FILMERNST

Sehend lernen – Die Schule im Kino

Das Kompetenzzentrum für
Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

Absolut auf Augenhöhe

»Toni Erdmann« war ja der große Abräumer beim Deutschen Filmpreis, »24 Wochen« und der grandiose »Wild« kamen auf die Plätze. Es sind Filme »nur für Erwachsene«, wie es bei radioeins heißen würde – für die Großen halt. Die Kleinen kommen immer etwas zu kurz, die besonderen Filme für die Jüngeren. Deshalb diese Meldung, mit der wir ganz ausdrücklich den Gewinner in der Kategorie »Bester Kinderfilm« hervorheben wollen. Eigentlich hatten wir ja gleich zwei heiße Eisen im Feuer: »Auf Augenhöhe« und Andreas Dresens »Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen«.


Beide liefen und laufen erfolgreich im FILMERNST-Programm, mit zahlreichen Veranstaltungen und vielen Besuchern. Zu lachen gab's bei der LOLA-Verleihung dann am meisten für »Auf Augenhöhe«, er hatte als Gewinner die Nase vorn – oder oben!

Bei den diesjährigen SchulKinoWochen im Land Brandenburg war »Auf Augenhöhe« der Auftaktfilm. Die beiden, in Potsdam lebenden Regisseure Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf präsentierten vor vollem Saal im Filmmuseum ihr großartiges Debüt. Im Anschluss daran gab es viele kluge Fragen der Kinder und am Ende große Freude über Plakate mit Autogrammen.


In der Bilanz der brandenburgischen SchulKinoWochen 2017 stehen 15 »Auf Augenhöhe«-Veranstaltungen mit reichlich 1.100 Besuchern. Einige Vorführungen waren moderiert und begleitet von Filmgesprächen. Worüber da geredet und munter diskutiert wurde, hier ein paar Einblicke in eine der Veranstaltungen:

Vor dem Film u.a. die Frage: Was würdet ihr denn erwarten, wenn ihr selber Hinweise auf einen Papa fändet? Auf einen Papa, der die große Sehnsucht nach Halt im Leben erfüllen könnte?
Er müsse »cool« sein, meinten die meisten Kinder. Er müsse alles mitmachen. Das sei ganz wichtig, meinten die Jungen. Die Mädchen hielten eher Werte wie Geborgenheit der Familie und Wärme für wichtig.

Nach dem Film äußerten die Kinder weitestgehend positive Eindrücke. Ihre Erwartungen wurden erfüllt. Tom, nachdem er Michi als seinen Sohn akzeptiert hat – und umgekehrt, entpuppte sich für sie als der gewünschte, äußerst »coole« Vater. Die Kinder fanden es großartig, dass er Michi Auto fahren ließ und dass beide den Polizisten ausgetrickst haben. Ein »Trick«, der mit einem normal großen Vater nicht funktioniert hätte.

Wäre Tom für sie das ein Wunschvater? Ein eindeutiges JA von den Kindern.

Wortspiele, die auf die Körpergröße anspielen, sind den Kindern aufgefallen: »der Aufgabe nicht gewachsen sein«, der kleine Mann sei »zu heiß gewaschen worden«, mal »kurz reinkommen« etc. Doch die Kinder reflektierten durchaus sensibel. Dass nicht für alle alle »Witze« gleich lustig waren, ließ sich daran ablesen, dass einzelne Szenen von einigen als gar nicht lustig empfunden wurden, von anderen hingegen sehr. Woran liegt das? Lachen, so stellen die Kinder fest, sei auch eine gute Möglichkeit, mit unangenehmen Situationen – mit Überforderung – umzugehen. 

Besonders wenn Witze auf Toms Kosten gemacht wurden, schieden sich die Geister. Das führte bei den Kindern auch zu der Erfahrung und Erkenntnis, dass eine Stimmung im Kino nicht zuletzt eine kollektive ist und sehr zu unterscheiden vom Seherlebnis daheim mit DVD und Fernsehen.

Dieses besondere Seherlebnis mit »Auf Augenhöhe« gibt's bei FILMERNST auch weiterhin.

Wenn Sie interessiert sind an einer Vorführung: ein Anruf im FILMERNST-Kinobüro – und wir sehen, was sich machen lässt.

Fotos: FILMERNST/Roland Helia, Tobis Film_Kerstin Stelter

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