FILMERNST

Sehend lernen – Die Schule im Kino

Das Kompetenzzentrum für
Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

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Letzte Klappe geschlagen

Ein wenig geschlaucht – oder sagen wir nachdenklich-angespannt sieht er schon aus: FILMERNST-Pate Bernd Sahling mit seinem Hauptdarsteller Jonathan Köhn nach Abschluss der Dreharbeiten zu »Ab morgen bin ich mutig«. Erleichtert wird er natürlich auch sein, denn es war eine anstrengende Drehzeit in Nordrhein-Westfalen. Bernd schrieb uns: »Nach vielen Regentagen haben wir nun am 3. August tatsächlich den letzten Drehtag geschafft – und nach acht Wochen ...


... ist heute mein letzter Tag in Köln. Ich musste oft auf die Umstände reagieren. An einem Tag war die Stimme unseres Hauptdarstellers weg, an einem anderen hat es in die Küche, in der wir drehen wollten, reingeregnet. All das spielt nun in der Filmgeschichte mit. Wir hätten keinen Drehtag wiederholen können mit unserem kleinen Budget.« Bleibt uns erst mal zu sagen: Ganz herzlichen Glückwunsch, lieber Bernd, Du hast es geschafft!

Nun geht es weiter mit der Post-Production, der Kinostart ist für 2025 geplant. Wir sind gespannt und sehr überzeugt, dass auch Bernds neuer Film fortsetzt, was seine bisherigen Filme auszeichnet.


Zitieren wir, was einer der profundesten Kenner des deutschen Kinder- und Jugendfilms, Horst Peter Koll, am 1. Juni im Magazin des Kölner Stadt-Anzeigers schrieb: »Bernd Sahling ist einer der wichtigsten deutschen Regisseure von Kinder- und Jugendfilmen. Wenn er sich authentisch und respektvoll um Nähe zu seinen jungen Figuren bemüht und sich lebensnahe, oft ›unbequeme‹ Themen ausdenkt, dann gilt dies im Kino leider aber viel zu schnell als Kassengift. Dabei kann es doch für Kinder ungemein fesselnd und obendrein auch noch sehr unterhaltsam sein, in Welten blicken, die ihnen ansonsten verborgen bleiben!«

Wir freuen uns auf »Ab morgen bin ich mutig« – für FILMERNST ganz sicher kein Kassengift.



Einige Motive, die uns Bernd von den Dreharbeiten zur Verfügung stellte: mit (1) Darius Pascu als Tom, (2) Jonathan Köhn als Karl, (3) Anna Bahners als Klara und, wie er schreibt, »unserem großartigen Kameramann Piotr Rosolowski« (4).


Fotos: Lisa Maria Müller, Bernd Sahling


Erste Liebe bei großer Hitze

»Ab morgen bin ich mutig«: Karl (Jonathan Köhn) verliebt sich in Lea (Cheyenne Aaliyah Roth), hier genießen beide mit ihrem Regisseur (und FILMERNST-Paten) Bernd Sahling die verdiente Drehpause auf einer Bank. Die Hälfte der Dreharbeiten ist geschafft, wie uns Bernd schrieb, die Kinder seien ganz großartig – und wenn alle vor und hinter der Kamera auch im zweiten Teil so gut durchhalten, sei er guter Dinge.


Allerdings: Die Zeit ist knapp: »Wir dürfen nur 3 Stunden mit den Kindern am Tag arbeiten, aber das Team spürt die Besonderheit der nicht gecoachten Kinder und der Arbeitsweise, die so keiner mehr kennt.« Wir drücken die Daumen, dass alles nach Plan läuft und freuen uns schon jetzt auf den Film im Kino und die Gespräche mit Bernd. Der Kinostart ist für 2025 geplant – wir sehen uns bei FILMERNST!



Fotos: Bernd Sahling

»Ab morgen bin ich mutig« …

... so wird der nächste Film des FILMERNST-Paten Bernd Sahling heißen. Lange hat es gedauert: 2014 lief sein bislang letzter Spielfilm, »Kopfüber« bei uns. Fast am Anfang von FILMERNST stand »Die Blindgänger«, dafür gab es 2004 den Deutschen Filmpreis als »Bester Kinder-und Jugendfilm«. Ende Juni begannen nun die Dreharbeiten für »Ab morgen bin ich mutig«, der Kinderfilm wird komplett in Nordrhein-Westfalen entstehen.


Wir drücken die Daumen, dass alles nach Plan läuft und freuen uns schon jetzt auf den Film im Kino und die Gespräche mit Bernd. Der Kinostart ist für 2025 geplant – wir sehen uns bei FILMERNST!


Foto:
Bernd Sahling (3.v.l.), davor die Kinderdarsteller Jonathan Köhn, Cheyenne A. Roth, Elijas Amerein und Anna Bahners.
Zeitgeist Filmproduktion GmbH & Co. KG/Fabian Rieke

Ausgezeichnet: Magie des Kinos

»Mein Vater hat mich verprügelt, weil ich im Kino war.«
Schläge drohen natürlich keinem unserer FILMERNST-Besucher, sie sind die Erfahrung eines neunjährigen indischen Jungen, der im Kino eine Offenbarung erlebt und sie fortan nicht mehr missen will: »Das Licht, aus dem die Träume sind« ist eine Hommage an das Kino – und mithin auch an euch, die ihr diese Träume auf die große Leinwand bringt und dafür zu Recht – im 25. Jahrgang des Kinoprogrammpreises Berlin-Brandenburg 2023 – vom Medienboard ausgezeichnet wurdet.


FILMERNST freut sich mit allen Gewinnern und gratuliert dem »Thalia Programmkino« Potsdam, dem Multikulturellen Centrum Templin, den »Neuen Kammerspielen« Kleinmachnow, dem Filmtheater Union Fürstenwalde zu den Hauptpreisen – und ebenso allen anderen: CAPITOL Königs Wusterhausen, »Astoria« Wittstock, »Obenkino« Cottbus, »Parklichtspiele« Buckow, ALA Falkensee, »FilmforUM« Schwedt, »Movietown« Wust, »Weltspiegel« Finsterwalde, »Casablanca« Berlin, »Filmpalast« Bernau, »Haveltorkino« Rathenow, »Movieland« Erkner, »Movie Magic« Eberswalde, »Scala Kulturpalast« Werder, »Spreewald-Lichtspiele« Lübben. Herzlichen Glückwunsch!
Euch allen Dank für das filmernste Engagement und die kreativen Ideen – und auch weiterhin viele Besucher für all das Licht, aus dem die Träume sind. Euer FILMERNST-Team

Hokuspokus fidibus …

… zweimal schwarzer Kater. Das hatten wir uns so schön vorgestellt mit der Filmauswahl für das Frühjahrsprogramm: zwei japanische Animationsfilme, beide mit einer Katze in herausragender Rolle, beide von tierisch überzeugender Qualität. Der eine Anime-Film für die jüngsten, der andere für die älteren Jahrgangsstufen. Doch nur der kleine »Rudolf« konnte bislang ein größeres FILMERNST-Publikum für seine Abenteuer in Tokyo finden: immerhin 33 Anmeldungen …


… für knapp 750 Besucher:innen der Jahrgangsstufen 1 bis 3, das kann sich sehen lassen. »Suzume« dagegen bringt es bis jetzt auf gerade mal neun Anmeldungen für knapp hundert Schüler:innen ab 7. Jahrgangsstufe. Das ist für die Gotteskatze Daijin, die es faustdick hinter den kleinen Ohren hat, ziemlich enttäuschend – und für uns auch. Von der Kritik weltweit gelobt, zaubert »Suzume« in den leuchtendsten Farben fantastische Szenerien auf die Leinwand – mythisch, aber zugleich sehr real und gegenwärtig. Wie gut das Anime vom Publikum aufgenommen wird, zeigte eine Veranstaltung im Potsdamer »Thalia« mit Siebtklässlern von der Friedrich-Wilhelm-von-Steuben-Gesamtschule. Den außergewöhnlichen Film »haben sie wirklich eingesogen, sie haben gelacht, mitgefiebert, getrauert, sich gefreut«, berichtete unsere Moderatorin Regine Jabin nach einem sehr angeregten Filmgespräch. Nicht zuletzt verfügten etliche über ausreichend Kenntnisse und Vor-Erfahrungen mit Mangas und Animes. Und ihre Klassenlehrerin staunte nicht schlecht, als sie im Laufe des Gesprächs erfuhr, dass es in ihrer Klasse auch Cosplayer:innen gibt (die Figuren aus Animes, Comics, Filmen oder Serien nachstellen). Darüber wiederum hätten sich Rudolf und Daijin aus dem fernen Japan sehr gefreut.

Da ja noch einige Wochen bis zu den Sommerferien bleiben und es noch Termine für alle unsere Filme des Frühjahrsprogramms gibt, möchten wir an dieser Stelle gern – hokuspokus fidibus – für die beiden Katzen, aber auch für die zwei anderen Filme werben. Anmeldungen und Gäste sind uns wie immer sehr willkommen!

Anmeldungen gleich online auf dieser Webseite für
»Rudolf, der schwarze Kater«
»Die Eiche«
»Suzume«
»The Ordinaries«

Unterm Schirm

Fast 20 Jahre ist FILMERNST nun bereits aktiv – und von Anfang an haben wir uns ministeriellen Beistands versichert. »Unter der Schirmherrschaft von …« war wie ein Siegel, es verlieh Sicherheit und motivierte uns. Im Laufe der Zeit wurde der FILMERNST-Schirm (seit dem zehnjährigen Jubiläum gibt es ihn wirklich) schon für fünf Minister:innen aufgespannt – nun folgt der sechste: Steffen Freiberg hat unsere Anfrage mit einem Brief beantwortet, wie wir noch keinen zuvor bekommen haben. Kennengelernt hatten wir den neuen Bildungsminister …




… als er noch Staatssekretär war. Er kam zur Eröffnung der diesjährigen SchulKinoWochen ins »Haveltorkino« nach Rathenow, hielt eine kurze Rede und sah sich mit dem Publikum gemeinsam den Film an. Schon das war erstaunlich genug und nicht unbedingt zu erwarten. Wir haben es als gutes Zeichen genommen, was uns nun schriftlich bestätigt wurde: »Seien Sie versichert«, schrieb der Minister, »dass das MBJS mit Kraft und Begeisterung sein ›filmernstes Engagement‹ … fortsetzen wird. Deshalb übernehme ich in Fortsetzung dieser guten Tradition gern die Schirmherrschaft über ein erfolgreiches Projekt, das so viele Kinder und Jugendliche Brandenburgs zu kreativer Filmarbeit anregt und begeistert«.

Wir nehmen den Bildungsminister beim Wort, gratulieren ihm noch einmal sehr herzlich zur Berufung und wünschen ihm Kraft und Durchsetzungsvermögen für das herausfordernde Amt.

Wut im Bauch

»Darf ich dich mal drücken?« Eine solche Frage war bislang noch nie einem Gast bei einem unserer Filmgespräche gestellt worden. Es war förmlich zu spüren, wie dem Saal der Atem stockte. Ob der Bewunderung, sich eine solche Frage überhaupt zu trauen – und mehr noch in gespannter Erwartung, wie sie der Gast beantworten würde. »Nach dem Gespräch, draußen im Foyer?«, wollte er wissen. »Nein, jetzt gleich!« Hendrik Duryn zögerte nur kurz, holte das Mädchen nach vorn – und der Beifall galt beiden: der Schülerin und dem Schauspieler, der dann natürlich …


… von ihr wissen wollte, ob sie vielleicht etwas in Richtung Theater oder Film plane, bei dem Selbstbewusstsein! Er hatte zuvor von seiner ersten Hauptrolle als. 18-Jähriger berichtet, in der er gerade auf der Leinwand im »Haveltorkino« Rathenow zu sehen gewesen war: In »Vorspiel«, einem DEFA-Film aus dem Jahre 1987. Wie er sich danach für die Schauspielschule bewarb und wie er später an die Rolle seines Lebens kam: »Der Lehrer«: Neun Staffeln, 88 Folgen – eine der erfolgreichsten Serien im Deutschen Fernsehen überhaupt. Ungefähr 480 Unterrichtsstunden auf dem Bildschirm – und mit schon richtig Wut im Bauch, als er seine pädagogische Laufbahn trotz des anhaltenden TV-Erfolgs beenden musste.

Hendrik Duryn kündigte im März in Rathenow an, dass er über all das – und noch viel mehr – ein Buch geschrieben habe: »Sie sind doch der Lehrer – oder?« Erschienen ist es zur Leipziger Buchmesse, mittlerweile gab es eine Reihe ausverkaufter Lesungen überall im Land. 12 autobiografische Episoden, ziemlich schonungslos sich selbst, aber auch anderen gegenüber. Ein grundehrliches Buch, eine Lebens- und Schaffensbeschreibung, die nicht darauf aus ist, allen zu gefallen und sich selbst in ein möglichst helles Licht zu rücken. Er schreibt von einigen Höhen, aber mehr noch von Tiefen – und wie man für beides keine Rolle, sondern einen Charakter braucht.

In Episode 12, ganz am Schluss, ist eine wunderbare Eloge auf den Lehrerberuf zu lesen – aus eigener Erfahrung, denn wie er schreibt: »Mutter, Vater, Schwester, Tante, alles Lehrer. Ich wurde 48 Stunden am Tag pädagogisch betreut.«

Wer diese Episode und die elf davor in aller Ausführlichkeit lesen möchte: Wir haben zwei Exemplare des Buches zu verlosen. Bewerbungen dafür per Mail mit dem Betreff: Lehrer von Beruf! – und der Adresse, falls das Los auf Sie fällt.




Wir danken dem Kampenwand Verlag für die freundliche, filmernste Unterstützung.

Nicht schummeln!

Im letzten Rundbrief des vergangenen Jahres hatten wir unsere ersten Versuche mit dem revolutionären Textgenerator ChatGPT beschrieben. Wir hatten ihm ein paar Fragen zur Filmbildung und zur Zukunft des Kinos gestellt – und durchaus kluge Antworten erhalten. Seitdem ist die Entwicklung rasant vorangeschritten, werden nicht nur die scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten, sondern vor allem auch die zu begrenzenden Gefahren diskutiert. Auch für die Schule wird Künstliche Intelligenz zunehmend eine Rolle spielen, nicht nur bei Prüfungs-Schummelversuchen …


… wie aus Hamburg berichtet. Für die Abi-Prüfungen lässt die Schulbehörde der Hansestadt bereits die Nutzung künstlicher Intelligenz zu – noch mit einigen Vorgaben allerdings.

Wie Brandenburg und der neue Bildungsminister – und FILMERNST-Schirmherr – Steffen Freiberg die KI für den Unterricht produktiv werden lassen, wird sich zeigen. Wir haben einfach noch mal, weil es so schön einfach und irgendwie auch verblüffend ist – den Chatbot gebeten, einen Brief an den neuen Bildungsminister zu schreiben und ihn um die Übernahme der Schirmherrschaft zu bitten. Es dauerte keine zwei Minuten, bis die druck- und versandfertige Antwort vorlag, wir haben weit länger an dem Brief gebastelt.

Und das schreibt der ChatGPT dem Bildungsminister: PDF


Bild generiert mit BlueWillow: "school-kids in class cheating with AI on a smartphone in east germany 1984"

Katzenvideos …

… sind im Netz wahnsinnig beliebt, es gibt sie millionenfach – und Milliarden Menschen sind ihr bestens unterhaltenes, nach dem Anschauen noch glücklicheres und noch zufriedeneres Publikum. Wir wollen uns das zunutze machen und gleich mit einer ganz besonderen Katze für unser Frühjahrsprogramm werben. Eigentlich sollten Sie schon längst durch unseren gedruckten Flyer erfahren haben, welche Filme wir aktuell …



… im Angebot haben und zwischen Mitte Mai und Mitte Juli in unseren Partnerkinos präsentieren werden. Aber wir sind ein wenig im Verzug, aus verschiedenen Gründen. Die Flyer jedenfalls werden gerade noch gedruckt und erst im Laufe der nächsten Woche an die Schulen versandt, wo Sie dann Ihre Aufmerksamkeit finden.

Vorab – und weil es ja mit den ersten Terminen durchaus eilt – möchten wir Sie mit diesem kleinen Rundbrief schon mal auf das Programm aufmerksam machen, bei dem Gottes- und Plüschkatzen, aber auch ganz springlebendige Eichhörnchen und viele andere Tiere die Haupt- und Nebenrollen spielen.

Da wäre, erstens, »Rudolf, der schwarze Kater«, ein wunderbarer japanischer Animationsfilm für die Allerjüngsten. Er lief vor ein paar Jahren schon mit einigem Erfolg bei uns – und wir zeigen ihn nun noch mal, weil er mit einem anderen japanischen Film in diesem Programm auf schöne Weise korrespondiert. »Rudolf« ist das Kuscheltier eines Mädchens, das es unfreiwillig aus der Provinz nach Tokio verschlägt. Die Hauptstadt-Exkursion wird eine Entdeckungs- und Bildungsreise – mit Hindernissen und Herausforderungen auf Augenhöhe der Katzen. Empfohlen für 1. bis 3. Jahrgangsstufe.

Da wäre, zweitens, »Die Eiche«, ein Dokumentarfilm ganz ohne Worte, in dem kleine und größere, niedliche und gefährliche, leisere und lautere Tiere eine Rolle spielen. Empfohlen wird er von uns für die 2. bis 7. Jahrgangsstufe, aber eigentlich ist es ein Erlebnis ohne Altersbeschränkung. Nach diesem Film blicke man anders auf Bäume, schrieb eine Kritikerin, es sei »ein malerischer, majestätischer Naturfilm, sehr sinnlich und eindrücklich« – und alles andere als stumm. Dass der Film auch akustisch eine Welt voller Entdeckungen offenbart, macht ihn zum Gesamtkunstwerk.  

Da wäre, drittens, »Suzume«, ein sogenanntes Anime – mit der Gotteskatze Daijin, die sich furchtbar gern von Touristen fotografieren und auf Instagram posten lässt, es aber faustdick hinter den kleinen Ohren hat. Von der Kritik weltweit gelobt, zaubert »Suzume« in den leuchtendsten Farben fantastische Szenerien auf die Leinwand – mythisch, aber zugleich sehr real und gegenwärtig. Es ist eine abenteuerliche Reise durch Japan – bis hin in die Region Tōhoku, wo im März 2011 ein Seebeben eine Katastrophe auslöste, die sich für alle Welt mit dem Namen Fukushima verbindet. Wir empfehlen »Suzume« ab 8. Jahrgangsstufe.

Und da wäre schließlich viertens: »The Ordinaries«. Der englische Titel mag trügen, wie so manches in diesem Werk, das – ausnahmsweise ganz ohne Tiere – in die Scheinwelt des Films, der Filmproduktion und der Filmgeschichten führt und sehr viel mit dem normalen, gewöhnlichen Leben zu tun hat. Es ist das Debüt einer jungen Regisseurin: voller geistreicher Ideen, mit viel Humor und Ironie, aber immer auch mit einem sehr ernsten Hintergrund. Es geht um soziale Unterschiede und Hierarchien, um soziale und mediale Kontrolle, um Manipulation und Macht.  Wir empfehlen »The Ordinaries« ab 9. Jahrgangsstufe.

Vier Filme, von denen wir überzeugt sind, dass sie nicht nur wegen der Katzen und der anderen Tiere zu sehr unterhaltsamen, aufschlussreichen und nachwirkenden Kino-Erlebnissen führen werden. Wir freuen uns auf Ihren Besuch und senden Ihnen die herzlichsten Maiengrüße.

Ihre Anmeldungen erreichen uns am besten und schnellsten online, gleich von dieser Webseite aus. Natürlich können Sie sich auch jederzeit telefonisch mit uns in Verbindung setzen: 03378 209 162 (Susanne Guhlke) oder 03378 209 148 (Susanne Pomerance) – oder per E-Mail unter: kontakt@filmernst.de

pdf: Flyer FILMERNST Frühjahrsprogramm 2023

Der Lehrer kommt

Natürlich kommen ganz viele Lehrer:innen zu den FILMERNST-Veranstaltungen, erst recht während der SchulKinoWochen. Im Jahr 2022 waren es 2.125 Lehrkräfte, die 23.415 Kinder und Jugendliche zu insgesamt 329 Veranstaltungen in unsere Partnerkinos begleiteten – eine Spitzenbilanz! Jetzt aber kommt ein ganz spezieller ›Lehrer‹ zu uns, zur Eröffnung der SchulKinoWochen 2023: Hendrik Duryn, der seine pädagogischen Kompetenzen viele Jahre lang vor einem Millionenpublikum unter Beweis stellte. In neun Staffeln der …


… TV-Comedy-Serie »Der Lehrer« stand er von 2009 bis 2021 als Stefan Vollmer immer donnerstags im Klassenzimmer und erwarb sich Bildschirm-Bestnoten. Für die Rolle war er familiär gleich mehrfach vorgeprägt: die Eltern, aber auch Schwester und Schwägerin arbeiteten als Lehrer:innen. Gewissermaßen ihr Berufskollege wurde er nur, weil er sich für eine andere als die Schullaufbahn entschied: Der gebürtige Leipziger bewarb sich an der Theaterhochschule »Hans Otto« und bekam 1987 bereits seine erste Hauptrolle in einem DEFA-Film: »Vorspiel«, in der Regie von Peter Kahane, erzählt – mit allen Irrungen und Wirrungen – eine jugendliche Liebesgeschichte. Angesiedelt in einer DDR-Kleinstadt, wurde in Schönebeck an der Elbe gedreht. Verschiedene Szenen entstanden aber auch in Rathenow – speziell im »Haveltorkino«, das damals noch »Aktivist« hieß.


 In genau diesem Kino findet am 16. März (ab 10 Uhr) die offizielle Eröffnung der SchulKinoWochen 2023 statt – und wir freuen uns sehr, dass ›der Lehrer‹ Hendrik Duryn kommt und uns gemeinsam mit seinem damaligen Regisseur, Peter Kahane, auf die Zeitreise ins Jahr 1987 begleitet. Natürlich freuen wir uns auch über die anderen Gäste, vor allem die ›echten‹ Lehrer:innen mit ihren Klassen.


Den offiziellen Startschuss für die nun schon 17. Auflage der SchulKinoWochen im Land Brandenburg gibt der Staatssekretär im Bildungsministerium des Landes Brandenburg, Steffen Freiberg.


Dem Brandenburger Wochenblatt, kurz BRAWO, war die Rathenower SKW-Eröffnung schon mal einen schönen Beitrag wert – mit filmernstem Dank an René Wernitz.


 





Zeitungsausschnitt BRAWO

Platz für Poesie

Am 3. März ist offiziell Anmeldeschluss für die diesjährigen SchulKinoWochen. Nach der Aussendung der Programmhefte an die Schulen hatten wir mit einem winterlichen Anmeldesturm in Orkanstärke gerechnet, bisher ist es leider nur ein laues Lüftchen geworden. Insofern unser filmernster Ruf: Ab 16. März gibt’s viel zu sehen, schauen Sie, was läuft! Im Angebot sind insgesamt wieder 30 Animations-, Spiel- und Dokumentarfilme für alle Jahrgangsstufen.



Es sind Filme, die Sichten und Horizonte erweitern, Gegenwärtiges wie Zeitgeschichtliches erhellen. Filme, die einladen, sich in Beziehung zu setzen zur Welt, zum Leben und den Erfahrungen anderer. Filme, die uns auffordern, über Wünsche und Werte nachzudenken und die uns lenken können bei der Suche nach dem eigenen Weg und der eigenen Identität. Filme, die uns nach Spanien, Indien, Bangladesh, in den Libanon und den Iran führen, nach Reykjavík, Antwerpen, Amsterdam, Marseille, an die Ostsee und in die Arktis – in die Wüste von Nevada und sogar auf den Mond.


Es ist ein Filmfestival im kleinen – und da schauen wir doch glatt und voller Bewunderung zur großen Berlinale auf, dessen Direktor, Carlo Chatrian, vor der diesjährigen Eröffnung seinen Wettbewerb so beschrieb: » … eine Auswahl an vielen Filmen, die eine starke Beziehung zu dem haben, was aktuell in der Welt passiert. Das bezieht sich gar nicht so sehr auf Dokumentarfilme, die eine Blütezeit erleben, sondern auch auf fiktionale Filme. Aber ich habe auch gesagt, dass die Auswahl viel Platz für Poesie hat. Entscheidend ist die Balance …«


Dem schließen wir uns an: Die SchulKinoWochen bieten großartige Filme, in Balance der Inhalte und Formen – mit viel Platz für Poesie!

Perlen im Programm

Wir bleiben bei der Berlinale und blicken ein Jahr zurück: Da ging der Goldene Bär für den Besten Film im Wettbewerb an Carla Simón. Ihr Film »Alcarràs« ist ein beeindruckendes Mehr-Generationen-Porträt, das von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbrüchen erzählt, mit denen Menschen nicht nur in Katalonien konfrontiert sind. Auch in Brandenburg erleben die Menschen Veränderungen und Umbrüche von Landschaften, Biografien, Heimat – der vermeintliche Fortschritt hat viele Facetten. In »Alcarràs« ist es


… kein Dorf, das einem Tagebau weichen muss, sondern eine Pfirsichplantage, die den Zeitläuften zum Opfer fällt. Die bevorstehende Ernte auf dem von einer Familie seit Jahrzehnten selbstbewirtschafteten Land wird wohl die letzte sein, danach kommen Solarpaneele auf die Plantage. »Alcarràs« (empf. ab 7. Klasse) ist eine von etlichen Perlen in unserem Programm, auf einige wenige möchten wir hier besonders hinweisen.


»1982« ist ein libanesischer Spielfilm, in dem der Krieg an einem herrlichen Sommertag förmlich in eine Schulklasse einbricht, wo aus der schulischen Prüfungs- eine existentielle Ausnahmesituation wird. Juni 1982, die israelische Armee hat die Grenze zum Libanon überschritten und rückt in Richtung Beirut vor. Poesie im Schrecken: Es scheint etwas in der Luft zu liegen, am Himmel kündigt sich Unheil an: Kondensstreifen von Flugzeugen, aufgescheuchte Vogelschwärme, schwarze Tauben auf dem Schuldach. Wenig später donnern Schützenpanzer am Sportplatz vorbei. »Manchmal denkt man, es ist weit weg«, heißt es im Film. Aber das ist es nicht – weder 1982 noch heute.



 


Voller Poesie ist »Das Licht, aus dem die Träume sind« (empf. ab 7. Klasse), ein Fest der Farben und des Lichts. Ein neunjähriger indischer Junge entdeckt seine Leidenschaft für das Wunder der 24 Bilder pro Sekunde. Das große Problem: Nur Werke religiösen Inhalts sind ihm zu schauen erlaubt, vor allen anderen Filmen warnt der Vater seinen Sohn ausdrücklich: die seien lasterhaft, verdorben und damit verboten! Wie sich Samay über das väterliche Verbot hinwegsetzt, wie er mit seinen Freunden selbst kreativ wird und den Keim seiner filmischen Karriere legt, ist großartiges, poetisches Kino: Von Indien nominiert für den Academy Award®  (Oscar) 2023 in der Kategorie ›Bester Internationaler Spielfilm‹.



 


»Made in Bangladesh« (empf. ab 10. Klasse) ist ein Film großer Ermutigung, mit der – unausgesprochenen – Frage: Was kosten unsere Klamotten eigentlich? Eine Anregung für den Spielfilm war die Rana-Plaza-Katastrophe, die im April 2013 mehr als 1.100 Opfer forderte. Auch in diesem Film bricht Feuer in einer Textilfabrik aus, die Arbeiterinnen können sich gerade noch so nach draußen retten, eine von ihnen stirbt. Es muss sich etwas ändern, darin sind sich alle einig. Eine junge Frau wagt es voranzugehen bei der Gründung einer Betriebsgewerkschaft, und weder die Bestechungsversuche des Firmenbosses noch der Widerstand ihres Mannes bringen sie von ihrem Vorhaben ab. Als der Antrag im Arbeitsministerium an der Bürokratie zu scheitern droht, greift sie zu einem letzten Mittel, das sich wohl noch nie jemand getraut hat, erst recht keine Frau.



 


»Der Pfad« (empf. ab 5. Klasse) gewann 2022 den Deutschen Filmpreis, die »Lola« in Gold, für den ›Besten Kinderfilm‹. Die Geschichte blendet zurück in den Sommer 1940, ins von Deutschen noch unbesetzte Marseille. Ein 12-Jähriger und sein Vater sind auf der Flucht vor den Nazis. Wie so viele andere Emigranten müssen sie zunächst illegal über die Grenze, zu Fuß über die Pyrenäen. Ein Mädchen, kaum älter als der deutsche Junge, kennt den Pfad und erregt am wenigsten Verdacht. Nachdem Rolfs Vater verhaftet wurde, sind die Kinder auf sich allein gestellt. Vor ihnen liegt kein Abenteuer, sondern ein höchst gefahrvoller Weg, auf dem es ums Überleben geht. Zeitgeschichte, die für Fluchtschicksale heute empfindsam macht.



 


Anne Frank wurde weltweit zum Mythos, ihr Tagebuch gehört zum Weltdokumentenerbe. »Wo ist Anne Frank«, ein Animationsfilm des israelischen Regisseurs Ari Folman (empf. ab 6. Klasse), gibt dem scheinbar Bekannten – inhaltlich und stilistisch – eine außergewöhnliche Wendung. Hier geschieht das absolut Unglaubliche: Im  Amsterdamer Anne-Frank-Haus zerbirst der Glaskubus mit der Reliquie. Die Tagebucheinträge lösen sich auf und nehmen die Gestalt eines rothaarigen Mädchens an. Es ist Kitty, die aus dem Gestern ins Heute schwebt und mit Verwunderung Annes Heiligenstatus entdeckt. Der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart vereint die Freundinnen, real und fantastisch. Der Film kommt erst Ende Februar in die deutschen Kinos; wir haben das Privileg, ihn schon bei den SchulKinoWochen zu zeigen.


Furchtlose Frauen

»Alle lieben Dokumentarfilme, doch niemand schaut sie. Zumindest nicht auf der großen Leinwand«, hieß es unlängst in einem Beitrag der »Süddeutschen Zeitung«. Der Autor machte auf den Widerspruch aufmerksam, dass allwöchentlich zwar verschiedenste Dokumentarfilme Premiere hätten, sich im regulären Kinoprogramm aber nur selten durchsetzten. Wir können diesen Befund nur bestätigen, leider. Gerade zu den SchulKinoWochen präsentieren wir jedes Jahr herausragende Dokumentarfilme mit nur geringer Resonanz. Dennoch lassen wir uns nicht entmutigen und werben hier für drei …


… aus dem aktuellen Programm. »No Land’s Song« (empf. ab 9. Klasse) bringt grandiose Stimmen zu Gehör, man könnte ihn einen der schönsten Musikfilme des letzten Jahrzehnts nennen, es ist aber primär ein höchst politischer Film. Er führt nach Teheran, zeigt das auch 2015 schon mutige Aufbegehren iranischer Frauen und die Absurdität autokratischer Herrschaftssysteme. Seit der Islamischen Revolution 1979 sind öffentliche Auftritte von Sängerinnen verboten, das Regime hat ein fundamentales Problem mit Frauen in der Musik. Jahrelang kämpft eine junge Komponistin darum, ein Konzert zu organisieren, doch die Hürden sind gewaltig. Sie gibt nicht auf – und ein Konzert findet statt: »Ich bin eine der furchtlosen Frauen«, singt die Tunesierin Emel Mathlouthi. Alle im Saal erheben sich für Standing ovations. Ein Triumph!


Um auch hier eine Verbindung zur Berlinale herzustellen: 2011 stand für den iranischen Regisseur Jafar Panahi ein leerer Stuhl auf der Bühne. Er war Mitglied der Jury, konnte aber nicht nach Berlin kommen, da ihn das Regime kurz zuvor zu sechs Jahren Haft und 20 Jahren Berufsverbot verurteilt hatte. Seit Juli 2022 saß der Regisseur wieder im berüchtigten Ewin-Gefängnis von Teheran, bezichtigt der »Propaganda gegen die Regierung«. Anfang Februar 2023 trat er in einen Hungerstreik, kurz darauf wurde er gegen Kaution freigelassen. Einen Dokumentarfilm über den Iran im Programm der SchulKinoWochen zu haben, ist ein kleines Zeichen der Solidarität.


Leerer Stuhl beschriftet mit Jafar Panahi


 


An die Ostsee, auf die beliebteste Ferieninsel der Deutschen, führt »Wem gehört mein Dorf?« (empf. ab 9. Klasse). Göhren, im Südosten Rügens, ist mit einer wundervollen Lage gesegnet, umgeben von zwei Stränden und einem Biosphärenreservat. Aber seit langem schon wurde viel Betongold verbaut und dafür viel Natur geopfert. Ein aus dem Westen kommender Investor hat alles in seiner Hand. Doch einige Bürger:innen proben den Aufstand, die nächste Gemeinderatswahl soll eine Wende bringen. Der aus Göhren stammende Regisseur hat über mehrere Jahre hinweg, bis zur entscheidenden Abstimmung, dokumentiert, was den Ort auseinanderreißt und was ihn zusammenhält. Wir erleben die Mühen der demokratischen Ebene in einer dokumentarfilmischen Sternstunde!
Foto: Berlinale



 


In »The North Drift – Plastik in Strömen« (empf. ab 9. Klasse) stellt sich ein Dresdener Dokumentarfilmer eine kindlich-naive Frage, nachdem er am Strand des Nordpolarmeers eine deutsche Bierdose gefunden hatte: Würde eine Flaschenpost, die er mit GPS in die Elbe wirft, über 2.500 Kilometer hinweg letztlich an der Küste Nord-Norwegens stranden? Er gewinnt Freunde und Unterstützer – und aus der fixen Idee erwächst bald eine wissenschaftlich begleitete Forschungsexpedition. Einer der GPS-Drifter schafft es tatsächlich auf die Lofoten. Es gäbe Grund zur Freude über das gelungene Experiment, aber es ist ein trauriger Triumph. Es muss sich etwas ändern, wir müssen uns ändern!


»Meinst du, die Russen …

… wollen Krieg?«. Das war im letzten Jahr der mit Abstand meistaufgerufene und sicher auch meistgelesene Text unserer Webseite. Seit dem 24. Februar 2022 ist diese Frage, aus Jewgeni Jewtuschenkos Gedicht, mit einem klaren »Ja« zu beantworten. Ja, die Russen führen Krieg und sie wollen ihn weiter. Mehr als 200.000 Soldaten und 50.000 Zivilisten mussten bislang mit ihrem Leben dafür zahlen. Opfer sind aber weit mehr Menschen, nicht zuletzt die Kinder. Vor einem Jahr hatten wir im Rundbrief auf den Dokumentarfilm »Oleg, eine Kindheit im Krieg« …


… aufmerksam gemacht, des dänischen Regisseurs Simon Lereng Wilmont. Es war der Blick auf eine Kindheit an der Kriegsfront in der Ostukraine 2014, auf ein Jahr im Leben eines Zehnjährigen. »The Distant Barking of Dogs«, so der Originaltitel, wurde auf Festivals weltweit gezeigt und ausgezeichnet.


Simon Lereng Wilmont ist dem Land und dem Schicksal ukrainischer Kinder verbunden geblieben: »A House Made of Splinters« zeigt seine mehrjährigen Beobachtungen des Lebens in einem Kinderheim in Lyssytschansk, gelegen im schon seit 2014 in Teilen von den russischen Besatzern kontrollierten Oblast Luhansk. Das Heim bietet Kindern aus zerrütteten Familien vorübergehend Zuflucht und Geborgenheit. Gedreht wurde 2019/20, inzwischen ist das Heim evakuiert.


Die Mitglieder der Dänischen Filmakademie haben »A House Made of Splinters« gerade als ›Besten Dokumentarfilm‹ ausgezeichnet, zuvor war der Film nominiert für den Europäischen Filmpreis und aktuell für den Academy Award®  (Oscar) in der Kategorie »Best Documentary Feature Film«. Am 12. März wird der Oscar vergeben.


Das Programm der SchulKinoWochen 2023 wäre unvollständig und undenkbar ohne Beiträge des ukrainischen Filmschaffens.
In einer von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) kuratierten Sonderreihe werden drei in Inhalt und Form sehr unterschiedliche Filme präsentiert.


»Stop – Zemlia«, eben erst in den deutschen Kinos gestartet, wird von der Kritik als hinreißendes Jugenddrama gerühmt, als »einer der stärksten Filme der Berlinale von 2021«, wie von Knut Elstermann zu hören war. Rüdiger Suchsland lobt auf artechock: »Dies ist kein üblicher Coming-of-Age-Film. Es ist ein lässiger, leichter Film. Ein Film, der bezaubert und bezaubern will.« Simon Rayß schreibt im »Tagesspiegel«, der Film fühle sich an, »als blicke man durch ein geöffnetes Fenster in den Alltag von ganz normalen Jugendlichen. Es ist eine historische Momentaufnahme aus einem Land, in dem nichts mehr normal ist«. Kateryna Gornostai habe »einfach einen der schönsten Filme über das Jungsein gemacht, den es im Kino gibt«, freut sich Bert Rebhandl in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Wir freuen uns, dass wir diesen Film im Programm haben – und empfehlen ihn sehr (ab 9. Klasse).



 


»The Earth Is Blue as an Orange«, dieser Filmtitel ist reine Poesie: Er ist einem Gedicht Paul Eluards entnommen. Poesie entdecken wir an vielen Stellen dieses ›dokumentarischen Spielfilms‹ über die Kraft der Kunst und des Kinos. Die Schwestern Myroslava und Anastasiia Trofymchuk haben ein »Yellow Bus«-Camp besucht und dort die Filmemacherin Iryna Tsilyk getroffen, die nach 2014 für Jugendliche an der Kriegsfront der Ostukraine Film-Workshops gab. Das Medium Film hat sie begeistert, und nun drehen sie ihren eigenen Film: Der soll zeigen, wie sie nach 2014 in Krasnohorivka den Krieg erlebten. Wir sehen, wie ihr Film entsteht, und wir blicken zugleich auf ihr Leben – auf ihren Alltag und ihre Feste, auf ihre Normalität und ihren Ausnahmezustand inmitten des Krieges.
Die Liste, die die Festivalteilnahmen weltweit und die Preise für »The Earth Is Blue as an Orange« aufführt, ist ellenlang. Starke Empfehlungen!



 


»This Rain Will Never Stop« (empf. ab 11. Klasse) ist ein Antikriegsfilm von stiller Wucht, in ästhetisch überzeugenden Schwarz-Weiß-Bildern. Kämpfe und Kriege sind nicht zu sehen, aber ihre seelischen Wunden und Folgen stets zu spüren, in der Ukraine und anderswo. »Held« ist der 20-jährige Andriy. Seine Mutter ist Ukrainerin, der Vater Kurde. 2012 flüchtete die Familie aus Syrien nach Europa. Ein Teil von ihnen kam ins ukrainische Lysychansk. Als 2014 Separatisten Gebiete im Donbass okkupierten und gewalttätige Ausschreitungen folgten, wurden die Suleymans vom Krieg wieder eingeholt. Jetzt will Andriy zurück nach Syrien, den Vater besuchen. Obwohl er die Papiere dafür hat, kommt er nicht über die Grenze: Vom vielen Regen ist die Brücke überschwemmt.



 


Die unabhängige internationale Medienplattform openDemocracy (London) empfiehlt übrigens fünf ukrainische Filme, die vor der Invasion Russlands entstanden sind und die man gesehen haben muss. »Stop – Zemlia« und »The Earth Is Blue as an Orange« sind zwei ihrer Empfehlungen.


https://www.opendemocracy.net/en/odr/ukrainian-films-essential-five-documentary-feature/


 

Reise zum Mond

Hoch hinaus will das Berliner Start-up »Neurospace« und schon in wenigen Jahren mit einem Rover auf dem Mond landen. Vielleicht ein neuer großer Schritt für die Menschheit. Neurospace«-Gründerin und Chefin Irene Selvanathan kam als Fünfjährige mit ihren Eltern von Sri Lanka nach Deutschland, studierte an der TU Elektrotechnik, arbeitete auf dem Weltraumbahnhof im kasachischen Baikonur. Sie und ihr Team, gäbe es bessere Experten, die unsere Veranstaltungen zum Wissenschaftsjahr begleiten könnten? Das Filmprogramm zum …


Zukunftsthema »Unser Universum« bietet Anknüpfungspunkte zu zentralen Fragen des Wissenschaftsjahres 2023: Wohin können die Weltraumreisen und die technische Entwicklung den Menschen noch führen? Wie wahrscheinlich ist es, Leben auf anderen Planeten zu entdecken? Und was bedeutet die Weltraumforschung für unser Weiterleben auf der Erde?



Wir freuen uns sehr, dass »Neurospace«-Teammitglied Maximilian von Unwerth bereits für zwei Veranstaltungen zugesagt hat. Er wird den Jugendfilm »Tito, der Professor und die Aliens« begleiten – und im Anschluss an die Vorführung sicher eine Menge Fragen zu beantworten haben, nicht nur zu Aliens. Auf dem Bild oben ist der »Mond-Rover« von Neurospace zu sehen, noch auf Berliner Erde.


»Tito, der Professor und die Aliens« (empf. für 5.-8. Klasse) ist jedenfalls Science Fiction mit Poesie: ein Mondjuwel! Der Film bietet mit der Wüste von Nevada eine grandiose Kulisse, am Rande der mythischen Area 51. Von hier unten werden Signale ins All ausgesandt und von dort oben Antworten erwartet. Auch der siebenjährige Tito und sein Onkel, ein etwas ab- und durchgedrehter Professor, hoffen auf Stimmen aus dem Universum. Was sie eint, sind Schmerz und Sehnsucht, Enttäuschung und Erlösung – fantastisch-surreal und doch so erdverbunden.



 


»Aufbruch zum Mond« – oder im Original: »First Man« – ist ein Hollywood-Blockbuster, aber in seiner vollen Länge von 142 Minuten außerirdisch-überwältigend. Der Film zeigt, wie sich Neil Armstrong fast ein Jahrzehnt lang auf das wissenschaftliche, vor allem aber politische Space-Race-Abenteuer vorbereitete. Er tut es mit atemberaubenden Bildern, die einem beim Zusehen physisch durchrütteln. Er tut es mit einer Tonspur, die das infernalisch Laute mit ehrfürchtiger Stille verbindet – und mit einer Anspielung auf Stanley Kubricks Klassiker »2001: a space odyssey«. Er tut es jedoch vor allem in der doppelten Darstellung des Mannes Armstrong als furchtloser Astronaut und verletzlicher Familienmensch. Das Ende ist gänzlich anders, als bei einem Weltraum-Spektakel und einer Heldenreise zu erwarten – empfohlen ab 9. Klasse.


 


»Wer wir waren« ist nicht nur wegen der Mitwirkung des Astronauten Alexander Gerst eine Sternstunde des Dokumentarfilms. Der Regisseur Marc Bauder hat ein unvollendetes Buch des Publizsisten Roger Willemsen zu einem Film-Essay ganz in dessen Geiste geformt: Indem er sechs Vor-Denker zu Wort kommen und aus ihrer Gedankenwelt ein Universum entstehen lässt. Mit all seinen Widersprüchen, Defiziten und Schwächen. Zurückblickend und vorausschauend zugleich. Wir sehen Bilder vom Blauen Planeten, die uns vor Augen führen, was wir bewahren müssen. »Do it Now!«, fordert eine 85-jährige Ozeanologin.


Kino King Knut

Wer kennt ihn nicht, den Knut Elstermann? Von »12 Uhr mittags – Das Filmmagazin« bei radioeins, von den Sendungen beim Kulturradio von rbb oder vom mdr, von der Berlinale- Berichterstattung im Fernsehen. Manchmal könnte man denken, der Mann tut nie ein Auge zu. Wenn er keine Filme schaut, dann spricht oder schreibt er darüber. Nicht nur kurze Kritiken, sondern auch seitenreiche Bücher. Hoffentlich findet er nun die Zeit, während der Berlinale einen Preis, den Ehrenpreis der unabhängigen Filmverleiher in Empfang zu nehmen. Die AG Verleih vergibt …


… die Auszeichnung seit 2017 an Personen, die sich ausdrücklich für die Interessen der unabhängigen Filmschaffenden einsetzen und sich dabei besondere Verdienste erworben haben. Die Begründung trifft es filmkritisch exakt: »Knut Elstermann setzt sich mit Herzblut seit über 30 Jahren als Journalist und Filmkritiker intensiv für das Arthousekino, für künstlerisch und gesellschaftlich herausragende Filme, ein und verschafft ihnen damit wichtige Sichtbarkeit und Relevanz. Sein differenzierter Blick, seine genauen Analysen, seine großartigen Interviews, gepaart mit seinem profunden Filmwissen, seiner Neugier und Begeisterungsfähigkeit machen seine Auftritte zum Genuss und schaffen wichtige Orientierung für Filmfans und diejenigen, die es werden wollen.«


Ein besonderes Faible hat Knut, wir würden jetzt gern sagen: für FILMERNST, aber wir bleiben realistisch: für die DEFA – und das hat er mit uns gemein. So passt es, wenn wir aus seinem 2021 im be.bra Verlag erschienenen Buch (»Im Gespräch. Knut Elstermann befragt ostdeutsche Filmstars«. Mit einem Vorwort von Andreas Dresen) zitieren, weil ja der Eröffnungsfilm der diesjährigen SchulKinoWochen auch ein DEFA-Film ist:


»Wer in der DDR Kinofilme drehen wollte, kam an der DEFA nicht vorbei. Sie bot eine Festanstellung und gutes Auskommen, ein kontinuierliches Arbeiten ohne Zeitdruck, sie forderte dafür grundsätzliche Loyalität ein. Veränderungen im Gefüge der Macht der DDR, seismografische Verschiebungen in den politischen Verhältnissen, Lockerungen oder Verhärtungen schlugen zeitversetzt auf die Filmproduktion durch. Filmbilder sind bekanntlich keine reinen Abbilder, doch wer die Bilder der DEFA als künstlerische Verarbeitungsstufen der Wirklichkeit zu lesen vermag, wird der Lebensrealität in der DDR näherkommen, den Hoffnungen, den Kompromissen, dem Alltag. DEFA-Filme geben noch immer Auskünfte – mit dem, wovon sie manchmal nur in Andeutungen erzählen und auch wovon sie schweigen …«


Am 16. März gibt’s im »Haveltor«-Kino in Rathenow diese Auskünfte, vielleicht sollten wir Knut noch einladen …


Foto: Medienboard Berlin-Brandenburg


Verrückt-revolutionär

Seit dem 30. November dreht der digitale Raum durch und spielt verrückt – mit dem Start des revolutionären Textgenerators ChatGPT. Schon eine Woche später zählte er die erste Million Nutzer, nach nur zwei Monaten wurde die 100-Millionen-Marke geknackt. Als Prototyp textgenerierender künstlicher Intelligenz versetzt er Entwickler und Anwender in helle Aufregung. Sorgt für Befürchtungen, wer alles nicht mehr gebraucht wird, wenn Algorithmen künftig …


… sinnvolle Texte schreiben und kluge Antworten selbst auf dumme Fragen geben. Werden Journalisten künftig nicht mehr gebraucht, lassen sich Reden, Gedichte, Bücher ohne Schreibblockaden und die Angst vor dem leeren weißen Blatt Papier schreiben? Lassen sich Schüler:innen ohne große Mühe die Referate erledigen und Student:innen flugs zur unplagiierten Doktorarbeit führen?


Fragen über Fragen, Stoff für theoretische, aber auch ganz praktische Diskussionen. Auf alle Fälle haben wir wohl nun endgültig den Punkt erreicht, an dem das Internet nicht mehr »für uns alle Neuland« sein sollte, wie die vormalige, etwas digitalisierungsschwache Bundeskanzlerin noch 2013 in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Barack Obama unseren Kenntnisstand beschrieb. Nun sind ja auch zehn Jahre vergangen – und der digitale Fortschritt ist keine Schnecke!


Wir jedenfalls haben ChatGPT sofort genutzt und ein paar Fragen gestellt, diese zum Beispiel: Denkst Du, Kino hat eine Zukunft? Welche Gründe sprechen dafür?


Die KI-Antwort lautete, wenig originell, aber mit Orthografie-Note 1: »Ich denke, dass das Kino eine Zukunft hat, da es immer noch eine beliebte Art ist, Filme zu sehen. Es bietet eine große Leinwand, eine gute Tonqualität und eine soziale Erfahrung, die man nicht zu Hause erleben kann. Auch wenn Streaming-Dienste immer beliebter werden, gibt es immer noch viele Menschen, die das Kinoerlebnis schätzen und bereit sind, dafür zu bezahlen. Es gibt auch Filme, die aufgrund ihrer visuellen Effekte oder technischen Herausforderungen besser im Kino erlebt werden können.«


Da ja die SchulKinoWochen bevorstehen, haben wir noch gefragt: Während des Unterrichts ins Kino gehen, sollte das gefördert werden?

Von der Antwort hätten wir uns mehr Begeisterung und ein klares Bekenntnis gewünscht, statt dessen gab es ein opportunistisches Pro und Kontra: Als KI-Sprachmodell habe ich keine persönliche Meinung zu diesem Thema. Aber ich kann dir einige mögliche Vor- und Nachteile von Schulausflügen ins Kino aufzeigen, um dir bei der Bildung deiner eigenen Meinung zu helfen.


Vorteile:
Schulausflüge ins Kino können eine willkommene Abwechslung zum normalen Unterricht bieten und das Interesse der Schüler an bestimmten Themen und Filmen wecken.
Filme können ein nützliches pädagogisches Instrument sein, um Schüler über bestimmte historische Ereignisse, kulturelle Phänomene, gesellschaftliche Fragen oder wissenschaftliche Konzepte zu unterrichten.
Durch den Besuch von Filmvorführungen können Schüler lernen, kritisch über die von ihnen konsumierten Medien nachzudenken und ihre Fähigkeit zur Interpretation und Analyse von Filmen zu verbessern.


Nachteile:
Schulausflüge ins Kino können von den eigentlichen Lernzielen des Unterrichts ablenken und die Unterrichtszeit verkürzen.
Filmauswahl und -inhalte können kontrovers sein und bei einigen Eltern oder Schülern Bedenken hervorrufen. Lehrer sollten sicherstellen, dass die Filme pädagogisch sinnvoll und altersgerecht sind und die Zustimmung der Eltern eingeholt wird.
Kinoausflüge können auch kostenintensiv sein, insbesondere wenn Transport- und Eintrittskosten berücksichtigt werden.

Letztendlich hängt es von den individuellen Umständen ab, ob Schulausflüge ins Kino gefördert werden sollten. Wenn die Vorteile für den Lernprozess und das Interesse der Schüler überwiegen und die Nachteile minimiert werden können, kann ein Kinobesuch eine lohnende Erfahrung für Schüler sein.


Leider konnten wir uns nicht direkt an die Künstliche Intelligenz wenden. Sonst hätten wir ihr aus Erfahrung gern gesagt, dass die Vorteile des Kinobesuchs natürlich die Nachteile überwiegen, sich der Besuch im »Lernort Kino« in jedem Fall lohnt. Aber der ChatGPT lernt ja laufend dazu ...


Auch das Bild zu diesem Rundbrief-Eintrag wurde durch Machine-Learning geschaffen, indem wir ihr bestimmte Stichworte vorgaben. Auf diese Weise entstand: Juri Gagarin und Neil Armstromg mit ChatGPT im Kino, generiert von der midjourney-AI CC BY-NC 4.0
Wer bis fünf zählen kann, dem fällt vielleicht an Gagarins Fingern etwas auf, was die Maschine noch lernen muss.


Kein Ausflug nach Pandora

Schon seiner Länge wegen hätten wir »Avatar – The Way of Water« nicht ins Programm nehmen können. 193 Minuten wären ja mehr als vier Unterrichtsstunden – und ein Filmgespräch danach käme noch zwingend hinzu. Mithin verzichten wir auf diesen Blockbuster bei den SchulKinoWochen, Disney macht auch ohne uns den großen Reibach. Statt dessen haben wir 30 andere, großartige – und um einiges kürzere Filme anzubieten, auf die wir Sie hier gern noch einmal aufmerksam machen möchten …


Die Programmhefte sind in den Schulen angekommen und etliche Anmeldungen haben uns bereits erreicht, worüber wir uns natürlich sehr freuen. Doch in allen 26 Kinos ist noch viel Luft nach oben – oder eben: Es gibt noch ausreichend freie Plätze für die meisten Veranstaltungen. Einen »Blockbuster« haben wir offenbar auch:
»Der Räuber Hotzenplotz« erfreut sich bislang der stärksten Nachfrage, dicht gefolgt von »Rocca verändert die Welt«.


Mit »Wo ist Anne Frank« steht sogar ein Film im Programm, der erst Ende Februar seine offizielle Kino-Premiere erleben wird. »The North Drift – Plastik in Strömen« ist einer von mehreren Dokumentarfilmen zu brisanten, streitbaren Themen und von daher bestens geeignet für die Einbeziehung in den Unterricht: »Sehend lernen – Die Schule im Kino«.

Herausragende Filme bieten auch die drei Sonderreihen: »Aufwachsen in der Ukraine«, »17ZIELE – Kino für eine bessere Welt« und das Wissenschaftsjahr mit dem himmelstürmenden Motto »Unser Universum«.

Mehr Informationen zum Angebot und zu allen Filmen gibt es hier auf der Seite. Ihre Anmeldungen erreichen uns am schnellsten online, aber wir stehen Ihnen natürlich auch telefonisch für Fragen und Wünsche zur Verfügung.

Wir freuen uns, wenn Sie mit Ihren Schüler:innen zwar keinen Ausflug nach Pandora, dafür aber ins Kino Ihrer Wahl planen.
Seien Sie uns herzlich willkommen!

Schärfe im Körper

Blenden wir noch einmal zurück auf die Ferienwochen mit ihrer fast ununterbrochenen Folge von Hundstagen. Wir wissen um mögliche, wahrscheinliche Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels, aber recht heiß konnte es auch früher schon sein. »Die Hitze ist gewaltig«, schrieb der 37-jährige Goethe am 5. Juli 1787 aus Rom. »Morgens mit Sonnenaufgang steh' ich auf und gehe nach der Acqua acetosa, einem Sauerbrunnen …


… ungefähr eine halbe Stunde von dem Tor, an dem ich wohne, trinke das Wasser, das wie ein schwacher Schwalbacher schmeckt, in diesem Klima aber schon sehr wirksam ist. Gegen acht Uhr bin ich wieder zu Hause und bin fleißig auf alle Weise, wie es die Stimmung nur geben will. Ich bin recht wohl. Die Hitze schafft alles Flußartige weg und treibt, was Schärfe im Körper ist, nach der Haut, und es ist besser, daß ein Übel jückt, als daß es reißt und zieht.«


Fast vier Wochen später, am 1. August, ist es noch immer brütend heiß: »Den ganzen Tag fleißig und still wegen der Hitze. Meine beste Freude bei der großen Wärme ist die Überzeugung, daß ihr auch einen guten Sommer in Deutschland haben werdet. Hier das Heu einführen zu sehen, ist die größte Lust, da es in dieser Zeit gar nicht regnet und so der Feldbau nach Willkür behandelt werden kann, wenn sie nur Feldbau hätten. Abends ward in der Tiber gebadet, in wohlangelegten, sichern Badhäuschen; dann auf Trinità de' Monti spaziert und frische Luft im Mondschein genossen. Die Mondscheine sind hier, wie man sie sich denkt oder fabelt. Der vierte Akt von ›Egmont‹ ist fertig …«


Der Brunnen »Acqua Acetosa«, an einer Biegung des Tiber gelegen, führt eisenhaltiges Wasser. Nicht nur Goethe genoß von hier die fantastische Aussicht, das römische Licht. Die Stelle liegt heute im römischen Stadtteil Parioli, in der Via Enrico Elia, unweit der Zentralmoschee – natürlich mit einer völlig veränderten An- und Aussicht.



Das Gemälde von Florian Grospietsch entstand 1820 und ist in voller Pracht im Landesmuseum Mainz zu sehen.


Die Goethe-Zitate aus: Johann Wolfgang Goethe. Italienische Reise. Zweiter Teil / Zweiter römischer Aufenthalt. Goethes Werke. Hamburger Ausgabe, Band 11, Hamburg 1948 ff, S. 350-484.

Schärfe im Geist

Von Rom, der Hitze und den Fortschritten am Trauerspiel »Egmont« leiten wir über zu einem Werk, das der Stürmer und Dränger schon Jahre zuvor begonnen hatte und das ihn – wie die Nachwelt – noch lange beschäftigen würde. Hier und heute wollen wir Goethes Gretchenfrage daher in leichter Abwandlung stellen: Schule, wie hältst Du’s mit dem »Faust«? Nun, ein Trauerspiel ist es nicht, wenn selbst Bayern als dann letztes …


… Bundesland 2024 den »Faust« als gymnasiale Pflichtlektüre streicht. Was freilich nicht heißt, dass das Werk dann keine Rolle mehr spielen dürfte im Deutschunterricht. Ein wenig schade aber ist es schon um die allgemeinbildende Verfeinerung und die Schärfung des Geistes. Welche »Ganzschriften« jetzt und künftig im Unterricht gelesen, analysiert und interpretiert werden, das hängt natürlich auch von den jeweiligen Lehrer:innen ab.


Florian Hesse und Iris Winkler von der Universität Jena haben 2019 eine interessante – auf das Land Thüringen bezogene, aber sicher gut verallgemeinerbare – Untersuchung vorgenommen: »Textauswahl und Auswahlbegründungen von Lehrpersonen beim Einsatz von Ganzschriften im achten Jahrgang am Gymnasium«.
Hier ist, empirisch belegt, u.a. zu erfahren, warum die einzelnen Lehrer:innen welche Ganzschriften für ihren Unterricht gewählt haben – relativ wenige jedenfalls, weil sie zum literarischen Kanon gehören.


Wir sehen den Umgang mit dem »Faust« eher positiv, vielleicht wie Roman Bucheli in der »Neuen Zürcher Zeitung«: »Die Gymnasien werden aus der obrigkeitlichen Bevormundung entlassen, ein alter Zopf wird abgeschnitten. Wer nun aber glaubt, dies sei der Anfang vom Ende der Kulturnation, beweist nur die geringe Meinung, die er von der Literatur einerseits und den Lehrern und Schülern anderseits hat.«



Lassen wir schließlich dem Geheimen Rath – und seinem Dichter im »Vorspiel auf dem Theater« – das letzte Wort: »Was glänzt, ist für den Augenblick geboren, Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.«

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