2019
Ein weites Feld
Ins gerade für Brandenburg bedeutsame Fontane-Jahr starteten wir mit einer Wald und Wiesen bejahenden Neujahrsbotschaft: »Für mich persönlich steht es fest, Natur ist Sittlichkeit und überhaupt die Hauptsache. Geld ist Unsinn, Wissenschaft ist Unsinn, alles ist Unsinn. Professor auch. Wer es bestreitet, ist ein pecus.« Diese tieferen Einsichten gibt – leicht angesäuselt – ein Oberlehrer am Gymnasium zum Heiligen Geist zum Besten …
… nachdem er, Professor Dr. Wilibald Schmidt, seine Tochter Corinna unter die Haube gebracht hat: Wo sich Herz zum Herzen findt – in Theodor Fontanes satirischem Meisterwerk »Frau Jenny Treibel«. Gern hätten wir natürlich Rainer Werner Fassbinders filmische Fontane-Adaption mit dem schönen Titel: »Fontane Effi Briest oder Viele, die eine Ahnung haben von ihren Möglichkeiten und ihren Bedürfnissen und trotzdem das herrschende System in ihrem Kopf akzeptieren durch ihre Taten und es somit festigen und durchaus bestätigen«, aber das hätte nicht auf den Flyer gepasst.
Ein weites Brandenburger Feld: Das beackern wir mit FILMERNST gerade auch in der Fläche, das heißt an den Rändern des Landes Brandenburg, um für die dortigen Schulen die Chancen kultureller Teilhabe zu ermöglichen und zu erweitern.
FILMERNST hat mit rund 25 Kinos mehr als zwei Drittel aller im Land Brandenburg für das Projekt geeigneten kommerziellen Spielstätten in sein Programm einbezogen und die Partnerschaften über die Jahre intensiviert. Beim vom Medienboard Berlin-Brandenburg alljährlich vergebenen Kino-Programmpreis sind die Jahr für Jahr ausgezeichneten Häuser nahezu alle FILMERNST-Partner, vor allem auch gelobt für ihre Aktivitäten im Kinder- und Jugendfilmbereich, zu denen FILMERNST ganz wesentlich beiträgt.
2019 mussten wir allerdings einen ziemlichen Verlust hinnehmen: Vier von Anfang an als Partner des Projekts sehr aktive Kinos, in Oranienburg, Prenzlau, Brandenburg und Neuruppin, waren nun leider nicht mehr dabei. Der – für die K-motion Kinogruppe zu geringe – Eintrittspreis von vier Euro pro Schüler:in war der Grund – und leider ließ sich mit der Hamburger Geschäftsführung kein Kompromiss erzielen. 2018 hatten es die vier Kinos bei FILMERNST-Veranstaltungen immerhin auf 3.550 zahlende Besucher gebracht; Oranienburg und Neuruppin belegten in den Teilnehmer-Top-Ten stets vorderste Plätze. Zahlreiche Reaktionen aus den Schulen und Unterstützungsschreiben von Lehrkräften bekundeten ihr großes Bedauern und den entsprechenden Verlust, konnten die Entscheidung aber nicht rückgängig machen. Immerhin gelang es, das Prenzlauer UNION im Herbstprogramm wieder als Veranstaltungsort zu führen: dank einer zusätzlichen, kleinen Förderung durch die Stadt und des ganz persönlichen Engagements ihres kino- und filmbegeisterten Bürgermeisters Hendrik Sommer – auf dem Bild zu sehen mit Kino-Chef Klaus-Dieter Glander und FILMERNST-Moderatorin Susanne Guhlke.
Letztlich gab es dann auch 2019 im Oranienburger »Filmpalast« noch eine FILMERNST-Veranstaltung: Mehr als 900 Kinder – aus Schulen in Kremmen, Hennigsdorf, Bergfelde, Leegebruch, Liebenwalde, Schmachtenhagen, Oranienburg und Lehnitz – freuten sich am 6. Dezember über die Einladung zur kostenfreien Vorführung des Kinderfilms »Matti und Sami und die drei größten Fehler des Universums«. Bezahlt wurde das Ganze von der – unserem Projekt eng verbundenen – Münchner Produktionsfirma »lieblingsfilm«. Von deren Geschäfsführer Philipp Budweg war FILMERNST um die Organisation einer solchen Veranstaltung gebeten worden. Als Zielmarke sollte ein Publikum von rund 200 Kindern zusammenkommen, die Resonanz übertraf dann alle Erwartungen. Nicht wenige Kinder, vor allem die Jungs, hatten sich am Nikolaus-Morgen, wie sie erzählten, über »Star Wars«-Sachen in ihren geputzten Schuhen gefreut. Hier aber gab's was ganz anderes zu sehen – und am Ende zeigten sich fast ausnahmslos alle, Lehrkräfte wie Schüler:innen, begeistert. »Mir sind sogar die Tränen gekommen«, bekannte ein Mädchen – und der neben ihr sitzende Junge stimmte ihr etwas verlegen zu.
Fotos: Universum Film GmbH/FILMERNST
Brief der Münchener »lieblingsfilm« an FILMERNST (pdf)
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