»Was für ein Typ Mensch bist du?« Im Deutschkurs sitzen sie einander gegenüber. In Form eines Speed-Datings sollen sie sich in der Fremdsprache üben. Audreys Frage aber möchte Joanna nicht beantworten. Später wird sie ihr auch sagen, warum. Joanas Leben ist mehr denn je aus dem Lot. Nach dem Tod ihrer Mutter sitzt der Vater, schwer depressiv, nur noch zu Hause vor dem Fernseher. Die Tochter hat mit ADHS zu kämpfen, in ihrem Kopf blitzt es bisweilen wie wild, ein Hirn-Stroboskop. Da mehrere Apotheken-Rechnungen noch offen sind, fehlt es am dringend benötigten Medikamentennachschub. Schneller Sex mit einem Mitschüler verschafft Joanna schnelles Geld, aber auch weitere Probleme. Da erscheint die Neue in der Klasse wie ein Lichtblick. Audrey ist schön, offen, empathisch, kommt mit sich und anderen bestens zurecht. Die Anziehung ist gegenseitig, erst Blicke, dann Berührungen und Küsse. Aber immer wieder kommen sie an einen neuralgischen Punkt, weicht Joana aus, erfindet Ausreden, haut einfach ab. Nachts fährt sie mit dem Rad zum Hafen, um im eiskalten Wasser zu schwimmen – ein Ventil für Wut und Verzweiflung. Als sie sich endlich offenbaren kann, scheint Audrey zunächst überfordert und bleibt stumm. Am Ende wird sie Joanna für den Job im Kino »Capitol« empfehlen, weil sie ihrer Meinung nach »so verdammt easy going« wäre – und vor allem genau »mein Typ Mensch«.
Sei, der du bist! Vom Mut, zu sich selbst zu finden.
Fotos: Salzgeber & Co. Medien GmbH, Berlin
»Wie schön und unheimlich die Liebe sein kann, erzählt ›So Damn Easy Going‹, und was für dumme Dinge gewagt werden wollen, um einen Schwarm zu beeindrucken; wie es ist, in das Gesicht eines Gegenübers zu schauen und dort eine Konstellation an Punkten zu erkennen, wie ein Sternbild vielleicht, das studiert werden muss; wie sich eine Umarmung anfühlt, wenn alles zu viel ist; und wie kalt das Wasser ist, in das wir zusammen springen, ohne zu wissen, wohin es uns treibt.«
Anne Küper, sissymag, Berlin
»Der schwedische Regisseur Christoffer Sandler verbindet in seinem Spielfilmdebüt, basierend auf dem Jugendroman ›Easygoing‹, den die Autorin und Psychologin Jenny Jägerfeld 2016 veröffentlichte, eine Coming-of-Age-Geschichte mit der eines Coming-outs. Unprätentiös konstatiert er zunächst die sozialen Verhältnisse im Haushalt von Joanna, ohne in ein ›Kitchen Sink‹-Drama abzugleiten. Mit Kritik an Defiziten des Sozialstaats hält sich der Film zurück. Der ständige Geldmangel dient vielmehr als Katalysator für absurde Situationen, aus denen Joanna allein nicht mehr herausfindet: Dem selbst angerichteten Chaos steht sie hilflos gegenüber, mit oftmals komischen Folgen.«
Michael Ranze, filmdienst.de, Bonn
»Auf den ersten Blick extrem überladen wirkend, entfaltet sich das Spielfilmdebüt des Schweden Christoffer Sandler zu einem mitreißend erzählten Stück Jugendkino, wo sich Liebliches und Drastisches mit entwaffnender Leichtigkeit die Hand reichen. Unvermittelt aufblitzende Glühlichter markieren Joannas ADHS-Schübe, und das ist auch schon der augenscheinlichste Kunstgriff. Ansonsten setzt Sandler auf unerwartete Bildwechsel durch raffiniertes Schnitttiming und mehr noch auf seine Schauspielentdeckung in der Hauptrolle. Kaum zu glauben, dass die ihre Rolle ohne irgendwelche Filmerfahrung anging. Aber das spielt auch keine Rolle, wenn sich in Blicken und kleinen Gesten derart große Gefühlsstürme offenbaren.«
Uwe Mies, Kölnische Rundschau
»In kraftvollen Farben und mit schöner Musik (darunter der Song ›Dance Again‹ von Kite) fangen Sandler und die Kamerafrau Nea Asphäll die harmonische gemeinsame Zeit von Joanna und Audrey und die aufkeimenden Gefühle zwischen den beiden ein. Nikki Hanseblad verkörpert Joanna voller Hingabe und mit zahlreichen Ecken und Kanten; die Chemie zwischen ihr und Melina Paukkonen als Audrey stimmt.«
Andreas Köhnemann, spielfilm.de, Nierstein
»Neben den fieberhaften Szenen aus Joannas Leben findet der schwedische Regisseur Christoffer Sandler bei seinem Langfilmdebüt starke und überhöhte Bilder, wenn Joanna endlich zur Ruhe kommt. In Schwarz getaucht wirken dann das Schwimmen im endlosen Wasser oder eine zärtliche Umarmung mit der Freundin wie surreal aus der Wirklichkeit enthoben [...]Es wirkt, als könnte die getriebene Joanna in diesen Momenten endlich vergessen, wer sie ist. Dabei muss sie den Weg zu sich selbst überhaupt erst antreten.«
Christiane Radeke, kinder-jugend-filmportal.de, Remscheid
»Aber so ist es eben manchmal beim Aufwachsen: Das Hässliche und das Schöne liegen mitunter nah beieinander. ›So Damn Easy Going‹ selbst ist aber auf jeden Fall ein schöner Film, charmant und verspielt inszeniert, dabei eine Mischung aus Bekanntem und Außergewöhnlichem, in der man sich trotz der skurrilen Ausrichtung oft genug selbst wiederfindet.«
Oliver Armknecht, film-rezensionen.de, München
»Manchen mag da zu viel hineingepackt und letztendlich zu wenig Tiefgang vorhanden sein. Andererseits spiegelt die stakkatohafte, Haken schlagende Dramaturgie ziemlich treffend Joannas Wahrnehmung der Welt und ist vielleicht auch einfach nur konsequent, um eine Geschichte über ADHS zu erzählen. Sandler ist ein leichtfüßiger, poppig-bunter und humorvoller Coming-of-Age-Film gelungen, in dem auch ernste Töne ihren Platz haben, die allerdings durchaus noch etwas mehr Raum verdient hätten.«
Anja Kümmel, Siegessäule, Berlin