Es war zu erwarten, dass er im Ruhestand keine Ruhe geben würde: Dieter Wiedemann, der 17 Jahre lang die Babelsberger Filmhochschule als Präsident prägte und profilierte. Mit dem Babelsberger Fußball gelang ihm das nicht ganz so gut, da hängte er den Job als Vorstandschef binnen kurzem wieder an den Nagel. Das schafft Zeit und Raum, sich wieder Wichtigerem zu widmen, nämlich Film und Kino. Bei einem Ostseeurlaub kam ihm – angesichts eines verfallenen Kinos – die Idee, einen Verein zum »Erhalt der Lichtspielkultur« zu gründen. Auf Facebook warb er um Gleichgesinnte, von denen es nicht wenige zu geben scheint.
Nun steht schon ein Satzungsentwurf online, der den Vereinszweck mit der »Erfassung und Bewertung nicht mehr aktiver Lichtspielhäuser (Filmtheater, Kinos), deren filmkultureller Bewertung und eventueller filmkultureller Neupositionierung in jeweils konkreten Orten« beschreibt. Für FILMERNST besonders interessant und relevant: »Konzeption und Durchführung von Fortbildungen im Bereich der kulturellen Filmbildung, insbesondere für Lehrkräfte und Multiplikatoren.« Hier kennen wir uns aus, hier könnten wir uns filmernst einbringen. Die Lichtspielkultur im Land Brandenburg hat einen Verein wie diesen verdient: zur Erhaltung und Bewahrung, zur Erinnerung an die Zukunft.
Was die Vergangenheit anlangt: Vor fünf Jahren gab es auf dieser Webseite schon mal den Alarmruf: »In der Lausitz sterben die Kinos aus« − da machte CineStar gerade die »Spreewald Lichtspiele« in Lübben dicht. Dank der film- und kinoverrückten Familie Hahn gibt es im gleichen Haus nun wieder Kino und auch FILMERNST.
Zum Erhalt der Lichtspielkultur tragen auch die Brüder Philipp und Stefan Grund mit ihren »Parklichtspielen« im schönen Buckow bei. Das einzige Kino im Landkreis Märkisch-Oderland wurde Ende Juli 2012 wiedereröffnet und ist seitdem auch FILMERNST-Partner. Aber nicht nur in Buckow ist das Kino, dank engagierter Leute, wieder oder noch immer ein Ort des kulturellen Austauschs und der Begegnung. Auf bestem Wege dahin sind ebenfalls die »Neuen Kammerspiele« Kleinmachnow mit dem Team um Carolin Huder und Michael Martens. Es steht also gar nicht so schlecht um die Film- und Kinokultur im Land Brandenburg!
Das Kino der Zukunft, so brachte es Berlinale-Chef Dieter Kosslick – in einer launigen Laudatio auf den Kinoprogrammpreis der Medienboard – auf den Punkt, vereine »engagiertes Programm und soziale Kompetenz«, sei ein »wichtiger sozialer Mittelpunkt«, eine »unterhaltsame Sozialstation«. Wären auch passende Worte für eine Vereinssatzung zum Erhalt der Kinokultur. FILMERNST ist dabei!