Berlin Bytch Love

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im Land Brandenburg

Berlin Bytch Love

Deutschland 2021 / Dokumentarfilm / 90 Minuten / 9.-13. Jahrgangsstufe

Inhalt

»Was hab’ ich dir heute morgen gesagt? Positiv denken, Spatz! Geh nicht immer vom Negativen aus!« Sophie will ihren Freund Dominik beruhigen, ihm Mut machen vor seinem Gerichtstermin. Die beiden – sie 15, er 17 Jahre alt – leben obdachlos in Berlin. Tagsüber hängen sie im Görli ab, nachts breiten sie ihre Decken vor der Kreuzberger Emmaus-Kirche aus. Auf die übliche Weise verdienen sie sich die Euros für den nächsten Döner: Sie schnorren, sammeln Flaschen, versuchen Postkarten an Passanten zu verkaufen. Die gehen, abgewandt oder scheinbar verständnisvoll lächelnd, an ihnen vorüber. Schicksale, wie wir sie kennen, doch eher ungern näher an uns herankommen lassen. Sophie und Dominik aber sind zufrieden mit ihrem Dasein. Wir kommen gut über die Runden, sagen sie. Wäre da nicht Dominiks Angst »einzuwandern«, wegen Drogendelikten droht ihm monatelanger Knast. Zu seinem und Sophies Glück wird die Strafe auf Bewährung ausgesetzt, sicher auch besonderer Umstände wegen: Sophie ist im 4. Monat schwanger. Nicht nach Frankreich, wie anfangs erträumt, sondern nur auf eine kurze Reise geht es nun: von der Hauptstadt zurück in ihre Heimatstadt, nach Eberswalde. Hier, in diesem »Kaff«, gibt es zunächst ein Zimmer und dann eine kleine Wohnung für sie. Seine Eltern kommen das junge Paar besuchen, immer wieder auch Sophies Schwester Sarah und deren Freund Johnny. Es scheint ganz gut zu klappen, wenn auch mit Hindernissen. Gemeinsam gehen sie in die Klinik zum Ultraschall, natürlich muss es für ihn »ein Kerl« werden. Um bei der Entbindung dabei zu sein, fehlt ihm aber der Mut. Ein »Schisser«, wie sie ihn nennt. Am Ende sehen wir Sophie und Dominik über das Bettchen des kleinen Luca gebeugt, die Kamera geht nach oben, in den Himmel. Die Zukunft ist offen.

100 Stunden gedrehtes, authentisches Material für einen Dokumentarfilm, der Verstand, Herz und Seele anrührt. Ein starkes Stück Leben und Kino!

Fotos: Silentfilm Berlin

Themen

Identität   |  Selbstbestimmung   |  Sinn des Lebens   |  Familie   |  Freundschaft   |  Liebe   |  Vertrauen   |   (Eigen-)Verantwortung   |  Werte   |  Außenseiter   |  Obdachlosigkeit   |  soziale Rollen/Erwartungen   |  Vorurteile   |  Toleranz   |  Freiheit   |  Drogen   |  Strafvollzug   |  Geschlechterrollen   |  Schwangerschaft   |  Zukunftsperspektiven   |  Kommunikation   |  Filmästhetik   |  Filmdreh

Fächer

Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde   |  Deutsch   |  Psychologie   |  Politische Bildung   |  Sozialkunde   |  fächerübergreifend

»›Berlin Bytch Love‹ erzählt die herzerweichende Liebesgeschichte zweier Teenager, die aus schwierigen sozialen Verhältnissen stammen, mit Drogenproblemen und vergangenen Straftaten kämpfen. Ohne zu werten und voller Respekt gewährt die wie ein Spielfilm montierte Doku intime Einblicke in einen Alltag, der mitten unter uns existiert, vor dem wir aber oft lieber die Augen verschließen.«
Anna Steinbauer, Süddeutsche Zeitung, München

»Knapp drei Jahre lang begleiteten die beiden Filmemacher Heiko Aufdermauer und Johannes Girke den Weg eines jungen Paares mit der Kamera. Unaufdringlich, leichtfüßig, ohne Weichzeichner und ohne jede Kommentierung. Die Dramaturgie des Films speist sich allein aus der Dramaturgie des Lebens seiner Protagonisten.«
Jane Jannke, drobs – Die Dresdner Straßenzeitung

»›Berlin Bytch Love‹ ist gleichsam erhellend und ernüchternd. Ohne einen einzigen Kommentar oder andere Erklärungshilfen gelingt es dem Regie-Duo, Einblicke in ein Paralleluniversum zu gewähren, vor dem man im Zweifelsfall lieber die Augen schließt. Die Voraussetzung dafür liegt im Vertrauen, das ihnen die beiden Anti-Helden entgegenbringen. Die Regisseure und Kameraleute geben es mit diesem Film zurück - ohne zu beschönigen oder gar in wohlfeile Sozialromantik abzugleiten. Ihre Bilder und Töne sind präzise, die sich dadurch öffnenden Perspektiven setzen nicht unbedingt Optimismus frei.«
Claus Löser, Berliner Zeitung

»Dass es sich um eine Doku handelt, kann Zuschauern ohne Vorwissen durchaus entgehen. Wie auf Interviews und Erklärungen aus dem Off verzichten die Filmemacher auch auf Werturteile, bleiben stets auf Augenhöhe der Liebenden, die ein schier end- und bedingungsloses Verständnis füreinander aufbringen. Auch deshalb stellt sich beim Sehen Mitgefühl anstatt Mitleid ein, vor allem aber Respekt für zwei junge Menschen, die Verantwortung übernehmen wollen.«
Claudia Reinhard, Der Tagesspiegel, Berlin

»Es ist schier unglaublich, wie nahe wir Sophie und Dominik kommen, den beiden, die noch lange minderjährig sind, für die Berlin die ganze Welt ist, und die sich doch irgendwohin sehnen [...] Die Regisseure Heiko Aufdermauer und Johannes Girke erzählen ihre wahre Geschichte aus dem wahren Leben wie einen Spielfilm, mit flüssigem Schnitt, klar konturierter Kamera, vor allem ohne Doku-typische Elemente wie Interviews oder Erklärtext.«
Harald Mühlbeyer, kino-zeit.de, Berlin

»Die große Stärke ist dabei die Nähe der stets präsenten Kamera, die die Protagonisten komplett bei ihrem Kreuzzug durch Kreuzberg vergessen. Dabei hält sie sich dezent zurück, etwa wenn sie Dominiks Sozialarbeiter nur von hinten zeigt oder sich zurückzieht, wenn Besuch in die später zugewiesene Wohnung kommt. Dort, im verschlafenen Eberswalde, liegt dann das kleine Glück. Und nicht in Paris, wohin sich die Teenager träumten. Man gönnt es ihnen. Denn unter den dortigen Brücken schläft es sich genauso hart wie in Berlin.«
Eberhard von Elterlein, Berliner Morgenpost


 

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