und verpflanzt es ins mittelständische Vorstadtamerika, wo der jugendliche Drogenkonsum längst genauso zum Alltag gehört.«
Martin Schwickert, Der Tagesspiegel, Berlin
»Dabei wirkt der Film nie übertrieben, Julia Roberts als Charakter nie flach oder einseitig. Großartig und mit kleinsten Regungen im Spiel verkörpert sie die Figur der vierfachen Mutter, die zur Folie wird für alle Eltern-Kind-Geschichten: Was alles passieren kann, welche Furcht die Verantwortung mit sich bringt, dass man die Verantwortung aber auch in keiner noch so erschöpften, resignierten oder frustrierten Situation abstreifen und sein Kind einfach machen lassen kann.«
Verena Schmöller, kino-zeit.de, Mannheim
»Das 24-Stunden-Zeitfenster, in dem die Handlung spielt, ist dramaturgisch so geschickt gewählt wie der beschränkte Schauplatz einer mittelgroßen, austauschbar zersiedelten Stadt: Beides wirft die Protagonisten auf sich selbst zurück – und lenkt den Blick des Publikums auf die zentralen Fragen ihrer Beziehung. Mit Drugstore, Pfandhaus, Diner und Kirche wird eine prototypische US-Suburbia-Siedlung skizziert, was dem Film spürbar politische Dimensionen verleiht. Dass hier Schmerzmittel verschrieben werden wie andernorts Hustenbonbons, die Regierung die Abhängigen dann aber weitgehend sich selbst überlässt, wirft ein bezeichnendes Licht auf die Drogenepidemie, die das Land auslaugt.«
Katharina Zeckau, film-dienst, Bonn
»Am besten ist ›Ben is Back‹, wenn er zeigt, wie schwierig es ist, einen Süchtigen zu lieben – und um wie viel schwieriger noch für einen Süchtigen, sich selbst zu lieben […] Julia Roberts ist ein herzzerreißendes Bild mütterlicher Hingabe. Sie lächelt immer noch ihr berühmtes Lächeln, aber hier spürt man die wilde Verzweiflung dahinter. Wenn irgendjemand Ben retten kann, dann ist es wohl diese Mutter. Aber es ist zu keinem Zeitpunkt sicher, dass sie das tatsächlich kann.«
Marietta Steinhart, Die Zeit, Hamburg
»Holly's Elternkrise ist zugleich eine soziale Krise. Sie mag zu sehr in ihr eigenes Leid verstrickt, der Film zu sehr in ihre Gefühle vertieft sein, um das Ausmaß in Gänze zu erfassen. Aber ein Teil ihres Schreckens – und unseres in ihrem Namen – resultiert aus dem Gefühl, dass sie in ihrer Situation radikal und brutal allein ist – wie Hunderttausende Eltern in derselben Situation.«
A. O. Scott, The New York Times