»Mädchen, weißt du denn gar nichts über deine Wurzeln?« Mit dieser Frage kann Ama gar nichts anfangen. Sie möchte nicht mit ihrer Mutter über den Senegal sprechen oder von westafrikanischem Essen schwärmen. Die Elfjährige ist Niederländerin, fast von Geburt an: Sie kam auf dem Schiff zur Welt, mit dem ihre Eltern Rotterdam erreichten. Seitdem lebt die Familie ohne Aufenthaltserlaubnis, stets in Furcht vor Entdeckung und Ausweisung. Ein banaler Zwischenfall, ein Wasserrohrbruch, ändert schlagartig alles. Aus einiger Distanz und mit hilflosem Entsetzen sieht Ama, wie nach dem Havarieeinsatz die Polizei ihre Mutter und den kleinen Bruder mitnimmt. Der Vater ist zum Glück unterwegs und wird nun gesucht wie sie selbst. Amas bester Freund Thijs bietet ihr erst mal Unterschlupf im häuslichen Schuppen, allerdings ist seine Mutter Polizistin und darf auf keinen Fall wissen, wen ihr Sohn da versteckt. Auf der Suche nach dem Vater muss Ama hinaus auf die Straßen der Großstadt – und hat plötzlich einen Begleiter an ihrer Seite: ein riesiges Stachelschwein, unsichtbar für alle anderen. Was es mit dieser merkwürdigen Erscheinung auf sich haben könnte, versucht ihr jener Mann zu erklären, der sich schon nach Amas Wurzeln erkundigte. Er ist ein Griot, campiert in einem magischen Lichtzelt und stammt aus einer Familie, die Geschichten und Traditionen weitergibt. Stachelschweine sind demnach Totemtiere mit ganz speziellen Fähigkeiten. Dass Magie ungeahnte Kräfte entfachen, Hoffnung bestärken, letztlich sogar Familien zusammenführen und retten kann, das wird Amas Realität von Rotterdam.
Stacheln, die nicht abweisen, sondern anziehen: Was für ein Kraftspender!
Fotos: farbfilm Verleih, Berlin
Filmkritiken von Teilnehmer:innen am LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans, Frankfurt/Main 2023
» … behandelt viele wichtige Themen wie Abschiebung, erklärt dies allerdings so spielerisch, dass es für Kinder und als Familienfilm super geeignet ist. Eine der Hauptfragen, die sich durch den Film zieht wie ein roter Faden, ist, woher man kommt und ob das überhaupt wichtig ist. Durch diesen Film kann man auch etwas über die afrikanische Kultur lernen. Ich fand den Film sehr gelungen, da es eine sehr runde Storyline war, wenige Fragen blieben und man mit einem guten Gefühl aus dem Kino gegangen ist. Der Film ist unterhaltsam wie auch informativ und ein Muss für jede Familie mit Kindern ab 8 Jahren. Beeindruckend ist, dass das Stachelschwein echt gebaut war (von Leuten, die auch Sachen für Star Wars gebaut haben) und nur die Füße animiert wurden.«
Olivia, 14 Jahre
»Außerdem wurde etwas ganz Wichtiges an die Zuschauer vermittelt: Es ist nicht wichtig was deine Herkunft ist, sondern was deine Heimat ist, denn dort fühlst du dich wohl. Desgleichen ist es auch wichtig an seine Ziele zu glauben und Hilfe von Freunden zu akzeptieren, denn mit ihrer Hilfe kann man alles erreichen.«
Laura, 13 Jahre
Filmkritiken der Teilnehmer:innen
»›Mein Totemtier und ich‹ ist ein Glücksfall von einem Kinderfilm, fantastisch und realistisch, mit wunderbar natürlichen Darstellern, schöner Fabulierlust und einer Menschlichkeit, die nichts Sentimentales oder Belehrendes hat, eher ist sie widerständig und stachlig wie das große Totemtier.«
Knut Elstermann, radioeins, Potsdam, Berlin
»›Mein Totemtier und ich‹ ist ein Kleinod unter den Kinderfilmen. Und doch werden sich die Geister an ihm scheiden, denn der niederländische Film bezieht eine mutige Position zum Thema Migration und Abschiebung, die auch in Deutschland nicht gerade mehrheitsfähig ist. Voller Empathie, Spannung und Witz wird die Geschichte der elfjährigen Ama erzählt [...] Dieser wunderbare Film hat das Potenzial, eine ganze Kindergeneration zu prägen. Wenn Eltern es wagen, ihn ihren Kindern zu zeigen.«
Daniela Martens, Der Tagesspiegel, Berlin
»Das Stachelschwein wurde nicht mit dem Computer in die Bilder hineinanimiert, es war ein echter, lebensgroßer Mechanismus, wie das große Vorbild E. T. in Spielbergs Film aus dem Jahr 1982 – ein Animatronic. Kompliziert zu bedienen, erzählt Sander Burger, ›es gab einen Puppenspieler, der den Kopf manövrierte und das Tier antrieb‹. Insgesamt seien 48 Motoren im Kopf verbaut gewesen [...] In der Fusion des Realistischen und des Imaginären führt uns Sander Burger, petit à petit, an die Ursprünge des Kinos zurück, wo Dokument und Erfindung eins sind.«
Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung
»Mit dem Tier, das zunächst nur Ama sehen kann, bringt Regisseur Burger senegalesische Kultur in seinen Film. Dort wird jedem Menschen ein Totemtier zugewiesen, welches Kraft und Mut gibt. Zugleich eröffnet das Tier im Film einen metaphorischen Raum, weil sich in ihm auch das gesellschaftliche Außenseitertum des Mädchens manifestiert. ›Mein Totemtier und ich‹ ist ein fantasievoller Film über die Kraft von Mitmenschlichkeit und Empathie.«
Jens Balkenborg, epd film, Frankfurt/Main
»Dieses auffällige (und trotz der Größe putzige) Fantasy-Element wirkt anfangs irritierend deutlich als Symbol für Herkunft, für Mut und innere Stärke. Doch entstehen mit ihm bezaubernde Bilder. Das Mädchen ist doch nicht ganz allein auf der Welt. Und glücklicherweise verzichten die Filmemacher darauf, das Wesen sprechen zu lassen, es schnüffelt und grunzt ein bisschen, es lenkt Ama von Gefahren weg und schüchtert die Hundestaffel der Polizei ein [...] Der Film stellt Fragen. Er sensibilisiert. Zum Abspann läuft sehr passend der Song ›Papaoutai‹ (Wo bist du, Papa?) des belgischen Musikers Stromae.«
Cornelia Geissler, Berliner Zeitung
»Denn das riesenhafte Stachelschwein, das Ama durch Rotterdam begleitet, ist nicht so unreal, wie sie selbst es zunächst vermutet [...] Das Stachelschwein – widerborstig, riesig, gemütlich, unumstößlich – ist der grunzende Funken Magie, den Ama in sich trägt, das Totemtier das Menschliche, das in uns allen wohnt und das wir halt nur zu sehen bekommen, wenn wir wirklich schauen wollen.«
Rochus Wolff, kino-zeit.de, Mannheim
» ... denn wie in den meisten Kinderfilmen üblich, ist dramaturgisch letztendlich auch hier weniger die Identität wichtig, als die Unterstützung durch die eigene Peer-Group und Eltern, die sich eines Besseren besonnen haben. Und Burger gelingt es dann auch, seine etwas ausladenden Lehr-Passagen und holprigen Handlungsebenen am Ende souverän zusammenzuführen und zu einem geglückten Abschluss zu bringen, der vor allem eine Nachhilfestunde in Sachen Migrations-Realität ist, die Kinder (und Erwachsene) nur selten so klar vorgeführt bekommen.«
Axel Timo Purr, artechock.de, München
»Am Ende wird die Welt nicht wirklich besser geworden sein, ›Mein Totemtier & Ich‹ hat keine Lösungen für die zugrundeliegenden Probleme. Wenn es hier, wie bei Kinderfilmen üblich, am Ende ein Happy End gibt, dann hat das schon auch etwas Beschwichtigendes. Zumindest aber sensibilisiert der Film für die Thematik, was in Zeiten allgegenwärtigen Hasses wirklich nicht verkehrt ist.«
Oliver Armknecht, film-rezensionen.de
» ... eine bewegende, Action, Drama und leise Momente meistens souverän ausbalancierende Reise, die Zusammenhalt feiert, Empathie hochhält und festgeschriebene Regeln auf den Prüfstand stellt. Und einer so sympathisch-mutigen Heldin wie Ama muss man einfach die Daumen drücken!«
Christopher Diekhaus, kinder-jugend-filmportal.de, Remscheid
»Ein schönes Ende für einen schönen Film: Mit sympathischem Witz und ohne den berüchtigten Zeigefinger zu bemühen, hat Sander Burger eine zutiefst menschliche Geschichte erzählt und dem Publikum vor Augen geführt, wie wichtig es ist, anderen zu helfen, die in Bedrängnis sind. Ein Film über Freundschaft, Identität und den Wert der Fantasie.«
Gaby Sikorski, programmkino.de, Berlin
Filmkritiken von Teilnehmer:innen am LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans, Frankfurt/Main 2023
» … behandelt viele wichtige Themen wie Abschiebung, erklärt dies allerdings so spielerisch, dass es für Kinder und als Familienfilm super geeignet ist. Eine der Hauptfragen, die sich durch den Film zieht wie ein roter Faden, ist, woher man kommt und ob das überhaupt wichtig ist. Durch diesen Film kann man auch etwas über die afrikanische Kultur lernen. Ich fand den Film sehr gelungen, da es eine sehr runde Storyline war, wenige Fragen blieben und man mit einem guten Gefühl aus dem Kino gegangen ist. Der Film ist unterhaltsam wie auch informativ und ein Muss für jede Familie mit Kindern ab 8 Jahren. Beeindruckend ist, dass das Stachelschwein echt gebaut war (von Leuten, die auch Sachen für Star Wars gebaut haben) und nur die Füße animiert wurden.«
Olivia, 14 Jahre
»Außerdem wurde etwas ganz Wichtiges an die Zuschauer vermittelt: Es ist nicht wichtig was deine Herkunft ist, sondern was deine Heimat ist, denn dort fühlst du dich wohl. Desgleichen ist es auch wichtig an seine Ziele zu glauben und Hilfe von Freunden zu akzeptieren, denn mit ihrer Hilfe kann man alles erreichen.«
Laura, 13 Jahre
Der Film schafft es nämlich, ein so ernstes Thema wie Abschiebung für Kinder verständlich rüberzubringen. Außerdem bringt der Film die Kultur der Vorfahren von Ama auf vielen Wegen näher, z.B. durch einen Freigeist, der ihr viel über ihre Kultur erklärt, und versucht so eine Antwort auf die Frage der Herkunft und der Heimat zu bieten.
Dazu kommt dann noch die sehr gute Kameraführung mit den leichten Bewegungen und den wunderschönen Panoramaaufnahmen. Diese werden dann im Schnitt nahezu perfekt zusammengefügt. Auch die Charaktere sind sehr authentisch und jeder hat seine Rolle und füllt diese fast immer, abgesehen von ein paar irrelevanten Momenten, perfekt aus. Auch die Nebencharaktere haben ihre Momente, was sehr schön ist, da sich der Film so real anfühlt.
Außerdem sieht man große Veränderungen in den Beziehungen von Eltern und Kind und das nicht nur bei Ama, sondern auch bei Thijs und seiner Mutter. Vor allem die Beziehung von Ama und ihrer Mutter sticht durch ihre starke Veränderung hervor: Am Anfang lehnt Ama die alten Sitten ihrer Mutter ab, um sie am Ende, durch ihr neues Wissen, wertzuschätzen. Ähnlich ist auch Amas Beziehung zu ihrem Totemtier, das in echt von den Szenenbildnern, die auch für Star Wars gebaut haben, gemacht wurde.
Die Musik ist an vielen Stellen leider nicht stimmig und weckt falsche Erwartungen, was für mich einen klaren Minuspunkt darstellt, da die Musik eines der wichtigsten Elemente im Film ist. Ansonsten lässt der Film ein paar Fragen offen, über die es jedoch Spaß macht, sich den Kopf zu zerbrechen.
Zusammengefasst kann ich den Film nur empfehlen und das nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder ab 8 Jahren, da er Kinder sehr zum Nachdenken und Hinterfragen anregt.
»Der Film schafft es nämlich, ein so ernstes Thema wie Abschiebung für Kinder verständlich rüberzubringen. Außerdem bringt der Film die Kultur der Vorfahren von Ama auf vielen Wegen näher, z.B. durch einen Freigeist, der ihr viel über ihre Kultur erklärt, und versucht so eine Antwort auf die Frage der Herkunft und der Heimat zu bieten. Dazu kommt dann noch die sehr gute Kameraführung mit den leichten Bewegungen und den wunderschönen Panoramaaufnahmen.«
Erik, 14 Jahre
Der Film schafft es nämlich, ein so ernstes Thema wie Abschiebung für Kinder verständlich rüberzubringen. Außerdem bringt der Film die Kultur der Vorfahren von Ama auf vielen Wegen näher, z.B. durch einen Freigeist, der ihr viel über ihre Kultur erklärt, und versucht so eine Antwort auf die Frage der Herkunft und der Heimat zu bieten.
Dazu kommt dann noch die sehr gute Kameraführung mit den leichten Bewegungen und den wunderschönen Panoramaaufnahmen. Diese werden dann im Schnitt nahezu perfekt zusammengefügt. Auch die Charaktere sind sehr authentisch und jeder hat seine Rolle und füllt diese fast immer, abgesehen von ein paar irrelevanten Momenten, perfekt aus. Auch die Nebencharaktere haben ihre Momente, was sehr schön ist, da sich der Film so real anfühlt.
Außerdem sieht man große Veränderungen in den Beziehungen von Eltern und Kind und das nicht nur bei Ama, sondern auch bei Thijs und seiner Mutter. Vor allem die Beziehung von Ama und ihrer Mutter sticht durch ihre starke Veränderung hervor: Am Anfang lehnt Ama die alten Sitten ihrer Mutter ab, um sie am Ende, durch ihr neues Wissen, wertzuschätzen. Ähnlich ist auch Amas Beziehung zu ihrem Totemtier, das in echt von den Szenenbildnern, die auch für Star Wars gebaut haben, gemacht wurde.
Die Musik ist an vielen Stellen leider nicht stimmig und weckt falsche Erwartungen, was für mich einen klaren Minuspunkt darstellt, da die Musik eines der wichtigsten Elemente im Film ist. Ansonsten lässt der Film ein paar Fragen offen, über die es jedoch Spaß macht, sich den Kopf zu zerbrechen.
Zusammengefasst kann ich den Film nur empfehlen und das nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder ab 8 Jahren, da er Kinder sehr zum Nachdenken und Hinterfragen anregt.