The Ordinaries

Das Kompetenzzentrum für
Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

The Ordinaries

Deutschland 2022 / Spielfilm / 124 Minuten / 9.-13. Jahrgangsstufe

Inhalt

»Meine Mutter ist eine Nebenfigur. Sie arbeitet im Hintergrund«, hören wir zu Beginn eine Stimme aus dem Off. Dazu sehen wir Ausschnitte aus alten DEFA-Filmen, Szenen mit vielen Statisten. Bei einem dieser Drehs musste der Hauptdarsteller an Paulas Mutter vorbeilaufen, aber weil sie so schön aussah, kehrte er wieder um. So lernten sich ihre Eltern kennen und lieben. Eine Geschichte großer Gefühle, wenn man der Erzählung trauen darf. Der Vater nämlich ist verschwunden, geblieben von ihm nur die familiäre Legende, eine sehr besondere Hauptfigur gewesen zu sein. Beim großen Massaker der Unterprivilegierten gegen die Hauptfiguren ist er ums Leben gekommen. Paula möchte in Vaters Fußstapfen treten, durfte mit einer Ausnahmegenehmigung auf die Hauptfigurenschule und steht nun vor dem Examen. Ein Monolog als väterliche Hommage soll und wird die geforderten Emotionen von ihr auf das Publikum übertragen. Doch schon bei der letzten Probe produziert ihr »Herzleser«  arge Misstöne, irgend etwas stimmt nicht – mit den Gefühlen und der Glaubwürdigkeit. Paula macht sich mit ihrer, in privilegierten Verhältnissen aufwachsenden Freundin Hannah auf die Spuren der Familiengeschichte. Erst findet sie ihren Vater nicht wie erwartet im Archiv der berühmten Protagonisten , dann gerät sie immer tiefer in eine Filmwelt streng getrennter Schichten und Klassen: von Haupt- und Nebenfiguren und ausgesonderten »Outtakes«, die rechtlos und scharf bewacht in einer Unterwelt  leben. Das System des schönen Scheins wirft schwarze Schatten. Paulas Prüfungsmonolog führt zu einer revolutionären Wendung und der Erkenntnis: Auch Outtakes können Hauptfiguren sein!

Ein großes Kino-Vergnügen, das über Genres und Grenzen geht – und der Gesellschaft einen filmischen Spiegel vorhält. Extraordinary!

Fotos: not, sold GmbH, Hamburg / Port au Prince Pictures, Berlin

Themen

Familie   |  Familien- und Generationsbeziehungen   |  Identität   |  Identitätswechsel   |  Vorurteile   |  Außenseiter   |  Ausgrenzung   |  Diskriminierung   |  Hierarchien   |  Anpassung   |  Rollenbilder   |  Klassismus   |  Sozialsysteme   |  Solidarität   |  Empathie   |  Macht   |  Machtmissbrauch   |  Selbstbestimmung   |  Inszenierung   |  Manipulation   |  Film im Film   |  Filmgeschichte   |  Filmsprache   |  Filmproduktion   |  Filmzitate

Fächer

Deutsch   |  Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde   |  Kunst   |  Psychologie   |  Philosophie

»Mit ›The Ordinaries ist Regisseurin Sophie Linnenbaum ein lohnendes Wagnis eingegangen, bei dem ein ganz und gar außergewöhnliches Werk entstanden ist. Hochoriginell, amüsant und dabei gesellschaftskritisch erzählt ›The Ordinaries‹ eine gewitzt-dramatische Heldinnenreise in einer faszinierenden Metafilmwelt mit einer Fülle an amüsanten Ideen und Verweisen auf Kinohistorie und Filmtechnik.«
Ulf Lepelmeier, filmstarts.de, Berlin

»›The Ordinaries‹ ist nicht nur eine Hommage an und Satire auf das filmische Erzählen, sondern auch eine Coming-of-Age-Geschichte. Selbstredend mit einer zarten ersten Liebe. Simon (Noah Tinwa) ist ein Outtake mit Schnittproblemen. Seine Sätze und Bewegungen sind zerhackt. Auch Synchronitäts- und andere Tonprobleme sind eine verbreitete Macke unter den Outtakes. Paulas anderer Verbündeter ist eine ›Fehlbesetzung‹: Hilde, das männliche Hausmädchen der Coopers, das die privilegierte Familie beschäftigt, um soziales Bewusstsein zu zeigen.«
Gunda Bartels, Der Tagesspiegel, Berlin

»Die Debütantin Linnenbaum zitiert munter Klassiker wie »›Fahrenheit 451‹ und erschafft sich doch eine ganz eigene Welt, mit einer Stilsicherheit und Konsequenz, die verblüfft. Virtuos spielt sie mit filmischen Mitteln. Eine einzige Liebeserklärung ans Kino. Und dann ist die Botschaft ihres Films so einfach wie hinreißend: Jeder ist eine Hauptfigur!
Peter Zander, Berliner Morgenpost

»Die Mehrklassengesellschaft und die Ablehnung alles Andersartigen kommt einem ebenso bekannt vor wie der oberflächliche Zwang zur Perfektion, wie man ihn nicht erst seit der Instagram-Gesellschaft kennt. Die daraus sich ableitende Aussage, dass uns die Fehler menschlich machen, mag nicht neu sein. Selten wurde sie aber derart frisch und zugleich schön eingebaut wie hier.«
Oliver Armknecht, film-rezensionen.de, München

»Diese Suche entspricht recht genau den Erlebnissen der Heldinnen in Fantasy-Jugendromanen wie Lewis Carrolls ›Alice im Wunderland‹. Aber das Drehbuch würzt sie mit einer nicht enden wollenden Abfolge von Ideen und visuellen Späßen, die sich allesamt aus der Konstruktion einer Filmset-Welt speisen [ …] So muss Henning Peker als ›Fehlbesetzung‹ im Dienstmädchenkostüm herumlaufen und ist in Wahrheit natürlich hervorragend besetzt. Aber selbst wenn die Pointen auf der Kalauer-Ebene zünden, haben sie ihre Funktionen im Getriebe der größeren Geschichte. Diese ist im besten Sinne pädagogisch aufgebaut und wendet sich zuvörderst an ein jugendliches Publikum.«
Eric Mandel, kunst+film, Kassel

»›The Ordinaries‹ lebt vor allem von einem erfrischenden Humor, der die mitunter wirklich tragische Geschichte und den herrschaftskritischen Anspruch der Erzählung ironisch bricht. Hier geht es um nicht weniger als ein ideologisch gefestigtes Klassenregime, das im Laufe des Films auch von keiner heldenhaften Revolution beiseite gefegt wird. ›The Ordinaries‹ erzählt vielmehr von Solidarität, Mut, vom kleinteiligen Kampf, eine widerständige Praxis zu entwickeln und sich nicht mit dem scheinbar Unausweichlichen abzufinden.«
Florian Schmid, Neues Deutschland, Berlin

»Lustvoll erschafft die Regisseurin eine vielschichtige Welt, die über die Filmsprache souverän verfügt und voller Referenzen, voller Bilder des kulturellen Gedächtnisses ist. Dabei reflektiert Linnenbaum das eigene Medium, setzt sich differenziert mit Themen wie Identität, Macht, sozialer Ausgrenzung oder Zensur auseinander.«
Heidi Strobel, Die Furche, Wien

»Linnenbaums erfrischend unbedarfter Film regt an, darüber nachzudenken, wie sehr sich die Gesellschaft an Schönheitsidealen, behaupteter Authentizität und aufgesetzter Makellosigkeit ausrichtet. Und wie die sozialen Medien als wirkmächtige Werkzeuge der Kontrolle zahllose Unterschiede zwischen den Menschen einziehen. Doch auch das Kino, mit seinem Drängen nach Schönheit, Spektakel und Überwältigung wird von ›The Ordinaries‹ (wenngleich auch liebevoll) hinterfragt. Film ist nicht einfach nur Unterhaltung und Geschichtenerzählen. Das, was gezeigt wird, setzt die Norm [ …] Die Zeit der klassischen Dramaturgie ist vorbei, zeigt Linnenbaum. Es triumphieren die Ordinaries , es lebt die Revolte.« Sebastian Seidler, zeit-online.de, Hamburg

»Vor allem in den Szenen mit Mutter und Tochter erzählt der Film eine psycho­lo­gisch stimmige und berüh­rende Geschichte des Erwach­sen­wer­dens. Paula erkennt die absolute emotio­nale und sprach­liche Beschränkt­heit ihrer im Neben­fi­guren-Korsett agie­renden Mutter, reagiert darauf aber mit Mitgefühl und Achtung statt mit Abwertung und Aggres­sion und kann sie dadurch am Ende ein wenig von ihrer Beschrän­kung befreien. Das ist eine wunderbar weise und stille Botschaft.«
Christoph Becker, artechock.de, München

»Die geschlossene Welt des Films findet sowohl dramaturgisch als auch ästhetisch ihren Niederschlag. Filmszenen werden in leichten Variationen mehrfach gedreht und geschnitten, Figuren tauchen plötzlich an anderer Stelle einer Dialogszene auf, einige von ihnen sind verpixelt, sind im Farbfilm nur in Schwarzweiß zu sehen oder können nicht reden, da ihnen die Tonspur fehlt. Andere Figuren sind als übermächtige Kommentare aus dem Off zu hören [ …] Mit den existenziellen Fragen nach Herkunft und Selbstbestimmung des Menschen jenseits des festgelegten Drehbuchs hinterfragt der Film die Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft durch Ausgrenzung und Chancenungleichheit. Ein echter ›Hammer‹-Film.«
Holger Twele, kinofilmwelt.de, Remscheid

»›The Ordinaries‹ hat ein politisches Problem, da er eher beschreibt als erklärt. Er zeigt uns, wie die Dinge sind, anstatt zu sagen, wie wir sie ändern können. Bei all dem Gerede über die Revolte werden die Ungleichheiten zwischen den verschiedenen Klassen im Allgemeinen als gegeben hingenommen. Aber nicht jeder Film muss die Welt verändern, manche sind vor allem dazu da, zu unterhalten. Und The Ordinaries ist unterhaltsam genug. Er ist lustig, ohne urkomisch zu sein, und er ist sehr einfallsreich. Er hat seine Grenzen, ist aber auf jeden Fall einen Versuch wert.«
Phil Butland, cinephil.home.blog, Berlin (übersetzt mit DeepL)

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