»Die Zukunft gehört den Erzählern von Geschichten«, davon ist der Filmvorführer im Kino »Galaxy« überzeugt. Sie gehört aber auch denen, die Englisch können. Beide Prognosen macht sich der neunjährige Samay zu eigen – und er wird sie erfüllen. Seine Leidenschaft für Film und Kino wurde erweckt, als der Vater eines Sonntags mit der Familie in die Stadt fuhr, um im »Galaxy« einen Film über die hinduistische Göttin Kali zu sehen. Werke religiösen Inhalts dürfen geschaut werden, vor allen anderen Filmen aber warnt er den Sohn ausdrücklich: die seien lasterhaft, verdorben und damit verboten! Gleich am nächsten Tag ist der Junge wieder im Kino – und kommt mit dem Vorführer Fazal ins Geschäft: Samay wird
ihm fortan seine Lunchbox mit den von der Mutter bereiteten Köstlichkeiten überlassen. Im Tausch dafür gibt’s für ihn den Blick
durch die Luke auf die Leinwand und Lektionen über die Wunder des Lichts. Samays Begeisterung überträgt sich auf dessen Freunde: Aus Schrott bauen sie sich einen Projektor, durch den sie geklaute Filmschnipsel ziehen und gleich selbst live vertonen. Ihr Geheimnis ist nicht von Dauer – und auch im »Galaxy« gehen bald die Lichter aus. Projektoren, Filmrollen und Fazal werden entsorgt: Im digitalen Zeitalter müssen Vorführer Englisch beherrschen.
Ein Fest der Farben und des Lichts, mit 24 Bildern pro Sekunde.
Das Kino – ein Paradies!
Fotos: Neue Visionen Filmverleih, Berlin
»›Das Licht, aus dem die Träume sind‹ ist Filmzauber über die Magie des Kinos: Ein nostalgisches, dennoch niemals kulturpessimistisches Drama über verlorene Medientechniken, die einfach unbeschreibliche Anziehungskraft des Bewegtbildes, und neue cineastische Chancen.«
Sidney Schering, Wessels-Filmkritik.com, Hamburg
»Mit Digitalkameras gedreht, sieht Nalins neuer Film wie bestes Analog-Kino aus. Der Thematik entsprechend überwältigt er sein Publikum mit leuchtenden Farben und atemberaubenden Einstellungen, etwa wenn der kleine Samay mit seinen Kumpels Löwen beobachten geht oder ganz am Ende darüber nachdenkt, sich in einen Berg voller Filmrollen zu stürzen […] Pan Nalin ist großes Gefühlskino geglückt. ›Das Licht, aus dem die Träume sind‹ ist ein Coming-of-Age-Drama, das die Unbeschwertheit und Abenteuerlust des Kindseins ebenso feiert wie die Fabulierlust des Kinos. Eine Verbeugung vor der Filmkunst, die selbst große Filmkunst ist.
Falk Straub, spielfilm.de, Nierstein
»Wer sich noch an Giuseppe Tornatores ›Cinema Paradiso‹ erinnert, dürfte bei Pan Nalins ›Das Licht, aus dem die Träume sind‹ ein paar Déjà-vus erleben. Denn wie der Italiener Tornatore erzählt auch der Inder Pan Nalin ein wenig seine eigene Liebesgeschichte mit dem Kino und seine Nähe zu einem Filmvorführer und wie er zu dem wurde, was er heute ist: nicht mehr einer, der nur Filme sieht, sondern auch einer, der sie macht. Und einer, der das Kino sich hat wandeln sehen, seine Niedergänge und Wiederauferstehungen in seiner eigenen Kindheit erlebt hat und nun wieder an diese Orte zurückkehrt, um davon zu erzählen.«
Axel Timo Purr, artechock.de, München
»Der Film ist konsequent aus der Kinderperspektive erzählt und ruht weitgehend auf den schmalen Schultern des neunjährigen Hauptdarstellers Bhavin Rabari, der ebenfalls aus Gujarat stammt und sich im Casting gegen 3000 Bewerber durchsetzte. Mit seinem natürlichen Spiel und einer erstaunlichen Kamerapräsenz kann er verständlich machen, wie man verrückt nach Kino werden kann und wie diese Leidenschaft ein Leben für immer verändert.«
Reinhard Kleber, filmdienst.de, Bonn
»Der indische Regisseur Pan Nalin erzählt in ›Das Licht, aus dem die Träume sind‹ eine Kindheit im Zeichen des Kinos. Das bedeutet konkret: Geschichten kommen aus dem Material, es gibt sie nicht ohne das Zelluloid, das in großen Dosen mit der Bahn geliefert wird. Das Kino entdeckt Samay mit seinen Freunden als ein Medium, das man sich erarbeiten muss. Sie stehlen eine Filmdose, improvisieren einen Projektor, in einem ›Geisterdorf‹ organisieren sie heimliche Vorführungen, bei denen die Kinder zu stummen Bildern einen Soundtrack improvisieren. Mit jeder Faser hält ›Das Licht, aus dem die Träume sind‹ am Paradies fest, das nie eines war, das Nalin aber heraufbeschwört. Er bietet alle Schauwerte auf, die das indische Kino längst auch für ein westliches Publikum so attraktiv machen.«
Bert Rebhandl, Der Standard, Wien
»Der Filmemacher Pan Nalin, bekannt vor allem durch seinen Erstling ›Samsara‹, bleibt während der knapp zwei Stunden Laufzeit ganz bei der Perspektive des Kindes. Der Vorführraum als heimlicher Flucht- und Sehnsuchtsort: was für eine wunderbare Idee für einen Kinderfilm über das Kino […] Wie sehr hätte man sich selbst als Kind so einen Film über das Geheimnis der bewegten Bilder gewünscht. Selbst als Bilderbuch würde man diese Entdeckungsreise gern verschenken, wenn es das denn gäbe: Wie es sich gehört, atmet jedes Bild die warmen Farben analoger Filmkopien.«
Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau
»Nalins Film ist eine spielerische Odyssee der Erkenntnis und der Wahrnehmung. Letzteres geht manchmal gar über die Leinwand hinaus, wenn der Meister des Lichts den Geruch und Geschmack indischen Essens, das ebenso aus einzelnen wichtigen Zutaten besteht wie das Medium Film, erfahrbar werden lässt. Wenn dann unter Blubbern und giftigen Dämpfen das Ende allen Zelluloids einen Neuanfang einläutet, wird ›Last Film Show‹ zum dokumentarischen Paradigmenwechsel und blickt – gar nicht mal so wehmütig – zurück auf eine Ära, die gehuldigt werden muss, denn ohne sie gäbe es das Kino nicht. Egal, wie einfach heutzutage das Licht auf die Leinwand geworfen wird.«
Michael Grünwald, filmgenuss.com, Wien
»Alles in Nalins ›Das Licht, aus dem die Träume sind‹ ist Zitat, Hommage – nicht nur der Zug zu Beginn. Eigentlich ist Zugfahren die exakt parallele Erfahrung zum Ins-Kino-Gehen: Man sitzt in einem Raum (dem Abteil) und schaut durch ein gerahmtes Rechteck (das Zugfenster) auf einen Film (die Landschaft), die draußen vorüberzieht. ›Samay‹ ist das Gujarati-Wort für ›Zeit‹ (die ja im Film ständig zurechtgeknetet wird), und wer will, kann Anspielungen an Kubrick oder Scorsese entdecken, aber das Großartige an Nalins Film ist, dass es das Vergnügen kein bisschen trübt, wenn man sie nicht entdeckt.«
Hanns-Georg Rodek, Die Welt, Berlin
»Der Film hat etwas Magisches an sich. Äußerst empfehlenswert. Es ist auch schön, einige der kleineren Momente zu sehen, wie z.B. wie ein Schild einfach umgedreht wird, wenn alle Karten verkauft sind usw. Oder wie Kinosäle in ärmeren Ländern aussehen. Oder natürlich das sehr einfache, aber wirkungsvolle Kino der Kinder und das Band, das dadurch zwischen ihnen entstanden ist. Also ja, es gibt kein Zurück mehr. Das muss man gesehen haben!«
Thomas Baselow, filmhorst.com, Berlin (übersetzt mit DeepL)