Das Land meiner Träume

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Das Land meiner Träume
Mi País Imaginario

Chile, Frankreich 2023 / Dokumentarfilm / 83 Minuten / 9.-13. Jahrgangsstufe

Inhalt

»Gracias a las mujeres de la patria!« Der zum jüngsten Präsidenten in der Geschichte Chiles gewählte Gabriel Boric wusste, wem er seinen Triumph verdankte: der Jugend und den Frauen. Im Oktober 2019 hatte etwas begonnen, was sich rasch zur bislang größten Protestaktion des Landes entwickelte. Auslöser war die Erhöhung des Metropreises um gerade mal 30 Pesos. Sein Ticket nicht zu bezahlen, wurde zum Zeichen der Wut, zum Fanal des Aufstands. Der soziale Sprengstoff bedurfte nur eines Funkens, um die mit dem Erbe der Diktatur belastete Gesellschaft zu entflammen. Der Staat instrumentalisierte, wie immer, die Armee, aber trotz Gewalt gab es für die Massen kein Zurück. Der Regisseur Patricio Guzmán verknüpft das von ihm selbst erlebte und erlittene Chile der Ära Pinochet mit der Revolte von heute, mit dem Kampf um eine verfassunggebende Versammlung und ein neues Grundgesetz. Der Film ist kein trockenes Traktat, sondern höchst anschauliches Zeitbild. Er lebt von der Kraft und Energie seiner Protagonistinnen, von ihren Hoffnungen und ihrem Optimismus. Wir hören Frauen mit Mut und Wut, mit Entschlossenheit und Enthusiasmus vom Ende des Patriarchats sprechen, vom Feuer des Feminismus und dem Aufbruch in eine neue Zeit.

»¡Marichiweu! Zehntausendmal werden wir siegen!« Eine Frau aus dem indigenen Volk der Mapuche, Elisa Loncon, eröffnete mit diesen Worten den Verfassungskonvent.

Fotos: Real Fiction Filmverleih, Köln


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»Mit seinem neuen Dokumentarfilm nimmt Patricio Guzmán das Publikum nun mit in die Welt des mit der breiten Protestbewegung sichtbar gewordenen ›neuen Chiles‹. Er zeigt bunte und auch militante Straßenproteste, Auseinandersetzungen zwischen der hochgerüsteten Polizei und Steine werfenden Protestierenden. Vor allem aber fängt er die kulturelle Explosion der Revolte ein, er zeigt ihre Bilder und spielt ihren Sound: unzählige Menschen, die im Rhythmus von Parolen singen, hüpfen, klatschen und auf Töpfe oder Wände klopfen. Tausende Frauen die zur weltweit bekannt gewordenen Performance ›Der Vergewaltiger auf deinem Weg‹ des feministischen Kollektivs Las Tesis tanzen, singen und Sexismus anprangern. Der Film bildet die Diskussionen um eine neue Verfassung ab und vermittelt die Hoffnung, den Mut und die Aufbruchstimmung, die große Teile der chilenischen Bevölkerung und auch den Regisseur selbst erfasst hatten. Und er schmerzt.«
poonal – Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

»In ›Mi pais imaginario‹ zeigt Guzmán die Entwicklung der Proteste wie auch die Parallelen zu der Zeit vor dem Sturz Pinochets, die er ebenfalls mit der Kamera begleitet hat. Die Dokumentation zeigt die Wut eines Volkes über die wachsende Diskrepanz zwischen den Herrschenden und den Bürgern. Die Empörung als Empfindung überträgt sich auf den Zuschauer, auch wenn die kulturellen Umstände naturgemäß meist anders sind. Guzmán dokumentiert den Frust der Masse ebenso wie die Zuversicht, dass man etwas verändern kann, wenn man nur die eigene Stärke kennt und für ein gemeinsames Anliegen nutzt.«
Rouven Linnarz, film-rezensionen.de, München

»Guzmán ist, wie viele andere, nach Pinochets Militärputsch 1973 geflohen und lebt seitdem im französischen Exil. Seine alte Heimat hat ihn nie losgelassen, Chile ist immer wieder Thema seiner essayistischen Dokumentarfilme, wie in ›Nostalgie des Lichts‹, ›Der Perlmuttknopf‹ und ›Die Kordillere der Träume‹. Der letztere, aus dem Jahr 2019, handelt vom Gestein der chilenischen Anden und deren vielschichtige Rolle in der wechselvollen, oft gewalttätigen Geschichte des Landes. In seinem neuen Film tauchen die Steine wieder auf, nun in den Händen der Protestierenden, die sie als Wurfgeschosse gegen ihre Unterdrücker verwenden. Guzmáns dokumentarisches Schaffen ist eine Auseinandersetzung mit seiner Heimat aus der Ferne, und bei aller authentischer Repräsentation auch immer ein Stück weit Vorstellung, Phantasma. Und so nennt er seinen neuen Dokumentarfilm gleich ›Das Land meiner Träume‹. Es ist ein hoffnungsvoller Blick auf Chile, die Begeisterung für die junge Bewegung ist immer wieder mitreißend. Und er zieht interessante Parallelen zum politischen Frühling der Reformen Allendes ein halbes Jahrhundert zuvor.«
Thomas Abeltshauser, taz, Berlin

»Nach der Aufarbeitung der historischen Verbrechen der Diktatur widmet sich Patricio Guzmán den jüngsten Ereignissen der Geschichte seines Heimatlandes. Dessen Chance auf eine bessere Zukunft erscheint weiblich. In markantem Kontrast zur bisher von alten Männern geformten Regierung sowie den zahllosen Dokus, die Politik und Geschichte als von Männern gemacht darstellen, überlässt der Regisseur Frauen verschiedener Altersgruppen und Gesellschaftsschichten das Wort. Ob dem das gleiche Gehör geschenkt wird, bleibt offen – genau wie die Realisierung des Fantasiestaats.«
Lida Bach, moviebreak.de, Kassel

»Im Austausch mit Protestierenden und Beobachterinnen agiert Guzmán wie ein Staunender. Gleichzeitig schlägt der Doyen des chilenischen Dokumentarfilms immer wieder den Bogen zu eigenen Erfahrungen als politisch engagierter Künstler. 1971 lief sein Film über Allendes erstes Regierungsjahr in den chilenischen Kinos. Nach dem Militärputsch wurde Guzmán mit zahllosen anderen Pinochet-Gegnern im Nationalstadion von Santiago festgehalten. Wenige Jahre später veröffentlichte er die Filmtrilogie ›Die Schlacht um Chile‹. Mittels seiner Bildgewalt und der berührenden Einblicke in das Leben mutiger Akteurinnen verbreitet ›Das Land meiner Träume‹ Hoffnung. Zugleich wird deutlich, dass Chile noch einen weiten Weg vor sich hat. Den ersten Entwurf einer progressiven Verfassung hat eine breite Mehrheit im vergangenen Jahr abgelehnt. Nicht nur für Guzmán bleibt noch viel zu tun.«
Nils Michaelis, Vorwärts, Berlin

»Die Zukunft ist weiblich und feministisch. Guzmán interviewt ausschließlich Frauen, da es Frauen sind, die diese antipatriarchale Revolte vorangetrieben, ihr eine Stimme gegeben haben. Etwa mit dem viral gegangenen Sprechgesang des Theaterkollektivs Las Tesis, in dem der Unterdrückungsstaat als vergewaltigender Mann identifiziert wird: ›El violador eres tú.‹ Tausende Frauen singen das, erheben synchron ihre Arme, als Symbol gegen die Staatsmacht. Wenn man das sieht, hat man nur einen Wunsch: mit auf die Straßen zu gehen und das Patriarchat in Schutt und Asche zu legen. Die Leinwand steht in Flammen.«
Philipp Stadelmaier, Süddeutsche Zeitung, München

»Man spürt, wie beeindruckt Guzmán von diesen jungen Menschen - vor allem von jungen Frauen - und der gewaltigen populistischen Kraft ist, die sie aufbrachten. Eine Drohnenaufnahme der Hunderttausenden von Menschen, die in Santiago auf die Straße gehen, ist wirklich atemberaubend. Die Kordilleren, die Gebirgskette der Anden, die schon in Guzmáns Meditation über die zeitlose Weite der Natur in ›Die Kordillere der Träume‹ das Thema war, liefert nun die ganz konkreten Steine, mit denen die Demonstranten die gepanzerten Autos bewerfen. Dieser Film bildet einen bewegenden Schlusspunkt unter die tragische Reihe von Guzmáns Werken.«
Peter Bradshaw, The Guardian, London (übersetzt mit DeepL)

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