I Am Not Your Negro

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Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

I Am Not Your Negro
I Am Not Your Negro

Schweiz/Frankreich/Belgien/USA 2016 / Spielfilm / 94 Minuten / 11.-13. Jahrgangsstufe

Inhalt

»Ich bezeuge: Die Welt ist nicht weiß. Ist nie weiß gewesen. Kann nicht weiß sein. ›Weiß‹ ist eine Metapher für Macht.« James Baldwin, Jahrgang 1924, wuchs in Harlem auf. Eine junge weiße Lehrerin nahm ihn an die Hand, gab ihm Bücher, machte ihn mit Kunst vertraut. Ihretwegen sei es ihm nie gelungen, die Weißen zu hassen. Aber schon als Kind wurde ihm bewusst: Dieses Land braucht dich nicht. 1948 ging er nach Paris, um seine soziale Angst zu verlieren. Er wurde ein weltweit geachteter, berühmter Schriftsteller. Das FBI schätzte ihn als gefährliches Subjekt ein und setzte ihn auf den Sicherheitsindex. 1979 will Baldwin ein Buch schreiben über drei seiner Weggefährten und Freunde: Medgar Evers, Malcolm X und Martin Luther King. Keiner der drei wurde 40 Jahre alt, alle drei wurden ermordet. Der Filmessay verknüpft Texte von Baldwin mit spektakulärem filmischem Archivmaterial, sowohl mit dokumentarischem als auch mit vielen Ausschnitten aus »rassistisch-relevanten« Hollywood-Filmen. Er verknüpft das Gestern mit dem Heute und nimmt Baldwin beim Wort: »Die Geschichte ist nicht die die Vergangenheit. Sie ist die Gegenwart.«

Erhellend und erschütternd. Menschen- und Filmbildung.

Fotos: Edition Salzgeber, Berlin

Themen

Biografie   |  Identität   |  Ideologie   |  Werte   |  US-amerikanische Geschichte   |  multikulturelle Gesellschaft   |  Stereotype   |  Diskriminierung   |  Rassismus   |  Gewalt   |  Menschenrechte   |  Bürgerrechte   |  Martin Luther King   |  Malcolm X   |  Black Panther   |  Black Lives Matter   |  Kunst und Politik   |  Filmgeschichte   |  Filmzitate   |  Filmsprache

Fächer

Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde   |  Politische Bildung   |  Deutsch   |  Englisch   |  Kunst   |  Literatur   |  Geschichte

»Leidenschaft, Kampfgeist, Schmerz und Feingefühl eines bewundernswerten Lebens transzendieren die Leinwand in diesem dokumentarischen Meisterwerk. Raoul Peck sprengt die Schranken von Biopic, Chronik und Adaption, um gleichsam die mentalen (Selbst)Beschränkungen des Publikums zu durchbrechen. James Baldwin ist lebendig, denn große Geister leben fort in ihrem Wirken.« Lida Bach, moviebreak.de, Kassel

»In den USA wird Baldwin gerade als zentrale Figur des afroamerikanischen Diskurses wiederentdeckt. Initiativen holen seine Werke zurück in den Lehrplan von Schulen, Stimmen der neuen Generation wie Ta-Nehisi Coates beziehen sich direkt auf ihn. Pecks eindrucksvolle Hommage reiht sich in diese Erinnerungsarbeit ein. Ihm ist mit ›I’m not your Negro‹ ein pointierter Essay über Amerikas tief sitzenden Rassismus und ein Höhepunkt seines politischen Weltkinos gelungen. Ein Film der Stunde, dessen Botschaft und Botschafter nichts an Relevanz verloren haben.« Giacomo Maihofer, Der Tagesspiegel, Berlin

»Baldwin war ein internationaler Star damals, war präsent in Talkshows, an Universitäten und in Vortragssälen, schrieb in Magazinen nicht nur über Rassenfragen, wurde von Hollywood als Autor engagiert. Er hatte in seinen Auftritten, hinter Pulten oder im Fernsehstudio sitzend, eine umwerfende Präsenz. Je mehr er sich (kontrolliert) erregte, je schneller er sprach, desto schneidender formulierte er, aber auch desto lyrischer. Er ließ sich nicht unterbrechen und auch nicht provozieren. Er wusste, so scheint es, damals schon alles, was es zum Thema zu wissen gibt. Das ist das Erschütterndste an diesem Film, der zu einem Zeitpunkt ins Kino kommt, zu dem zur Hoffnung auch nicht mehr Anlass ist als zu Baldwins Zeiten, zur Leidenschaft des Denkens also umso mehr.« Verena Lueken, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Diese Vermischung von Zeitebenen zeigt im Film immer wieder, wie gegenwärtig Baldwins Schriften sind. Er wusste ja nicht von Ferguson und ›Black Lives Matter‹. Auch nichts von einem Präsidenten Obama. ›Die Wurzel des Hasses der Weißen ist Angst‹, schrieb Baldwin und man hängt an seinen Lippen. Seine Analysen sind so brillant wie zeitlos. Manchmal spürt man auch seine Müdigkeit, seine Erschöpfung, nie Bitterkeit.«
Susanne Lenz, Berliner Zeitung

»Das kluge Zusammendenken von Rassismus, Kapitalismus und die Reflexion über das Medium, in dem diese Auseinandersetzung stattfindet, machen Raoul Pecks Werk zu einer herausragenden Dokumentation. Voller virtuoser und intelligent zusammengestellter Montagen gelingt dem Regisseur das Erklären der Hintergründe einer rassistischen Gesellschaft; er zeigt uns, warum sture Akzeptanz und rechtliche Gleichstellung eben nicht reichen, um eine vielfältige Gesellschaft zu bilden.« Lucas Gröning, dienachtderlebendentexte.wordpress.com, Hamburg

»Statt eines Durchgangs durch Leben und Werk adaptiert Peck ein unvollendetes Essay von Baldwin, in dem dieser über seine Freunde, die Civil-Rights-Aktivisten Medgar Evers, Malcolm X und Martin Luther King schreiben wollte. Wobei Peck die üblichen Grundelemente von Archivmaterial, Zeitzeugeninterview und Textzitaten mit einer solchen Lust am Ein- und Widerspruch montiert, dass er viel mehr bewirkt als nur die klugen Sätze zu illustrieren. Tatsächlich lässt er etwas von Baldwins Esprit lebendig werden.« Barbara Schweizerhof, epd film, Frankfurt/Main

»Zwar mag die Machart des Films konventionell sein, dennoch entwickelt er einen Drive, der nicht zuletzt auf die fesselnde Präsenz seines Protagonisten zurückzuführen ist. So entwirft er das Bild eines unerhört klugen und brillanten Gesellschaftskritikers, der komplexe Zusammenhänge auf den Punkt zu bringen vermag, ohne sie zu verfälschen. Die Geschichte der Afroamerikaner, sagt Baldwin, lasse sich nicht von der Geschichte Amerikas trennen. Im Gegenteil: ›Die Geschichte des Negers ist die Geschichte Amerikas. Und sie ist keine schöne Geschichte.‹ Doch der Autor ist selbstbewusst genug, um die ihm zugedachte Opferrolle zurückzuweisen. Mehr noch, er hält den Weissen den Spiegel vor: Denn, so Baldwin, den Neger gebe es gar nicht. Er sei lediglich ein Konstrukt der Weissen, das diese benötigten, um sich ihrer selbst zu vergewissern.« Philipp Brunner, filmbulletin.ch, Zürich

»Denn Pecks historischer Exkurs zeigt in teils harten Kontrasten nicht nur eine Geschichte gewaltsamer Unterdrückung und ihr schockierendes Fortdauern bis auf den heutigen Tag, sondern auch, wie der Wohlstand eines ganzen Landes davon abhängt. Während die Schwarzen als Amerikaner zweiter Klasse ausgebeutet werden, leben die Weißen – wie diverse Filmausschnitte ironisch zeigen – in einer pastellfarbenen Kitschblase des Konsums. Doch die sich darin ausdrückende übertrieben Sorge um das ›private Selbst‹, so ist James Baldwin überzeugt, wirke auf die Dauer zerstörerisch.« Wolfgang Nierlin, filmgazette.de, Bielefeld

»Man könne niemanden in Ghettos einsperren, ohne selbst ein Monster zu werden, erklärt Baldwin am Ende von ›I’m not your Negro‹. An anderer Stelle erklärt er, dass sich Amerika in einer Sackgasse befinde, ›denn das, was wir sind, hat nichts mit dem zu tun, was wir sein wollen‹. Um zu verstehen, warum das so ist, müssten die Amerikaner bereit sein, ihr eigenes Verhalten kritisch zu betrachten und sich zu fragen, warum ihr Leben so leer und hohl ist, dass eines der größten Vergnügen offenbar darin besteht, sich über Schwarze zu erheben. ›Niemand kann Dinge ändern, ohne sie betrachtet zu haben.‹ Die Schwarzen, und auch das zeigt der Film, sind den Weißen in der Beobachtung des Anderen um Einiges voraus.« Thomas Hummitzsch, intellectures.de, Berlin

»Lässt einen ›I am Not Your Negro‹ demoralisiert zurück? Wenn die Kennedys ablehnen, ein schwarzes Kind in die weiße Schule zu begleiten, oder die Kamera in die Gegenwart schwenkt, dann schon. Da ist die lange Reihe schwarzer Häftlinge, da ist der schwarze Mann am Boden unter einer Traube prügelnder Polizisten, da ist der winkende Barack Obama und damit auch das, was auf ihn folgt. Doch da sind eben auch Baldwins Sätze, die nicht aufgegeben haben, nach Gründen zu suchen und den Teufelskreis von Angst und Unterdrückung, von Unterdrückung und Wut, von Wut und Angst mit den Mitteln des Verstands und denen der Einfühlung immer noch zu durchbrechen versuchen. Eher als dass man demoralisiert ist, will man also nachher James Baldwin lesen.«
Wieland Freund, Die Welt, Berlin


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