»Erzählerisch ist ›Aufbruch zum Mond‹ ganz Familiendrama, das sich außerdem nicht scheut, die Mission auf einer weiteren, ethischen Ebene zu hinterfragen. Darf man zu Gunsten der Weltraumforschung eigentlich Menschenleben aufs Spiel setzen? In welchem Verhältnis stehen die horrenden Forschungssummen zum Nutzen für den Normalbürger? Und ist es egoistisch, sich gegen die Familie und für seine Arbeit als Astronaut zu entscheiden? All diese Elemente bringen Würze in den trotz seiner 140 Minuten Laufzeit ungemein kurzweiligen Film, der obendrein mit einer spektakulären Optik aufwarten kann.«
Antje Wessels, Wessels-Filmkritik.com, Hamburg
»Neben all der Authentizität und dramaturgischen Genauigkeit, wie auch der provokanten Nebenfrage nach dem Sinn der Mission (›I can’t pay no doctor bill but whitey’s on the moon‹), spitzt sich das Biopic in einem grandiosen Finale zu, das den bis dorthin limitierten Score zum sternenstündigen Orchester heranwachsen lässt. Chazelle lässt dem Zuschauer dennoch, neben jener Begeisterung, das beängstigende Mysterium um das Weltall spüren – visuell, wie auch musikalisch. Dass zusätzlich auf dem Mond das körnige Analogbild von der gestochen scharfen IMAX-Auflösung ersetzt wird, ist letztlich nur das i-Tüpfelchen für die hautnahe Erfahrung, die hier geboten wird.«
Robin Längert, inglouriousfilmgeeks.de
»Neben den 16-mm-Bildern, die dem Film eine brüchige Schönheit sowie angemessen nostalgische Qualität verleihen, einem bis ins letzte Detail ausgeklügelten Sound-Design und dem Schnitt, welcher dem erzählerischen Rhythmus immer wieder eine fast schon assoziative Poesie verleiht, findet ›Aufbruch zum Mond‹ nach einigen dramatischen und äußerst packenden Höhepunkten in den letzten 15 Minuten zu einer schier atemberaubenden Vollendung. Ähnlich wie Christopher Nolan, der in seinem Science-Fiction-Epos ›Interstellar‹ ebenfalls ganz nah am Menschen blieb und globale Auswirkungen in den kleinsten Gesten fand, entfaltet auch ›Aufbruch zum Mond‹ mit dem Betreten des Mondes eine emotionale Wucht von einzigartiger Intensität.«
Philippe Paturel, cinemaforever.net, Berlin
»Was ›Aufbruch zum Mond‹ interessant macht, ist die Art und Weise, wie sehr sich der Film in die technische Erfahrung des möglichen Scheiterns begibt. Drei Flüge strukturieren den Film, die aus der Perspektive des Manns im Cockpit gefilmt sind: der Testflug in die Schwerelosigkeit vom Beginn, das erste Andocken an ein Mutterschiff in der Mitte und die Expedition zum Mond im Finale. Das Bild wackelt dann stets gewaltig und sein Zuschnitt stiftet wenig Orientierung. Beim Fast-Crash nach dem Andockmanöver wird die ganze Dramatik visuell über eine Geschwindigkeitsanzeige am Armaturenbrett erzählt - der Zeiger muss wieder nach links zu den niedrigen Ziffern.«
Matthias Dell, Zeit online, Hamburg
»Wirklich bewegend, und deswegen trotz mancher Längen ein starker Film ist ›First Man‹ durch seinen Schlussakkord. Wie Chazelle vom Start bis zur Mondlandung und zur Rückkehr zur Erde die konkrete Mission inszeniert, wie er die körnigen Fernsehbilder von damals nachahmt und doch Dramatik und Pathos aus der feuerspuckenden Höllenmaschinerie dieses Apollo-Abenteuers bezieht, wie er auch zeigt, dass der Erfolg schließlich allen Protest übertönt - dies ist hochemotionales, verdichtetes und kluges Kino. Daran haben nicht zuletzt die Musik von Justin Hurwitz und das subtil zurückgenommene Spiel von Claire Foy als Armstrongs Ehefrau Jan massiven Anteil.«
Frank Olbert, Berliner Zeitung
»Die Tonspur erzählt eine ganz eigene grandiose Geschichte, die von der unzulänglichen Technik. Die Cockpits und Raumkapseln klingen allesamt wie rostige Seelenverkäufer auf hoher See oder gleich wie U-Boote in tiefster Not. Es knarzt und knackt, klappert und quietscht, als wären die Mechaniken des 20. Jahrhunderts bloß Steinzeitmittel vor Erfindung der strahlenden digitalen Gegenwart. Dabei sind die Fähigkeiten der Raketentechniker damals, gemessen etwa an Computerrechenkapazität, weitaus höher einzuschätzen […] Einmal noch porträtiert ›Aufbruch zum Mond‹ das alte, strikt geordnete, in Teilen längst überkommende Amerika auf dem Höhepunkt seiner Wirkung. Einheit durch Technik. Fortschritt durch Staatswillen. Und Männer mit kurzen Haaren in absoluter Kontrolle.«
Holger Kreitling, Die Welt, Berlin