»›Everything will Change‹ ist weit mehr als ein Dokumentarfilm, der aufrütteln will. Marten Persiel ist sehr kreativ an das Thema des Artensterbens herangegangen, indem er ›alte‹ Doku-Bilder, ›neue‹ Interview-Antworten und eine gespielte, fiktive Handlung kombiniert hat. Herausragend dabei ist vor allem die Erzählstimme von Luise Lunow, die die Zuschauer schnell in ihren Bann zieht und den roten Faden durch die Handlung spannt, die analog zu einem Märchen in Kapitel gegliedert ist.«
Rouven Schumacher, Cineclub, Bochum
»Es ist ein bunter Strauß von Genres und Ideen, die in ›Everything will Change‹ zusammenkommen. Im Kern liegt eine Science Fiction, der dystopische Entwurf einer Zukunft nach der schleichenden Apokalypse, im Jahr 2054. Genre-Filme, insbesondere solche, die in der Historie oder in der Zukunft spielen, sind noch immer selten in Deutschland, vor allem weil es teuer ist, solche Welten real zu bauen oder aus Pixeln am Computer zusammenzusetzen. Marten Persiel war es wichtig, dass die Zukunft nicht zu weit in der Ferne liegt, so dass es noch überlebende Zeitzeugen von heute geben kann […] So schauen sie alle rückblickend von der Zukunft 2054 auf unsere Gegenwart, und rekapitulieren, was wir heute wissen, aber nicht anwenden. Sozusagen eine Nachricht aus der Zukunft, als Weckruf für heute.«
Anke Sterneborg, rbb Kultur, Potsdam, Berlin
»Der Film besteht aus zahlreichen Originalaufnahmen von Dokumentationen der letzten 50 Jahre, in denen unter anderem die Ökologen Stuart L. Pimm, Thomas Lovejoy und der Klimaforscher Mojib Latif auftauchen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sehen dabei beispielsweise die erschreckenden Bilder der Buschbrände in Australien 2019/20: wie Koalas mit verbranntem Fell versuchen, sich auf abgebrannten Baumstümpfen vor den Flammen zu retten. Nicht nur die Bilder rütteln wach, man erhält auch Hintergrundinformationen zu den fünf großen Massenaussterben der Erdgeschichte, über unsere aktuelle Lage (laut einem UN-Bericht des Jahres 2010 sterben alle 24 Stunden 150 bis 200 Arten aus), von Phänomenen wie Zombie-Arten und dem Shifting-Baseline-Syndrom.«
Manon Bischoff, Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg
»Marten Persiels origineller Hybridfilm, der dokumentarische Informationen mit einem Sci-Fi-Roadmovie verbindet, ruft auf eindringliche Weise dazu auf, das globale Artensterben zu stoppen. Die drei Protagonist*innen der fiktionalen Handlung stehen 2054 am gar nicht so weit hergeholten Ende einer gegenwärtigen Entwicklung, in der viele junge Menschen kaum noch Kontakt zur Natur und Tierwelt haben. Erst indem sie entdecken, wie schön der Planet noch vor wenigen Jahrzehnten war, erkennen die filmischen Charaktere, dass sie sich mit dem Verlust so vieler Tierarten und ihrer Lebensräume nicht abfinden wollen. Die Inszenierung beweist als kreativ-stilistische Wundertüte, dass sich ökologischer Aktivismus und künstlerische Unterhaltung gut vereinbaren lassen.«
Bianka Piringer, spielfilm.de, Nierstein
»Bei aller Düsternis auch ein hoffnungsvoller Film, der uns das Gefühl gibt, noch etwas tun zu können, die Dinge noch selbst in der Hand zu haben und den Veränderungen der nahen Zukunft nicht schutzlos ausgeliefert zu sein. Im Gespräch zu seinem Film äußerte Persiel die Hoffnung, dass der Film nicht allein im Kino, in dieser herkömmlichen Situation dieses sozialen Raumes wirken möge, sondern auch in anderen, aktivistischen Kontexten wie etwa bei Veranstaltungen der ›Fridays for Future‹-Bewegung. Und genau hierin liegt die Chance dieses außergewöhnlichen Filmes – sowohl was seinen Zuschauererfolg wie auch die Nachhaltigkeit und Wirkmächtigkeit seines Anliegens angeht –, dass dieser Film über den Raum des Kinos hinaus Folgen hat und Wellen schlägt.«
Joachim Kurz, kino-zeit.de, Mannheim
»Mit der genialen inhaltlichen Idee, das Aussterben der Arten nicht einfach zu prognostizieren, sondern per Zeitreise sinnlich vor Augen zu stellen, fegt er das Schubladendenken einfach beiseite, ganz ähnlich wie in seinem Debüt ›This ain’t California‹ (2012) über die sogenannten ›Rollbrettfahrer‹, sprich Skater, der ehemaligen DDR. Damals wurde der Regisseur zu Recht dafür kritisiert, die fiktiven Anteile der als Dokumentarfilm firmierenden Geschichte nicht deutlich genug gekennzeichnet zu haben. Aber das ändert nichts am herzerfrischenden Kern des etwas anderen Skaterfilms. In der neuen Arbeit sind die unterschiedlichen Elemente nun leicht voneinander zu trennen. Glücklicherweise geht dadurch nichts an Schwung und Optimismus verloren, mit dem sich Marten Persiel von gängigen Katastrophenszenarien beim Thema Artenschutz abhebt. Alles wird sich ändern. Ob zum Guten oder zum Schlechten, liegt in unserer Hand.«
Peter Gutting, film-rezensionen.de, München