FILMERNST

Sehend lernen – Die Schule im Kino

Das Kompetenzzentrum für
Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

Viele Filme für uns

Mit ihm und seinem Werk sind wir in mehrfacher Weise eng verbunden: 2016 standen wir in der Akademie der Künste sogar gemeinsam auf der Bühne: Herrmann Zschoche bekam von der DEFA-Stiftung den »Preis für das künstlerische Lebenswerk«, wir erhielten einen der drei Programmpreise. Auch im Kino konnten wir ihn als Gast von FILMERNST-Veranstaltungen begrüßen. Gemeinsam mit seiner mehrfachen Drehbuchautorin Christa Kozik stellte er im Kino »Movieland« in Erkner »Sieben Sommersprossen« vor ...



... und ebenso den wunderbaren Kinderfilm »Philipp der Kleine«.
Auf dem FILMERNST-Programm stand natürlich auch »Insel der Schwäne« (1983), dem die FDJ-Zeitung »Junge Welt« seinerzeit beschied: »Das ist wieder kein Film für uns.« Herrmann Zschoche und sein Drehbuchautor Ulrich Plenzdorf hatten ein Tabu gebrochen: Auf das Wohnungsbauprogramm von Staat und Partei durfte kein Schatten fallen! Beim III. Nationalen Spielfilmfestival in Karl-Marx-Stadt 1984 wurde es der Publikumsjury verwehrt, diesen Film auszuzeichnen. Die Platte in Marzahn gibt es noch, die Probleme auch – ein weitsichtiger Film.

Der für FILMERNST wichtigste Herrmann-Zschoche-Film ist »Karla«, der 1965, nach dem berüchtigten 11. Plenum der Partei, der Zensur zum Opfer fiel. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Hochschulabsolventin. Voller Hoffnung und mit großem Idealismus tritt Karla Blum die Stelle als Lehrerin in einer mecklenburgischen Kleinstadt an. Ihre Schüler will sie zu selbständigem und kritischem Handeln erziehen. Karla passt sich kurzzeitig an, doch ihre Ideale sind stärker: Sie whrt sich weiter gegen den allgemeinen Opportunismus – und wird am Ende des Schuljahres zwangsversetzt. Die großartige Karla-Darstellerin Jutta Hoffmann war mehrfach unser Gast.

Ende Mai 1989 kam ein Film von Herrmann Zschoche und Christa Kozik in die Kinos, in dem Anja Kling ihre erste Hauptrolle spielte: »Grüne Hochzeit«, gewissermaßen die Weitererzählung und Fortschreibung von »Sieben Sommersprossen«, allerdings bei weitem nicht so ein durchschlagender Erfolg.

Herrmann Zschoches letzter Kino-Spielfilm, »Das Mädchen aus dem Fahrstuhl« (1991), lief erst unlängst bei FILMERNST und in den SchulKinoWochen. Wir sehen, wie ein Zehntklässler an die Wandzeitung seiner Schule ein Blatt heftet mit der Überschrift:»Über die Ungerechtigkeit in der Schule oder Wem nützen Zensuren?« Das wäre für einen Deutsch-Aufsatz heute noch ein kontroverses Thema, damals, in den späten 1980er Jahren in der DDR, war es eine maximale Provokation. »Das Mädchen aus dem Fahrstuhl« verknüpft, wie so oft bei Herrmann Zschoche, auf sehr eindrückliche Weise Liebes-, Lebens-, Zeitgeschichte.

Am 25. November feierte Herrmann Zschoche seinen 90. Geburtstag.
FILMERNST gratuliert auf das herzlichste und wünscht ihm vor allem Gesundheit. Seine Filme bleiben in unserem Programm.



Preisverleihung der DEFA-Stiftung 2016 (Bilder 1, 2 und 3). Bild 3: Herrmann Zschoche u.a. mit dem Filmkomponisten Christian Steyer und dem Moderator Knut Elstermann. Bild 4: Herrmann Zschoche und Christa Kozik im »Movieland« Erkner. Bilder 5,6,7,8: Szenen aus Herrmann-Zschoche-Filmen: »Philipp der Kleine« (Foto: DEFA-Stiftung/Herbert Kroiss); »Das Mädchen aus dem Fahrstuhl« (Foto: DEFA-Stiftung/Waltraut Pathenheimer/Dieter Chill); »Sieben Sommersprossen« (Foto: DEFA-Stiftung/Herbert Kroiss); »Karla« (Foto: DEFA-Stiftung/Franz-Eberhard Daßdorf). andere Fotos: DEFA-Stiftung / FILMERNST

Literatur-Preise: Verlosung

Drei der vier Filme im aktuellen FILMERNST-Programm sind nach literarischen Vorlagen entstanden. Weltberühmt und in einer Millionenauflage erschienen ist Judith Kerrs autobiografisch geprägter Roman »Als Hitler das rosa Kaninchen stahl«. Die Autorin ist vor einem reichlichen Jahr, am 22. Mai, in London gestorben, die Premiere ihres Films hat sie nicht mehr erlebt. Der Ravensburger Verlag hat uns 14 Exemplare eines Sammelbands …


… von Judith Kerrs Romanen (mit »Als Hitler das rosa Kaninchen stahl«, »Warten bis der Frieden kommt« und »Eine Art Familientreffen«) zur Verfügung gestellt.

Darüber hinaus gibt es weitere Literatur-Preise zu den anderen Filmen:

5 Bücher »Latte Igel und der magische Wasserstein« – Das Buch zum Film, mit exklusiven Filmfotos – vom Thienemann-Esslinger Verlag, Stuttgart

5 Taschenbücher »Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess«. Das Buch zum Film – vom Carlsen Verlag, Hamburg.

Und schließlich noch was zum Sehen: 3 DVDs »The Peanut Butter Falcon«, zur Verfügung gestellt vom TOBIS Verleih, Berlin.


Für die Verlosung der Bücher und DVDs eine Mail an kontakt@filmernst.de mit dem Betreff: Literatur-Preise und im Text mit dem gewünschten Titel und der Adresse.

Kinos: Orden verdient

»Einen Film auf der Mattscheibe zu sehen, das ist etwa so, als würde man einen van Gogh auf einer Briefmarke betrachten«, soll Jean-Paul Belmondo gesagt haben. Der verdankt dem Kino ja seine Karriere, wenngleich Filme mit ihm heutzutage fast nur noch im TV zu sehen sind. Wir jedenfalls haben diesen Vergleich auf der Glückwunschkarte zitiert, mit der wir allen FILMERNST-Partnerkinos zum Gewinn des Kinoprogrammpreises …


… gratulierten. Vergeben wurde der Preis in der vergangenen Woche, wie immer vom Medienboard BerlinBrandenburg. Traditionell schon zum 22. Male, aber zum ersten Mal – wie der Deutsche Filmpreis – notgedrungen nur digital und online, aber wie immer moderiert von Kino-King Knut Elstermann. 33 Filmtheater aus Berlin und 18 aus Brandenburg durften sich über die Auszeichnung und ein deutlich erhöhtes Preisgeld freuen. Mit 1,5 Millionen Euro war die Preissumme verdreifacht worden; jedes der 61 Kinos, das sich beworben hatte, bekam eine Soforthilfe in Höhe von 10.000 Euro.



Was Medienboard-Geschäftsführerin Kirsten Niehuus schon 2009 bekundete: »Kino in Brandenburg ist kulturelle Grundversorgung«, das gilt in Zeiten der Corona-Krise erst recht: »Für Euren Einsatz habt Ihr einen Orden verdient! Ihr seid das Herzstück der vielfältigen Filmkultur in der Hauptstadtregion. Nach dem Filmriss geht die Geschichte weiter.«

Vier Brandenburger Kinos wurden mit dem Spitzenprogrammpreis in Höhe von 30.000 Euro ausgezeichnet: »Thalia Arthouse« Potsdam, »Multikulturelles Centrum« Templin, »Union Filmtheater« Fürstenwalde, »Neue Kammerspiele« Kleinmachnow.

Prämien zu je 20.000 Euro gingen an das »FilmforUM« Schwedt und die »Parklichtspiele« Buckow.

Prämien zu je 15.000 Euro an das »KULTur-Kino Capitol« Königs Wusterhausen, das »Astoria« Wittstock und den »Weltspiegel« Cottbus.

Prämien zu je 10.000 Euro an das »Ala Kino« Falkensee, den »Weltspiegel« Finsterwalde, die »Spreewald Lichtspiele« Lübben, den »Scala Kulturpalast« Werder, das »Obenkino« Cottbus, ans »Movietown« Wust und ans »Movie Magic« Eberswalde.

Herzlichen Glückwunsch allen unseren Brandenburger Partnerkinos – und darüber hinaus auch unseren Berliner Freunden vom »Bundesplatz-Kino«, den »Eva-Lichtspielen« und dem »IL Kino«.

Wir bleiben euch filmernst nahe, wünschen euch und uns viel Kraft für die Zukunft: mit Kino.

Foto: Medienboard BerlinBrandenburg; Teaserbild: Susanne Pomerance

Kino: Wiederholung im Wochentakt

»›Was heißt Rückkehr zu einem normalen Leben?‹ – ›Neue Filme im Kino‹, antwortete Tarrou lächelnd.« So ist es in einem Buch zu lesen, das der Rowohlt Verlag gerade in 90. Auflage gedruckt hat. Albert Camus »Die Pest« gilt als Roman der Stunde. Warum nur? Drängt es uns, Seuchen miteinander zu vergleichen, Ausnahmezustände, Leidensgeschichten? Die Fiktion der Vergangenheit mit der Realität von heute? Parallelen gibt es freilich …


Die Bürger Orans werden völlig unvermittelt und unvorbereitet von der sich schnell ausbreitenden Infektion heimgesucht. Es fehlt an einem Impfstoff, Quarantäne wird angeordnet, Ausgangssperren schränken die Freiheit ein. Mit zunehmender Bedrohung entwickeln sich Ängste, Misstrauen, Verzweiflung. Was jedoch anders ist: In Oran bleiben Cafés geöffnet, Kinos und Theater spielen weiter. Den Lichtspielen allerdings mangelt es an neuen Filmen, deshalb wiederholt sich das Programm im Wochentakt. Und die Oper gibt einzig »Orpheus und Eurydike«, bis auch der Protagonist der Seuche zum Opfer fällt und an der Rampe zusammenbricht.

»Es kann übrigens gesagt werden, dass die eigentliche Herrschaft der Pest in dem Augenblick zu Ende war, da für die Bevölkerung ein Fünklein Hoffnung wieder möglich wurde.« Das Leben, der Alltag kehren zur Normalität zurück, mit endlich neuen Filmen in alten Kinos.

Soweit der Exkurs auf einen literarischen Klassiker, der natürlich nicht nur in Corona-Zeiten lesenswert ist. Verfilmt werden literarische Klassiker natürlich auch (fast immer), obwohl es in diesem Falle recht lange gedauert hat: 1992 verlegte der argentinische Regisseur Luis Puenzo die Handlung in seine Heimatstadt Buenos Aires, William Hurt wurde für die Rolle des Dr. Rieux besetzt, die weibliche Hauptrolle spielte Sandrine Bonnaire. Der Film bekam miserable Kritiken und lief hierzulande nie im Kino, selbst eine DVD ist nicht zu bekommen …



Deshalb noch eine andere filmische Referenz: Weit bessere Kritiken bekam der Film »Das Labyrinth der Wörter« (2010) von Jean Becker: Hier spielt der mächtige Gérard Depardieu einen ziemlich ›bildungsfernen‹ Gelegenheitsarbeiter, der auf einer Parkbank eine über 90-jährige Dame mit feinen Umgangsformen kennenlernt. Die liest ihm eine Passage aus Camus »Die Pest« vor – und ist überrascht, welche Saiten die Literatur bei dem groben Klotz zum Klingen bringt.

Foto: Concorde Filmverleih, München; Teaser: Le Livre de Poche/Hachette Livre, Paris

Kinos: systemrelevant?

Das sind sie sicher nicht, aber zur kulturellen Grundversorgung gehören sie schon. Das soll auch so bleiben – und daher ist es gut, dass nun endlich ein Ende der Durststrecke absehbar ist. Seit Mitte März fehlen den Leinwänden die Lichtspiele und den Kinobetreibern die Zuschauer und die Einnahmen. Wer ein Kino am Leben halten will, wie unsere FILMERNST-Partner, der braucht ganz viel Leidenschaft, aber auch etwas Kohle …


… für die Glut. Finanzielle Reserven sind knapp, die Soforthilfen – und auch die Prämien – reichen nicht für Monate. Bitter, ja sehr traurig ist das Schicksal des »Filmpalasts« Eisenhüttenstadt – zwar kein FILMERNST-Partnerkino, aber jeden Januar zu den SchulKinoWochen mit von der Partie.

Geht man auf die Webseite des Kinos, ist in der rechten Hälfte zu lesen: »Wir laufen Euch nicht weg, sondern krempeln die Ärmel hoch, räumen auf, planen zukünftige Events, streichen vielleicht hier und da und freuen uns jetzt schon riesig auf ein Wiedersehen mit Euch bei uns im Filmpalast.«

In der linken Hälfte steht seit dem 27. April: »Mit einer Portion Wehmut müssen wir Ihnen heute bekannt geben, dass der Filmpalast am Standort Eisenhüttenstadt seinen Betrieb nicht wieder aufnehmen wird. Aufgrund der aktuellen Schließungsanordnung, einer zu erwartenden schwierigen Wiederanlaufphase und nicht zuletzt aber auch wegen einer fehlenden Einigung mit dem Vermieter ist diese Entscheidung für uns alternativlos.«

Wir hoffen natürlich sehr, dass der »Filmpalast« Eisenhüttenstadt das einzige Kino im Land Brandenburg bleibt, das die Bilder nicht wieder zum Laufen bringt. Noch mehr hoffen wir, dass der »Filmpalast« seine Portale doch wieder öffnet, vielleicht gibt es ja eine Lösung wie seinerzeit in Schwedt, als die Stadtwerke das Kino retteten und zu ›ihrem‹ Kino machten.

In dem Zusammenhang sollte man vielleicht auf eine Studie hinweisen: Psychologen des University College London haben vor einigen Jahren herausgefunden, dass regelmäßige Kinobesuche die Wahrscheinlichkeit verringern, an einer Depression zu erkranken. Wenn das nicht Grund genug ist, alles zu unternehmen, um Kinos am Leben zu erhalten …

Foto: FILMERNST

Kinos: föderaler Flickenteppich

Den will natürlich keiner – und doch wird er ausgerollt übers Land. In Hessen eröffneten zwei Kinos schon letzte Woche, Thüringen zieht nach, dort darf jede Kommune selbst entscheiden. MeckPomm avisiert den 25. Mai, in Berlin wird's wohl der 5. Juni werden. Was die bundesweite Kinolandschaft aber bräuchte, wäre eine Einheitlichkeit – kommt einem irgendwie bekannt vor, auch aus anderen Zusammenhängen. Blockbuster …


… vor allem brauchen einen einheitlichen Kinostart. Christian Bräuer, der Chef der AG Kino, der Gilde deutscher Filmkunsttheater, bringt es auf den Punkt: »Der deutsche Kinomarkt funktioniert nur als Einheit. Es lohnt sich für einen Verleih nicht, einen Film für viel Geld zu bewerben und ins Kino zu bringen, wenn er nur in der Hälfte der Bundesländer anlaufen kann – und auch dort nicht vor vollen Sälen wegen der notwendigen Abstandsvorkehrungen. Das sind keine Kapazitäten, die sich für einen teuren, großen Film lohnen. Wenn aber keine neuen großen Filme anlaufen – wie soll man dann die Leute zurück ins Kino bekommen?«

Die AG Kino empfiehlt den 2. Juli für den Neustart, dann selbstverständlich mit bundesweit einheitlichen Hygiene- und Abstandsregelungen. Die Kinos hätten jetzt den Vorlauf, den sie für die Organisation brauchen, die Verleiher für die Bewerbung der Filme – ob nun Neustarts oder Wiederaufnahmen. Eine Anfang Mai durchgeführte McKinsey-Umfrage hat ergeben, dass ein Drittel der Befragten auch nach dem Abflauen der Corona-Krise seltener in Konzerte, ins Theater oder ins Kino gehen wolle, 26 Prozent überhaupt nicht – ein deutliches Zeichen.


Ob und wann es unter diesen Konstellationen auch wieder schulfilmische Veranstaltungen geben wird, wann wir wieder so volle Foyers und Säle haben werden wie auf den Bildern zu sehen, das steht in den Sternen. Wenn Sie möchten, so schreiben Sie uns doch Ihre Gedanken dazu: Wünschen Sie sich so bald als möglich wieder FILMERNST-Veranstaltungen? Unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen könnten sie stattfinden? Welche Unterstützung bräuchten Sie? Würden Sie unsere filmernsten Angebote für den Herbst und darüber hinaus vermissen? Wie könnten wir die Pause sinnvoll und für die Schulen machbar überbrücken?

Fotos: FILMERNST

Kino: Quarantäne-Quiz

»Mit Kopfzerbrechen und Magengrummeln«, antwortete uns Wolfgang Jurk vom CAPITOL in Königs Wusterhausen auf die Frage, wie sie durch diese Zeiten kommen. Natürlich freuen sie sich über Förderungen und auf den Neustart, doch vieles, nicht nur die Hygieneregeln, wird anders sein als bisher: »Das Einzige, womit wir punkten können«, sagt er: »Das Gemeinschaftserlebnis des besonderen Films«. Alle FILMERNST-Partnerkinos …


… setzen auf die Treue ihres Stammpublikums – und sie bekundeten uns, was sie vermissen: »Uns persönlich fehlt das Leben und die Frequentierung im Kino. Unseren Besuchern fehlt das Kino als Anhalts- und Begegnungspunkt. Da haben wir in Buckow schon eine große Bedeutung«, so Philipp Grund, der gemeinsam mit seinem Bruder Stefan die »Parklichtspiele« betreibt. »Ich habe heute«, schrieb er uns Ende März, »zum ersten Mal zwei Stunden den Projektor laufen lassen, lange Stillstandszeiten, sind für die Technik auch nicht so einfach zu verkraften.«

»Wir hätten alle nicht gedacht, dass wir die Arbeit im Kino jemals so vermissen würden«, schrieb uns Franziska Ladewig, die Theaterleiterin vom »Haveltorkino« in Rathenow. »Wir freuen uns, wenn es bald weitergeht und wir unsere Kino-Türen wieder öffnen dürfen.«


Alle Kinos haben sich während der Auszeit auch einiges einfallen lassen, um das Publikum bei der Stange zu halten. Besonders engen Kontakt zu ihren »Kulturgenossen« pflegen die »Neuen Kammerspiele« Kleinmachnow mit einem fast täglichen Quarantäne-Quiz. Fragen zu Kino, Kultur und Kammerspielen oder eine Kreativ-Aufgabe – es gibt Wochensieger*innen und zum Abschluss dann auch Hauptgewinner*innen.

Dass es gar nicht so leicht ist, zeigt zum Beispiel die Kreativ-Aufgabe vom 1. Mai: Der Wonnemonat, Zeit zu dichten – ein Gedicht war gefragt. Enthalten sein mussten die Worte: MAI, WALDMEISTER, KLEINMACHNOW, GLÖCKCHEN, LOCKDOWN, ANDERSWO – CORONA musste nicht drin vorkommen.

FILMERNST hat sich als Poet beteiligt:








Übrigens: Unsere FILMERNST-Reporterin Kathrin Lantzsch hat einige Kinos direkt besucht bzw. die Kinoleiter nicht in ihrer gewohnten Umgebung, sondern zu Hause im Garten aufgesucht. Ihre kurzen filmischen Impressionen sind auf unserer Instagram-Seite zu sehen, unter #filmernst.

Fotos: FILMERNST; Neue Kammerspiele Kleinmachnow; CAPITOL Königs Wusterhausen

Kino: Kunst und Popcorn

Werbung für neue Produkte im Kino wirke bei Popcorn mampfenden Zuschauern kaum. Das gab vor etlichen Jahren eine Studie der Uni Köln preis. Unbekannte Produktnamen könne man sich nur dann richtig einprägen, wenn man sie unbewusst lautlos nachspreche – was unmöglich sei bei vollem Munde. Popcorn gehört aber nun mal zum Kinobesuch (nicht immer zu FILMERNSTs Freude) – und wenn das Publikum nicht ins Kino kommt …


… dann kommt das Kino mit Popcorn zum Publikum. Wie in Erkner beispielsweise, hier hat das »Movieland« einen »PopShop« kreiert und liefert perfektes Popcorn, Nachos und manches mehr nach Hause – für ein annäherndes Kinofeeling. Es gibt bereits Stammkunden!

Das »Movieland« ist unser Partner, seit es FILMERNST gibt – und durchlebt gerade, ohne Förderung, schwere Zeiten. Den Minijobbern musste gekündigt werden, für die Festangestellten wurde Kurzarbeitergeld beantragt. Kino-Chef André Keller verspürt aber eine schöne Form von Solidarität unter den Gewerbetreibenden in Erkner. »Viele wollen uns unterstützen, sei es mit Werbung, sei es mit Geld. Ein Eisladen möchte einen ganzen Tag sein selbstgemachtes Eis verkaufen und uns die gesamten Einnahmen spenden. Gastronomen spendieren Essen und machen für uns Werbung.« Er hofft, dass es mit der Unterstützung auch später so bleibt – und alle füreinander da sind.

Eine wunderbare Idee hatte die Erkneraner Künstlerin Katrin Braune: Sie hat eines ihrer Aquarell-Bilder (»Landschaft im Oderbruch«) für eine Auktion gestiftet, deren Erlöse komplett dem Kino »Movieland« zugute kommen sollen. Geboten und versteigert wird über einen PayPal-MoneyPool, das Mindestgebot ist 30 Euro, die Aktion läuft bis 4. Juni, 15:00 Uhr.

Auf der Kino-Webseite steht, wie die Auktion abläuft (Das Bild gibt's für den Meistbietenden dann natürlich ohne Wasserzeichen vom Kino »Movieland«.)




FILMERNST wünscht viel Erfolg und natürlich Höchstgebote!

Fotos: »Movieland Erkner«; Katrin Braune

Kinos und Autos

»Alle guten Filme sind bereits gemacht worden«, bedauert ein Regisseur in Peter Bogdanovichs erstem Film »Bewegliche Ziele« von 1968. Sein zweiter Film 1971 war dann ein Abgesang auf und eine Liebeserklärung an das Kino seiner Jugend: »The Last Picture Show«, mit dem blutjungen Jeff Bridges in einer der Hauptrollen. Der geht mit seinem Kumpel ins Kino »Royal«, zur letzten Vorstellung. Es läuft ein Western mit John Wayne …


»Red River«, von Howard Hawks. Als sie nach dem Finale ins Foyer kommen, werden sie von der Vorführerin, der alten Miss Mosey, gefragt: »Was bleibt denn nun noch?«, um den Jungs selbst die Antwort zu geben: »Baseball in summer, television all the time«.

Vielleicht hätte sie noch hinzusetzen können: Autokinos. Die nämlich erlebten in den 50ern und 60ern ihren Höhepunkt – und jetzt gerade ein Revival.

Ende 2017 gab es deutschlandweit circa 20 Autokino-Leinwände. Momentan finden sich auf der Webseite des VdF, des Verbands der Filmverleiher, mehr als 130 Autokinos aufgelistet. Die meisten in NRW, die wenigsten in Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und bei uns in Brandenburg. Bayern hatte den Betrieb von Autokinos mit der Begründung verhindert, dass diese zu »Freizeiteinrichtungen« zählen – und damit pauschal untersagt wären. Mir san mir!

Brandenburg oder zumindest die Landeshauptstadt könnte bald sein erstes Autokino bekommen: Die Stadtwerke Potsdam und das »Thalia« kooperieren mit dem Babelsberger Themenpark, Standort wird wahrscheinlich der Parkplatz des Filmparks an der Großbeerenstraße sein, mit Raum für bis zu 150 Karossen. Noch geht's um die erforderlichen Genehmigungen, aber am 29. Mai könnte es beginnen, das Kinoerlebnis hinter Windschutzscheiben, spätestens aber Anfang Juni.

»Thalia«-Geschäftsführer Thomas Bastian freut sich auf die Ergänzung des filmischen Angebots und sprach davon, an den Wochenenden auch ein Kinderfilmprogramm zu präsentieren. Der Stadtwerke-Sprecher Göran Böhm sieht neben aktuellen Blockbustern auch Film- und Zeitgeschichte vor dem Potsdamer Nachthimmel: vielleicht Fritz Langs Klassiker »Metropolis« oder Steven Spielbergs »Bridge of Spies«. In jedem Fall werden es ganz besondere Film- und Kinoerlebnisse – vielleicht ja auch anderswo im Brandenburger Sommer.

Foto: Autokino in Tübingen, aufgenommen am 01.05.2020 © Public Domain via Wikimedia Commons (CC0 1.0 Universal (CC0 1.0); Autokino in Dresden: ©: Derbrauni/CC BY-SA
(https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

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