2010
Der Film und das Leben: »Der Pianist«
»Ein Meisterwerk, das uns überdauern wird«, so charakterisierte Andrzej Szpilman den Film Roman Polanskis, der sich der wundersamen Über-Lebensgeschichte des polnisch-jüdischen Pianisten Władysław Szpilman, Andrzejs Vater, widmet. Schüler:innen vom »Einstein-Gymnasium« und der »Voltaire-Gesamtschule« Potsdam sowie vom »IX. Liceum Szczecin« und der »Zbigniew-Herbert-Schule« Slubice erlebten im Potsdamer Filmmuseum eine FILMERNST-Geschichtsstunde der ganz besonderen Art.
Sie sahen den mehrfach Oscar-prämierten Film, hörten live Chopin- und Szpilman-Kompositionen, gespielt von der ukrainischen Pianistin Katia Tereshchenko, und hatten Gelegenheit, mit der Frau und dem Sohn des Künstlers über den Film und das Schicksal seines Protagonisten zu sprechen. In der von Musikverleger Frank Harders-Wuthenow moderierten Runde berichtete Halina von ihrer ersten Begegnung mit Władysław. In einem polnischen Bergkurort wurden sie einander im Sommer 1949 vorgestellt. »Nach einigen kurzen Treffen hat er beschlossen, mich zu heiraten«, erzählte sie schmunzelnd. Ehe und Schwangerschaft hielten sie nicht davon ab, ihr Medizinstudium zu beenden und eine sehr renommierte Ärztin zu werden. Nie habe sie nur die Frau des berühmten Pianisten Szpilman sein wollen. »Aber jetzt werde ich ständig nach ihm gefragt, und so bin ich es dann doch.«
Szpilmans Sohn Andrzej bewies mit seinen Ausführungen, dass Kino auch ein bestens geeigneter Lernort sein kann. Die Schüler:innen folgten aufmerksam seinen zum Teil scharfen analytischen Erörterungen über polnische und deutsche Historiographie. Dass er damit zum Nachdenken anregte, bewiesen die vielen Fragen im Anschluss an die Gesprächsrunde und die späteren, ausnahmslos positiven Reaktionen auf dieses deutsch-polnische Treffen.
Fotos: Marian Stefanowski/FILMERNST
»Ich habe viele Veranstaltungen dieser Art in den letzten Jahren besucht und begleitet, aber selten wurde durch das breite Spektrum unterschiedlicher Programmpunkte – Film, Diskussion mit Schülern, Musik, Ausstellung im Filmmuseum – eine solche Synergie erzeugt. Die Idee, polnischen und deutschen Schülern den Film jeweils in ihrer Muttersprache vor der Begegnung mit uns zu zeigen, war hervorragend. Aufklärungsarbeit, wie Sie mit diesem Projekt betrieben haben, ist das beste Mittel, gegen neue Formen des Antisemitismus und des Chauvinismus nachhaltig zu wirken.« Andrzej Szpilman
Dankschreiben vom Musikverlag Boosey&Hawkes an FILMERNST
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