FILMERNST

Sehend lernen – Die Schule im Kino

Das Kompetenzzentrum für
Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

« neuer älter »


»Zwinkersmiley« & »Flugscham«

Soeben ist in 28. Auflage ein Buch erschienen, dem man wünscht, nicht nur massenhaft gekauft, sondern auch massenhaft gelesen zu werden. Oder etwas vorsichtiger formuliert: In das Lehrer*innen und Schüler*innen öfter mal reinschauen sollten. Dort finden sie dann auch den Eintrag »Gendersternchen« – und ausführlich drei Seiten zum gendergerechten Sprachgebrauch. Wie immer in seiner Geschichte reagiert der DUDEN auf gesellschaftliche Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Sprache.


Die Neuauflage enthält 148.000 Stichwörter, rund 3.000 sind neu. Die meisten stammen aus den Bereichen Technik, Klima, Verkehr, Gender, Medizin und Politik.


»Coronavirus« steht schon seit fast zwei Jahrzehnten drin, aber jetzt auch Covid-19, Reproduktionszahl, Lockdown. Auf »Hatespeech« würde man gern verzichten, ist aber nun mal leider Realität – wie »Lügenpresse« oder »Volksverräter«, die schon in die 27. Auflage aufgenommen wurden.

Ab jetzt können wir auch nachschlagen, wie man »Shishabar«, »Whatsapp-Gruppe«, »Zwinkersmiley«, »Flugscham« oder »Männerdutt« korrekt schreibt – wobei nicht ganz klar ist, welche anderen, falschen Varianten es denn geben könnte: Vlugschahm, Männerdudd? Aber der Duden ist eben nicht nur ein Leit-Werk der »Recht-Schreibung« (diese Unsitte getrennt geschriebener Komposita vermehrt sich leider immer mehr), sondern widerspiegelt die gesellschaftliche Realität in all ihren Facetten.

Wir bei FILMERNST jedenfalls nehmen die deutsche Sprache weiterhin ernst, filmernst.

Photo by Belinda Fewings on Unsplash

Literatur-Preise: Verlosung

Drei der vier Filme im aktuellen FILMERNST-Programm sind nach literarischen Vorlagen entstanden. Weltberühmt und in einer Millionenauflage erschienen ist Judith Kerrs autobiografisch geprägter Roman »Als Hitler das rosa Kaninchen stahl«. Die Autorin ist vor einem reichlichen Jahr, am 22. Mai, in London gestorben, die Premiere ihres Films hat sie nicht mehr erlebt. Der Ravensburger Verlag hat uns 14 Exemplare eines Sammelbands …


… von Judith Kerrs Romanen (mit »Als Hitler das rosa Kaninchen stahl«, »Warten bis der Frieden kommt« und »Eine Art Familientreffen«) zur Verfügung gestellt.

Darüber hinaus gibt es weitere Literatur-Preise zu den anderen Filmen:

5 Bücher »Latte Igel und der magische Wasserstein« – Das Buch zum Film, mit exklusiven Filmfotos – vom Thienemann-Esslinger Verlag, Stuttgart

5 Taschenbücher »Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess«. Das Buch zum Film – vom Carlsen Verlag, Hamburg.

Und schließlich noch was zum Sehen: 3 DVDs »The Peanut Butter Falcon«, zur Verfügung gestellt vom TOBIS Verleih, Berlin.




Für die Verlosung der Bücher und DVDs eine Mail an kontakt@filmernst.de mit dem Betreff: Literatur-Preise und im Text mit dem gewünschten Titel und der Adresse.

Kinos: Orden verdient

»Einen Film auf der Mattscheibe zu sehen, das ist etwa so, als würde man einen van Gogh auf einer Briefmarke betrachten«, soll Jean-Paul Belmondo gesagt haben. Der verdankt dem Kino ja seine Karriere, wenngleich Filme mit ihm heutzutage fast nur noch im TV zu sehen sind. Wir jedenfalls haben diesen Vergleich auf der Glückwunschkarte zitiert, mit der wir allen FILMERNST-Partnerkinos zum Gewinn des Kinoprogrammpreises …


… gratulierten. Vergeben wurde der Preis in der vergangenen Woche, wie immer vom Medienboard BerlinBrandenburg. Traditionell schon zum 22. Male, aber zum ersten Mal – wie der Deutsche Filmpreis – notgedrungen nur digital und online, aber wie immer moderiert von Kino-King Knut Elstermann. 33 Filmtheater aus Berlin und 18 aus Brandenburg durften sich über die Auszeichnung und ein deutlich erhöhtes Preisgeld freuen. Mit 1,5 Millionen Euro war die Preissumme verdreifacht worden; jedes der 61 Kinos, das sich beworben hatte, bekam eine Soforthilfe in Höhe von 10.000 Euro.




Was Medienboard-Geschäftsführerin Kirsten Niehuus schon 2009 bekundete: »Kino in Brandenburg ist kulturelle Grundversorgung«, das gilt in Zeiten der Corona-Krise erst recht: »Für Euren Einsatz habt Ihr einen Orden verdient! Ihr seid das Herzstück der vielfältigen Filmkultur in der Hauptstadtregion. Nach dem Filmriss geht die Geschichte weiter.«

Vier Brandenburger Kinos wurden mit dem Spitzenprogrammpreis in Höhe von 30.000 Euro ausgezeichnet: »Thalia Arthouse« Potsdam, »Multikulturelles Centrum« Templin, »Union Filmtheater« Fürstenwalde, »Neue Kammerspiele« Kleinmachnow.




Prämien zu je 20.000 Euro gingen an das »FilmforUM« Schwedt und die »Parklichtspiele« Buckow.

Prämien zu je 15.000 Euro an das »KULTur-Kino Capitol« Königs Wusterhausen, das »Astoria« Wittstock und den »Weltspiegel« Cottbus.

Prämien zu je 10.000 Euro an das »Ala Kino« Falkensee, den »Weltspiegel« Finsterwalde, die »Spreewald Lichtspiele« Lübben, den »Scala Kulturpalast« Werder, das »Obenkino« Cottbus, ans »Movietown« Wust und ans »Movie Magic« Eberswalde.

Herzlichen Glückwunsch allen unseren Brandenburger Partnerkinos – und darüber hinaus auch unseren Berliner Freunden vom »Bundesplatz-Kino«, den »Eva-Lichtspielen« und dem »IL Kino«.

Wir bleiben euch filmernst nahe, wünschen euch und uns viel Kraft für die Zukunft: mit Kino.


Foto: Medienboard BerlinBrandenburg; Teaserbild: Susanne Pomerance

Kino: Wiederholung im Wochentakt

»›Was heißt Rückkehr zu einem normalen Leben?‹ – ›Neue Filme im Kino‹, antwortete Tarrou lächelnd.« So ist es in einem Buch zu lesen, das der Rowohlt Verlag gerade in 90. Auflage gedruckt hat. Albert Camus »Die Pest« gilt als Roman der Stunde. Warum nur? Drängt es uns, Seuchen miteinander zu vergleichen, Ausnahmezustände, Leidensgeschichten? Die Fiktion der Vergangenheit mit der Realität von heute? Parallelen gibt es freilich …


Die Bürger Orans werden völlig unvermittelt und unvorbereitet von der sich schnell ausbreitenden Infektion heimgesucht. Es fehlt an einem Impfstoff, Quarantäne wird angeordnet, Ausgangssperren schränken die Freiheit ein. Mit zunehmender Bedrohung entwickeln sich Ängste, Misstrauen, Verzweiflung. Was jedoch anders ist: In Oran bleiben Cafés geöffnet, Kinos und Theater spielen weiter. Den Lichtspielen allerdings mangelt es an neuen Filmen, deshalb wiederholt sich das Programm im Wochentakt. Und die Oper gibt einzig »Orpheus und Eurydike«, bis auch der Protagonist der Seuche zum Opfer fällt und an der Rampe zusammenbricht.

»Es kann übrigens gesagt werden, dass die eigentliche Herrschaft der Pest in dem Augenblick zu Ende war, da für die Bevölkerung ein Fünklein Hoffnung wieder möglich wurde.« Das Leben, der Alltag kehren zur Normalität zurück, mit endlich neuen Filmen in alten Kinos.

Soweit der Exkurs auf einen literarischen Klassiker, der natürlich nicht nur in Corona-Zeiten lesenswert ist. Verfilmt werden literarische Klassiker natürlich auch (fast immer), obwohl es in diesem Falle recht lange gedauert hat: 1992 verlegte der argentinische Regisseur Luis Puenzo die Handlung in seine Heimatstadt Buenos Aires, William Hurt wurde für die Rolle des Dr. Rieux besetzt, die weibliche Hauptrolle spielte Sandrine Bonnaire. Der Film bekam miserable Kritiken und lief hierzulande nie im Kino, selbst eine DVD ist nicht zu bekommen …




Deshalb noch eine andere filmische Referenz: Weit bessere Kritiken bekam der Film »Das Labyrinth der Wörter« (2010) von Jean Becker: Hier spielt der mächtige Gérard Depardieu einen ziemlich ›bildungsfernen‹ Gelegenheitsarbeiter, der auf einer Parkbank eine über 90-jährige Dame mit feinen Umgangsformen kennenlernt. Die liest ihm eine Passage aus Camus »Die Pest« vor – und ist überrascht, welche Saiten die Literatur bei dem groben Klotz zum Klingen bringt.


Foto: Concorde Filmverleih, München; Teaser: Le Livre de Poche/Hachette Livre, Paris

Kinos: systemrelevant?

Das sind sie sicher nicht, aber zur kulturellen Grundversorgung gehören sie schon. Das soll auch so bleiben – und daher ist es gut, dass nun endlich ein Ende der Durststrecke absehbar ist. Seit Mitte März fehlen den Leinwänden die Lichtspiele und den Kinobetreibern die Zuschauer und die Einnahmen. Wer ein Kino am Leben halten will, wie unsere FILMERNST-Partner, der braucht ganz viel Leidenschaft, aber auch etwas Kohle …


… für die Glut. Finanzielle Reserven sind knapp, die Soforthilfen – und auch die Prämien – reichen nicht für Monate. Bitter, ja sehr traurig ist das Schicksal des »Filmpalasts« Eisenhüttenstadt – zwar kein FILMERNST-Partnerkino, aber jeden Januar zu den SchulKinoWochen mit von der Partie.

Geht man auf die Webseite des Kinos, ist in der rechten Hälfte zu lesen: »Wir laufen Euch nicht weg, sondern krempeln die Ärmel hoch, räumen auf, planen zukünftige Events, streichen vielleicht hier und da und freuen uns jetzt schon riesig auf ein Wiedersehen mit Euch bei uns im Filmpalast.«

In der linken Hälfte steht seit dem 27. April: »Mit einer Portion Wehmut müssen wir Ihnen heute bekannt geben, dass der Filmpalast am Standort Eisenhüttenstadt seinen Betrieb nicht wieder aufnehmen wird. Aufgrund der aktuellen Schließungsanordnung, einer zu erwartenden schwierigen Wiederanlaufphase und nicht zuletzt aber auch wegen einer fehlenden Einigung mit dem Vermieter ist diese Entscheidung für uns alternativlos.«

Wir hoffen natürlich sehr, dass der »Filmpalast« Eisenhüttenstadt das einzige Kino im Land Brandenburg bleibt, das die Bilder nicht wieder zum Laufen bringt. Noch mehr hoffen wir, dass der »Filmpalast« seine Portale doch wieder öffnet, vielleicht gibt es ja eine Lösung wie seinerzeit in Schwedt, als die Stadtwerke das Kino retteten und zu ›ihrem‹ Kino machten.

In dem Zusammenhang sollte man vielleicht auf eine Studie hinweisen: Psychologen des University College London haben vor einigen Jahren herausgefunden, dass regelmäßige Kinobesuche die Wahrscheinlichkeit verringern, an einer Depression zu erkranken. Wenn das nicht Grund genug ist, alles zu unternehmen, um Kinos am Leben zu erhalten …


Foto: FILMERNST


Kinos: föderaler Flickenteppich

Den will natürlich keiner – und doch wird er ausgerollt übers Land. In Hessen eröffneten zwei Kinos schon letzte Woche, Thüringen zieht nach, dort darf jede Kommune selbst entscheiden. MeckPomm avisiert den 25. Mai, in Berlin wird's wohl der 5. Juni werden. Was die bundesweite Kinolandschaft aber bräuchte, wäre eine Einheitlichkeit – kommt einem irgendwie bekannt vor, auch aus anderen Zusammenhängen. Blockbuster …


… vor allem brauchen einen einheitlichen Kinostart. Christian Bräuer, der Chef der AG Kino, der Gilde deutscher Filmkunsttheater, bringt es auf den Punkt: »Der deutsche Kinomarkt funktioniert nur als Einheit. Es lohnt sich für einen Verleih nicht, einen Film für viel Geld zu bewerben und ins Kino zu bringen, wenn er nur in der Hälfte der Bundesländer anlaufen kann – und auch dort nicht vor vollen Sälen wegen der notwendigen Abstandsvorkehrungen. Das sind keine Kapazitäten, die sich für einen teuren, großen Film lohnen. Wenn aber keine neuen großen Filme anlaufen – wie soll man dann die Leute zurück ins Kino bekommen?«

Die AG Kino empfiehlt den 2. Juli für den Neustart, dann selbstverständlich mit bundesweit einheitlichen Hygiene- und Abstandsregelungen. Die Kinos hätten jetzt den Vorlauf, den sie für die Organisation brauchen, die Verleiher für die Bewerbung der Filme – ob nun Neustarts oder Wiederaufnahmen. Eine Anfang Mai durchgeführte McKinsey-Umfrage hat ergeben, dass ein Drittel der Befragten auch nach dem Abflauen der Corona-Krise seltener in Konzerte, ins Theater oder ins Kino gehen wolle, 26 Prozent überhaupt nicht – ein deutliches Zeichen.




Ob und wann es unter diesen Konstellationen auch wieder schulfilmische Veranstaltungen geben wird, wann wir wieder so volle Foyers und Säle haben werden wie auf den Bildern zu sehen, das steht in den Sternen. Wenn Sie möchten, so schreiben Sie uns doch Ihre Gedanken dazu: Wünschen Sie sich so bald als möglich wieder FILMERNST-Veranstaltungen? Unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen könnten sie stattfinden? Welche Unterstützung bräuchten Sie? Würden Sie unsere filmernsten Angebote für den Herbst und darüber hinaus vermissen? Wie könnten wir die Pause sinnvoll und für die Schulen machbar überbrücken?


Fotos: FILMERNST

Kino: Quarantäne-Quiz

»Mit Kopfzerbrechen und Magengrummeln«, antwortete uns Wolfgang Jurk vom CAPITOL in Königs Wusterhausen auf die Frage, wie sie durch diese Zeiten kommen. Natürlich freuen sie sich über Förderungen und auf den Neustart, doch vieles, nicht nur die Hygieneregeln, wird anders sein als bisher: »Das Einzige, womit wir punkten können«, sagt er: »Das Gemeinschaftserlebnis des besonderen Films«. Alle FILMERNST-Partnerkinos …


… setzen auf die Treue ihres Stammpublikums – und sie bekundeten uns, was sie vermissen: »Uns persönlich fehlt das Leben und die Frequentierung im Kino. Unseren Besuchern fehlt das Kino als Anhalts- und Begegnungspunkt. Da haben wir in Buckow schon eine große Bedeutung«, so Philipp Grund, der gemeinsam mit seinem Bruder Stefan die »Parklichtspiele« betreibt. »Ich habe heute«, schrieb er uns Ende März, »zum ersten Mal zwei Stunden den Projektor laufen lassen, lange Stillstandszeiten, sind für die Technik auch nicht so einfach zu verkraften.«

»Wir hätten alle nicht gedacht, dass wir die Arbeit im Kino jemals so vermissen würden«, schrieb uns Franziska Ladewig, die Theaterleiterin vom »Haveltorkino« in Rathenow. »Wir freuen uns, wenn es bald weitergeht und wir unsere Kino-Türen wieder öffnen dürfen.«




Alle Kinos haben sich während der Auszeit auch einiges einfallen lassen, um das Publikum bei der Stange zu halten. Besonders engen Kontakt zu ihren »Kulturgenossen« pflegen die »Neuen Kammerspiele« Kleinmachnow mit einem fast täglichen Quarantäne-Quiz. Fragen zu Kino, Kultur und Kammerspielen oder eine Kreativ-Aufgabe – es gibt Wochensieger*innen und zum Abschluss dann auch Hauptgewinner*innen.

Dass es gar nicht so leicht ist, zeigt zum Beispiel die Kreativ-Aufgabe vom 1. Mai: Der Wonnemonat, Zeit zu dichten – ein Gedicht war gefragt. Enthalten sein mussten die Worte: MAI, WALDMEISTER, KLEINMACHNOW, GLÖCKCHEN, LOCKDOWN, ANDERSWO – CORONA musste nicht drin vorkommen.

FILMERNST hat sich als Poet beteiligt:












Übrigens: Unsere FILMERNST-Reporterin Kathrin Lantzsch hat einige Kinos direkt besucht bzw. die Kinoleiter nicht in ihrer gewohnten Umgebung, sondern zu Hause im Garten aufgesucht. Ihre kurzen filmischen Impressionen sind auf unserer Instagram-Seite zu sehen, unter #filmernst.



Fotos: FILMERNST; Neue Kammerspiele Kleinmachnow; CAPITOL Königs Wusterhausen

Kino: Kunst und Popcorn

Werbung für neue Produkte im Kino wirke bei Popcorn mampfenden Zuschauern kaum. Das gab vor etlichen Jahren eine Studie der Uni Köln preis. Unbekannte Produktnamen könne man sich nur dann richtig einprägen, wenn man sie unbewusst lautlos nachspreche – was unmöglich sei bei vollem Munde. Popcorn gehört aber nun mal zum Kinobesuch (nicht immer zu FILMERNSTs Freude) – und wenn das Publikum nicht ins Kino kommt …


… dann kommt das Kino mit Popcorn zum Publikum. Wie in Erkner beispielsweise, hier hat das »Movieland« einen »PopShop« kreiert und liefert perfektes Popcorn, Nachos und manches mehr nach Hause – für ein annäherndes Kinofeeling. Es gibt bereits Stammkunden!

Das »Movieland« ist unser Partner, seit es FILMERNST gibt – und durchlebt gerade, ohne Förderung, schwere Zeiten. Den Minijobbern musste gekündigt werden, für die Festangestellten wurde Kurzarbeitergeld beantragt. Kino-Chef André Keller verspürt aber eine schöne Form von Solidarität unter den Gewerbetreibenden in Erkner. »Viele wollen uns unterstützen, sei es mit Werbung, sei es mit Geld. Ein Eisladen möchte einen ganzen Tag sein selbstgemachtes Eis verkaufen und uns die gesamten Einnahmen spenden. Gastronomen spendieren Essen und machen für uns Werbung.« Er hofft, dass es mit der Unterstützung auch später so bleibt – und alle füreinander da sind.

Eine wunderbare Idee hatte die Erkneraner Künstlerin Katrin Braune: Sie hat eines ihrer Aquarell-Bilder (»Landschaft im Oderbruch«) für eine Auktion gestiftet, deren Erlöse komplett dem Kino »Movieland« zugute kommen sollen. Geboten und versteigert wird über einen PayPal-MoneyPool, das Mindestgebot ist 30 Euro, die Aktion läuft bis 4. Juni, 15:00 Uhr.


Auf der Kino-Webseite steht, wie die Auktion abläuft (Das Bild gibt's für den Meistbietenden dann natürlich ohne Wasserzeichen vom Kino »Movieland«.)





FILMERNST wünscht viel Erfolg und natürlich Höchstgebote!


Fotos: »Movieland Erkner«; Katrin Braune


Kinos und Autos

»Alle guten Filme sind bereits gemacht worden«, bedauert ein Regisseur in Peter Bogdanovichs erstem Film »Bewegliche Ziele« von 1968. Sein zweiter Film 1971 war dann ein Abgesang auf und eine Liebeserklärung an das Kino seiner Jugend: »The Last Picture Show«, mit dem blutjungen Jeff Bridges in einer der Hauptrollen. Der geht mit seinem Kumpel ins Kino »Royal«, zur letzten Vorstellung. Es läuft ein Western mit John Wayne …


»Red River«, von Howard Hawks. Als sie nach dem Finale ins Foyer kommen, werden sie von der Vorführerin, der alten Miss Mosey, gefragt: »Was bleibt denn nun noch?«, um den Jungs selbst die Antwort zu geben: »Baseball in summer, television all the time«.

Vielleicht hätte sie noch hinzusetzen können: Autokinos. Die nämlich erlebten in den 50ern und 60ern ihren Höhepunkt – und jetzt gerade ein Revival.

Ende 2017 gab es deutschlandweit circa 20 Autokino-Leinwände. Momentan finden sich auf der Webseite des VdF, des Verbands der Filmverleiher, mehr als 130 Autokinos aufgelistet. Die meisten in NRW, die wenigsten in Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und bei uns in Brandenburg. Bayern hatte den Betrieb von Autokinos mit der Begründung verhindert, dass diese zu »Freizeiteinrichtungen« zählen – und damit pauschal untersagt wären. Mir san mir!



Brandenburg oder zumindest die Landeshauptstadt könnte bald sein erstes Autokino bekommen: Die Stadtwerke Potsdam und das »Thalia« kooperieren mit dem Babelsberger Themenpark, Standort wird wahrscheinlich der Parkplatz des Filmparks an der Großbeerenstraße sein, mit Raum für bis zu 150 Karossen. Noch geht's um die erforderlichen Genehmigungen, aber am 29. Mai könnte es beginnen, das Kinoerlebnis hinter Windschutzscheiben, spätestens aber Anfang Juni.

»Thalia«-Geschäftsführer Thomas Bastian freut sich auf die Ergänzung des filmischen Angebots und sprach davon, an den Wochenenden auch ein Kinderfilmprogramm zu präsentieren. Der Stadtwerke-Sprecher Göran Böhm sieht neben aktuellen Blockbustern auch Film- und Zeitgeschichte vor dem Potsdamer Nachthimmel: vielleicht Fritz Langs Klassiker »Metropolis« oder Steven Spielbergs »Bridge of Spies«. In jedem Fall werden es ganz besondere Film- und Kinoerlebnisse – vielleicht ja auch anderswo im Brandenburger Sommer.


Foto: Autokino in Tübingen, aufgenommen am 01.05.2020 © Public Domain via Wikimedia Commons (CC0 1.0 Universal (CC0 1.0); Autokino in Dresden: ©: Derbrauni/CC BY-SA
(https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

Im Kino: »Der Geburtstag«

Viele kennen ihn sicher als Kriminalhauptkommissar Robert Karow im »Tatort: Berlin«, einige auch aus den Inszenierungen der Berliner Schaubühne: Mark Waschke. Mit ihm in der Hauptrolle sollte »Der Geburtstag« – ein in Schwarzweiß gedrehter Spielfilm-Noir – am 25. Mai in die Kinos kommen, nun ist der 25. Juni avisiert. Wir haben hier, mit freundlicher Unterstützung durch den Kölner W-film Verleih, ein ganz besonderes Verlosungsangebot … 


Zum Start von »Der Geburtstag« verlosen wir 5 Gutschein-Streaminglinks. Zu sehen sein wird der Film ab 25. Juni im W-film Online-Kino (über die Filmwebseite: geburtstag.wfilm.de) auf Vimeo. Alle Kinos, die noch geschlossen sind, können ihre Zuschauer auf das Online-Angebot hinweisen und werden mit 50 % an den Einnahmen beteiligt. Der Film wird ausschließlich zum Leihen für 7,99 Euro, nicht zum Kauf angeboten.

Wer einen Streaminglink gewinnen möchte, schickt uns eine Mail an kontaktfilmernst,de mit dem Betreff: Geburtstag




Und darum geht es im Film: Der siebenjährige Lukas (Kasimir Brause) hat Geburtstag. Trotz angespannter Verhältnisse organisieren die getrennt lebenden Eltern Matthias (Mark Waschke) und Anna (Anne Ratte-Polle) eine große Kinderparty. Im Wohnzimmer toben die Kinder, in der Küche die Eltern: Der gestresste Matthias hat, mal wieder, das anstehende Vater-Sohn-Wochenende abgesagt und den versprochenen Zoobesuch verschoben. Als die Party vorbei ist, folgt das nächste Problem: Der kleine Julius (Finnlay Jan Berger) wird von seinen Eltern nicht abgeholt. Matthias will den fremden Jungen eigentlich nur loswerden, doch die Ereignisse überschlagen sich. Angetrieben von seinem erwachenden Beschützerinstinkt, übernimmt der Teilzeit-Papa Verantwortung für den hilflosen Julius – und seine Augen öffnen sich schließlich auch für die Bedürfnisse seines eigenen Sohns.

Der Geburtstag. Spielfilm / 80 Minuten / Regie: Carlos A. Morelli / FSK 6 
Prädikat: besonders wertvoll


Fotos: W-film Verleih, Köln

Nah am Wasser gebaut

Das war die Überschrift eines Textes im ersten Rundbrief, den wir zu Zeiten des großen C Mitte März versandten. Wir wollten auf unser aktuelles Programm hinweisen, in dem alle vier Filme in irgendeiner Weise mit dem nassen Element zu tun haben. Damals hofften wir noch ganz stark auf die Fortsetzung des Spielbetriebs spätestens im Juni, doch schon bald war klar: Das normale Programm fällt ins Wasser! Damit wir es nicht untergehen …


… lassen, möchten wir die vier Filme im Gespräch halten und die Neugier und die Lust auf das spätere Sehen im Kino wecken und wach halten. Zu jedem der vier Filme haben wir uns ein paar schöne Übungen ausgedacht, die leicht zu meistern sind, die Spaß machen und die dem FILMERNST-Motto in abgewandelter Form entsprechen: Sehend lernen – die Schule nicht im Kino!

Wir würden uns freuen, wenn Sie, liebe Lehrerinnen und Lehrer, die Übungsblätter in Ihrer Arbeit verwenden würden, ob direkt in der Schule oder beim Lernen daheim. Für originelle, kreative Einsendungen gibt's auch Literatur-Preise – sie sind im Rundbrief weiter unten aufgeführt.

Und hier finden Sie das geplante FILMERNST-Programm als Download.

Latte Igel springt ins Nasse

»Auch der Wald hat seine Greta«, war in einer begeisterten Kritik des Animationsfilms zu lesen.  Wasser ist schon lange knapp im Wald, die Versammlung der Tiere weiß keinen Rat, und was der Kolkrabe orakelt, wird ins Land der Legende verwiesen: Keiner will glauben, dass der Bärenkönig Bantur einen Wasserstein in seinem Palast versteckt. Die große Chance für das Igel-Mädchen Latte – mutig im Dienste der Gemeinschaft. Auf der nächsten Seite die Übungsblätter ...









Übung
Daumenkino
Zeichne und bastle ein Daumenkino, in dem »Latte«, das mutige Igel-Mädchen, über eine Wiese läuft und dann ins Wasser springt!




Übung
Bilder-Puzzle
Füge die Puzzles zusammen und lass deine Fantasie spielen!


Fotos: Koch Films, Planegg/München

Kein Urlaub mit Tess

Die Nordsee-Inseln werden hoffentlich bald wieder Besucher empfangen – und der Film »Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess« wird hoffentlich noch (s)eine Kino-Premiere erleben. Ursprünglich geplant für Ende April, dann auf Anfang Juni verschoben, ist das Meer in weiter Ferne. Kein Sommerurlaub für Sam, der am Strand das Alleinsein trainieren wollte, aber dann den Auftrag bekommt, gemeinsame Momente zu sammeln. Auf der nächsten Seite dazu die Übungsblätter ...








Übung
Bildgeschichte
Erzähle eine Filmgeschichte, die du dir zu diesen Bildern vorstellen kannst!




Übung
Gemeinsame Momente
Erinnere Dich an besondere gemeinsame Momente und gestalte eine Collage!




Übung
Optische Täuschung
Sei kreativ und überleg' dir optische Täuschungen!

Fotos: Farbfilm Verleih, Berlin

Flucht ohne rosa Kaninchen

Die neunjährige Anna braucht immer zwei Kuscheltiere zum Einschlafen, daheim in Berlin. Jetzt aber muss sie sich für eines entscheiden und das andere zurücklassen. Ganz wenig nur darf sie in ihren Koffer packen, und ob sie und ihre Familie jemals nach Hause zurückkommen werden, ist völlig ungewiss. »Ich verstehe kein Wort«, sagt Anna auf der rettenden Überfahrt nach Dover. »Aber bald verstehe ich wieder alles.« Auf der nächsten Seite dazu die Übungsblätter.








Übung
Bildgeschichte
Erzähle eine Filmgeschichte, die du dir zu diesen Bildern vorstellen kannst!



Übung
Einen Koffer packen
Worauf kannst und willst du auf keinen Fall verzichten?



Fotos: Warner Bros. Entertainment GmbH, Hamburg

Ein »Downie« als Held

Der erste Fluchtversuch scheitert kläglich, der zweite gelingt. Zak ist raus aus dem Altersheim, in das man ihn steckte, weil es für Menschen wie ihn keine andere Bleibe gab. Der 22-Jährige mit Down-Syndrom hat einen großen Traum, der in Freiheit gleich zu scheitern droht: An den Umständen und an Tyler, der diesen, auf sein Boot geflüchteten komischen Vogel schnell loswerden will. Auch ein »Downie« kann ein Held sein. Auf der nächsten Seite dazu die Übungsblätter.








Übung
Bildgeschichte
Erzähle eine Filmgeschichte, die du dir zu diesen Bildern vorstellen kannst!



Übung
Inklusion
Gemeinsam verschieden sein!


Fotos: TOBIS Filmverleih, Berlin

Literatur-Preise

Drei der vier Filme im aktuellen FILMERNST-Programm sind nach literarischen Vorlagen entstanden. Weltberühmt und in einer Millionenauflage erschienen ist Judith Kerrs autobiografisch geprägter Roman »Als Hitler das rosa Kaninchen stahl«. Die Autorin ist vor fast genau einem Jahr, am 22. Mai, in London gestorben, die Premiere ihres Films hat sie nicht mehr erlebt. Der Ravensburger Verlag hat uns 14 Exemplare eines Sammelbands …


von Judith Kerrs Romanen (mit »Als Hitler das rosa Kaninchen stahl«, »Warten bis der Frieden kommt« und »Eine Art Familientreffen«) zur Verfügung gestellt. Wir werden sie unter den originellsten Einsendungen zu den hier vorgestellten Übungsblättern verlosen.

Darüber hinaus gibt es weitere Literatur-Preise zu den anderen Filmen und Übungsblättern:

5 Bücher »Latte Igel und der magische Wasserstein« – Das Buch zum Film, mit exklusiven Filmfotos – vom Thienemann-Esslinger Verlag, Stuttgart

5 Taschenbücher »Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess«. Das Buch erscheint erst zum Filmstart, der Carlsen Verlag, Hamburg, hat es uns bereits jetzt zur Verfügung gestellt.

Und schließlich noch was zum Sehen: 3 DVDs »The Peanut Butter Falcon«, zur Verfügung gestellt vom TOBIS Verleih, Berlin.




Wir danken den Verlagen und dem Verleih für ihre freundliche Unterstützung.

Viel Zeit für Beethovens Zehnte

Geht Ihnen das auch zunehmend auf den Geist? Die permanenten Aufforderungen und Empfehlungen, was man während des Ausnahmezustands – manche sagen auch Corona-Ferien – endlich mal tun sollte oder nachholen könnte: Natürlich seine Wohnung aufräumen samt Fensterputzen. Das Arbeitszimmer von Papierstapeln befreien, DVDs sortieren und für 30.000 Handy-Fotos Ordner einrichten. Dabei, im Jubiläumsjahr, alle Symphonien von Beethoven hören und einen Podcast …


…  darüber, wie Künstliche Intelligenz aus den bisherigen neun die 10. Symphonie komponiert. Selbstverständlich ist Zeit, um Thomas Manns »Zauberberg« (noch mal) zu lesen, auch Camus' »Die Pest«, das »Decamerone« und alle sieben Bände von Prousts »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit«. Gute Gelegenheit, auf DVD alle Staffeln von »Six Feet Under« (noch mal) zu schauen und im Stream keine weitere Folge von »The Mandalorian« zu verpassen.


Endlich auch genügend Zeit für den Sprachkurs, damit man beim nächsten Italien-Urlaub ›Prosciutto‹ richtig aussprechen kann. Oder sich doch eher an einer toten Sprache versuchen? Alt-Griechisch wäre gut oder Aramäisch, um Mel Gibson in »Die Passion Christi« zu verstehen.


Es gibt so unendlich Vieles, wofür man gerade jetzt so unendlich viel Zeit hat – oder? Geht es Ihnen eher wie uns? Sie schaffen das alles nicht und werden eher unleidlich, wenn Sie ständig vernehmen, wofür die Corona-Pause gut sein soll?

Wir haben uns mit langen Listen von Filmempfehlungen eher zurückgehalten, mit Hinweisen auf elaborierte Unterrichtsmaterialien und mit Vorschlägen für die medienpädagogische Arbeit aus dem Homeoffice heraus. Das soll auch so bleiben. Wir verweisen hier und da auf Links, die uns inspirierend, erhellend oder auch unterhaltsam erscheinen und auf die wir gern Ihren Blick richten möchten. Fast wie immer also, nur etwas häufiger als zu normalen Zeiten.

Wir freuen uns, wenn Sie unsere Rundbriefe mit Interesse und auch Vergnügen lesen – und wir freuen uns natürlich über jede Resonanz, Anregung, Bereicherung – wie immer, nicht nur im Ausnahmezustand mit unendlich viel Zeit. In diesem Sinne: Bringen Sie Ordnung in Ihre Film- und Fotosammlung! Es ist Zeit!


Foto by Ralph Hutter on Unsplash

Keine Zeit für viel Freizeit

»Vor dem Virus sind alle gleich.« Auch so ein Satz, den man jüngst recht oft untergejubelt bekam – und es dauerte eine Weile, bis er relativiert und die Ungleichheit benannt wurde. Nicht jedem wird der Luxus (oder die Bürde) des ›Homeoffice‹ zuteil. ›Homeschooling‹ ist für alle Eltern eine Herausforderung, für die einen leichter, die anderen aber weit schwerer zu bewältigen. Vor allem alleinerziehende Frauen, junge Mütter und junge Familien haben teils erhebliche Probleme, die Ausnahmesituationen zu bewältigen. »Sie haben …


… die Struktur in den Tag zu bringen, müssen Lehrerinnen und Lehrer spielen, die Musikschule, den Sportverein und die Freundeskreise ihrer Kinder ersetzen«, so Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin. Der Professorin fehle in den Zustandsbeschreibungen und Lockerungsempfehlungen der Leopoldina-Wissenschaftler der genaue Blick auf das familiäre Wohl und das Wohlergehen der Frauen.


Wie solle das gehen, fragt sie in einem Interview mit dem »Tagesspiegel«, dass eine Frau und Mutter dann wieder teilerwerbstätig sein solle, und auf der anderen Seite Kindern unter neun Jahren keine Betreuung zukomme? Da das Durchschnittsalter der 26-köpfigen Leopoldina-Arbeitsgruppe bei über 60 Jahren liege und lediglich zwei Frauen dazugehörten, wäre die Perspektivverengung allerdings nicht verwunderlich. 2 von 26? Was für ein Verhältnis …

Von der Wissenschaft zum Film, von den Gelehrten der Hallenser Leopoldina zu den Honoratioren der Filmakademie in Los Angeles, die seit 1927 die Oscars vergibt. Zum Glück wurden sie in diesem Jahr noch haarscharf von den Viren verschont, in Wuhan hatten die Kinos allerdings schon geschlossen. Im Vorfeld bemängelt wurde, dass Greta Gerwig mit den starken Schwestern in »Little Woman« nicht für den Regie-Oscar nominiert worden war, sondern lediglich in der Kategorie »Bestes adaptiertes Drehbuch«. Für »Little Woman« den Oscar® gewonnen hat dann Jacqueline Durran – in der zumeist Frauen vorbehaltenen Kategorie »Bestes Kostümdesign«. Rollenbilder? Traditionen? Vorurteile?


Noch 2012 jedenfalls waren von den knapp 6.000 stimmberechtigten Mitgliedern der Academy of Motion Picture Arts and Sciences 94% weiß und 77% männlich, ihr Durchschnittsalter betrug 62 Jahre. Mittlerweile hat sich einiges getan. Letztes Jahr bekamen weitere rund 850 Filmschaffende aus 59 Ländern eine Mitgliedschaft angeboten, die Hälfte der Einladungen ging an Frauen. Aus Deutschland gehören nun die Regisseurinnen Margarethe von Trotta, Maren Ade und Katja Benrath der Academy an, die Schauspielerin Nina Hoss und die Kamerafrau Judith Kaufmann. Aus Österreich die Regisseurin Jessica Hausner, aus der Schweiz die Regisseurin Ursula Meier.

Die Berliner Produzenten Roman Paul und Gerhard Meixner (Razor Film Produktion) sind seit 2018 Mitglieder der Academy. Gerhard Meixner war schon bei mehreren FILMERNST-Veranstaltungen unser Gast, damals mit dem Film »Paradise Now«. Sehr erfolgreich im FILMERNST-Programm lief dann der von ihnen produzierte Film »Das Mädchen Wadjda«.


Die Produktion war der erste saudi-arabische Kinospielfilm überhaupt, inszeniert von einer Frau, Hayfa Al Mansour – und 2013 in der Kategorie »Bester fremdsprachiger Film« für den Oscar® nominiert. Damals ein wirklich sensationeller Film mit einer superstarken Protagonistin – mit einer wie Wadjda, so war zu sehen und zu spüren, kommen Mädchen in Saudi-Arabien vielleicht noch nicht an die Macht, aber schon ganz schön weit.
Den Film gibt es auf DVD/Blu ray oder bei amazon prime.




Am 12. März 2020 war deutscher Kinostart für Hayfa Al Mansours jüngsten Film, »Die perfekte Kandidatin«. Wieder co-produziert von Roman Paul und Gerhard Meixner, gefördert vom Medienboard Berlin-Brandenburg. Die Protagonistin wieder eine starke Frau in Saudi-Arabien: Ärztin an einer Provinz-Klinik, wo sie sich mit all den Vorurteilen auseinandersetzen muss, die einer Frau generell und in diesem Beruf speziell tagtäglich begegnen. Um an einer Konferenz in Dubai teilnehmen zu können, braucht sie die schriftliche Zustimmung eines männlichen Vormundes. Als sie für das Vorstandsamt des Gemeinderats kandidiert, sieht sie sich mit heftigem Widerstand konfrontiert.




Am 12.3. vom engagierten Berliner Filmverleih »Neue Visionen« mit großen Hoffnungen in die Kinos gebracht, blieben die Leinwände zwei Tage später corona-weiß – und der Film unsichtbar, auf unbestimmte Zeit. Ob »Die perfekte Kandidatin« eine zweite Kino-Chance erhält, wissen wir nicht, empfehlen wollen wir den Film unbedingt.



Fotos: »Das Mädchen Wadjda« mit dem Kameramann Lutz Reitemeier und FILMERNST-Moderatorin Patricia Hermes im Filmtheater Union in Fürstenwalde
Fotos »Die perfekte Kandidatin«: Neue Visionen Filmverleih, Berlin
Teaserbild: Photo by Annie Spratt on Unsplash


Jacob zeitlos im Glück

Wie wohl käme die alleinerziehende Mutter in Bernd Sahlings großartigem Film »Kopfüber« jetzt mit dem »Homeschooling« klar? Ihr Sascha ist ein Problemkind, stiehlt und schwindelt, rastet schnell aus und hält sich an keine Abmachung. ADHS wird diagnostiziert. Was tun mit Saschas »Buchstabensuppe im Kopf«? Ein brisantes Thema in einem berührenden Film – und wir wünschten uns, der FILMERNST-Pate Bernd Sahling würde unser Programm mit einem neuen, kritischen Film bereichern. Aber der Weg …


… zu einem Film ist ebenso gewunden wie hürdenreich, es wird also noch dauern.

Was wir aber von Bernd jetzt und hier sehen können, ist ein Interview mit Jacob, der nicht nur das Glück hat, eine einfühlsame Heim-Lehrerin (und FILMERNST-Moderatorin) als Mutter zu haben, sondern auch einen Regisseur bei der Hand, der ihn bestens ins Bild setzt. Aber sehen und hören Sie, was der Siebenjährige zu seinen Corona-Ferien zu sagen hat.







Video: © Bernd Sahling
Teaserfoto »Kopfüber«: alpha medienkontor
 

Jegliches hat seine Zeit

Er saß mitten im Publikum, vor einigen Jahren im Filmmuseum Potsdam, Ernst-Georg Schwill. Unter Schülerinnen und Schülern von heute, die einen Film von gestern sahen: »Berlin – Ecke Schönhauser«. Der Film traf einen Lebensnerv, und er hätte gespürt, wie den jungen Leuten das Herz puckerte, wenn es um die Liebe auf der Leinwand ging und um den Zoff der Jungen mit den Alten. Ernst-Georg Schwill war der Kumpeltyp in kurzen Lederhosen …


… der um den Preis einer wertvollen Westmark mit einem Pflasterstein eine Straßenlampe auf der Schönhauser zerschmiss und damit sozialistisches Volkseigentum beschädigte. Dass er im Film vom Stiefvater mit Backpfeifen malträtiert wurde, fand er gar nicht schlimm, denn auch heute wäre es doch gar nicht verkehrt, ein »kleiner Denkanstoß« gewissermaßen, wenn Kinder ab und an mal was »auf den Arsch kriegten«. Damit konnte er beim Auditorium nicht punkten – und Wolfgang Kohlhaase gab zu bedenken, dass Prügel ja auch damals nichts bewirkt hätten. Aber so war Ernst-Georg Schwill, er ließ sich nicht von seiner Meinung abbringen und gab die Ohrfeigen-Lektion auch bei seinem nächsten FILMERNST-Auftritt zum Besten.

Letzte Woche nun ist Ernst-Georg Schwill im Alter von 81 Jahren in seiner Heimatstadt Berlin gestorben. Von Ralf Schenk war in der »Berliner Zeitung« ein sehr einfühlsamer Nachruf zu lesen: »Das Geheimnis seiner schier ewig währenden Jugendlichkeit lag vielleicht in dem freundlich staunenden Blick begründet, mit dem er auf sich und die Welt schaute. Er blieb bodenständig, burschikos, voller Humor.«

Vor allem verweist Schenk auf Schwills frühe Filme: »Alarm im Zirkus« (1954), »Eine Berliner Romanze« (1956), »Sie nannten ihn Amigo« (1959). Gerade in diesen Rollen werden wir ihn in filmernster, guter Erinnerung behalten – weit vor dem Kommissar Weber an der Seite der Berliner »Tatort«-Kommissare Ritter und Stark. Schon 1962 übrigens, in Rolf Losanskys »Die Suche nach dem wunderbunten Vögelchen«, spielte Ernst-Georg Schwill einen Ordnungshüter, den Hauptwachtmeister Löffelholz.




Fotos: »Berlin – Ecke Schönhauser«: DEFA-Stiftung, Fotografen: Siegmar Holstein, Hannes Schneider; »Sie nannten ihn Amigo«: DEFA-Stiftung, Fotograf: Hans Bernd Baxmann
Im Filmmuseum Potsdam: Ilse Pagé, Ernst-Georg Schwill, Evelyn Carow, Wolfgang Kohlhaase. Fotos: FILMERNST

« neuer älter »


Telefon 03378 209 161 (Susanne Guhlke)
03378 209 148 (Susanne Pomerance)
03378 209 162 (Jana Hornung)
E-Mail kontaktfilmernst·de
Instagram @filmernst
Postanschrift FILMERNST – Kinobüro im LISUM
Struveweg 1
14974 Ludwigsfelde-Struveshof