»Du tust gar nichts. Du sitzt nur still da – und lauerst.« Das sind die Bedingungen, unter denen Lilly gemeinsam mit ihrem Vater und dem großen Bruder auf Mottenjagd gehen darf. Die kleine Spinne verspricht, sie werde die Stillste von allen sein – und sorgt schon bald darauf für helle Aufregung. Beim ungeduldigen Lauern fällt sie vom Rand der Mehltüte in die Tiefe. Die Suchaktion nach ihr nimmt zum Glück ein gutes Ende, sie hat dazugelernt, wird sogar gelobt und ist bereit für das nächste Abenteuer. Eigentlich wollte sie ja mit dem Opa ihren selbstgefalteten, blauen Drachen steigen lassen, aber der segelt aus dem 5. Stock nach unten in den Hof und wird von einem Mädchen im roten Kleid dort aufgelesen. Das Menschenkind – für jede Spinne naturgemäß eine bedrohliche Erscheinung – legt Lillys winzigen Drachen unter ein Glas, neben eine luftige weiße Feder. Immer wieder zieht es Lilly in den Hof und in die Nähe des Mädchens, doch die Drachenrettung bleibt schwierig. Abgelenkt wird sie von anderen Herausforderungen: vom Fliegenfüttern mit ihrer Freundin Ema oder von der Gruppenarbeit für ein Schulprojekt. Richtig aufregend wird es, als sie von der Mutter die Erlaubnis bekommt, ins Netz zu gehen – und online auf einen Betrüger reinfällt. Zum Glück können die cleveren Großeltern den Schwindler aus dem 1. Stock enttarnen und Lillys schlechtes Gewissen erleichtern. Nun ist sie bereit für die Rettung ihres Drachens – und die direkte Begegnung mit dem Menschenkind.
Ein großes Animationsvergnügen für die Kleinsten. Wer die Websters kennt, wird sich nie wieder vor zweimal vieräugigen Achtbeinern gruseln.
Fotos: Der Filmverleih, Stuttgart
»Die größte Stärke des Films liegt in seinem ausgeklügelten Aufmerksamkeitsmanagement. Es ist bekannt, dass kleine Kinder bei Spielfilmen ihre Aufmerksamkeit verlieren. Die Arbeit mit episodischen Erzählungen vermittelt daher das Gefühl, dass ständig neue Erfahrungen gemacht werden, die jedoch in einen einheitlichen Rahmen eingebettet sind. Da die Linie, mit der die menschliche Welt konfrontiert ist, immer wieder durch eine neue Geschichte unterbrochen wird, weckt sie die Neugier des Zuschauers auf weitere Entwicklungen […] Jede Episode ist in einem anderen erzählerischen Rahmen angesiedelt und trägt andere Genreelemente in sich. Die Erkundung von Neuem und die Abwechslung in der Handlung sind genau das, was die flüchtige Aufmerksamkeitsspanne eines kindlichen Publikums braucht, um in eine Welt einzutauchen, die weit über die gewohnten Kurzformate hinausgeht.«
Martin Pleštil, kinobox.cz, Praha (übersetzt mit DeepL)
»Regisseurin und Drehbuchautorin Katarína Kerekesová erzählt recht nette Alltagsgeschichten aus dem Leben der Spinnen. Da wird dann schon mal längere Zeit daran gearbeitet, dass Lilly lernt, wie sie Motten fängt. Klar, realistisch ist das dann nicht unbedingt. Die Krabbeltiere werden ziemlich vermenschlicht – siehe etwa Lillys großer Goth-Bruder Hugo –, um Identifikationsfläche zu schaffen.
Aber darum geht es zum Teil eben auch in dem Film. Gerade gegen Ende, wenn Lilly doch noch auf die Menschen trifft und beide Seiten lernen miteinander zu leben, tritt ›Die kleine Spinne Lilly Webster‹ stark für ein vorurteilsfreies und friedliches Miteinander ein. Das Motto: Eigentlich sind wir uns doch nicht so unähnlich.«
Oliver Armknecht, film-rezensionen.de, München
»Die Toleranzbotschaft wird klar vermittelt – dass eine Freundschaft zwischen Mensch und Tier möglich und erstrebenswert ist, auch wenn es sich um zwar kleine, aber nicht im klassischen Sinne niedliche Tiere handelt. Überdies zeichnet sich ›Die kleine Spinne Lilly Webster‹ durch viele originelle Details in der Gestaltung aus. Das Spinnweben-Haus, in dem es sich die Familie von Lili gemütlich gemacht hat, lässt in Zukunft eventuell doch mit einem anderen, milderen Blick auf Spinnennetze im Hausflur oder Keller schauen.«
Andreas Köhnemann, kino-zeit.de, Mannheim
»Die Idee zu den ›Websters‹ resultierte aus meinem ewigen häuslichen Kampf mit Spinnen. Sie weben so hartnäckig neue Netze, dass ich mit dem Putzen nicht hinterherkomme. Das brachte mich dazu, über ihre Welt, ihre Beziehungen, ihren Modus vivendi nachzudenken. Plötzlich sah ich unsere menschliche Welt in jener der Spinnen gespiegelt. Die beiden schienen sich so ähnlich zu sein! Ein Netz ist ein Netzwerk von Beziehungen, Prozessen, Familienbanden und Freundschaften. Ich sah unsere Welt in der Welt der Spinnen gespiegelt. Der Film stellte eine neue Herausforderung dar: die tatsächliche Konfrontation der beiden Welten. Die Unterschiede in Größe und Proportionen bieten nicht nur die Chance für faszinierende Bilder und Möglichkeiten für einen einzigartigen künstlerischen Stil, sondern auch und vor allem die Einladung, trotz größter Unterschiede Geschichten der Zusammenarbeit und des Verständnisses zu erzählen.«
Katarína Kerekesová, Regisseurin (übersetzt mit DeepL