Film ist nicht nur Teamarbeit, sondern oft auch Ausdauersport – Marathon oder gar Zehnkampf. Unser FILMERNST-Pate Bernd Sahling könnte gut von den langen, kräftezehrenden »Wettbewerben« in seiner Autoren- und Regie-Karriere berichten. Vor mehr als 15 Monaten gingen in NRW die Dreharbeiten seines jüngsten Spielfilms, »Ab morgen bin ich mutig«, zu Ende. Weit davor standen Bucharbeit, Förderanträge, Casting, Drehplan und manches mehr. Nach achtwöchigem Inszenieren – viele Regentage inklusive – fiel am 3. August 2023 die letzte Klappe: »Ich musste oft auf die überraschenden Umstände reagieren«, schrieb uns Bernd im vorletzten Sommer …
... »an einem Tag war die Stimme unseres Hauptdarstellers weg, an einem anderen hat es in die Küche, in der wir drehen wollten, reingeregnet. All das spielt nun in der Filmgeschichte mit. Wir hätten keinen Drehtag wiederholen können mit unserem kleinen Budget.«
Anschließend haben etliche Gewerke an der Postproduction gearbeitet. In den Stablisten von Bernds früheren Filmen in unserer Datenbank, »Kopfüber« beispielsweise, ist angeführt, wer alles am Teamwork beteiligt ist. Mittlerweile ist »Ab morgen bin ich mutig« fertiggestellt und eigentlich vorführbereit. Einen rührigen Verleih – Real Fiction, Köln – hat der Film auch, doch es wird noch eine Weile dauern, bis er, im Herbst 2025, seinen bundesweiten Kinostart erlebt und dann auch bei FILMERNST zum Einsatz kommt. Wie gesagt: ein Langstreckenlauf, dessen Höhepunkte dann die Vorführungen und die Begegnungen mit dem Publikum bei Festivals werden. Wohin die Reiseroute führen kann, ist im vorigen Text nachzulesen.
Einige Motive, die uns Bernd von den Dreharbeiten zur Verfügung stellte: mit Darius Pascu als Tom, Jonathan Köhn als Karl, Anna Bahners als Klara und dem Kameramann Piotr Rosolowski. Setfoto mit Bernd Sahling (3.v.l.), davor die Kinderdarsteller Jonathan Köhn, Cheyenne A. Roth, Elijas Amerein und Anna Bahners.
Fotos: Lisa Maria Müller / Bernd Sahling // Zeitgeist Filmproduktion GmbH & Co. KG / Fabian Rieke
Dass Filme auch Stehvermögen beweisen und Langzeitwirkung zeigen können, hat Bernd Sahling gerade in New York erlebt. Mitte Oktober gab es in Amherst, in der DEFA Film Library der University of Massachusetts, eine Vorführung von »Kopfüber«. Prof. Mariana Ivanova, Academic Director of the DEFA Film Library & Associate Professor of German Film & Media, sagte in ihrer Einführung: »Die Produktion des Films hat fast zehn Jahre gedauert, aus verschiedenen Gründen, da bin ich mir sicher. Aber einer, von dem ich weiß, war: Die Geschichte und die Themen wurden als zu komplex empfunden, als dass ein jüngeres Publikum sie verstehen und sich darauf einlassen könnte ... Als ›UPSIDEdown‹ in Deutschland und auf internationalen Filmfestivals herauskam, löste er eine Fülle von Diskussionen darüber aus, ob er für Kinder geeignet sei oder nicht – eine Tatsache, die natürlich mit seinem Titel zusammenhängt.«
Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Die Annahme oder Vermutung, Kinderfilme mit ›heiklen‹ oder kritischen Themen könnten für die Zielgruppe überfordernd und daher nicht für sie geeignet sein, gibt es leider noch immer und leider immer wieder. Wir haben es gerade mit einem anderen Film erlebt, der von der FSK zunächst eine Freigabe ab 12 bekam, dann aber, nach einem Einspruch des Verleihs, plötzlich eine FSK 0.
Noch weiter zurück in Bernd Sahlings Filmographie ging es im Deutschen Haus in New York: Dort wurde sein 1990 an der HFF »Konrad Wolf« in Potsdam-Babelsberg entstandener Dokumentarfilm »Alles wird gut«, begleitet von einer Fotoausstellung, gezeigt. Hier ein paar Impressionen aus New York und Amherst – und: Wir freuen uns auf »Ab morgen bin ich mutig« und gedulden uns noch bis nächsten Herbst.
Fotos: Deutsches Haus at NYU: John Harris / Juliane Camfield
DEFA Film Library: Hiltrud Schulz / / Bernd Sahling