»Es ist, wie es ist – und so bleibt es!« Die kleine Maus Célestine kann den Spruch ihres großen Bärenfreundes nicht mehr hören. Was keinesfalls so bleiben darf, ist der Zustand von Ernests Geige. Durch ein Malheur von ihr ging seine Stradiveri zu Bruch – und der einzige, der sie instandsetzen könnte, lebt in Scharabska. Das wäre ein Ort der Musik und der Töne, wie Ernest seiner Freundin immer vorschwärmte. Weshalb er nie dorthin zurückwollte, das hütete er als sein Geheimnis. Da aber Célestine auf der Reparatur des Instruments besteht, machen sie sich dann doch auf die Reise. In Scharabska angelangt, werden sie allerdings nicht in musikalischer Überfülle, sondern höchst eintönig empfangen. Das Klavier hat nur eine Taste, bis auf das C sind keine weiteren Noten erlaubt. Als Ernest auf dem Bandoneon zu spielen beginnt, greift sofort die Musikpolizei ein und bringt ihn hinter Schloss und Riegel. Célestine findet bald heraus, was zur musikalischen Blockade Scharabskas führte: Die Töne wurden verboten, als Ernest von zu Hause fortging. Er wollte nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten und Richter werden, sondern nur ein einfacher Straßenmusikant. Nun könnte Ernest die Entscheidung von damals revidieren und die Familienehre wiederherstellen: Als Richter hätte er die Macht, das Verbot aufzuheben. Natürlich bleibt es nicht, wie es ist und war.
Nicht nur Scharabska, auch wir jubilieren in höchsten Tönen für die Freiheit der Musik.
Fotos: StudioCanal Germany, Berlin
»Abseits der in der Flüchtigkeit ihrer Bewegungen scheinbar mühelos aufs Papier geworfenen Zeichnungen zeichnete schon den ersten Film die Qualität aus, durchaus erwachsene Themen kindgerecht zu vermitteln. Ging es in ›Ernest & Célestine‹ darum, Vorurteile gegenüber Fremden abzubauen, geht ›Ernest & Célestine: Die Reise ins Land der Musik‹ noch einen Schritt weiter. Das Regieduo Julien Chheng und Jean-Christophe Roger erzählt gemeinsam mit ihrem fünfköpfigen Drehbuchteam vom komplizierten Umgang mit Traditionen und dem eigenen Erbe, von Freiheit und Unterdrückung und nicht zuletzt von der befreienden Wirkung von Musik. In dieser Kombination ist das selten. Und mehr als einmal verschlägt es einem angesichts des Gesehenen und Gehörten die Sprache. Ein wundervoll gezeichneter, feinfühlig erzählter Film, der mit seinem Balanceakt zwischen Zärtlichkeit, Sinnlichkeit und Tiefgründigkeit beeindruckt. Ein filmisches Gedicht, dem man alle Preise dieser Welt wünscht.«
Falk Straub, spielfilm.de, Nierstein
»Im Gedächtnis aber bleibt insbesondere, wie feinfühlig die Beziehung zwischen Ernest und Célestine gezeichnet wird. Im Gegensatz zu den Büchern von Gabrielle Vincent steht Ernest hier nicht so deutlich stellvertretend für einen Erwachsenen und Célestine nicht für ein Kind. Hier begegnen sich die beiden mehr auf Augenhöhe. Und immer wieder findet der Film ungemein schöne, ganz zärtliche Bilder, um die innige Verbundenheit von Ernest und Célestine zu zeigen. Wenn diese Zeichentrickfiguren sich in die Arme nehmen, dann geht dem Publikum das Herz auf.«
Stefan Stiletto, kinder-jugend-filmportal.de, Remscheid
»Die Absage an einengende Strukturen und überholte Traditionen und das Plädoyer für Toleranz und Freiheit werden aber nie penetrant vorgetragen, sondern sind bestens verpackt in eine mit viel Liebe zum Detail und temporeich erzählte Handlung. Nie kommt hier Leerlauf auf, souverän werden Spannung und Witz verbunden und auch Nebenfiguren wie Ernests Eltern und seine Schwester gewinnen Profil. Gleichzeitig bleibt dieser hinreißende Animationsfilm, der auch von der Wichtigkeit zivilen Widerstands erzählt, aber auch immer kindgemäß, überfordert nie und erschreckt auch trotz des im Grunde ernsten und bitteren Themas, das auch Assoziationen an reale autoritäre Regime weckt, nie.«
Walter Gasperi, film-netz.com, Lauterach
»Die Figuren basieren auf den gleichnamigen Bilderbüchern der belgischen Autorin und Illustratorin Gabrielle Vincent (1928-2000), die hierzulande zunächst als ›Mimi und Brumm‹ erschienen waren. Ihren Charme bekommen die Filme nicht unwesentlich durch die Ästhetik, die den Zeichnungen Vincents nachempfunden ist: elegant hingetuschte Konturen, zuweilen unvollständig, aber stets lebendig. Und dann Totalen über Landschaft und Stadt mit tausenderlei Details, wilden Seilbahnkonstruktionen und mehr [...] ›Ernest & Célestine‹ bleibt einer der schönsten, herzzerreißendsten und cleversten Animationsfilme der 2010er-Jahre, und Chheng und Roger nehmen die Melodie dieses Vorbilds gekonnt auf und komponieren aus ihr eine ganz eigene Variation. Es ist ein Glück, sie zu sehen und zu hören.«
Rochus Wolff, filmdienst.de, Bonn
»Immer wieder wird deutlich, wie wichtig Musik, das Musizieren oder auch nur das Zwitschern der Vögel in unserer Welt sind. Aber es sind auch wieder die Zeichnungen nach den Bildern in den Büchern von Gabrielle Vincent, die entzücken. Die liebevollen Charaktere, allen voran der grummelige Bär und die positiv gestimmte Maus, nehmen Kinder ab fünf Jahren mit auf ihre Reise, die auch mal spannend ist, von der man sich aber doch schnell erholen kann. Für die erwachsenen Begleitpersonen sorgen viele Anspielungen und Witze zwischen den Zeilen für Unterhaltung, so dass sich Eltern wie Kinder von der Magie des Animationsfilms verzaubern lassen können.«
Verena Schmöller, Münchner Merkur
»Andere Animationsfilme mögen sich technisch beweisen und ausgefeilte Spezialeffekte verwenden. Bei ›Ernest & Célestine: Die Reise ins Land der Musik‹ ist das nicht nötig. Charme und Witz reichen aus und demonstrieren, wie viel sich aus vermeintlich altmodischen Techniken herausholen lässt. Bei dem warmherzigen Abenteuer darf man sich entspannt zurücklehnen und seinen Spaß haben. Und am Ende ein bisschen glücklicher sein.«
Oliver Armknecht, film-rezensionen.de, München
»›Ernest & Célestine erinnert auch an die Entwurzelung von Einwanderern und Flüchtlingen. Ernest weiß, wie es in Scharabska zugeht. Es gibt einen Grund, warum er weggegangen ist. Und doch sehnt er sich nach dem Gefühl der Zugehörigkeit, das nur die Heimat geben kann. Er hat das einsame, sehnsüchtige Herz eines Menschen im ständigen Exil.
Die Freundschaft zwischen Bär und Maus ist wirklich rührend und das eigentliche Herzstück des Films. Ernest und Celestine sind so unterschiedlich. Ernest ist alt, Celestine ist jung. Ernest ist immer bereit, das Handtuch zu werfen, Celestine ist offen für alle Möglichkeiten. Die beiden verkörpern William Blakes ›Songs of Innocence‹ und ›Songs of Experience‹. Celestines Unschuld ist wichtig, und Ernests Erfahrung ist es auch. Sie kommen jedoch in Zärtlichkeit und Verständnis zusammen. Es ist wunderschön.«
Sheila O'Mally, RogerEbert.com (übersetzt mit DeepL.com)