FILMERNST

Sehend lernen – Die Schule im Kino

Das Kompetenzzentrum für
Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

Gute Worte

Gute Worte, guter Stil: Der einfachste Weg dahin sei, sich vorher zu überlegen, was man sagen wolle. Mit dieser Erkenntnis beginnt der Eintrag, den Wolfgang Herrndorf am 22. 11. 2011 seinem Blog »Arbeit und Struktur« hinzufügte. Er entsann sich darin auch seines Deutschlehrers – und eines von diesem heftig korrigierten Aufsatzes – mit der zu späten Einsicht, damals besser auf den Lehrer gehört zu haben. Herrndorfs »Tschick« …


… lässt seinen Helden Maik Klingenberg auch einen Deutschaufsatz schreiben, eine »Reizwortgeschichte« mit den Wörtern Urlaub, Wasser, Rettung und Gott. Im Gegensatz zu seinen Mitschülern hat Maik durchaus etwas zu sagen – und es wäre sehr schade gewesen, hätte Fatih Akin in seiner Adaption des Romans auf diese Fremdschäm-Szene verzichtet. So aber wurde sie ganze 31 Mal während der SchulKinoWochen im Land Brandenburg gesehen, von 2.600 Zuschauern: »Tschick« war der absolute Publikums-Favorit!

Wir nehmen einfach mal an, Herrndorf hätte sich sehr darüber gefreut – und zitieren hier noch einen Stelle aus seinem Blog-Eintrag vom 28. April 2010:

»Endlich schleppt sich die Romanhandlung raus aus Berlin. Der Lada ist fachmännisch kurzgeschlossen, und grad hab ich die Jungs auf die Autobahn gejagt und mich unter den Tisch gelacht über den Einfall, daß sie keine Musik hören können […] und dann finden sie während der Fahrt unter einer Fußmatte die Solid Gold Collection von R. Clayderman, und ich weiß auch nicht, warum mich das so wahnsinnig lachen läßt, aber jetzt kacheln sie gerade mit Ballade pour Adeline ihrem ungewissen Schicksal entgegen. Projekt Regression: Wie ich gern gelebt hätte.«

Unbedingt lesen: »Arbeit und Struktur«.

Fotos: StudioCanal, Berlin; Rowohlt Berlin

Laute Worte

»Statt zu schweigen, will ich schreien!« Sonita packt ihre Gefühle in Rap-Songs, dabei dürfte sie als muslimisches Mädchen gar nicht singen. Als Kind musste sie vor den Taliban aus der afghanischen Heimat fliehen. Elf Jahre hat sie illegal in Teheran gelebt, nun soll sie zurück, weil ihre Familie die Tochter für 9.000 Dollar an einen Mann verhökern will. Aber Sonita lehnt sich auf, mit Worten und Musik. Ein ergreifend starker Film …


… der beim berühmten Sundance Festival letztes Jahr den Großen Preis der Jury und den Publikumspreis gewann. Doch bei den Brandenburger SchulKinoWochen, auch das wollen wir bei der Bilanz nicht verschweigen, hat ihn keiner gesehen. Keine einzige Anmeldung!

Damit teilt »Sonita« das »Schicksal« eines anderen Dokumentarfilms, der genau vor einem Jahr bei der Berlinale den Goldenen Bären gewann: »Seefeuer«. Der führt auf einen Vorposten der Festung Europa, auf die Mittelmeerinsel Lampedusa. Es ist kein einfacher, aber im wahrsten Sinne des Wortes augenöffnender Film, frei für eigene Assoziationen, Emotionen und Worte. Der Film fordert zum Hinsehen auf – und ist so furchtbar aktuell: 2016 wagten mehr als 180.000 Menschen die riskante Überfahrt. Über 5.000 ertranken dabei im Mittelmeer – die höchste je verzeichnete Opferzahl.

Dokfilme, das ist keine neue Erfahrung, haben es immer schwer in unserem Angebot. Aber gar keine Resonanz auf Filme wie diese, damit wollen wir uns nicht einfach so zufriedengeben. Deshalb weisen wir noch einmal auf sie hin und auf die Möglichkeit, sie jederzeit auch als »Wunschfilme« bei uns anzufragen. Nach den SchulKinoWochen ist - wie immer – FILMERNST-Zeit!

Foto: RFF – Real Fiction Filmverleih, Köln

Keine Worte

Die Eltern verschweigen ihm etwas, aber der elfjährige Tomáš wird mit seiner Videokamera die  Familiengeheimnisse ans Licht und die Erwachsenen zum befreienden Reden bringen. »Ab ans Meer« war 2016 die große FILMERNST-Überraschung und der meistgesehene Film: knapp 2.500 Besucher dieses wunderbaren tschechischen Kinderfilms über das zu Wahrheit und Klarheit führende Filmemachen. Knapp dahinter, mit 2.300 Besuchern, der Aufruhr …


… der Gefühle: »Alles steht kopf« – oder genauer: fünf Emotionen programmieren im Hirn eines elfjährigen Mädchens deren Leben, ihren Gefühlshaushalt, ihr Gedächtnis, zum Kugeln komisch und emotional ernst. Und auch in diesem Pixar-Abenteuer geht es nicht zuletzt darum, miteinander zu reden.

Worüber man mit anderen nicht reden kann oder will, das ließe sich einem Tagebuch anvertrauen. Das berühmteste – literarische – Tagebuch hat Hans Steinbichler für eine filmische Annäherung an ein Mädchen und eine Familie genommen, die in lebensbedrohlicher Not miteinander sprechen und schweigen mussten: Seine Darstellung der Anne Frank erleuchtet keine Ikone, sondern zeigt ein pubertierendes Kind, das zur jungen Frau heranwächst. »Das Tagebuch der Anne Frank« steht mit knapp 2.300 Besuchern auf Platz 3 der FILMERNST-Jahresbestenliste 2016, die Veranstaltungen und die Gespräche nach dem Film konnten einlösen, was Anne Frank sich gewünscht hatte: »Ich will fortleben, auch nach meinem Tod. Ich will nicht umsonst gelebt haben.«


Insgesamt – und das ist neuer Rekord – zählten wir 2016 bei 209 FILMERNST-Veranstaltungen 17.856 Schülerinnen und Schüler sowie 1.445 sie begleitende Lehrkräfte – aus 170 Schulen des Landes Brandenburg. Im Vergleich zum Jahr davor ist das eine kräftige Steigerung um fast 15 Prozent. Für ihre Mitwirkung an diesem ganz hervorragenden Ergebnis und ihr filmernstes Engagement möchten wir uns bei allen Lehrerinnen und Lehrern ganz herzlich bedanken!

Fotos: Der Filmverleih, Stuttgart; Walt Disney Studios Motion Pictures Germany; Universal Pictures International Germany

Freundliche Worte

»Willkommen im Haus der Springbrunnen!« Außergewöhnlich, diese Begrüßung an einem Ort, wo man Freundlichkeit nicht vermutet. Doch dieses Waisenhaus ist außergewöhnlich – ebenso wie die sieben hier lebenden Kinder, die ein schweres Schicksal teilen. »Mein Leben als Zucchini« ist auch ein ganz außergewöhnlicher Animationsfilm, ausgezeichnet mit dem FILMERNST-Gütesiegel und nominiert …


… für den Oscar. Vielleicht wird er ihn ja an diesem Wochenende gewinnen, verdient hat er es. »Mein Leben als Zucchini« (Schweiz/Frankreich, Regie Claude Barras) hat Witz und Wärme, Verstand und Gefühl. Er bringt das Schwere mit Leichtigkeit zum Schweben, wie den Drachen des Neunjährigen, der sich »Zucchini« nennt. Der stellt am Ende fest: »Manchmal weint man, weil man froh ist.«

Und noch auf einen weiteren Film möchten wir hinweisen, der gerade in den deutschen Kinos gestartet ist – und dem wir ebenfalls das FILMERNST-Gütesiegel verliehen haben: »Enklave« (Deutschland, Serbien, Regie Goran Radovanović) führt ins Kosovo und zeigt uns einen Schulweg der ungewöhnlichsten Art: Da läuft ein 10-Jähriger zu einem KFOR-Kontrollposten, steigt hier in einen Schützenpanzer und wird zum Unterricht gefahren. Im Klassenzimmer sitzt nur er allein, am nächsten Tag hat sich sogar die Lehrerin davongemacht. Aus den Augen eines Kindes erleben wir die Normalität des Ausnahmezustands. Ein Film von stiller Wucht, berührend, ergreifend – und mit einer großen Hoffnung. Für Kinder und für Erwachsene!

Beide Filme wollen wir auch ganz ausdrücklich für schulfilmische Veranstaltungen empfehlen, wir werden sie in jedem Fall in unsere Angebote einbeziehen. Wer jetzt schon die Gelegenheit hat, sie zu sehen, dem seien sie ans Herz gelegt!

Foto: polyband Medien, München

Prophetische Worte

»Es wird knapper und enger, und es kann auch 2018 sein.« Dieses den Rundbrief abschließende Zitat ist natürlich ebenfalls durch den filmernsten Faktencheck gegangen. Berlins Regierender Bürgermeister hat orakelt, und Sie werden unschwer erraten, auf welche hochfliegenden Vorhaben er hier abhebt. »In den letzten Monaten sind wir gut vorangekommen«, so hört sich dagegen Brandenburger Euphorie an, wenn es …


… um die Eröffnung des BER geht. Unserem Ministerpräsidenten Dietmar Woidke glauben wir aufs Wort, aber wir wollen doch noch mal zum Anfang springen: »You never eat as hot as it is cooked.«

Beim Kochen und beim Essen, in der Küche und im Kino wünschen wir Ihnen die schönsten Erlebnisse!

Online-Umfrage

Mehr als 15.000 Besucher in 185 Veranstaltungen der SchulKinowochen im Land Brandenburg: Das ist noch mal eine kleine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Nicht wenige Veranstaltungen waren begleitet und umrahmt von Filmgesprächen, hier gab es die direktesten Rückmeldungen – sowohl Lob als auch Kritik. Für die qualifizierte Evaluierung des Projekts gibt's aber auch eine (anonyme) Online-Befragung – und so möchten wir Sie sehr herzlich um Ihre Mitwirkung bitten. Hier …


... ist der Link zu der – von VISION KINO – entwickelten Befragung:

https://www.surveymonkey.de/r/SKW1617Lehrer

Ihre Auskünfte und Anregungen, Vorschläge und Wünsche helfen uns sehr. Die Daten werden vertraulich behandelt und nur zu internen Auswertungszwecken verwendet.

Danke – und bis zum nächsten FILMERNST-Rundbrief die herzlichsten Grüße!

FILMERNST-Neujahrsgruss

»Man kann Gott nicht allein mit Arbeit dienen, sondern auch mit feieren und ruhen«, wie uns der große Reformator mit auf den Weg gab. Das haben wir in den letzten Tagen getan, nun geht's weiter mit filmernster Arbeit, die uns natürlich immer auch filmernstes Vergnügen ist. Wir können nicht anders …


Ganz im Ernst:
»Hier stehe ich und kann nicht anders!«

Eine Legende, diese Worte
und wir wissen, dass der grße Reformator sie so nie gesprochen hat. Wir wollen sie dennoch gern für das Jahr 2017 zu unserem festen, filmernsten Bekenntnis machen:
Auch künftig nehmen wir es sehr ernst
mit den Schulen, den Filmen, den Kinos
und den Reformen im Land Brandenburg.

In diesem Sinne danken wir allen filmernsten Freunden, Kollegen, Partnern und Förderern für den bisherigen Beistand und wünschen ihnen einen guten Start ins Reformationsjahr - mit festen Standpunkten und weiten Blicken.

In eigener Sache

Solchen Überschriften folgen ja meist Hiobsbotschaften. Hier ist es das ganze Gegenteil, nämlich die Jubelmeldung in einem weiteren Extra-Rundbrief, dem bald ein regulärer folgen wird – versprochen! Jetzt aber der Tusch in eigener Sache, für den ersten Preis, auf den FILMERNST reichlich zwölf Jahre lang ebenso geduldig wie zielstrebig hingearbeitet hat. Die DEFA-Stiftung würdigte die filmernste Arbeit, auch und gerade zur Vermittlung des filmischen Erbes, mit einem ihrer – durchaus begehrten und für uns durchaus viel werten – Programmpreise.


Mehr als 500 Gäste waren am 18. November in die Berliner Akademie der Künste gekommen, um – im Jubiläumsjahr, 70 Jahre nach Gründung der DEFA – die 16. Preisverleihung der DEFA-Stiftung mitzuerleben. Den Preis für das künstlerische Lebenswerk bekam – mit stehender Ovation – Herrmann Zschoche, wir hatten und haben mehrere seiner Filme im Programm (»Philipp der Kleine«, »Sieben Sommersprossen«, »Insel der Schwäne«, »Karla«).
Für die in aller Welt geschätzten Filmhistoriker und Kinokoryphäen Erika und Ulrich Gregor gab es den Preis für herausragende Leistungen im deutschen Film; für den 35-jährigen Leipziger Regisseur Thomas Stuber den Förderpreis für junges Kino. 

Schließlich die drei Programmpreise: einen für die (auch Filme zeigende) »Homunkulus« Figurensammlung auf Hiddensee, einen für Horst-Peter Koll, Chefredakteur der Zeitschrift »film-dienst«, und der dritte ging zu gleichen Teilen an das Kinderfilmfest im Land Brandenburg und an FILMERNST. In Empfang genommen haben den Preis Jana Hornung und Jürgen Bretschneider (für FILMERNST) sowie Dr. Götz Bieber (Direktor des LISUM) und Katharina Riedel (Vorsitzende des Filmverbandes Brandenburg) für das Kinderfilmfest.  

Moderiert wurde der Abend in gewohnt launig-lockerer Art von Knut Elstermann. Den Tusch und viel gut klingendes Blech schmetterte die »Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot«.

Unsere filmernste Freude groß zu nennen, wäre eine große Untertreibung – der kleine FILMERNST ist mit dieser Auszeichnung ein ganzes Stück gewachsen.

Nicht zuletzt: Gewidmet haben wir den Preis auch unserem – kürzlich verstorbenen – Ehren-FILMERNST Rolf Losansky. Rolf, wo immer Du auch bist, auf welcher weißen Wolke oder in welcher Litfaßsäule: Es ist auch Dein Preis! 

Fotos: Christa Penserot/LISUM

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9.–13. Jahrgangsstufe

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sein Angebot in zahlreichen Brandenburger und auch Berliner Kinos und hat sich zum Markenzeichen für schulische Film- und Kinokompetenz entwickelt – in der Region und darüber hinaus.

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mit anspruchsvollen Unterrichtsmaterialien, mit moderierten Veranstaltungen, Gesprächen und Diskussionen nachhaltig die Entwicklung von Film- und Medienkompetenz, von kultureller und Allgemeinbildung.