Zu weit weg

Das Kompetenzzentrum für
Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

Zu weit weg

Deutschland 2019 / Spielfilm / 88 Minuten / 5.-8. Jahrgangsstufe

Inhalt

»Ein riesiges Loch. Frisst alles, was im Weg ist. Auch mein Dorf.« Ben ist mit seinem neuen Freund hierhergeradelt, nun stehen sie am Rand des riesigen Tagebaus. Als sie durch Bens früheren Heimatort kurven, sehen sie leere, auch schon abgerissene Häuser. Das erinnere ihn an seine Heimat, an Aleppo, meint Tariq – und wäre trotzdem ganz anders: In Deutschland kriege jeder ein neues Zuhause, sogar die Haselmäuse. Eigentlich hatte sich Ben, anders als die ältere Schwester, auf den verordneten Umzug in die Stadt gefreut. Hier immerhin hat der Fußballplatz Kunstrasen. Doch nun, da er im neuen Team vom Trainer wenig beachtet und kaum eingesetzt wird als Stürmer, wächst die Sehnsucht nach dem Vergangenen und Verlorenen. Tariqs Schicksal öffnet Bens Blick auf andere Ausmaße eines möglichen Verlusts: Der syrische Junge ist mit seinem erwachsenen Bruder dem Bürgerkrieg entflohen, die Wirren der Flucht haben die Geschwister getrennt. Nahezu aussichtslos, dass sie sich wiederfinden. Aber dann hat Ben eine Idee, die sich in schulischer Medienkunde entfalten kann und am Ende sogar erfolgreich ist: Das Sechs-Ecken-Projekt macht im Internet Tariqs Bruder ausfindig. Schweren Herzens muss Ben Abschied nehmen von seinem neuen Freund, aber auch irgendwie froh darüber, dass er ihm helfen konnte.

So einfach, so schön – und ganz nah dran an dem, was für uns und die Gesellschaft wichtig ist.

Fotos: farbfilm verleih, Berlin

Themen

Freundschaft   |  Familie   |  Identität   |  Heimat   |  Tagebau/Geisterdörfer   |  Landschaftsveränderung/-zerstörung   |  Heimatverlust   |  Werte   |  Erinnerungen   |  Umsiedlungen   |  Kriegsfolgen   |  Flucht   |  Migration   |  Integration   |  Toleranz   |  Solidarität   |  Vertrauen   |  Fußball   |  soziale Netzwerke

Fächer

Deutsch   |  Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde   |  Sachunterricht   |  Geografie   |  Medienerziehung

»Der kleine Held Ben ist einer mit Ecken und Kanten. Der, der sich bisher nur für seinen Fußball interessierte, lernt nach einer harten Zeit im neuen Club, seinen Egoismus zu überwinden. Ben ist einer, der aus Traurigkeit auch dämliche Sachen macht. Doch auch lernfähig und kann seinen Ärger loslassen – ein seltenes Vorbild im Kino. Nebenbei wird er vom begeisterten Bagger-Fan zum Braunkohle-Gegner. Der Film überwindet symbolisch den Egoismus unserer Gesellschaft, da gezeigt wird, wie gut ein unbegleiteter syrischer Flüchtling Aufnahme findet. Der Mut zu einer großen Geschichte wird mit einem tollen Film belohnt.«
Günter H. Jekubzik,
filmtabs.de, Aachen

»Empfehlenswert ist das Drama schließlich so oder so: ›Zu weit weg‹ ist ein schöner Familienfilm über eine Freundschaft, die Grenzen überwindet, aber auch über Verlust bzw. Verlustängste. Das klappt auch deshalb gut, weil die beiden Jungdarsteller gut miteinander harmonieren, es einfach Spaß macht dabei zu sein, während hier langsam etwas entsteht, wie sich zwei Menschen annähern und ihre Verletzlichkeit zeigen. Richtig komplex wird es dabei zwar nicht, aus Rücksicht vor dem jungen Publikum. Doch selbst die einfachere Nachricht ist am Ende gern gesehen.«
Oliver Armknecht, film-rezensionen.de, München

»Überzeugend aber ist der Film vor allem als universelle Geschichte über das Abschiednehmen und die Suche nach einem (neuen) Platz für sich in der Welt – und über den Halt, den eine Freundschaft dabei geben kann. Besonders bemerkenswert ist, dass es hier nicht nur gemeinsame Erlebnisse sind, die Ben und Tariq zusammenschweißen. Sie werden zu Freunden, weil sie sich unterstützen und trösten, sich Mut machen und einander zuhören, und weil sie sich mal mit, mal ohne große Worte verstehen.«
Stefan Stiletto, kinder-jugend-filmportal.de, Remscheid

»Monika Plura fängt mit ihrer Kamera Gesichter und Szenen ein, die mehr über die beiden Jungen verraten als Dialoge es können, lässt insbesondere einige Fußballszenen in Zeitlupe laufen und erzeugt damit eine ungeheure Spannung. Einmal beobachtet sie, wie Tariq Bens Legobauten zertrümmert. Ben schaut völlig verstört zu. Schließlich sagt Tariq: ›So sieht es in Aleppo aus.‹ Szenen und Sätze erzielen ganz subtil ihre Wirkung auch bei jungen Zuschauern.«
Britta Schmeis, epd film, Frankfurt/Main

»Im letzten Drittel wird aus der Jugendfreundschaft schließlich auch ein großes Abenteuer, welches viele hervorragende Szenen voller Verletzlichkeit und Intimität bietet. Gerade wenn Ben und Tariq schließlich in das Braunkohlegebiet eindringen und in Bens altem Haus übernachten. Aus ruhiger Annäherung wird hier auch Verständnis und Solidarität. Eine Botschaft, die diesen Film auch in Zeiten einer starken Entsolidarisierung sowie Rechtsrucks unglaublich wichtigmacht.«
Thomas Repenning, moviebreak.de, Kassel

»Sie erzählen nicht nur über Fußball, was sowieso viel zu selten im deutschen Film passiert. Sie erzählen nicht nur über deutsche Klas­sen­zimmer. Nein, sie erzählen vor allem auch über Deutsch­land und die Welt, illu­mi­nieren Fami­li­en­ver­hält­nisse, erzählen ohne zu erklären, erzählen neben­säch­lich von Verlusten mit einer Leich­tig­keit, die selten ist. Eine Leich­tig­keit, die der ideale Türöffner ist, um unsere kompli­zierte Welt zu verstehen, in der, wenn wir einmal genau hinsehen, eigent­lich jeder von uns auch ein Verlo­rener ist, der sich danach sehnt, seinem nächsten die Hand zu reichen.«
Axel Timo Purr, artechock.de, München

»Oft sind es allein die mit scharfem Auge konstruierten Bildkompositionen und die ausdrucksstarken Gesichter der Jungdarsteller, die Inhalte übertragen. Und wenn die Figuren sprechen, dann in lebensnahen Dialogen, in denen sich die Kinder im frühen zweistelligen Alter davor scheuen, sich zu sehr zu öffnen. Es gibt keine aufgesetzte, gekünstelte Jugendsprache, keine kleinliche Ausformulierung sämtlicher Gefühlstumulte, die jemand gerade durchmacht, und ebenso wenig sprechen die Kinderfiguren wie gedruckt. ›Zu weit weg‹ erzählt auf diese feinfühlige, ruhige Art von zwei Jungen, die nach eigenem Gefühl zu weit weg von Zuhause sind.
Antje Wessels, wessels-filmkritik.com, Hamburg

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