FILMERNST

Sehend lernen – Die Schule im Kino

Das Kompetenzzentrum für
Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

Gehörig geschockt

Zum Schluss doch noch eine Meldung aus dem Sommerloch: Sie klang wie ein Scherz zum Thema pädagogischer Filmkompetenz, war aber bitterer Ernst. In einer französischen Schule wollte ein Mathematiklehrer kurz vor den Ferien eine Freistunde mit einem filmischen Erlebnis überbrücken. Auf Vorschlag eines Schülers holte er »Saw« aus dem Netz und streamte ihn auf das Whiteboard. Fatal nur, dass der Film ein Klassiker des Horror-Genres ist …


… mit brutalen Splatter-Szenen, blutüberströmten Leichen, Verstümmelungen, sadistischen Spielen. Die Zuschauer im Klassenraum aber waren Sechstklässler und brauchten alsbald medizinischen und psychologischen Beistand. Der Lehrer wurde suspendiert und gewärtigt nun ein Disziplinarverfahren.

Mit FILMERNST wäre das nicht passiert, könnten wir jetzt sagen. Wir überlegen stets sehr reiflich, für welche Alters- und Jahrgangsstufen wir die Filme empfehlen, wovon wir abraten, was wir aber auch für möglich halten, wenn Filme nicht bloß konsumiert, sondern gründlich vor- und nachbereitet werden. 

Auch die FSK-Angaben, darauf können wir nur immer wieder ausdrücklich hinweisen, stellen keine pädagogischen oder ästhetischen Empfehlungen für Eltern oder Lehrer dar. Die Altersfreigaben der FSK erfolgen nach Jugendschutzkriterien. Die jeweiligen Kennzeichnungen sollen die Beeinträchtigung von Kindern und Jugendlichen in ihrer – altersabhängigen – Entwicklung oder Erziehung zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten ausschließen.

»Saw« beispielsweise erhielt das Label FSK 18. Dagegen bekam der ebenfalls von James Wan gedrehte und gerade in den Kinos gestartete Horrorfilm »The Conjuring« eine FSK 16. Rechtlich wären wir also auf der sicheren Seite, wenn wir ihn ab 11. Klasse ins Programm nähmen. Ob und warum wir es tun würden, ist eine andere Frage. Ganz sicher aber nicht, um die Lücken zwischen zwei Schulstunden zu füllen, weder für Sechstklässler noch für Abiturienten. Filmkompetenz, nicht nur für Mathelehrer, ist also dringend geboten – über das Sommerloch hinaus!

Die Söhne der großen Bärin …

… dürften mittlerweile schon recht alt sein. 1966 kam der erste DEFA-Indianerfilm in die Kinos – und vielleicht wäre die Begegnung mit Häuptling Tokei-ihto durchaus mal eine FILMERNST-Entdeckung wert. Jetzt aber gibt es erst mal andere Bären auf der Leinwand – und die sind uns gleich ein FILMERNST-Gütesiegel wert: »Clara und das Geheimnis der Bären« ist der allererste Film, dem wir dieses Prädikat verleihen. Nun wünschen wir ihm viele Kino-Besucher!


Der entdeckungsfreudige Berliner farbfilm-Verleih hat offenbar ein Faible für Bären: Vor ein paar Jahren war »Knut und seine Freunde« im Programm – und auch schon bei FILMERNST zu sehen. Das Schicksal des Problembären Bruno harrt noch der Leinwand-Adaption, aber bei »Clara« gibt‘s schon mal ein paar Anregungen: Der auf dem Alpental lastende Fluch der Bärin besagt, dass all jene, die Bären Unrecht getan haben, bestraft werden, selbst Jahrhunderte später noch. 



FILMERNST sagt: »Clara und das Geheimnis der Bären« ist absolut sehenswert!

Ein mutiges und starkes Mädchen in einer mysteriösen, hochspannenden Geschichte. Grandiose Natur- und Landschaftsbilder aus den Walliser Alpen – und ein bärenstarkes Finale. Ein Erlebnis auf der großen Leinwand! 

Länge: 93 Minuten, FSK: ab 6

Foto: farbfilm Verleih

Nah am Wasser gebaut

Wenn die heimischen Flüsse aussehen wie der Mississippi, dann muss es sich um Film handeln. Wenn Spree und Havel aber tatsächlich fast so breit werden wie der Mississippi, dann liegt‘s an der Natur. Das »Spreekino« in Spremberg, langjähriger FILMERNST-Partner, konnte jedenfalls mal wieder von oben sehen, wie unten die ockerfarbenen Wassermassen vorüberrauschten. Vier Meter 50 Pegelhöhe! Das Kino spielte weiter – und wie uns dessen Leiter Detlef Zindler sagte, durchaus auch vor Publikum. Am Mittwoch kann er sich über 170 Schülerinnen und Schüler aus der berufsorientierten Oberschule freuen, die sich »Die Abenteuer des Huck Finn« ansehen. Ist auch aufregend – und garantiert trocken! 

Nah am Wasser gefeiert

Der Ausflugs-Tipp in die Landeshauptstadt zum Ferienstart: die 24 Stunden-Installation in Potsdams Schiffbauergasse am Tiefen See: Die »Stadt für eine Nacht« vom 22. zum 23. Juni als künstlerische Installation mit Zelten, Bühnen, Erlebnisräumen und Containern. Ein Fest für die Sinne mit Live-Musik, Theater, Literatur, Tanz und Film zum Entdecken, Experimentieren, Hören, Sehen und Erleben. Auch FILMERNST ist mit von der Partie. Gemeinsam mit dem Filmverband Brandenburg präsentieren wir in der »Kinohöhle« am Nachmittag Kurz- und Animationsfilme.


Am frühen Abend steht ein Dokfilm auf dem Programm, gefolgt von einem »Gernsehfilm« zur Primetime. Zu späterer Stunde ist eine aktuelle Produktion aus der Region zu erleben – alles mit moderierten Gesprächen und Aktionen. Am Sonntagvormittag werden die Filme dann wiederholt. 

Weitere Informationen unter: www.schiffbauergasse.de und www.facebook.com/stadtfuereinenacht

Foto: Sebastian Gabsch

Heißer Sommer

Wie letztes Mal »Der Frühling braucht Zeit«, so wäre nun »Heißer Sommer« der DEFA-Filmtitel mit Bezug zum Wetter. Wir hatten angekündigt, dass es nach dem letzten Rundbrief-Versand sonniger, wärmer und grüner werden würde. Ganz falsch lagen wir nicht, aber dass für den Besuch der Freiluftbühnen Schirme und Decken noch immer unverzichtbar sind, damit hätten wir nicht gerechnet. So stimmt lediglich die erste Zeile eines Chris-Doerk-Verses aus »Heißer Sommer«: »Kinder, ist das Wetter außer Rand und Band!« Auf die Fortsetzung des Songs müssen wir noch warten: »Das gibt einen sagenhaften Sonnenbrand!« 

Pommes ohne Schranke

»Alter, der Film war der absolute Hammer!« Damit meinte der junge Mann nicht etwa »Fast & Furious« oder einen anderen Hollywood-Kracher, sondern eine deutsche Familienkomödie: Im Movieland Erkner lief in einer FILMERNST-Vorführung »Pommes essen«. Die Schüler der Grundschule »Artur Becker« aus Spreenhagen waren total begeistert – und auch ihre Deutschlehrerin Bärbel Meng lobte das FILMERNST-Angebot mit allem Drum und Dran. Der zweite FILMERNST-Abspielring des Jahres, in dem »Pommes essen« zu sehen war, ist gerade zu Ende gegangen: In 30 Veranstaltungen zählten wir reichlich 2.000 Besucher


Filme mit beglückenden Geschichten, mit optimistischen Helden und Happy End hatten wir versprochen. Filme, die leicht und lustig daherkommen und trotzdem zum Nach- und Weiterdenken anregen: 860 Kinder sahen »Janosch: Komm, wir finden einen Schatz«, 770 Schülerinnen und Schüler »Pommes essen« und 370 »Die Kunst, sich die Schuhe zu binden«.

Insgeheim hatten wir schon mit einem etwas stärkeren Zuspruch bei allen drei Filmen gerechnet, aber vor allem bei den älteren Jahrgängen lässt der Klausuren- und Prüfungskalender nur wenig Zeit und Raum für den Besuch außerschulischer Lernorte. In diesem Lichte betrachtet, sind wir durchaus zufrieden mit der Resonanz auf das Programm.

Nicht zu vergessen: Es gab eine ganze Reihe von Zusatz- und Sonderveranstaltungen, zum Beispiel mit »Magic Silver«, »More Than Honey« oder »Der Pianist«.

Am märkischen Strand

»Das Donaudelta und die Havel sehen dem Mississippi zum Verwechseln ähnlich«, heißt es in einer Rezension zu »Die Abenteuer des Huck Finn«. Auch andere Kritiker lobten »malerische Landschaftsaufnahmen, aufwendige Ausstattung und liebevoll detaillierte Kostüme« – und staunten, wie authentisch amerikanisch vor allem die deutschen Drehorte wirken. Wer sich von den Schönheiten unserer Heimat und den Reizen ihrer filmischen Verfremdung – das Holzhaus beispielsweise steht am Ufer des Trottheide-Sees bei Marienthal – überzeugen will, kann das im letzten FILMERNST-Programm vor den Sommerferien.


Wo und zu welchen Terminen Anmeldungen noch möglich sind, ist hier zu sehen. Es lohnt sich jedenfalls, vor den eigenen Ferienabenteuern den Mississippi-Abenteurern Tom und Huck zuzuschauen.

Und vielleicht regt es ja auch an, sich als Urlaubslektüre die Bücher einzupacken: Zum 100. Geburtstag Mark Twains 2010 sind gleich mehrere Neuauflagen in hervorragenden deutschen Übersetzungen erschienen, ein Vergnügen zum Beispiel die Ausgabe im Hanser Verlag,  herausgegeben und übersetzt von Andreas Nohl. Ein Vergleich mit dem Film kann ja nicht schaden!

Das Runde muss aufs Eckige

Damit ist nicht der Fußball gemeint, sondern ein großer runder Aufkleber, der künftig Filmplakate und anderes zieren soll. Ab jetzt gibt es das FILMERNST-Gütesiegel, mit dem wir auf ganz besondere Kinder- und Jugendfilme im Programm unserer Partner-Kinos aufmerksam machen wollen. Die meisten Kinos, mit denen wir uns beraten haben, fanden die Idee gut und das Siegel super. Sie haben ja auch bislang schon Perlen im Angebot. Aber manche dieser Filme stehen vielleicht, weil sie zu wenig Werbung bekommen, zu sehr im Schatten der Blockbuster, über die alle sprechen und die jeder sehen will. Das FILMERNST-Gütesiegel …


… steht für Filme mit dem besonderen Etwas. Von denen, die wir schon im Programm hatten, wäre »Tom und Hacke« ganz sicher ein Kandidat für dieses Prädikat, auch »Wintertochter« oder »Max Minsky und ich« und zweifellos »Kriegerin«.

Ein Prädikat für künstlerisch anspruchsvolle und medienpädagogisch wirksame Filme. Für Filme, die Lust auf Kino und filmische Entdeckungen machen. Für Filme, die in der Fülle des Angebots nicht übersehen, sondern von vielen gesehen werden sollten: in der Gruppe, mit der Familie, der Schulklasse. Ausgezeichnete Filme für ein ausgezeichnetes Kino-Programm.

So könnte das FILMERNST-Gütesiegel auf den Plakat-Aushängen in unseren Partnerkinos zu sehen sein, aber gleichfalls auf deren Webseiten oder bei Facebook.

Aktuelle Programmfilme

Ernest & Célestine: Die Reise ins Land der Musik

2.–5. Jahrgangsstufe

Dancing Queen

4.–7. Jahrgangsstufe

Young Hearts

4.–7. Jahrgangsstufe

Rikscha Girl

7.–9. Jahrgangsstufe

Berlin Bytch Love

9.–13. Jahrgangsstufe

Morgen irgendwo am Meer

9.–13. Jahrgangsstufe

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SchulKinoWochen im Land Brandenburg

Ein Projekt von VISION KINO – Netzwerk für Film- und
Medienkompetenz in Kooperation mit FILMERNST.
Unterstützt durch die Bundeszentrale für politische Bildung.
Gefördert durch die Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH.

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… bietet

im besonderen Lernort Kino und als Teil des Unterrichts ein regelmäßiges Programm ausgewählter Kinder- und Jugendfilme für alle Jahrgangsstufen – und darüber hinaus die Möglichkeit für Veranstaltungen mit medienpädagogisch und künstlerisch wertvollen Wunschfilmen.

… vernetzt

engagierte Lehrer, Kinobetreiber, Filmverleiher und Filmemacher und ist als Kompetenzzentrum Ansprechpartner für schulfilmische Projekte aller Art.

… präsentiert

sein Angebot in zahlreichen Brandenburger und auch Berliner Kinos und hat sich zum Markenzeichen für schulische Film- und Kinokompetenz entwickelt – in der Region und darüber hinaus.

… fördert

mit anspruchsvollen Unterrichtsmaterialien, mit moderierten Veranstaltungen, Gesprächen und Diskussionen nachhaltig die Entwicklung von Film- und Medienkompetenz, von kultureller und Allgemeinbildung.