Keine Literaturverfilmung und keine Prominenten-Biografie – und von daher fast schon eine Rarität – ist der vierte Film unseres Herbstprogramms, ein Gemeinschaftswerk dreier Frauen. Alle drei haben sie am Drehbuch von »Nico« geschrieben, Eline Gehring war dann die Regisseurin, Francy Fabritz hat die Kamera geführt, Sara Fazilat spielt die Hauptrolle. Ausgezeichnet mittlerweile auf zahlreichen Festivals, wäre es ein Jammer gewesen …
… wenn der Film nicht ins Kino gekommen wäre. Am 12. Mai war dann endlich die Leinwand-Premiere, nun läuft er bei FILMERNST – empfohlen ab 9. Jahrgangsstufe. Wir hoffen natürlich auf eine starke Resonanz und möglichst viele Zuschauer:innen, wohl wissend, dass Filme für die älteren Jahrgangsstufen fast immer weit weniger Besucher:innen finden als die für die jüngeren.
Im Frühjahrsprogramm haben wir das gerade wieder erlebt, mit einem ähnlichen Film. »Ein nasser Hund« (eine Adaption des Buches »Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude – Die Geschichte eines Deutsch-Iraners, der Israeli wurde«). Ein brisanter Stoff, es geht um Toleranz und Zivilcourage, um Rassismus und Antisemitismus. 27 Veranstaltungen waren terminiert, stattgefunden haben drei, mit insgesamt 180 Jugendlichen. Die Filmgespräche danach waren intensiv, kritisch, vertiefend – und wir hätten uns gern mehr davon gewünscht.
Auch in »Nico« geht es wieder um Toleranz und Respekt, um Diskriminierung und Rassismus, um Gewalt und Empowerment. »Du musst es schaffen! Nie wieder kriegst du Keile!«, brüllt ihr der Karate-Trainer aggressiv-aufputschend ins Gesicht. Nico, eine junge Frau Anfang 30, unterzieht sich der Kampfsport-Tortur, weil sie sich wehren wird, sollte sie jemals wieder angegriffen werden. Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt: eine Erkenntnis, die uns Nico mit Wut und voller Wucht, in Schmerz und Schönheit und vor allem mutmachend vor Augen führt. 26 Vorführungen in 26 Kinos haben wir terminiert …
Bilder: UCM.ONE, Berlin / Third Culture Kids, Berlin; Maya Steinberg (Portrait Eline Gehring)