FILMERNST

Sehend lernen – Die Schule im Kino

Das Kompetenzzentrum für
Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

Schärfe im Körper

Blenden wir noch einmal zurück auf die Ferienwochen mit ihrer fast ununterbrochenen Folge von Hundstagen. Wir wissen um mögliche, wahrscheinliche Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels, aber recht heiß konnte es auch früher schon sein. »Die Hitze ist gewaltig«, schrieb der 37-jährige Goethe am 5. Juli 1787 aus Rom. »Morgens mit Sonnenaufgang steh' ich auf und gehe nach der Acqua acetosa, einem Sauerbrunnen …


… ungefähr eine halbe Stunde von dem Tor, an dem ich wohne, trinke das Wasser, das wie ein schwacher Schwalbacher schmeckt, in diesem Klima aber schon sehr wirksam ist. Gegen acht Uhr bin ich wieder zu Hause und bin fleißig auf alle Weise, wie es die Stimmung nur geben will. Ich bin recht wohl. Die Hitze schafft alles Flußartige weg und treibt, was Schärfe im Körper ist, nach der Haut, und es ist besser, daß ein Übel jückt, als daß es reißt und zieht.«

Fast vier Wochen später, am 1. August, ist es noch immer brütend heiß: »Den ganzen Tag fleißig und still wegen der Hitze. Meine beste Freude bei der großen Wärme ist die Überzeugung, daß ihr auch einen guten Sommer in Deutschland haben werdet. Hier das Heu einführen zu sehen, ist die größte Lust, da es in dieser Zeit gar nicht regnet und so der Feldbau nach Willkür behandelt werden kann, wenn sie nur Feldbau hätten. Abends ward in der Tiber gebadet, in wohlangelegten, sichern Badhäuschen; dann auf Trinità de' Monti spaziert und frische Luft im Mondschein genossen. Die Mondscheine sind hier, wie man sie sich denkt oder fabelt. Der vierte Akt von ›Egmont‹ ist fertig …«

Der Brunnen »Acqua Acetosa«, an einer Biegung des Tiber gelegen, führt eisenhaltiges Wasser. Nicht nur Goethe genoß von hier die fantastische Aussicht, das römische Licht. Die Stelle liegt heute im römischen Stadtteil Parioli, in der Via Enrico Elia, unweit der Zentralmoschee – natürlich mit einer völlig veränderten An- und Aussicht.

Das Gemälde von Florian Grospietsch entstand 1820 und ist in voller Pracht im Landesmuseum Mainz zu sehen.

Die Goethe-Zitate aus: Johann Wolfgang Goethe. Italienische Reise. Zweiter Teil / Zweiter römischer Aufenthalt. Goethes Werke. Hamburger Ausgabe, Band 11, Hamburg 1948 ff, S. 350-484.

Schärfe im Geist

Von Rom, der Hitze und den Fortschritten am Trauerspiel »Egmont« leiten wir über zu einem Werk, das der Stürmer und Dränger schon Jahre zuvor begonnen hatte und das ihn – wie die Nachwelt – noch lange beschäftigen würde. Hier und heute wollen wir Goethes Gretchenfrage daher in leichter Abwandlung stellen: Schule, wie hältst Du’s mit dem »Faust«? Nun, ein Trauerspiel ist es nicht, wenn selbst Bayern als dann letztes …


… Bundesland 2024 den »Faust« als gymnasiale Pflichtlektüre streicht. Was freilich nicht heißt, dass das Werk dann keine Rolle mehr spielen dürfte im Deutschunterricht. Ein wenig schade aber ist es schon um die allgemeinbildende Verfeinerung und die Schärfung des Geistes. Welche »Ganzschriften« jetzt und künftig im Unterricht gelesen, analysiert und interpretiert werden, das hängt natürlich auch von den jeweiligen Lehrer:innen ab.

Florian Hesse und Iris Winkler von der Universität Jena haben 2019 eine interessante – auf das Land Thüringen bezogene, aber sicher gut verallgemeinerbare – Untersuchung vorgenommen: »Textauswahl und Auswahlbegründungen von Lehrpersonen beim Einsatz von Ganzschriften im achten Jahrgang am Gymnasium«.
Hier ist, empirisch belegt, u.a. zu erfahren, warum die einzelnen Lehrer:innen welche Ganzschriften für ihren Unterricht gewählt haben – relativ wenige jedenfalls, weil sie zum literarischen Kanon gehören.

Wir sehen den Umgang mit dem »Faust« eher positiv, vielleicht wie Roman Bucheli in der »Neuen Zürcher Zeitung«: »Die Gymnasien werden aus der obrigkeitlichen Bevormundung entlassen, ein alter Zopf wird abgeschnitten. Wer nun aber glaubt, dies sei der Anfang vom Ende der Kulturnation, beweist nur die geringe Meinung, die er von der Literatur einerseits und den Lehrern und Schülern anderseits hat.«

Lassen wir schließlich dem Geheimen Rath – und seinem Dichter im »Vorspiel auf dem Theater« – das letzte Wort: »Was glänzt, ist für den Augenblick geboren, Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.«

Volles Glück

»Was wäre ein Leben ohne Kunst und Kultur?« Das ist nicht unbedingt eine Perle für den Büchmannschen Zitatenschatz, und die Antwort auf die einfache Frage kann ja nur lauten: sinnlos! Genau das will Gojko Mitić den Jugendlichen ans Herz legen, die auf ihrem Ausflug bei ihm eingekehrt sind. Er hätte natürlich ergänzen sollen: » … ohne Film und Kino.« Ein ernster Ton jedenfalls, den man nicht vermutet, wenn der Film »Alfons Zitterbacke – Endlich Klassenfahrt!« heißt …


… und wenn man dessen Vorgänger von 2019, »Alfons Zitterbacke – Das Chaos ist zurück« gesehen hat. In der Fortsetzung gibt es kein reines Chaos mehr, aber noch immer reichlich Tücken und Turbulenzen: Alfons steckt jetzt voll in der Pubertät. Im Traum sieht er sich als Superman mit großem A auf blauem Dress, im wirklichen Leben ist er nach wie vor vom Pech verfolgt. Doch im Laufe der hindernisreichen Klassenfahrt wächst Alfons über sich selbst hinaus. Lehrer Flickendorf (Thorsten Merten) kann am Ende Alfons’ Mutter und ihren neuen Freund (gespielt von Alexander Maria Lara und deren Ehemann Sam Riley) anrufen und durchaus verwundert mitteilen: »Alfons hat sich heute heldenhaft verhalten. Genießen Sie den kurzen Moment!«

Der 82-jährige Gojko Mitić spielt im Film einen der Kunst und der Gerechtigkeit verpflichteten Philanthropen, der im Harz eine heruntergekommene Villa sanieren möchte, um sie als Heim für ältere, wenig betuchte Künstler zu betreiben. Damit steht er den Interessen eines nur dem Geld verpflichteten Immobilien-Raffzahns (gespielt von Wolfgang Becker, dem Regisseur von »Good bye Lenin!«) im Wege, doch auch für diesen gilt: Menschen können sich ändern – wie auch die Rollen von Gojko Mitić.

»Alfons Zitterbacke – Endlich Klassenfahrt!« ist einer von drei Filmen des FILMERNST-Herbstprogramms, die sich höchst erfolgreiche literarische Vorlagen anverwandelt haben – durchaus frei und den heutigen Zeiten angepasst. Kinderbuch-Klassiker sozusagen – und damit schlagen wir in gewisser Weise den Bogen zurück zum weiter vorn ins Licht gestellten Ober-Klassiker der deutschen Literatur. Kinderbuch-Klassiker, die als »Ganzschriften« unverändert gern und viel gelesen werden.

1958 erschienen die ersten Abenteuer des Pechvogels Alfons Zitterbacke als Kinderbuch, und der Autor Gerhard Holtz-Baumert hat sich damit und den Fortsetzungen in die Herzen vieler Generationen geschrieben, zumindest im Osten Deutschlands. Die erste Verfilmung gab es 1966, bei der DEFA, in der Regie von Konrad Petzold. Der damalige Alfons, Helmut Rossmann, war auch 2019 in einer kleinen Rolle mit von der Partie, als Bratwurstverkäufer. Mittlerweile kennt man Alfons auch im Rest der Republik!

Wir empfehlen »Alfons Zitterbacke – Endlich Klassenfahrt!« für 5. bis 8. Jahrgangsstufe. Zur offiziellen Kino-Film-Premiere konnten wir übrigens Freikarten verlosen – und nach allen Veranstaltungen gab es begeisterte Rückmeldungen an uns, sowohl von den Kindern als auch den Lehrkräften und den Eltern.

Ein Lehrer spielt auch in den »Geschichten vom Franz« eine wichtige Rolle. Es ist der gestrenge Herr Swoboda, den alle »Zickzack« nennen und der vom kleinen Franz Fröstl schon drei Tage lang wissen will, warum dessen Hausübungsheft so zerfleddert ist. »Straf-Hausübung wird erteilt!« In Situationen wie diesen versagt dem Franz die Stimme. Es dringt nur noch ein klägliches Piepsen aus der Kehle und alle lachen ihn aus. Außer Gabi und Eberhard natürlich, die stehen ihm bei und wollten ihn ja eigentlich »total zickzackfit« machen. Schade, dass nach 80 Minuten schon Schluss ist: Dieses Wiener Trio ist umwerfend gut – in einem Film, wie er in (Christine Nöstlingers) Büchern steht! Zwischen 1984 und 2011 hat sie 19 Geschichten vom Franz geschrieben – Kinderbuch-Klassiker!

Wir empfehlen die »Geschichten vom Franz« für 3. bis 5. Jahrgangsstufe. Die filmische Fortsetzung wird gerade in Wien gedreht, erneut in der Regie von FILMERNST-Freund Johannes Schmid, der uns einen ganz persönlichen Gruß von der Donau schickte: »Wie toll, dass es jetzt auch bei FILMERNST franzt! Hier in Wien arbeiten wir gerade an einer Fortsetzung, die dann nächstes Jahr ins Kino kommt. Alle sind wieder dabei! Frau Berger und der Zick-Zack spielen noch zentralere Rollen. Die Kinder ermitteln gegen die beiden mit einem dringenden Tatverdacht!«

Wir sind schon sehr gespannt, ob der Franz auch nach dem zweiten Film noch sagen wird: »So ne Gabi als beste Freundin zu haben, ist voll das Glück!«

»Voll das Glück« erlebt auch die kleine Laura mit ihrem Stern, obwohl sie ja anfangs ziemlich traurig ist wegen des Umzugs vom kleinen Dorf in die große Stadt. Voller Sehnsucht nach dem alten Zuhause blickt sie in den Abendhimmel, sieht unzählige winzige Lichtpünktchen schweben und tanzen – und eines von ihnen abstürzen. Als sie den kleinen, warm leuchtenden Stern im Stadtpark aufstöbert, fehlt ihm allerdings ein Zacken.
»Lauras Stern«
, ein poetischer, magischer, zauberhaft schöner Film, der Sterne und Herzen schweben lässt. Kein Zeichentrickfilm wie 2004, sondern ein Realfilm mit einer großartigen Emilia Kowalski in der Titelrolle. Inszeniert hat den Film Joya Thome, sehr einfühlsam und wie mit den staunenden Augen und den Gefühlen eines Kindes. So wie schon bei ihrem Spielfilmdebüt, »Königin von Niendorf«, der ja mit großem Erfolg bei FILMERNST lief und uns einige schöne Begegnungen mit der Regisseurin und dem Publikum brachte.

Wir empfehlen »Lauras Stern« (nach dem gleichnamigen Kinderbuch-Klassiker von Klaus Baumgart) für 1. bis 3. Jahrgangsstufe .

Bildnachweise: X-Verleih (»Alfons Zitterbacke – Endlich Klassenfahrt!«); »Alfons Zitterbacke – Endlich Klassenfahrt!« – Premiere beim »Goldenen Spatzen«: Bodo Schackow/dpa; DEFA-Stiftung_Waltraut Pathenheimer (Gojko Mitić in »Chingachgook, die große Schlange« und »Das Herz des Piraten«), DEFA-Stiftung_Manfred Damm/Heinz Wenzel (Gojko Mitić in »Signale, ein Weltraumabenteuer«), DEFA-Stiftung_Heinz Pufahl (Gojko Mitić in »Der lange Ritt zur Schule«); Wild Bunch Germany (»Geschichten vom Franz«); Warner Bros. Pictures Germany (»Lauras Stern«)

Volle Wucht

Keine Literaturverfilmung und keine Prominenten-Biografie – und von daher fast schon eine Rarität – ist der vierte Film unseres Herbstprogramms, ein Gemeinschaftswerk dreier Frauen. Alle drei haben sie am Drehbuch von »Nico« geschrieben, Eline Gehring war dann die Regisseurin, Francy Fabritz hat die Kamera geführt, Sara Fazilat spielt die Hauptrolle. Ausgezeichnet mittlerweile auf zahlreichen Festivals, wäre es ein Jammer gewesen …


… wenn der Film nicht ins Kino gekommen wäre. Am 12. Mai war dann endlich die Leinwand-Premiere, nun läuft er bei FILMERNST – empfohlen ab 9. Jahrgangsstufe. Wir hoffen natürlich auf eine starke Resonanz und möglichst viele Zuschauer:innen, wohl wissend, dass Filme für die älteren Jahrgangsstufen fast immer weit weniger Besucher:innen finden als die für die jüngeren.

Im Frühjahrsprogramm haben wir das gerade wieder erlebt, mit einem ähnlichen Film. »Ein nasser Hund« (eine Adaption des Buches »Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude – Die Geschichte eines Deutsch-Iraners, der Israeli wurde«). Ein brisanter Stoff, es geht um Toleranz und Zivilcourage, um Rassismus und Antisemitismus. 27 Veranstaltungen waren terminiert, stattgefunden haben drei, mit insgesamt 180 Jugendlichen. Die Filmgespräche danach waren intensiv, kritisch, vertiefend – und wir hätten uns gern mehr davon gewünscht.

Auch in »Nico« geht es wieder um Toleranz und Respekt, um Diskriminierung und Rassismus, um Gewalt und Empowerment. »Du musst es schaffen! Nie wieder kriegst du Keile!«, brüllt ihr der Karate-Trainer aggressiv-aufputschend ins Gesicht. Nico, eine junge Frau Anfang 30, unterzieht sich der Kampfsport-Tortur, weil sie sich wehren wird, sollte sie jemals wieder angegriffen werden. Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt: eine Erkenntnis, die uns Nico mit Wut und voller Wucht, in Schmerz und Schönheit und vor allem mutmachend vor Augen führt. 26 Vorführungen in 26 Kinos haben wir terminiert …

Bilder: UCM.ONE, Berlin / Third Culture Kids, Berlin; Maya Steinberg (Portrait Eline Gehring)

Volle Bräunung

Von Nico zu Nick: Kommen wir noch einmal auf das Urlaubsende zurück und die Befürchtung des kleinen Nick, seine Ferienbräune könnte verflogen sein, noch ehe die Schule wieder begonnen hat. Unbedingt und voller Stolz will er doch seinen Freunden und auch dem Nachbarsmädchen Marie-Hedwig präsentieren, wie schön braungebrannt er ist. Um den farblichen Zustand zu erhalten, legt er sich, auf Empfehlung des Vaters, im häuslichen Garten ins Gras. Ab und zu läuft er ins Badezimmer …


…, um im Spiegel zu sehen, ob er noch brauner geworden ist. »Und gerade, als ich in den Garten zurückwollte, hielt das Auto der Kortschilds vor dem Nebenhaus, mit ganz viel Gepäck auf dem Dach. Dann ist Marie-Hedwig aus dem Auto gestiegen, und als sie mich gesehen hat, hat sie mir zugewinkt. Und ich bin ganz rot geworden.«

Goscinny & Sempé: »Neues vom kleinen Nick«, das Zitat ist aus dem ersten Kapitel »Die Schule fängt wieder an«. 80 ganz wunderbare Geschichten, die das Herz leicht machen, in jeder Lebenslage. »Die Stärke dieses Buches liegt darin«, schreibt Anne Goscinny, die Tochter René Goscinnys, »dass es junge wie alte Menschen fesseln und beglücken kann. Die einen erkennen sich wieder, die anderen erinnern sich.«

Anne Goscinnys Vater war bereits 1977 gestorben, nun ist ihm sein (kon)genialer Partner Jean-Jaques Sempé in die Wolken gefolgt. Mögen sie beide eine wunderbare Zeit im Himmel haben, wir schauen voller Dankbarkeit und anhaltender Freude zu ihnen hinauf.

In »Sturmböen und Windstille« (Diogenes Verlag 2014, mit einem Vorwort von Patrick Süskind) gibt es (nicht nur) eine Zeichnung, die Sempés ganze Menschenkenntnis und seine unvergleichlich pointierte Originalität auf einen Blick sichtbar macht: Auf einem schmalen Gebirgspass zieht ein Schäfer mit Hund seines Wegs, hinter ihm trotten bestimmt mehr als hundert Schafe. Von der geraden Strecke zweigt eine Ausbuchtung mit einem kleinen Pfad ab, der aber sogleich wieder auf die ursprünglichen Weg führt. Zwei Schafe haben sich für diese Abweichung entschieden. Sagt das (oder die) hintere zum Vorausgehenden: »Was ich an dir so bewundere, Robert, ist deine geistige Unabhängigkeit.«

Wir bewundern die geistige Unabhängigkeit Sempés und seinen einfach meisterhaften Strich.

Voll ins Schwarze

Wann immer er es ermöglichen kann, ist er bei FILMERNST zu Gast und bereichert Filmgespräche mit Witz und klugen Gedanken: Florian Lukas, einer unserer FILMERNST-Paten. Zur Eröffnung der SchulKinoWochen im März stand er im »Movieland« Erkner auf der Bühne, nach der Vorführung von »Madison – Ungebremste Girlpower«. Es dauerte fünf Minuten, ehe die Schüler:innen in Fahrt kamen und sich trauten, Florian erste Fragen zu stellen …


Dann aber nahm ihre filmische Wissbegierde kein Ende. Als Florian gefragt wurde, ob er (der in »Madison« den überambitionierten Trainer-Vater der Radsport-Heldin spielt) schon mal in einem anderen Sportlerfilm mitgewirkt hätte, musste er nicht lange überlegen und konnte zugleich sein etwas ungewohntes Aussehen erklären: Sowohl der wachsende Vokuhila als auch der wachsende Bauchumfang (vulgo: Wampe) seien nötig für die 2. Staffel von »Die Wespe« und seine Rolle als schon etwas abgehalfterter Dartspieler Eddie Frotzke.

In der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« war der Kritiker Michael Hanfeld des Lobes voll, für eine Serie, die »zum Witzigsten gehört, was das deutsche Fernsehen seit Langem zu bieten hat. Die Besetzung ist eine Wucht: Florian Lukas schlurft als Großmaul-Loser mit Bierbauch, Vokuhila und Schnauzer durch die Szenerie. Lisa Wagner gibt in der Rolle von Eddies Frau Manu zwar den Ton an, ist aber vor sich selbst weggelaufen und weiß, dass es so nicht weitergeht. Das gilt auch für den von Leonard Scheicher gütig-naiv angelegten Kevin, den ›Ziehsohn‹ der beiden …«

Ob es bei Serien eine Fortsetzung gibt, hängt zumeist oder fast immer vom Publikumserfolg, also den gestreamten Sendestunden ab. Im Falle von »Die Wespe« fiel die Entscheidung wohl nicht allzuschwer, wie wir diesem ganz persönlichen Gruß unseres FILMERNST-Paten Florian Lukas entnehmen können. Er schickte uns eine Mail mit »Wespen«-Bild und diesem Satz zu seiner sportlichen Qualifikation: »Nach fast vier Monaten in Krakau für die Dreharbeiten der zweiten und dritten Staffel der Dart-Serie ›Die Wespe‹ bin ich nun endlich eins mit dem Pfeil, dem Board und dem Universum!«



Wer nicht warten kann und will auf Eddie Frotzke (Start der neuen Staffel 2023), der kann Florian Lukas gerade auch im Kino sehen: In »Sweet Disaster« spielt er einen flotten Piloten im Liebesdreieck – und an der Seite von Friederike Kempter und  Lena UrzendowskyKokon«).

Fotos: Sky Deutschland/Gaumont GmbH/Nadja Klier (»Die Wespe«); MFA+ Filmdistribution, © Anne Bolick, Zeitgeist Filmproduktion GmbH & Co. KG (»Sweet Disaster«)




Tierisch gut ...

… erscheint das FILMERNST-Frühjahrsprogramm, rein von den Titeln betrachtet. Drei der vier Filme weisen direkt auf Tiere hin: Biene, Tiger, Hund. Allerdings spielen nur die Bienen eine filmische Hauptrolle und sind in Übergröße und höchster Brillanz zu bewundern. Tiger und Hund geben eher ein metaphorisches Leitmotiv oder …


… eine Richtung für die Geschichte vor. Der vierte Film kommt (fast) ganz ohne Tiere aus, sehen wir von ein paar geangelten Fischen ab. Ob mit oder ohne Tier im Titel oder im Film: Wir möchten Ihnen alle vier für das Frühjahrsprogramm ausgewählten Filme hier – im Rundbrief und auf der Webseite – noch einmal vorstellen und für filmernste Veranstaltungen in unseren 25 Partner-Kinos werben.

Die Flyer sind gleich im Anschluss an die SchulKinoWochen an alle Schulen versandt worden, aber auch hier abrufbar. Zu unserer Freude haben uns bereits Anmeldungen für mehr als 2.000 Schüler:innen erreicht. Allerdings, und das ist ein kleiner Wermutstropfen: Für einen der vier Filme, »Ein nasser Hund«, gibt es bislang nur ganz wenige Anmeldungen – und hier hoffen wir auf weit mehr. Wir wissen natürlich, dass die zeitlichen Ressourcen gerade in der Oberstufe begrenzt sind und sich ein Kinobesuch im Rahmen des Unterrichts nicht ohne weiteres einpassen und organisieren lässt. Dennoch würden gern auf diesen Film nachdrücklich aufmerksam machen – und zugleich auf die Möglichkeit, andere als die angegebenen Vorführtermine bei uns nachzufragen. Wir werden uns dann mit dem jeweiligen Kino um eine Alternative bemühen.

Wir freuen uns auf Ihre Anmeldungen und auf Ihren Besuch im Kino, senden Ihnen die herzlichsten Grüße und wünschen Ihnen, bis zum nächsten FILMERNST-Rundbrief, alles Gute.

Das Teaserbild ist übrigens aus »Das Geheimnis der Frösche« – und hat für FILMERNST eine besondere Bedeutung, HIER sieht man, wieso ...

Foto: Folimage Valence Production / Universum Film

»Apis mellifera« …

… ist nur eine von rund 25.000 Bienenarten. Die »Westliche Honigbiene« liefert uns die Naturprodukte Honig und Wachs – ein ebenso köstlicher wie praktischer Nebennutzen ihres fleißigen Tuns. Hauptsache jedoch und überlebensnotwendig für Mensch und Tier ist die Blüten-Bestäubung durch Bienen. Jetzt ist die Zeit, in der sie millionenfach ausschwärmen – und wir können ihnen bei ihrer Pollensuche extrem nahe kommen …


… im Dokumentarfilm »Tagebuch einer Biene« (empfohlen für 2. bis 6. Jahrgangsstufe, aber eigentlich für Menschen jeden Alters). Genau genommen sind es zwei Bienen, die uns an ihrem unterschiedlich langen – oder eher kurzen – Leben teilhaben lassen: eine Sommer- und eine Winterbiene. Die Bienenbilder sind höchst beeindruckend in ihrer Größe und Genauigkeit, auf der großen Leinwand wirken sie um so stärker. Die von Anna Thalbach stimmlich personifizierte »Winterbiene« überzeugt durch sehr anschaulich und verständlich vermitteltes Wissen über sich und ihre Art: Wenn sie von Blüten, Pollen und Honig erzählt, von Drohnen, Arbeiterinnen und Königinnen. Wir hören von ihr, dass Bienen mit der Haut atmen und sehen dazu, wie sie sich vor scheinbar riesigen Regentropfen retten, um nicht zu ertrinken. Wir werden Augenzeuge einer gemeinen Hornissen-Attacke und der heldenhaften Bienen-Verteidigung. Wenn sie nach verrichteter Arbeit an ihre Nachfolgerin, die von Nellie Thalbach gesprochene »Sommerbiene« übergibt, begleiten wir diese auf ihren Sammelflügen durch den Frühling: in Wort und Bild ein großes Film- und Naturerlebnis!

In der FILMERNST-Datenbank findet sich zu diesem Film unter dem Balken »Begleitmaterial« auch ein kurzes Video, in dem der Komponist Darren Fung am Beispiel eines musikalischen Motivs, »First Flight«, seine filmkompositorische Herangehensweise erläutert. Sehr sehenswert.

Fotos: Taglicht Media, Köln/Brian McClatchy; Filmwelt Verleihagentur, Berlin

Mit »More Than Honey« hatte FILMERNST ja schon vor einigen Jahren eine filmische Erzählung von Königinnen und ihren arbeitsamen Völkern im Programm: Szenarien vom Bienensterben globalen Ausmaßes und vom lukrativen Geschäft mit den Pollen. »Tagebuch einer Biene« ist anders in der Betrachtung und Kommentierung, aber nicht weniger erkenntnisreich und horizonterweiternd.

More Than Hony Plakat und Filmstills

Fotos: Senator Film, Berlin

Wir machen mit unseren beiden Bienen und ihrem Tagebuch natürlich ihrer berühmtesten, aber eben nur animierten Artgenossin Konkurrenz, die in »Die Biene Maja – Das geheime Königreich« just zu ihrem dritten großen Kinoflug ansetzt. Wahrscheinlich wird sie ein paar Zuschauer:innen mehr einsammeln, aber nicht die Quantität entscheidet: Unsere »Sommerbiene« wird in nur siebenwöchiger Lebenszeit mit ihrem Volk von abertausenden Blüten Pollen für hundert Kilo Honig zusammentragen, gerade mal ein Teelöffelchen davon ist von ihr – und dieser Honig hat seine Qualität!

Übrigens, noch ein Blick in die Vergangenheit: 1925 wurde Waldemar Bonsels Kindergeschichte von der wissbegierigen Biene Maja zum ersten Mal verfilmt. Fast zwei Jahre dauerten die Dreharbeiten, mit lebenden Insekten, in einem Berliner Terrarium. »Die Biene Maja und ihre Abenteuer«, eine viragierte Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm, erlebte 1926 ihre Premiere. Das Kino »Capitol« am Berliner Nollendorfplatz annoncierte unter dem merkwürdigen Titel »Der Film aller Deutschen: Die Biene Maja« den großen Erfolg: »Wegen der sich täglich steigernden Nachfrage Jugendlicher, die mit ihren Eltern zu Tausenden das Capitol besuchen, finden heute und Sonnabend 5 Uhr Sonder-Vorstellungen für Jugendliche statt.«

2015 erschien die 2004 vom Bundesarchiv-Filmarchiv restaurierte Fassung erstmals auf DVD. Die von Florian C. Reithner komponierte Filmmusik wurde eingespielt vom Orchester Filmharmonie. Als Bonusmaterial eine 20-seitiges Begleitheft und eine halbstündige Dokumentation von Michael Seeber: »Das kleinste Epos der Filmgeschichte«. Im Datenteil der DVD eine Bildergalerie sowie zahlreiche Originaldokumente, Artikel und
Kritiken.

Bei ebenso überwältigender Nachfrage wie 1926 im Berliner »Capitol« wird FILMERNST natürlich auch an den Wochenenden Sondervorstellungen mit »Tagebuch einer Biene« organisieren – für Jugendliche, wenn sie gemeinsam mit ihren Eltern erscheinen … Und ein Kino CAPITOL haben wir auch, in Königs Wusterhausen nämlich.

Fotos: Seeber FILM Verlag, Michael Seeber, Klagenfurt

Aktuelle Programmfilme

Ernest & Célestine: Die Reise ins Land der Musik

2.–5. Jahrgangsstufe

Dancing Queen

4.–7. Jahrgangsstufe

Young Hearts

4.–7. Jahrgangsstufe

Rikscha Girl

7.–9. Jahrgangsstufe

Berlin Bytch Love

9.–13. Jahrgangsstufe

Morgen irgendwo am Meer

9.–13. Jahrgangsstufe

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… vernetzt

engagierte Lehrer, Kinobetreiber, Filmverleiher und Filmemacher und ist als Kompetenzzentrum Ansprechpartner für schulfilmische Projekte aller Art.

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sein Angebot in zahlreichen Brandenburger und auch Berliner Kinos und hat sich zum Markenzeichen für schulische Film- und Kinokompetenz entwickelt – in der Region und darüber hinaus.

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mit anspruchsvollen Unterrichtsmaterialien, mit moderierten Veranstaltungen, Gesprächen und Diskussionen nachhaltig die Entwicklung von Film- und Medienkompetenz, von kultureller und Allgemeinbildung.