FILMERNST

Sehend lernen – Die Schule im Kino

Das Kompetenzzentrum für
Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

Torwart-Probleme

Norwegisch kommt auch Runde 2: »The Liverpool Goalie oder: wie man die Schulzeit überlebt« (4.-7. Klasse) trägt vielleicht nicht den pädagogisch wertvollsten Titel im Rahmen eines Schulkinoprojekts. Doch geht's gar nicht so sehr um die Schule im Speziellen als um das Leben im Allgemeinen. Ausreden und Notlügen helfen dem 13-jährigen Jo nicht weiter, selbst die Sammelkarte mit Liverpools Torwart ist nicht der Schlüssel zum Glück. 


Man braucht kein Fußballfan zu sein, um diesen Film zu lieben: Sein Humor und sein Hintersinn sind nicht zu übertreffen.

»Liverpool Goalie« basiert auf einer Literaturvorlage (Lars Maehle: Der tunesische Torwart.) – und auch der Film für die Jüngsten hat Figuren und Motive aus Büchern auf die Leinwand übertragen.

»Yoko« (1.-4. Klasse)  ist – wie die Hexe Lilli – einer der populärsten Helden aus dem Universum des Kinderbuchautors Knister. In »Yoko« geht es um echte und falsche Tierliebe, vor allem aber um die Rettung eines bedrohten Freundes, die nicht allein, sondern nur mit vereinten Kräften gelingen kann. Der knuddlige weiße Yeti sagt zwar nicht viel, kann aber ansonsten eine ganze Menge – vorausgesetzt, er gerät nicht ins Schwitzen. 

Erste Anmeldungen liegen bereits vor: für beide Filme beispielsweise von der »Friedrich-Ludwig-Jahn-Grundschule« in Rathenow.

Mittlere Reife

Die Einladung zu einer Unterrichtseinheit der besonderen Art: »Jonas – Stell dir vor, es ist Schule und du musst wieder hin!« (9.-13. Klasse) ist eine Reality-Komödie über ein authentisches Gesamtschul-Projekt. Der Schauspieler und Comedian Christian Ulmen verwandelte sich in einen 18-jährigen Schüler, der an der Zeuthener Gesamtschule »Paul Dessau« seine allerletzte Chance auf den Erwerb der Mittleren Reife nutzen möchte.


Sechs Wochen Lernen auf Bewährung – nicht für die Lehrer, sondern für das Leben. Jonas ist eine Fiktion, alles andere aber ist echt: Der Direktor und das Kollegium sind eingeweiht in das Rollenspiel, die Mitschüler erkennen den Promi nicht und glauben an eine Dokumentation. In der 10/1 erlebt Christian Ulmen = Jonas noch einmal all die Höhen und Tiefen des Schulalltags. Von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) wurde »Jonas« mit dem Prädikat »besonders wertvoll« ausgezeichnet. 

FILMERNST hatte »Jonas« – im Auftrag des Verleihs – bereits vor dem Kinostart im Januar einige Male getestet – mit durchweg positiven Reaktionen. Ende März gab es eine Sondervorführung im LISUM und im Anschluss daran eine sehr angeregte Diskussion mit dem Regisseur Robert Wilde, dem Schulleiter Dr. Thomas Drescher sowie Kolleginnen und Kollegen der musikbetonten Gesamtschule »Paul Dessau«, Zeuthen.

Erste Anmeldungen kamen von der »Jean-Clermont-Oberschule« Oranienburg sowie der »Regine-Hildebrandt-Schule« Birkenwerder.


»Es gelingen Einblicke in den Schulalltag, die so wirken, als fühlten sich die Akteure unbeobachtet. So spürt man die Anspannung während der Mathearbeit und verfolgt gebannt die Meinungsverschiedenheiten um Welterklärungsmodelle mit der Lehrerin für Politische Bildung.« Cornelia Geißler, Berliner Zeitung

»Im Ulmen-Humor schwingt immer auch eine gewisse Distanz zu sich selbst mit, die wahre Subversion erst möglich macht ... In dieser Beziehung ist der Film wesentlich angenehmer als Machwerke wie ›Die Feuerzangenbowle‹, die Ulmen während der Dreharbeiten wahrscheinlich mitgedacht hat.«  Alexander Dahas, intro, Köln

»Was da im Fall der Paul-Dessau-Gesamtschule zum Vorschein kommt, kann schließlich jeden Schulalbtraum relativieren: Es ist gar nicht hässlich, sondern berührend und schön.« Tobias Kniebe, Süddeutsche Zeitung, München

»Als gelenkte Dokumentation will Ulmen „Jonas“ verstanden wissen. Jonas ist unser Auge. Er sieht, wie’s ist auf einer deutschen Schule. Ein Drehbuch gab es nicht.« Elmar Krekeler, Die Welt, Berlin

Aktueller Filmtip: »Tomboy«

Blau oder rosa, Fußball oder Ballet, wild oder brav? Junge oder Mädchen? Geschlechter-Klischees sind tief verankert und von zäher Langlebigkeit. Was aber, wenn es anders ist? Was, wenn eine Zehnjährige aussehen, wenn sie sein möchte wie ein Junge? Michael, mit diesem Namen stellt sie sich den anderen vor. Sie ist neu in der Stadt, noch sind Sommerferien, aber bald geht die Schule wieder los. Was wird dann mit der Wahrheit – der ihres Namens und der ihrer Identität? »Tomboy« erzählt sensibel und ohne einen falschen Ton die Geschichte dieses Mädchens, das lieber ein Junge wäre. Sehenswert! Ab 3. Mai in ausgewählten Kinos.


Der Begriff ›Tomboy‹ steht für ein Mädchen, das sich wie ein Junge kleidet, fühlt und benimmt.

Die französische Regisseurin Céline Sciamma hatte mit »Tomboy« einen Film im Sinn, der Identitätsprobleme während der Kindheit thematisiert. Sie hatte Lust auf einen kraftvollen Film, der von scharfen Gefühlskontrasten lebt.

»Tomboy« ist einfühlsam, berührend, von einer leisen, aber sehr untergründigen Spannung: Noch kann die Zehnjährige sich sehr gut als Junge ausgeben. Noch kann sie beim Fußball-spielen ihr Hemd ausziehen und wie die Jungen mit nacktem Oberkörper rumlaufen, ohne dass ein Unterschied zu merken wäre. Schwieriger wird es beim Baden: Sie muss ihren Badeanzug um das Oberteil kürzen und sich etwas einfallen lassen, was für die notwendige Beule in Michaels Hose sorgt. Die erste Umarmung, der erste Kuss. Die Gelegenheiten zur Entdeckung ihrer Identität nehmen zwangsläufig zu, und wir bangen, dass sie aus dieser Zwickmühle kommt.

Anders als erwartet, reagieren die Eltern. Die Mutter vor allem verlangt ihrer Tochter das Schwerste ab. Wenn das Kind zum Schluss einen scheinbar ganz einfachen, aber sehr bedeutungsschweren Satz sagt, so ist das keine Festlegung auf seine Identität und keine Entscheidung für sein weiteres Leben. Es ist ein Zeichen von Offenheit, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit. Für den Mut, sich zu bekennen und zu sich selbst zu stehen, ob als Junge oder als Mädchen.

»Tomboy« (Frankreich 2011). Regie: Céline Sciamma
Länge: 84 Minuten. FSK: ab 6

 

»Dürfen Erwachsene weinen?«

Die 7-jährige Sabine Kleist fragte das in einem seiner berührendsten Filme. Noch im letzten Jahr war er Gast des Kinderfilmfests im Land Brandenburg, vor allem aber war er ein guter FILMERNST-Freund. Nun ist Helmut Dziuba nach schwerer Krankheit am 19. April im Alter von 79 Jahren gestorben. Helmut, nicht nur wir von FILMERNST werden Dich vermissen – und ja: Auch Erwachsene dürfen bei solchen Meldungen weinen.


Helmut Dziuba war ein Einmischer, Aufrührer, Ruhestörer – mit Worten und mit Bildern. Die Filme des Regisseurs Helmut Dziuba sind für den Zuschauer nicht bequem. Sie fordern Haltungen heraus, den klaren Standpunkt, den Streit um die Sache. Er ist ein Realist mit handfesten Utopien von einer besseren Welt. Auf diese Suche hat er seine Heldin »Sabine Kleist, 7 Jahre« geschickt oder die ihre Eltern befragenden Oberschüler in »Erscheinen Pflicht«.

Die Erkundung der Gegenwart war ihm so wichtig wie die der Vergangenheit. Seine Geschichten über Kinder und Jugendliche in der Weimarer Republik und der frühen Nazi-Zeit erhellen Entwicklungen und Zusammenhänge. Das Kleine im Großen, die Kraft der Schwachen.

Helmut Dziubas Filme machen Mut. Geduldig und sensibel wirken sie für sein Prinzip: »Zeig Haltung! Zeig, wer du bist – versteck dich nicht! Erscheinen Pflicht – im doppelten Sinne.«

Bei FILMERNST werden Helmut Dziubas Filme auch künftig ihren festen Platz haben.



Auf der Höhe der ZEIT

FILMERNST macht schon immer neugierig auf filmische Entdeckungen und mehr Lust auf Kino. Oft hatten und haben wir Filme im Programm, die das Kennenlernen und die Beschäftigung mit anderen Ländern und anderen Kulturen fördern. Filme aus Skandinavien ohnehin, aber auch aus der Türkei, dem Iran, aus Südafrika, Kenia, Neuseeland. Diesen erkenntnis- und erlebnisreichen Blick über die Grenzen hinaus ermöglicht auch eine neue DVD-Edition, die das renommierte Hamburger Wochenblatt »Die Zeit« jetzt anbietet. Das freut uns um so mehr, als acht der insgesamt zehn für diese Box ausgewählten Spielfilme mit großem Erfolg auch bei FILMERNST gezeigt wurden. Für mehrere dieser Filme (»Whale Rider«, »Zaïna – Königin der Pferde«, »Wintertochter«) haben wir umfangreiches Begleitmaterial entwickelt.


Die in Kooperation von ZEIT-Verlag und »Oetinger kino« in Zusammenarbeit mit dem internationalen Kinderhilfswerk »terre des hommes« herausgegebene Kinderfilm-Edition (für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren) präsentiert die Filme:

»Billy Elliot – I will dance« (Großbritannien 2000)

»Lippels Traum« (Deutschland 2009)

»Kinder des Himmels« (Iran 1997)

»Whale Rider« (Neuseeland 2002)

»Ein Pferd für Winky« (Belgien/Niederlande 2005)

»Tsatsiki – Tintenfische und erste Küsse« (Schweden 1999)

»Zaïna – Königin der Pferde« (Frankreich/Deutschland 2005)

»Wintertochter« (Deutschland/Polen 2011)

»Die Stimme des Adlers« (Schweden/Deutschland 2009)

»Soul Boy« (Kenia 2010)

Die Filmbox ist zum Preis von 89,95 Euro im ZEIT Shop erhältlich, ab Ende September auch im Buchhandel. Der Reinerlös der Verkäufe geht an terre des hommes. 

Natürlich können Sie die meisten dieser Filme auch bei FILMERNST für Veranstaltungen mit Ihren Schülerinnen und Schülern im Kino Ihrer Region buchen.

WIND UND NEBEL im Cottbuser »Weltspiegel«

Zur Berlinale 2011 wurde »Bad o Meh« mit dem »Cinema fairbindet«-Preis ausgezeichnet. Im Herbst war das iranische Meisterwerk auf bundesweiter Kinotour. FILMERNST betreute die Stationen im Land Brandenburg und bereicherte die Arbeit mit dem Anti-Kriegsfilm durch intensive Workshops. Nun lief »Bad o Meh – Wind und Nebel« im Cottbuser »Weltspiegel« – als Auftakt der Kooperation zwischen dem Kino und FILMERNST.


Zunächst gab es für die Klasse 7/3 vom Pestalozzi-Gymnasium Guben einen Ausflug in die Film- und Kinogeschichte:  Jana Drews führte die Besucher durch das architektonische Kleinod, berichtete von der mutigen, langen und aufwendigen Sanierung und Restaurierung des Gebäudes und vom verdienten Erfolg seit der Wiedereröffnung. Der »Weltspiegel« ist zweifellos nicht nur der älteste Kinobau des Landes Brandenburg, sondern sein mit Abstand schönster.   


Fassade des »Weltspiegel«-Kinos


Das Filmerlebnis von »Bad o Meh« bewirkte auch bei den Gubener Schülerinnen und Schülern tiefe emotionale Beteiligung und starke Reaktionen. Im anschließenden Workshop mit FILMERNST-Moderator Sven-Ole Knuth tauschten sie ihre Gedanken zu den Themen und Bildern des Films aus, kam es zu einfühlsamen Annäherungen an die metaphorische Erzählweise und vor allem auch an die Traumatisierung des fünfjährigen Protagonisten.

Zum Schluss des ereignisreichen Kinotages gab es ein Klassenfoto:

Ernst und Friedrich 2012

Im ernst: Den Namen Friedrich werden wir wohl das ganze Jahr 2012 über so oft hören, dass wir überhören könnten, welch’ kluge Gedanken uns der Große König auf lange Sicht übermittelt hat. Mit dem filmernsten Neujahrsgruß wollten wir schon mal auf den fürstlichen brandenburgischen Bildungsauftrag verweisen – damals wie heute. In diesem Sinne: Feiern Sie alle feste für Friedrich – und nehmen Sie auch 2012 unsere Filme ernst!


Offenkundig hatte der Alte Fritz nicht die besten Erfahrungen mit den brandenburgischen Lehrern.

»Die Lehrer müssen sich mehr Mühe geben mit dem Unterrichten der jungen Leute und darauf mehr Fleiß wenden und mit wahrem Attachement der Sache sich widmen; dafür werden sie bezahlet, und wenn sie das nicht genügend tun und nicht ordentlich in den Sachen sind und die jungen Leute negligieren, so muß man ihnen auf die Finger klopfen, daß sie besser attent werden.« Friedrich II.: »Lichtstrahlen aus Friedrichs des Großen Schriften« (1886)

Wir von FILMERNST könnten ihm anderes berichten: 75 Lehrerinnen und Lehrer bei der Fortbildung 2011 im Potsdamer Filmmuseum waren absolute Spitze. Viele, die regelmäßig FILMERNST-Veranstaltungen besuchen und die Filme intensiv vor- und nachbereiten. Immer mehr, die Filme gezielt im Unterricht einsetzen, zu besonderen Anlässen, in Projektwochen, für ausgewählte Themen.

Deshalb unser großer Dank an all jene Brandenburger Lehrerinnen und Lehrer, die uns das schöne Gefühl vermitteln, dass wir filmernst mit ihnen rechnen können – auch 2012.

Preisfrage: Wer stahl Friedrich eine Schlacht?

Friedrich Filmstar: Das Kino kam erst nach seiner Zeit, aber die siebte Kunst hätte ihm bestimmt gefallen. Zumal er ja bald ein Leinwandstar wurde: 16 Filme machten den UFA-Schauspieler Otto Gebühr zur Inkarnation des Großen Königs. Aber auch die DEFA hatte ihren Fridericus Rex: zum ersten Mal 1972 in Erwin Strankas »Die gestohlene Schlacht«. 


Der knorrig-imposante Herwart Grosse (Bild links) verkörpert hier den Großen Fritz. Die Komödie basiert auf der »Historischen Nachricht von dem berüchtigten Gauner« mit markantem Namen. Unsere filmernste Preisfrage: Wie hieß das von Manfred Krug gespielte Schlitzohr?

Unter allen richtigen Einsendungen an kontakt@filmernst.de verlosen wir fünf Bücher »Manfred Krug. Die großen Kinofilme«. In einem ausführlichen Interview mit Ralf Schenk erinnert sich Krug an seine großen DEFA-Kinoerfolge, darunter »Die gestohlene Schlacht«.

Die Bücher wurden uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom PROGRESS Film-Verleih Berlin. Dank an Barbara Löblein. 

Aktuelle Programmfilme

Ernest & Célestine: Die Reise ins Land der Musik

2.–5. Jahrgangsstufe

Dancing Queen

4.–7. Jahrgangsstufe

Young Hearts

4.–7. Jahrgangsstufe

Rikscha Girl

7.–9. Jahrgangsstufe

Berlin Bytch Love

9.–13. Jahrgangsstufe

Morgen irgendwo am Meer

9.–13. Jahrgangsstufe

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SchulKinoWochen im Land Brandenburg

Ein Projekt von VISION KINO – Netzwerk für Film- und
Medienkompetenz in Kooperation mit FILMERNST.
Unterstützt durch die Bundeszentrale für politische Bildung.
Gefördert durch die Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH.

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Telefon 03378 209 161 (Susanne Guhlke)
03378 209 162 (Susanne Pomerance)
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E-Mail kontaktfilmernst·de
Instagram @filmernst
Postanschrift FILMERNST – Kinobüro im LISUM
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Sehend lernen –
Die Schule im Kino

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… bietet

im besonderen Lernort Kino und als Teil des Unterrichts ein regelmäßiges Programm ausgewählter Kinder- und Jugendfilme für alle Jahrgangsstufen – und darüber hinaus die Möglichkeit für Veranstaltungen mit medienpädagogisch und künstlerisch wertvollen Wunschfilmen.

… vernetzt

engagierte Lehrer, Kinobetreiber, Filmverleiher und Filmemacher und ist als Kompetenzzentrum Ansprechpartner für schulfilmische Projekte aller Art.

… präsentiert

sein Angebot in zahlreichen Brandenburger und auch Berliner Kinos und hat sich zum Markenzeichen für schulische Film- und Kinokompetenz entwickelt – in der Region und darüber hinaus.

… fördert

mit anspruchsvollen Unterrichtsmaterialien, mit moderierten Veranstaltungen, Gesprächen und Diskussionen nachhaltig die Entwicklung von Film- und Medienkompetenz, von kultureller und Allgemeinbildung.