Historisches Hoch
Das Wort ›historisch‹ als Ausdruck von etwas ganz Seltenem, Außergewöhnlichem, sollte generell sparsam gebraucht werden. Vielleicht nur für Ereignisse wie Bundestagswahlen Ende Februar. Dann stehen wir, ganz regulär, schon kurz vor den nächsten SchulKinoWochen. Im Moment aber werben wir noch für die Teilnahme am FILMERNST-Herbstprogramm – und was uns bisher an Anmeldungen erreichte, steuert in der Tat auf ein historisches FILMERNST-Hoch zu. Die 5.000er-Marke wollten wir schon gern knacken, aber mit mehr als doppelt so vielen …
… Schülerinnen und Schülern hatten wir nicht gerechnet. Zwei der vier Filme kommen auf mehr als 3.000 Besucher, das gab es sehr lange nicht. »Dancing Queen« liegt mit 4.000 bestätigten Karten ganz vorn, knapp dahinter der Animationsfilm für die Jüngsten, »Ernest und Celestine: Die Reise ins Land der Musik«, mit 3.226.
Das quer durch Europa führende Roadmovie »Morgen irgendwo am Meer« hat es mit 1.087 angemeldeten Zuschauer:innen in den vierstelligen Bereich geschafft, der brückenschlagende Blick nach Bangladesch, »Rikscha Girl«, mit 1.095 ebenfalls.
Hinzu kommen Anmeldungen für die JugendFilmTage, die wir in guter Tradition mit dem Gesundheitsamt des Landkreises Dahme-Spreewald organisieren. Dieses Jahr präsentieren wir im CAPITOL Königs Wusterhausen und in den »Spreewald«-Lichtspielen Lübben zum einen den hoffnungsvoll-bestärkenden Dokumentarfilm »Berlin Bytch Love« von Heiko Aufdermauer und Johannes Girke (die Regisseure werden zu den Filmgesprächen unsere Gäste sein). Zum anderen den einfühlsam-berührenden Kinder- und Jugendfilm »Young Hearts«, der erst im Januar 2025 regulär in den Kinos starten wird.
Alle aktuellen Filme – mit den entsprechenden Kurzinhalten und Pressestimmen, mit Trailern und Begleitmaterial – finden sich in der FILMERNST-Datenbank. Anmeldungen für die November- und Dezember-Termine nehmen wir nach wie vor gerne entgegen, online oder telefonisch.
Heraushebenswert im FILMERNST-Herbst 2024 sind auch etliche Veranstaltungen mit von Lehrkräften angefragten »Wunschfilmen«, meist begleitet von Moderationen und Gesprächen. So zum Beispiel mit dem die NS-Propaganda ausleuchtenden »Führer und Verführer«, mit Robert Stadlober als dämonischem Volksverhetzer Goebbels. Was die Schülerinnen und Schüler im Adlershofer »Casablanca« sahen und erlebten, war eine beeindruckende Geschichtsstunde mit durchaus aktuellen Bezügen.
Fotos: Wild Bunch Germany / Stephan Pick
Zum ökologisch bewusstseinserweiternden Dokumentarfilm »The North Drift – Plastik in Strömen« erschien der Dresdener Regisseur Steffen Krones im »Obenkino« Cottbus. Die Siebtklässler vom städtischen »Pückler-Gymnasium« zeigten sich gut vorbereitet, und moderiert vom Wissenschaftsjournalisten Ernst-Alfred Müller kam es zu einer ebenso unterhaltsamen wie spannenden Gesprächsrunde: »Viele waren sehr interessiert und stellten eine Frage nach der anderen«, schrieb uns Steffen Krones. »Die Begeisterung der Kinder zeigte mir, wie ihnen durch diese Veranstaltung der Zugang zu einem wichtigen Thema eröffnet wurde, dem sie im Unterricht möglicherweise nicht mit dem gleichen Interesse begegnet wären.«
Gleich zwei Veranstaltungen hintereinander absolvierte Patrick Büchting mit seinem Debüt-Spielfilm »Morgen irgendwo am Meer«. Kurz darauf flog er nach Tokio, zum »Kineko International Filmfestival«. Das Publikum der Asien-Premiere – im 109シネマズ二子玉川 109CINEMAS FUTAKO-TAMAGAWA – zeigte sich sehr interessiert an diesem Film aus Deutschland und wollte viel wissen vom Regisseur. Auf dem Dreierporträt unten in der Bildergalerie: Patrick Büchting neben Festivaldirektor Keiko Kodaka und Mitsuo Tahira vom Festival-Team. Auf einem weiteren Foto auch der Chemnitzer »Schlingel«-Festival-Direktor Michael Harbauer.
Von Tokio aus ging es für Patrick Büchting dann fast geradewegs nach Estland, zum 28. Tallinn Black Nights Film Festival.
Nicht schlecht, diese Festival-Tour für einen Debütfilm! Wir sind froh, ihn bei FILMERNST präsentieren zu können.
Fotos: Patrick Büchting (privat) / Gerrik Harbauer
Der FILMERNST-Herbst wäre nicht komplett ohne eine weitere, überaus positive Nachricht: Nachdem im Frühjahr 2018 in den langjährigen Partnerkinos von Oranienburg, Neuruppin, Prenzlau und Brandenburg der Vorhang für FILMERNST-Veranstaltungen fiel, ist die Leinwand nun in allen vier Orten wieder FILMERNST.
Wir haben beständig nachgesetzt und nicht locker gelassen, vor allem auch deshalb, weil uns viele Lehrkräfte in diesen Orten sehr vermissten. Wie sehr, das beweisen die Anmeldezahlen: Prenzlau (schon etwas länger wieder dabei) mit 1.500 angemeldeten Schüler:innen, Oranienburg aus dem Stand mit bislang 1.400 und Neuruppin mit reichlich 600. Nur für das »Concerthaus« Brandenburg sieht es noch recht mau aus, hier wünschen wir uns und vor allem dem Kino weit mehr Resonanz aus den Schulen. Am besten mit Ergebnissen wie im »Neuen Lichtspielhaus« Beelitz: Erst seit diesem Jahr filmernst dabei, zählte das Einsaalkino mit insgesamt nur 65 Plätzen in 27 Veranstaltungen 1.029 Besucher – Glückwunsch!
Das Prenzlauer UNION ist eines der vier cinemotion-Kinos, das nun wieder bei FILMERNST und an den SchulKinoWochen beteiligt ist. Fotos: FILMERNST/Bernd Sahling