FILMERNST

Sehend lernen – Die Schule im Kino

Das Kompetenzzentrum für
Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

Unerhört: »Der Frühling braucht Zeit«

So heißt ein DEFA-Film, der 1965 verboten wurde. Damals fühlte sich hierzulande die Politik noch für das Wetter verantwortlich. Heute möchte keiner mehr dafür zuständig sein, nicht mal der Umweltminister - und so zögert sich eben alles hinaus: Wir wollten den nächsten Rundbrief versenden, wenn der Frühling schon in voller Blüte steht. Aber langsam wurde uns klar: Der Lenz wird nicht eher kommen, bis wir die filmernsten Neuigkeiten auf den Weg gebracht haben. Hier sind sie nun – und mit den entsprechenden Gefühlen wird‘s gleich sonniger, wärmer, grüner. 

Unverzichtbar: »Berg Fidel«

Mehr als 1.200 Besucher in elf Veranstaltungen: Die FILMERNST-Tour durch das Land Brandenburg mit dem Dokumentarfilm »Berg Fidel – Eine Schule für alle« war ein voller Erfolg. »Also, ich hab‘ jetzt schon Fragen, die man nicht so leicht beantworten kann«, sagt der kluge, kleine David im Film – was sich auf sein Interesse am Weltall bezieht, aber auch gut und gerne auf das Thema Inklusion zutrifft. Die Diskussionen darüber sind hitzig und kontrovers, noch gibt es weit mehr Fragen als Antworten.


»Beeindruckend, bewegend, berührend – authentisch und sehr motivierend, die inklusive Herausforderung anzupacken«, so lauteten nicht wenige Kommentare nach dem Film. Inklusion, das wurde bei allen Veranstaltungen zwischen Prenzlau und Spremberg, Bad Belzig und Eisenhüttenstadt deutlich, ist eine enorme Herausforderung, die sich nicht im Selbstlauf und nicht von heute auf morgen erfüllen lässt. Inklusion, so hieß es vielfach, beginne in den Köpfen und dürfe nicht nur ein schulisches Thema sein. Das Bildungsministerium mache sich auf den Weg, müsse dabei aber die Städte und Gemeinden mitnehmen. Natürlich ging es immer auch um die personellen und finanziellen Rahmenbedingungen schulischer Inklusion, wurden gut durchdachte Konzepte und mehr Zeit eingefordert – und damit genau das, was die Bildungsministerin Martina Münch am 4. März bestätigte: »Auf dem Weg zur ›Schule für alle‹ wollen wir uns mehr Zeit nehmen. Inklusion ist ein Vorhaben, das nur gemeinsam gelingen kann und viele Unterstützer braucht. Auch der Wissenschaftliche Beirat rät zum umfassenden Erfahrungsaustausch und zu breiter Diskussion.«

»Berg Fidel« jedenfalls, das hat die Tour durch das Land Brandenburg eindrucksvoll bewiesen, ist ein wunderbarer Beitrag zum Thema schulische Inklusion, der Impulse setzen und Mut machen kann. Nicht mehr und nicht weniger wollten wir erreichen – wie es uns gelungen ist, könnte nicht besser zum Ausdruck kommen als in einem Brief, den uns Margrit Weichert aus Vetschau nach der »Berg Fidel«-Veranstaltung im Cottbuser »Weltspiegel« schrieb. Ihr Enkel Jeremy besucht, als Kind mit Down-Syndrom, die Spreewald-Schule in Burg: »Für mich persönlich steht nach Ihrer Veranstaltung und den Pressemitteilungen über die Entscheidungen der Landesregierung zur Inklusion in den letzten Wochen fest: Ich muss mich aktiv auch außerhalb unserer Familie diesem Thema widmen!«

Schließlich noch ein großer filmernster Dank an alle, die uns vor und während der Tour unterstützten, vor allem natürlich an unsere Gäste: Prof. Dr. Jutta Schöler, Kathrin Voigt, Hella Wenders, Merle Jothe und Hansjörg Behrendt.

Unbehindert: »Die Kunst, sich die Schuhe zu binden«

»Behindert ist man nicht, behindert wird man«, nach diesem Motto ermutigt ein arbeitsloser Theaterschauspieler Menschen mit geistiger Behinderung zur Selbstständigkeit, gründet mit ihnen eine Theater- und Gesangsgruppe. Hinterfragt werden in »Die Kunst, sich die Schuhe zu binden« (8.–13. Klasse) Vorurteile und Klischees, plädiert wird für Selbstvertrauen, Toleranz und Teilhabe. Ein skurriler, beherzter, lebensbejahender Film, der genau zu unserem Schwerpunktthema Inklusion passt. Außerdem im Frühjahrsprogramm:


In Schweden war »Die Kunst, sich die Schuhe zu binden« ein großer Kinoerfolg. Das Behindertenensemble »Glada-Hudik-Theater« feiert in seinem Heimatland schon seit Jahren ähnliche Erfolge wie das Berliner Theater Ramba Zamba, die Inszenierung ›Elvis‹ hat es sogar bis an den Broadway geschafft. Einige Mitglieder von Glada Hudik sind die Stars dieses von Herzen kommenden und zu Herzen gehenden Films.

Empfohlen für 5.–9. Klassen ist »Pommes essen«. In dieser vor Witz und Kraft strotzenden, im Ruhrpott spielenden Familienkomödie geht es im wahrsten Sinne des Wortes um die Wurst und die beste Currysauce der Welt. Starke Mädchen in starken Rollen, gespielt mit Humor und ansteckender Begeisterung. Reibungs- und Identifikationsangebote für Lebensträume und Berufswünsche, für familiäre Solidarität und Verantwortung.

Für die Kleinsten (1.–3. Klasse) gibt es einen Animationsfilm in 2D frei nach einem Kinderbuchklassiker: »Janosch: Komm, wir finden einen Schatz« – die Geschichte, wie der kleine Bär und der kleine Tiger das Glück der Erde suchen. Es geht um Freundschaft und Vertrauen, wahre Schätze und wirklichen Reichtum.

Alles in allem haben wir für den zweiten Abspielring des Jahres Filme mit beglückenden Geschichten, mit optimistischen Helden und Happy End ausgewählt. Filme, die leicht und lustig daherkommen und trotzdem zum Nach- und Weiterdenken anregen.

Ungesüßt: »More than Honey«

Mehrfach haben wir uns auf der FILMERNST-Facebook-Seite für Petitionen und Aktionen gegen das Bienensterben engagiert. Schließlich lief ja auch »More Than Honey« im ersten Programm. Ein Publikumsfavorit ist der Dokfilm leider nicht geworden, aber immerhin zählten wir knapp 700 Besucher in acht Veranstaltungen. Offenkundig waren die Schulen im Biosphärenreservat Spreewald besonders sensibilisiert: 160 Schülerinnen und Schüler sahen und sprachen über den Film in den Lübbener »Spreewald Lichtspielen«.


Mehr als 200.000 Menschen hatten über die Kampagnen-Plattform campact.de einen Appell an Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) unterschrieben. Darin bekräftigten sie die Forderung, nicht länger den Vorschlag der EU-Kommission zu blockieren, mindestens sieben Prozent aller Ackerflächen ohne Pestizide und ökologisch vielfältig zu bewirtschaften. Dadurch würde Lebensraum für Bienen und viele andere Arten geschaffen. Noch blieb dieser vernünftigen Forderung ein Erfolg versagt, da sich die deutsche Landwirtschaftsministerin mit dafür einsetzte, die so genannten »ökologischen Vorrangflächen« von sieben auf fünf Prozent zu reduzieren. Das EU-Parlament hatte die Vorrangflächen sogar auf lediglich drei Prozent begrenzt. Im April wird weiter verhandelt, bis Juni soll die Reform verabschiedet sein. 

Campact bleibt am Thema und an den Verhandlungen dran und wird zu neuen Aktionen aufrufen, wenn sich eine Chance auf Veränderung durch die Zivilgesellschaft ergibt.

Campact-Blog

Auf mögliche Gefahren für Bienen wies auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) hin, nachdem Untersuchungen Risiken aufgrund hochwirksamer Neonicotinoide aufgezeigt hatten. Die Insektizide Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam sollen nun untersucht werden, um kurz- und langfristigen Folgen auch nicht tödlicher Mengen für Bienenvölker und Larven zu prüfen sowie mögliche Auswirkungen auf das Verhalten der Insekten. Kritiker warnen, dass die Chemikalien den Orientierungssinn der Bienen stören könnten, so dass sie nicht mehr in ihre Bienenstöcke zurückfänden.

Markus Imhoofs beeindruckend-provokanter Dokumentarfilm »More than Honey« bleibt also weiter hochaktuell – und wir nehmen gerne Anmeldungen für weitere Veranstaltungen entgegen.

Unverwüstlich: »Die Biene Maja«

Sie spielte in »More than Honey« keine Rolle, fliegt und summt aber höchst frühlings-fidel im KiKA und ZDF umher. Seit Ostern sind 26 neue Folgen zu sehen: Majas Gegenwart zeigt sich im 3D-Look mit imposanten visuellen Effekten. Wie Majas Vergangenheit aussah, zeigt eine vom Seeber FILM Verlag Klagenfurt herausgegebene fantastische DVD. Sie enthält die vom Bundesarchiv-Filmarchiv anhand einer finnischen Kopie und deutscher Zensurdokumente sorgfältig rekonstruierte Fassung des im März 1926 in Dresden uraufgeführten Films, der Insekten wie Schauspieler in Szene setzte.


Der prominente Filmkritiker Hans Feld schrieb damals höchst originell im »Film-Kurier«: »Der Prominenteste des Films ist der Mistkäfer Kurt im Kampf mit der Kreuzspinne Thekla. Sie werden Jannings und Asta Nielsen um ihren Ruhm bringen.«

Das Kino »Capitol« am Berliner Nollendorfplatz annoncierte unter dem merkwürdigen Titel »Der Film aller Deutschen: Die Biene Maja« den großen Erfolg: »Wegen der sich täglich steigernden Nachfrage Jugendlicher, die mit ihren Eltern zu Tausenden das Capitol besuchen, finden heute und Sonnabend 5 Uhr Sonder-Vorstellungen für Jugendliche statt.«

Auf der DVD erklingt der Film mit einer von dem österreichischen Komponisten Florian C. Reithner – im Auftrag der »Filmharmonie« – geschaffenen Orchester-Filmmusik.

Michael Seeber, künstlerischer Leiter der »Filmharmonie«, bietet im Begleitheft zur DVD einen sehr ausführlichen und sehr informativen Einblick in die Entstehungsgeschichte der »Biene Maja«. Noch heute erstaune, »wie mit einfacher Technik und handgekurbelten Kameras authentische, detailreiche Aufnahmen von Bienenvölkern, Käfern und Reptilien gemacht werden konnten, die sich – unterstützt von Zwischentiteln – nahtlos in die Erzählung einfügen«.

Die DVD (incl. 20-seitigem Booklet, Bildergalerie, zahlreichen Originaldokumenten) ist zum Preis von 25 Euro direkt über den Verlag zu beziehen.

Für Kinos: DCP inkl. Vorführrechte auf Anfrage.

Unvollendet: »Giraffe Zarafa«

Mehr als 1.500 Besucher in 16 Veranstaltungen begaben sich im französischen Trickfilm-Abenteuer mit der kleinen »Giraffe Zarafa« auf dem Luftwege nach Paris. Ganz groß, was wir aus der Potsdamer Grundschule 8 »Max Dortu« zugesandt bekamen: 14 Schülerinnen und Schüler der Klassen 5a und 5b hatten nämlich nicht nur viel Freude am und viele Fragen zum Film, sondern schrieben die Geschichte um Soula und Maki, Hassan und Malaterre mit viel Fantasie und Fabulierlust weiter.


Ihre Lehrerin Heidemarie Kamenz schickte uns einen Brief mit den gesammelten Werken. Das Lesen dieser Film-Fortsetzungen hat uns dann so viel Freude bereitet, dass wir überzeugt sind: Dieser Spaß am Schreiben muss einfach filmernst belohnt werden. Die 14 jungen Geschichtenerzähler werden, bei freiem Eintritt, eingeladen zur ersten FILMERNST-Veranstaltung im neuen »Kino Filmgymnasium« in Babelsberg. 

Dank an die Autorinnen und Autoren Marta Felbrich, Angelika Daubert, Kilian Granitzki, Christine Mencke, Mathilda Thiele, Yu Han Meyer, Janis El Far, Matteo Traberth, Lara Fuchs, Constantin Chiari, Angelina Grunz, Scarlett Preuß, Nico Grützke, Lilli Frohberg.

Geschichten zum Nachlesen

Un(miss)verständlich: »Tom und Hacke«

Seit letztem Jahr schon gibt es das FILMERNST-Unterrichtsmaterial zu dieser sehr originellen Adaption der Mark-Twain-Klassiker um Tom Sawyer und Huck Finn. Aber noch immer nicht haben wir den Film in seinem bayerischen Dialekt auf brandenburgische Ohren treffen lassen. Schmarrn!«, würde Tom sagen, traut‘s euch einfach, der Film hat‘s verdient: Ganz zu Recht hat er den Preis der deutschen Filmkritik 2012 als bester Kinderfilm bekommen. Und nun gibt‘s im »Movieland« Erkner tatsächlich die Preußen-Premiere.


»Der zweite Weltkrieg war vor drei Jahren vorbei, aber man spürt den Krieg noch immer: Es gibt keine Schulhefte, kaum etwas zum Anziehen und fast nichts zum Essen. Einkaufen kann man nur mit Lebensmittelmarken. Für ein Pfund Brot und ein wenig Butter musst du lange anstehen, und selbst da brauchst du Glück, dass du was kriegst. Da bleibt nur der Schwarzmarkt. Da kriegst du alles.«

So beginnt »Tom und Hacke« – und so beginnt der Film auch nicht. Es sind zwar genau diese Sätze, die da von Tom gesprochen werden, aber sie sind nicht auf Hochdeutsch zu hören, sondern im heimatlichen Dialekt der Figuren.

Die Klassen 5 und 6 vom Bechstein-Gymnasium Erkner werden, mit ihrer Lehrerin Kerstin Röske, jetzt testen, ob und wie gut man auch ohne niederbayerische Dialektkenntnisse dem spannenden Geschehen des Nachkriegs-Krimis folgen kann. Gelingt das Experiment, können und werden wir »Tom und Hacke« verstärkt für weitere Veranstaltungen empfehlen. Während der bayerischen SchulKinoWoche hatte der Film übrigens 15.000 Besucher – ein Heimspiel!

Unzweideutig: »Kriegerin«

Ob David Wnendts zweiter Film einen FILMERNST-Einsatz bekommt, darf stark bezweifelt werden: »Feuchtgebiete« – nach Charlotte Roches intimen Bekenntnissen – ist gerade abgedreht und soll Ende August in den Kinos starten. Wir setzen aber weiter auf seinen Erstling: »Kriegerin« ist von nachhaltiger Wirksamkeit und wird demnächst die 50. FILMERNST-Veranstaltung erleben. Am 16. April ist der nach wie vor aktuelle Film über die rechtsradikale Szene im Rahmen der »Langen Nacht der Toleranz« in Lübbenau zu sehen.


Die Initiativen »Wir seilen uns ab von Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus«« der Koordinierungsstelle GLEIS 3 Kulturzentrum Lübbenau und die »Lange Nacht der Toleranz« des Fördervereins der Grundschule »Paul Noack« Schipkau wollen an diesem Tag ein Zeichen dafür setzen, dass der Landkreis Oberspreewald-Lausitz keinen Raum bietet für Rechtsextremismus. Im Anschluss an die Vorführung gibt es ein Gespräch, moderiert von Sven-Ole Knuth (FILMERNST).

GLEIS 3 bei Facebook

Am 12. Juni 2013 läuft »Kriegerin« in einer vom Referat Medienbildung und FILMERNST präsentierten Sonderveranstaltung im Berlin-Brandenburg-Saal des LISUM (Beginn: 14.00 Uhr). Als Gäste haben bereits zugesagt der Produzent René Frotscher sowie Johannes Repka, der die Musik zum Film komponierte.

Aktuelle Programmfilme

Ernest & Célestine: Die Reise ins Land der Musik

2.–5. Jahrgangsstufe

Dancing Queen

4.–7. Jahrgangsstufe

Young Hearts

4.–7. Jahrgangsstufe

Rikscha Girl

7.–9. Jahrgangsstufe

Berlin Bytch Love

9.–13. Jahrgangsstufe

Morgen irgendwo am Meer

9.–13. Jahrgangsstufe

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sein Angebot in zahlreichen Brandenburger und auch Berliner Kinos und hat sich zum Markenzeichen für schulische Film- und Kinokompetenz entwickelt – in der Region und darüber hinaus.

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mit anspruchsvollen Unterrichtsmaterialien, mit moderierten Veranstaltungen, Gesprächen und Diskussionen nachhaltig die Entwicklung von Film- und Medienkompetenz, von kultureller und Allgemeinbildung.