Je suis Karl

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Je suis Karl

Deutschland 2021 / Spielfilm / 126 Minuten / 10.-13. Jahrgangsstufe

Inhalt

»Bevor sie kamen und alles nahmen. Everything must change!« Die solche Lieder singen, haben genaue Vorstellungen davon, was sich im Abendland alles ändern und wer die rechte Revolution anführen muss. Ihre Bewegung hat die Zeichen der Zeit erkannt. Sie will nicht nur jung und hip sein, sondern identitär, von hohem geistigen und moralischen Wert. Sie versammeln sich bei »Summer Academies«, mit einpeitschenden Reden, mit Gin-Verkostungen und Musikperformances. Ihr Zulauf ist groß, ihre Worte sind eindeutig. Wer von »kranker Umvolkung« spricht, lässt keinen Zweifel an seiner Ideologie. Maxi müsste das eigentlich wissen, kommt sie doch aus einer eher linken Berliner Familie. Doch ein furchtbarer Anschlag mit einer Paketbombe nahm ihr die Mutter und beide Geschwister. Seitdem ist sie traumatisiert, der Vater momentan mit sich selbst beschäftigt. Als Stütze bietet sich Karl an. Einfühlsam und verständnisvoll. Der bestens aussehende, eloquente junge Mann nimmt sie mit zu Treffen nach Prag und Strasbourg. Erst fragt Maxi noch nach, aber bald nimmt sie die Inszenierungen hin. Sie ist dabei, selbst eine »Tochter Europas« zu werden. Ein erschreckendes Szenario: noch keine Realität, aber auch keine Fiktion mehr. »Wir setzen Segel. Neues Land.« Diese Zukunft darf nicht wahr werden!

Grell, laut, erschütternd, verstörend: ein Film gegen rechte Gesinnung!

Bilder: Pandora Film Medien GmbH, Aschaffenburg

Themen

Familie   |  Familien- und Generationsbeziehungen   |  Identität   |  Tod und Trauer   |  Verführbarkeit   |  Macht   |  Machtmissbrauch   |  Manipulation   |  Propaganda   |  Neue Rechte   |  Identitäre Bewegung   |  Extremismus   |  Terror   |  Ethik und Moral   |  Demokratie   |  Werte   |  Vertrauen   |  Verantwortung   |  Zivilcourage   |  Dystopien   |  Musik/Songs

Fächer

Deutsch   |  Politische Bildung   |  Psychologie

»Ein rasanter Thriller, der das Romantische mit dem Politischen unter einen Hut zu bringen versucht. Was immer noch besser ist als ein Film, der überhaupt kein Risiko eingeht. Allein das ist Schwochow hoch anzurechnen. Der 1978 in Bergen auf Rügen geborene Bad Banks-Regisseur kennt sich aus mit falschen Ideologien und erzählt in großen Bildern, mit schnittigem Score und einer wohl gewählten Besetzung, eine Geschichte, die Wahrheiten enthält auch wenn sich das Drehbuch im finalen Akt ins Extreme flüchtet und darin verliert. Niewöhner steht die Doppelrolle des charmanten Retters und verträumten Märtyrers zu – und sie steht ihm gut. Aber auch Wedler verleiht Maxi genügend Kraft und Ausstrahlung, um ihre Figur bis ins Mark glaubhaft zu machen.«
Pamela Jahn, ray – Filmmagazin, Wien

»Ebenso sinnvoll (und realistisch) uneindeutig präsentiert Schwochow die ›Masse‹, die der Organisation folgt, die erst in dem Moment ihre Maske der jugendlichen Unschuld herunterreißt, als die Zeit zum Handeln kommt und mit einer ähnlich dystopischen Wucht skizziert wird, wie es Philip Koch in seinen Tribes of Europa getan hat. Diese konsequente Entwicklung wird durch das überzeugende Ensemble, die wechselnden europäischen Orte und die Musik noch einmal unterstrichen. Eine Musik, die so wie der Film deutlich macht, dass Links, Rechts und Multi-fundamentalistisch mit sehr ähnlichen Waffen kämpfen, sich am Ende dann aber doch jeder selbst entscheiden muss, auf welcher Seite er stehen will. Schwochow zeigt dabei nicht nur überzeugend, wie leicht es ist, sich in diesem moralischen Dickicht zu verlaufen, sondern auch wie schwer es ist, die Sprache des ›richtigen‹ Widerstandes zu dechiffrieren. Ein Film zur ›rechten‹ Zeit.«
Axel Timo Purr, artechock.de, München

»›Je suis Karl‹ zeigt auf, was die Rechtsextremen der Gegenwart so gefährlich macht. Es sind teilweise junge Menschen mit Tattoos, bunten Haaren und Piercings, die coole Partys feiern, Drogen nehmen und wissen, wie sie die Sozialen Medien zu bespielen haben. Sie vereint das Ziel, die Lehrer, Richter und Polizisten von morgen zu stellen, um so ihre Heimatländer verändern zu können. Indem Schwochow keinerlei Zweifel daran lässt, mit wem man es hier wirklich zu tun hat, schafft er durch den Wissensvorsprung neben Spannung auch Distanz. Im Publikum soll bloß niemand der Verführung von Karl und Konsorten erliegen.«
Björn Becher, filmstarts.de, Berlin

»Der Film taucht ein in diese irritierende Widersprüchlichkeit, er spielt mit der Ästhetik der Aneignung, öffnet den Raum für Maxis Faszinationen und führt auch den Zuschauer durch schnelle Schnitte und fette Beats immer wieder in Versuchung. Apropos Versuchung: Das präzise Spiel von Jannis Niewöhner, der die Figur von Karl stets zwischen Faszination und Fanatismus schillern lässt, trägt stark dazu bei, den gefährlichen Charme der politischen Rädelsführer glaubhaft zu vermitteln und zugleich zu entlarven. Und so entwirft ›Je suis Karl‹ trotz einiger konstruierten Plot-Twists das Szenario einer möglichen Machtübernahme, das auf beunruhigende Weise realistisch wirkt.«
Cornelis Hähnel, cineman.ch, Zürich

»Schwochows Werk wirkt wie aus der Hüfte geschossen, ist einer der wenigen deutschen Filme in jüngerer Zeit, die sich Zorn erlauben. Schwochow erscheint wie ein Prophet, der sich nichts sehnlicher wünscht, als dass seine Prophezeiung nicht eintreten möge. Das Kino, so sagte schon der Filmtheoretiker Siegfried Kracauer in der Weimarer Republik, ist ein Seismograf, und manchmal weiß es mehr über eine Gesellschaft als diese über sich selbst. Wir leben in einer Zeit, in der Linke, Rechte und religiöse Fundamentalisten mit ähnlichen Waffen kämpfen. Da sich ihre propagandistischen Mittel kaum noch voneinander unterscheiden, kommt es umso mehr darauf an, dass die hetzerischen Botschaften auf einen moralischen Kompass treffen. Davon handelt ›Je suis Karl‹, und davon, ob Maxi ihren Kompass wiederfinden kann. Bevor es zu spät ist.«
Hanns-Georg Rodek, Die Welt, Berlin

»Interessant ist einzig die Binnensicht auf das rechte Milieu, welchem die Identitäre Bewegung als unmittelbares Vorbild dient. Die Identitären gelten ja als die jugendlichen Intellektuellen unter den Nazis, mehr noch, sie kreieren eine ganz eigene Jugendkultur, die auf den jungen Sinnsuchenden durchaus anziehend sein mag. Als Maxi nach Prag zu einem Treffen der einschlägigen Szene eingeladen wird, begegnet sie dort keineswegs dumpfen Nationalisten, sondern aufgeschlossenen, empathischen, durchaus auch kosmopolitischen und alternativ angehauchten jungen Menschen, sodass man sich auf einer hippen Jugendmesse wähnt. Noch dazu sehen alle so verdammt gut aus, und auch der Frauenanteil ist sehr hoch.«
Frank Schirrmeister, Neues Deutschland, Berlin

»Zum Glück übertüncht Schwochow das etwas zu verkopfte Konstrukt mit seiner wuchtigen Inszenierung, die es auch wagt, die Verführungskraft von Gewalt und Straßenkämpfen viel mehr anzudeuten als ein Film wie ›Und morgen die ganze Welt›, der letztlich vor dem kniff, was er andeutete. ›Je suis Karl‹ dagegen deutet in seinen stärksten Momenten an, wie leicht eine im Prinzip positiv besetzte Bewegung, die für die ›richtige‹ Sache kämpft, in radikale, gewalttätige Gefilde abdriften kann. Allein der Mut, sich auf diese Weise mit einem allgegenwärtigen Thema zu beschäftigen, macht Christian Schwochows Film in der deutschen Kinolandschaft bemerkenswert.«
Michael Meyns, programmkino.de, Berlin

»Neben Luna Wedler brilliert auch Jannis Niewöhner ... in seiner Rolle als redegewandter, verführerischer Anführer, den die Castingverantwortlichen kaum besser hätten besetzen können. Der 29-jährige Krefelder ist nicht bloß einer der begabtesten Mimen seiner Generation, sondern versprüht eine Präsenz, die es für die glaubhafte Verkörperung einer derartigen Figur unbedingt benötigt. Zu keinem Zeitpunkt stellt man infrage, dass Maxi Karl verfällt. Denn der muss eigentlich nicht mehr machen als charmant lächeln. Auch der hier nur selten zu sehende Milan Peschel agiert gewohnt stark. Seine Darstellung erinnert bisweilen an seine preisgekrönte Performance in Andreas Dresens Krebsdrama ›Halt auf freier Strecke‹. Die große Bühne gehört hier dennoch ganz der jungen Schauspielgeneration. Und die lässt ›Je suis Karl‹ in den besten Momenten beben und dröhnen.«
Antje Wessels, wessels-filmkritik.com, Hamburg

»Gerade wegen solcher ausufernder Szenen - und es gibt keinen Grund, etwas zu verderben, indem man zu sehr ins Detail geht - ist Alex' – [Milan Peschels] stiller Kampf vielleicht der bewegendste. Er gibt sich selbst die Schuld, aber er muss sich auch mit etwas auseinandersetzen, das, wenn es sich als wahr erweisen sollte, seinen Überzeugungen zuwiderlaufen würde – Überzeugungen, die seine verstorbene Frau aktiv geteilt hat. Als sie gezeigt werden, wie sie einen Flüchtling in ihrem eigenen Auto nach Deutschland schmuggeln, ist klar, dass sie gerne helfen und jeden willkommen heißen, doch dann kommt es zur Tragödie. Peschel ist wohl das Herz des Films: zerbrechlich, ein wenig vergessen und so, so verloren, wenn er mit dem Undenkbaren konfrontiert wird und sich an einen toten Vogel klammert, als wäre er sein bester Kumpel. Schade, dass es, sobald Karl, der Charmeur, auftaucht und die ganze Aufmerksamkeit für sich beansprucht, nur noch um leere Gespräche geht und um eine weitere Erinnerung daran, dass das Böse und die Skrupellosigkeit verschiedene Gesichter haben, von denen einige in der Tat sehr reizvoll sind.«
Marta Bałaga, cineuropa.org, Brüssel. Übersetzt mit DeepL Translator

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