Eine kleine Chance sahen wir ja noch, nach dem Bund-Länder-Beschluss letzten Donnerstag: Dass wir für den Unterricht am anderen Lernort vielleicht doch noch in die Kinos könnten, denn es sollten ja nur die Unterhaltungsangebote ausgeschlossen sein. Wir haben daher gleich unsere Partner-Kinos gefragt, ob sie filmernst dabei wären, falls es eine Ausnahme in den Anordnungen geben sollte – und fast alle haben uns sofort ihre Bereitschaft zugesichert. Dann aber, am Abend vor dem Reformationstag …
… mit dem Ergebnis der brandenburgischen Kabinettssitzung und der neuen Verordnung über befristete Eindämmungsmaßnahmen gegen Corona, war es bitter-klar: Für den Publikumsverkehr zu schließen sind (auch) Kinos (außer Autokinos, Autotheater und Autokonzerte). Das ist unmissverständlich und ohne Spielraum für Interpretationen: Gleich, ob vormittags oder nachmittags, ob zur Unterhaltung oder zur Bildung: Kinos sind komplett für jegliche Veranstaltungen dicht.
Schweren Herzens müssen wir also (zunächst) all unsere November-Termine absagen. Auch beim zweiten Versuch wird unser großartiges Programm nicht zur »Leinwandreife« gelangen, werden die vier wunderbaren Filme nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie wirklich verdient haben. Dabei waren wir nach dem Ende der Sommerferien sehr überrascht und höchst erfreut über die wirklich großartige Resonanz aus den Schulen: In kürzester Zeit haben uns Anmeldungen für mehr als 6.000 Schülerinnen und Schüler erreicht. Über 120 Veranstaltungen standen im November/Dezember auf dem Spielplan …
Nun hoffen wir und wünschen uns allen sehr, dass die Dezember-Termine möglich sein werden. Gleich Anfang des Monats stehen in den Kinos von Lübben und Königs Wusterhausen die JugendFilmTage auf dem Programm – und wir würden die Tradition höchst ungern dem Virus opfern.
Noch mehr Tradition steht im Januar auf dem Spiel: Vom 14. bis 29. Januar 2021 gibt es zum 15. Male die SchulKinoWochen im Land Brandenburg. Die Programmhefte sind bereits an alle Schulen des Landes versandt worden – und, man glaubt es kaum, auch die ersten Anmeldungen sind bereits da. Mit so viel Optimismus, mit so viel Vertrauen in unsere filmernste Arbeit, muss es einfach klappen.
Bleiben Sie uns treu und gewogen: FILMERNST will ins Kino, das Kino will und braucht FILMERNST!
Als kleines, Mut machendes, erwärmendes Zeichen in diesen Zeiten noch ein Gedicht von Erich Fried: Nicht »Es ist wie es ist«, sondern: Was es ist.
Es ist Unsinn / sagt die Vernunft.
Es ist was es ist / sagt die Liebe.
Es ist Unglück / sagt die Berechnung.
Es ist nichts als Schmerz / sagt die Angst.
Es ist aussichtslos / sagt die Einsicht.
Es ist was es ist / sagt die Liebe.
Es ist lächerlich / sagt der Stolz.
Es ist leichtsinnig / sagt die Vorsicht.
Es ist unmöglich / sagt die Erfahrung.
Es ist was es ist / sagt die Liebe.
Foto: cottonbro von Pexels
Erich Fried: Es ist was es ist. Liebesgedichte, Angstgedichte, Zorngedichte.
Verlag Klaus Wagenbach, Berlin, 1996.