FILMERNST

Sehend lernen – Die Schule im Kino

Das Kompetenzzentrum für
Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

FILMERNST-Frühjahrsprogramm

Zugegeben, wir sind arg spät dran in diesem Jahr: Die Flyer mit dem Frühjahrsprogramm haben wir gerade erst in den Druck gegeben – und es wird noch ein paar Tage dauern, bis sie im LIBRA ankommen und dann an die Schulen versandt werden. Es bleibt nicht mewhr viel Zeit bis zu den ersten Veranstaltungen in der Woche vor Pfingsten, deshalb hier schon mal vorab die Online-Version des Flyers. Die vier Filme stehen auch in der Datenbank, mit weiteren Informationen und allen Terminen in den jeweiligen Spielorten. Wir freuen uns also schon auf die ersten Anmeldungen!

Hüben und drüben

»Wo wir nicht sind, sind unsere Feinde. Fang neu an, Junge!« Der Volkspolizist, dein Freund und Helfer, spricht hier zu einem, der vom rechten Wege abzukommen drohte. Damals, Ende der 1950er, in der Frontstadt Berlin. Hüben die Blauhemden, die nach »lauter fertigen Vorschriften« politisch-ideologisch konform leben sollten. Drüben die Halbstarken, die ihr Hemd über der Hose und Schuhe mit Kreppsohlen trugen, die Boogie tanzten und sich um Politik nicht scherten. »Berlin Ecke Schönhauser« traf einen Lebensnerv …


… der jungen Generation nicht nur in der geteilten Stadt Berlin. Zugleich provozierte er Widerspruch und heftige Ablehnung. Das FDJ-Zentralorgan »Junge Welt« veröffentlichte besorgte Leserstimmen wie diese: »Bringt der Film nicht eine Anhäufung negativer Seiten, die es wohl gibt, die aber in dieser Anhäufung ein einseitiges Bild unseres Lebens geben? [...] Wenn die FDJ auf der Leinwand erscheint, gibt es im Kino Gelächter. Warum?«

Eine Veranstaltung mit »Berlin Ecke Schönhauser« im Potsdamer Filmmuseum wurde zu einer filmernsten DEFA-Sternstunde, vor allem der Gäste wegen: Auf dem Podium saßen Ilse Pagé und Ernst-Georg Schwill als Hauptdarsteller des Films, Evelyn Carow als dessen Schnittmeisterin und nicht zuletzt Wolfgang Kohlhaase – Drehbuchautor von nationalem Ruhm und internationaler Klasse. »Wir erzählten Geschichten, die wir uns zutrauten«, sagte Kohlhaase den Schülerinnen und Schülern. Dass sie auch heute noch Jugendliche für sich einnehmen können, war dem Publikum anzumerken. Er hätte gespürt, meinte Ernst-Georg Schwill, wie den Jungen Leuten das Herz puckere, wenn es um die Liebe auf der Leinwand gehe, aber auch um den Zoff der Jungen mit den Alten.

Schwill ist in »Berlin Ecke Schönhauser« der Kumpeltyp in kurzen Lederhosen, der für eine Westmark Belohnung mit einem Stein auf eine Straßenlaterne zielt und damit Volkseigentum vorsätzlich beschädigt. Dass er im Film vom Stiefvater mit Backpfeifen malträtiert wird, fand Schwill wohl nicht so schlimm, denn auch heute wäre es doch gar nicht verkehrt, ein »kleiner Denkanstoß« gewissermaßen, wenn Kinder ab und an mal was »auf den Arsch kriegen«. Damit konnte er beim Auditorium allerdings gar nicht punkten – und Wolfgang Kohlhaase gab zu bedenken, dass Prügel ja auch damals nichts bewirkt hätten.

Die weibliche Hauptdarstellerin Ilse Pagé kam übrigens von drüben, sie wohnte in Wilmersdorf, im amerikanischen Sektor. Unter tausend Mädchen war sie ausgewählt worden, aber ihr Vater hielt nichts von der Filmerei im Osten. Doch bei den lukrativen Konditionen des DEFA-Vertrages konnte er schließlich nicht nein sagen: »Ich bekam Mathe-Nachhilfe, eine Schreibmaschine, einen Gutschein für ›Exklusiv‹-Moden und 5.000 Westmark.« Vertraglich vereinbart wurde sogar, dass im Film keine Tendenz gegen den Westen drin sein dürfe.

Liebe 1957: Dieter und Angela unter dem berühmten Hochbahnviadukt: Filmtrailer

Fotos: FILMERNST; © DEFA-Stiftung/ Siegmar Holstein, Hannes Schneider

Aktuelle Programmfilme

Nina und das Geheimnis des Igels

2.–4. Jahrgangsstufe

SchulKinoWochen im Land Brandenburg

Ein Projekt von VISION KINO – Netzwerk für Film- und
Medienkompetenz in Kooperation mit FILMERNST.
Unterstützt durch die Bundeszentrale für politische Bildung.
Gefördert durch die Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH.

Mehr
Telefon 03378 209 161 (Susanne Guhlke)
03378 209 162 (Jana Hornung)
03378 209 148 (Susanne Pomerance)
E-Mail kontakt@filmernst·de
Instagram @filmernst
Postanschrift FILMERNST – Kinobüro im LIBRA
Struveweg 1
14974 Ludwigsfelde-Struveshof
Sehend lernen –
Die Schule im Kino

FILMERNST

… bietet

im besonderen Lernort Kino und als Teil des Unterrichts ein regelmäßiges Programm ausgewählter Kinder- und Jugendfilme für alle Jahrgangsstufen – und darüber hinaus die Möglichkeit für Veranstaltungen mit medienpädagogisch und künstlerisch wertvollen Wunschfilmen.

… vernetzt

engagierte Lehrer, Kinobetreiber, Filmverleiher und Filmemacher und ist als Kompetenzzentrum Ansprechpartner für schulfilmische Projekte aller Art.

… präsentiert

sein Angebot in zahlreichen Brandenburger und auch Berliner Kinos und hat sich zum Markenzeichen für schulische Film- und Kinokompetenz entwickelt – in der Region und darüber hinaus.

… fördert

mit anspruchsvollen Unterrichtsmaterialien, mit moderierten Veranstaltungen, Gesprächen und Diskussionen nachhaltig die Entwicklung von Film- und Medienkompetenz, von kultureller und Allgemeinbildung.