FILMERNST

Sehend lernen – Die Schule im Kino

Das Kompetenzzentrum für
Film – Schule – Kino
im Land Brandenburg

Viele Filme für uns

Mit ihm und seinem Werk sind wir in mehrfacher Weise eng verbunden: 2016 standen wir in der Akademie der Künste sogar gemeinsam auf der Bühne: Herrmann Zschoche bekam von der DEFA-Stiftung den »Preis für das künstlerische Lebenswerk«, wir erhielten einen der drei Programmpreise. Auch im Kino konnten wir ihn als Gast von FILMERNST-Veranstaltungen begrüßen. Gemeinsam mit seiner mehrfachen Drehbuchautorin Christa Kozik stellte er im Kino »Movieland« in Erkner »Sieben Sommersprossen« vor ...



... und ebenso den wunderbaren Kinderfilm »Philipp der Kleine«.
Auf dem FILMERNST-Programm stand natürlich auch »Insel der Schwäne« (1983), dem die FDJ-Zeitung »Junge Welt« seinerzeit beschied: »Das ist wieder kein Film für uns.« Herrmann Zschoche und sein Drehbuchautor Ulrich Plenzdorf hatten ein Tabu gebrochen: Auf das Wohnungsbauprogramm von Staat und Partei durfte kein Schatten fallen! Beim III. Nationalen Spielfilmfestival in Karl-Marx-Stadt 1984 wurde es der Publikumsjury verwehrt, diesen Film auszuzeichnen. Die Platte in Marzahn gibt es noch, die Probleme auch – ein weitsichtiger Film.

Der für FILMERNST wichtigste Herrmann-Zschoche-Film ist »Karla«, der 1965, nach dem berüchtigten 11. Plenum der Partei, der Zensur zum Opfer fiel. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Hochschulabsolventin. Voller Hoffnung und mit großem Idealismus tritt Karla Blum die Stelle als Lehrerin in einer mecklenburgischen Kleinstadt an. Ihre Schüler will sie zu selbständigem und kritischem Handeln erziehen. Karla passt sich kurzzeitig an, doch ihre Ideale sind stärker: Sie whrt sich weiter gegen den allgemeinen Opportunismus – und wird am Ende des Schuljahres zwangsversetzt. Die großartige Karla-Darstellerin Jutta Hoffmann war mehrfach unser Gast.

Ende Mai 1989 kam ein Film von Herrmann Zschoche und Christa Kozik in die Kinos, in dem Anja Kling ihre erste Hauptrolle spielte: »Grüne Hochzeit«, gewissermaßen die Weitererzählung und Fortschreibung von »Sieben Sommersprossen«, allerdings bei weitem nicht so ein durchschlagender Erfolg.

Herrmann Zschoches letzter Kino-Spielfilm, »Das Mädchen aus dem Fahrstuhl« (1991), lief erst unlängst bei FILMERNST und in den SchulKinoWochen. Wir sehen, wie ein Zehntklässler an die Wandzeitung seiner Schule ein Blatt heftet mit der Überschrift:»Über die Ungerechtigkeit in der Schule oder Wem nützen Zensuren?« Das wäre für einen Deutsch-Aufsatz heute noch ein kontroverses Thema, damals, in den späten 1980er Jahren in der DDR, war es eine maximale Provokation. »Das Mädchen aus dem Fahrstuhl« verknüpft, wie so oft bei Herrmann Zschoche, auf sehr eindrückliche Weise Liebes-, Lebens-, Zeitgeschichte.

Am 25. November feierte Herrmann Zschoche seinen 90. Geburtstag.
FILMERNST gratuliert auf das herzlichste und wünscht ihm vor allem Gesundheit. Seine Filme bleiben in unserem Programm.



Preisverleihung der DEFA-Stiftung 2016 (Bilder 1, 2 und 3). Bild 3: Herrmann Zschoche u.a. mit dem Filmkomponisten Christian Steyer und dem Moderator Knut Elstermann. Bild 4: Herrmann Zschoche und Christa Kozik im »Movieland« Erkner. Bilder 5,6,7,8: Szenen aus Herrmann-Zschoche-Filmen: »Philipp der Kleine« (Foto: DEFA-Stiftung/Herbert Kroiss); »Das Mädchen aus dem Fahrstuhl« (Foto: DEFA-Stiftung/Waltraut Pathenheimer/Dieter Chill); »Sieben Sommersprossen« (Foto: DEFA-Stiftung/Herbert Kroiss); »Karla« (Foto: DEFA-Stiftung/Franz-Eberhard Daßdorf). andere Fotos: DEFA-Stiftung / FILMERNST

»Heißer Sommer« …

»… wie wunderbar«, schmetterten Chris Doerk und Frank Schöbel in ihrem wohl populärsten Duett. Gerade mal 56 Jahre ist es her, als im August 1968 in Rostock die VII. DDR-Sommerfilmtage eröffnet wurden, aber nicht, wie üblich, mit einem Indianer-, sondern mit einem Musikfilm: »Heißer Sommer«. Der Titelsong wurde zum Ohrwurm: »Kinder, ist das Wetter außer Rand und Band!«, was sich bestens stabreimte auf: »Das gibt einen sagenhaften Sonnenbrand!« Heißer Sommer – wir haben …


… ihn gerade erlebt oder sind noch voll dabei: Gleich zum Schuljahresauftakt wird uns arg eingeheizt. Wirklich »heiße Zeiten«, die wir gerade erleben. Wir hoffen, Sie sind ohne Sonnenbrand aus dem Urlaub zurückgekehrt und haben sich, trotz scheinbar endloser Hundstage, entspannen, erholen und für kältere Zeiten regenerieren können. Nun wünschen wir Ihnen Kraft, Elan und Optimismus für das neue Schuljahr, an dessen Beginn wir Ihnen gleich unser filmernstes Herbstprogramm wärmstens (!) ans Herz legen möchten. Ausgewählt haben wir wie immer vier Filme für alle Jahrgangsstufen. Die Flyer wurden bereits an alle Schulen versandt, wir sind bereit für Ihre Anmeldungen.

Flyer: Herbstprogramm 2024
Zusatzflyer: neue Spielorte

Alle vier Filme finden Sie auch in unserer FILMERNST-Datenbank, mit kurzen inhaltlichen Informationen, was die Filme sehens- und empfehlenswert macht, welche Themen sich damit im Unterricht aufgreifen und vertiefen lassen sowie die Termine im Kino des jeweiligen Spielorts. zusätzlich noch pointierte Pressestimmen, die Trailer für einen ersten visuellen und stilistischen Eindruck sowie medienpädagogisches Begleitmaterial.

Hier die vier Filme:
Ernest & Célestine: Die Reise ins Land der Musik (Animationsfilm)
79 Minuten // empfohlen für 2.– 5. Jahrgangsstufe

Dancing Queen
92 Minuten // empfohlen für 4.– 7. Jahrgangsstufe

Rikscha Girl
102 Minuten // empfohlen für 7.– 9. Jahrgangsstufe

Morgen irgendwo am Meer
84 Minuten // empfohlen für 9.– 13. Jahrgangsstufe

Und hier gibt es Chris Doerk und Frank Schöbel zu sehen, wie sie und etliche andere junge Menschen von Leipzig aus an die Ostsee aufbrechen:

Heisser Sommer DDR 1968

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Übrigens: Ausflüge ans Wasser sind nach wie vor filmisch lukrativ: Der Roadtrip »Morgen irgendwo am Meer« führt vier junge Menschen gleich durch mehrere europäische Länder, ihr Ziel ist die Atlantikküste in Portugal, für die letzte Currywurst vor Amerika. Dass es um viel mehr geht, zeigt der Debütfilm des Regisseurs und Produzenten Patrick Büchting auf sehr feinfühlige, streitbare und vor allem auch kurzweilige Weise.

Patrick Büchting wird, wenn alles klappt, am 25. September ins »Casablanca« Berlin-Adlershof kommen, um mit Schüler:innen von der Zeuthener Musikbetonten Gesamtschule »Paul Dessau« über sein grenzüberschreitendes Abenteuer zu reden.

Fotos: Amarcord, Oslo / Der Filmverleih, Stuttgart

»Alles steht kopf« …

… jedenfalls was die Publikumszahlen in den deutschen Kinos anlangt: Mehr als fünf Millionen Besucher kamen in rund 750 Lichtspielhäuser, um den zweiten Teil des Pixar-Animationsfilms zu sehen. Da bleibt nicht viel Leinwand-Platz für andere Filme. Nur zum Vergleich: »Mein Totemtier und ich«, ein niederländischer Kinderfilm, der sich auf sehr einfühlsame Weise einem Aspekt der Flüchtlingsproblematik widmet, zählte im gleichen Zeitraum bundesweit knapp 1.500 Zuschauer. Auch deshalb …


… nehmen wir genau solche Filme in unser Programm auf, werben dafür – und haben durchaus Erfolg. Allein bei FILMERNST sahen im Frühsommer, noch vor der offiziellen Kinopremiere, 250 Schüler:innen in fünf Veranstaltungen »Mein Totemtier und ich«.

Auch die FILMERNST-Herbst-Filme sind im normalen Kinoprogramm eher unterbelichtet. Nur ein paar wenige Zahlen sollen die Relationen des auch für die Verleihe und für unsere Partner in den Kinos nicht gerade einfache Geschäft verdeutlichen: Zu »Dancing Queen«, dem lebenssprühenden norwegischen Kinderfilm, kamen bundesweit in sieben Wochen 3.300 Zuschauer:innen. »Rikscha Girl«, die in andere, außereuropäische Lebens- und Kulturkreise blickende Emanzipationsgeschichte aus Bangladesch, zählte in 16 Kinowochen gerade mal 643 Besucher:innen. Und »Morgen irgendwo am Meer«, der quer durch Europa führende Roadtrip, steht nach zwölf Kinowochen bei knapp 4.000 Besucher:innen.

DancingQueen Filmstill

Filmstill Riksha Girl

Am seit nunmehr schon 20 Jahre geltenden FILMERNST-Prinzip hat sich also nichts geändert: Filmen eine Chance zu geben, die es wert sind, gesehen zu werden. Inhaltlich wie formal anspruchsvolle Filme für den »Lernort Kino«, Filme, deren Themen und Gestaltungsweisen sich gut in den Unterricht oder in Projekte integrieren lassen. Das heißt nicht, dass wir nicht auch Filme im Programm hätten, die im normalen Kinoprogramm ein Millionenpublikum erreichen und später bei uns besonders stark nachgefragt werden: Im letzten Jahr waren das beispielsweise »Sonne und Beton« (bundesweit im Kino 1.183.442, bei FILMERNST 1.300 Besucher:innen) oder »Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen« (bundesweit im Kino 1.229.491, bei FILMERNST 1.400 Besucher:innen). Auch diese Filme können natürlich auch weiterhin für »Wunschfilm«-Veranstaltungen bei uns angefragt werden.

Apropos »Wunschfilme«: Die Organisation von »Wunschfilm«-Veranstaltungen erfordert natürlich einigen Mehraufwand, von uns und unseren Partnern. Vor allem die Kinos müssen ja die zusätzlich angefragten Termine möglich machen, die Filme bestellen und ihre Häuser entsprechend vorbereiten. Eindeutiger Spitzenreiter bei den »Wunschfilm«-Veranstaltungen ist dieses Jahr das »Casablanca« in Berlin-Adlershof. Aber auch die »Neuen Kammerspiele« in Kleinmachnow, der »Filmpalast« Bernau, die »Spreewald Lichtspiele« in Lübben oder das »FilmforUM« Schwedt haben des öfteren außerplanmäßige FILMERNST-Einsätze. Deshalb hier ein ganz großer, besonderer Dank an diese Kino-Teams.

Wir koordinieren das Ganze – bis hin zu Moderationen und Filmgesprächen, die wir nicht jedes Mal anbieten können, aber doch unser Möglichstes versuchen. Wenn dann alles klappt, um so schöner. Sehr gefreut haben wir uns, dass es vor den Sommerferien gleich mehrere »Wunschfilm«-Anfragen für »The Zone of Interest« gab – und wir das neue Schuljahr schon in dieser Woche mit weiteren »Wunschfilmen« wie »Sieger sein«, »Beautiful Boy« oder »Anonymus« beginnen.

Schließlich noch diese großartige Zahl: Anmeldungen für mehr als 1.500 Schüler:innen haben uns seit der Vorbereitungswoche bis jetzt erreicht! Das ist spitze!

Fotos: Der Filmverleih Stuttgart / Amarcord Oslo; Landfilm Chemnitz, barnsteiner film Ascheffel; Cangerfilms Patrick Büchting, Bonn; farbfilm Verleih Berlin; Constantin Filmverleih, München; DCM Berlin

Mozart des Kalenders

Eine musikalischere Metapher für den Wonnemonat als diese in Erich Kästners Frühlingsgedicht gibt es wohl nicht. In voller Länge zu lesen im letzten Eintrag dieses Rundbriefes – mit noch mehr wunderbaren sprachlichen Mai-Bildern. Ideal für eine Gedichtanalyse … Wir beginnen aus gutem Grund mit Kästner: Die nunmehr schon vierte Verfilmung seines »Fliegenden Klassenzimmers« war, wie erwartet, der Publikumsfavorit der diesjährigen SchulKinoWochen. Mit fast 3.000 Besucher:innen …


… belegt der Film unangefochten Platz 1 von mehr als 30 Filmen – gefolgt von der schwedischen Liebesgeschichte »Eva & Adam« mit gerade mal halb so vielen Zuschauer:innen. Eigentlich hatten wir ja »Checker Tobi – Die Reise zu den fliegenden Flüssen« ganz vorn vermutet, am Ende reichte es für Platz 3, vor dem streitbaren Kuh- und Raben-Freundespaar »Wer bist Du, Mama Muh?«, den nicht ganz tierlosen »Neuen Geschichten vom Franz« und dem schweinisch lustigen »Oink«.

Insgesamt erreichten das FILMERNST-Kinobüro 381 Anmeldungen aus 195 Schulen, die das anhaltend intensive Interesse an schulfilmischer Arbeit bestätigen. Die Anfragen nach moderierten Veranstaltungen waren unverändert zahlreich, unsere finanziellen und personellen Möglichkeiten setzen den Wünschen hier leider Grenzen. Immerhin erlebten knapp 2.500 Gäste 39 Veranstaltungen, die begleitet/umrahmt waren von Moderationen, Filmgesprächen, Kinoseminaren.

Zum ersten Mal überhaupt bei uns gab es zwei Online-Schaltungen direkt in den Kinosaal: Aus London ins Cottbuser »Obenkino« zugeschaltet war der Regisseur Franz Böhm, der Schüler:innen der Freien Waldorfschule Cottbus Auskünfte über seinen beeindruckenden Dokumentarfilm »Dear Future Children« gab. Die kürzere Distanz von Berlin nach Erkner ins Kino »Movieland« überbrückte der iranische Regisseur Ayat Najafi, um mit Jugendlichen vom »Carl-Bechstein-Gymnasium« über seinen Dokumentarfilm »No Land’s Song« zu sprechen. Beide Online-Premieren waren ein voller Erfolg, und wir würden das gern im nächsten Jahr in größerer Zahl fortsetzen.

Ganz traditionell und klassisch die dritte Begegnung mit einem Regisseur: Steffen Krones kam (pünktlich) mit der DB von Dresden nach Rathenow, wo er im »Haveltorkino« mit Schüler:innen der Gesamtschule »Bruno H. Bürgel« über sein Experiment sprach, eine Bierdose mit GPS in die Elbe zu werfen und zu verfolgen, wie sie über zweieinhalbtausend Kilometer hinweg letztlich an der Küste Nord-Norwegens strandet: »The North Drift – Plastik in Strömen«.

Den kürzesten Weg ins Kino hatte der Regisseur Jonas Kaufmann. Er brauchte nur von Berlin mit dem Regionalzug nach Potsdam-Babelsberg zu fahren – wenn er denn hätte fahren können. Der Bahnstreik schien seinen Besuch im »Thalia« zu verhindern, doch in letzter Minute lieh sich Jonas ein Auto, um seinen Film »Der Kern, der dich zusammenhält« persönlich zu begleiten. Im Programmkino wurde er erwartet von 20 Azubis und unserer Moderatorin Annette Hollywood. In ihrem Bericht heißt es: »Nach dem Film haben wir über die Schicksale der Personen im Film gesprochen und es war schön zu erleben wie berührt die meisten waren. Es gab viele Fragen an Jonas und auch Bewunderung für seine Tatkraft und Hilfsbereitschaft. Es war einfach toll, so einen sympathischen jungen Filmemacher da zu haben, der uns alle inspiriert hat mit seinen Fragen dazu was uns im Kern ausmacht angesichts der Krisen in der Welt.« Und auch Jonas war froh, dass er sich hatte nicht bremsen lassen vom Streik: »Wir hatten ein wunderbares Screening, ein tolles Publikum und angeregte Gespräche!«

Vier Begegnungen mit Regisseuren, die sowohl für das Publikum als auch für die Regisseure spannend und erkenntnisreich waren.

Ayat Najafi schrieb uns im Nachklang zur Veranstaltung in Erkner: »Ich habe ein sehr gemischtes Gefühl bei der Präsentation von ›No Land's Song‹ 10 Jahre nach seiner Uraufführung. Einerseits bin ich sehr froh, dass der Film immer noch ein Publikum findet, das sich mit dem Film und den Kämpfen seiner wunderbaren Protagonist*innen verbindet, aber andererseits macht es mich traurig, dass die Geschichte des Films immer noch aktuell ist. Das Q&A mit den Schüler*innen des Carl-Bechstein-Gymnasiums war für mich eine einzigartige Erfahrung. Ich fand sie sehr aufmerksam und ihre Fragen waren sehr präzise und auf den Punkt gebracht. In dieser sehr dunklen Zeit, die unsere Welt wieder einmal mit Kriegen und Konflikten erlebt, ist unsere Hoffnung, dass die neue Generation keine Form von Ungerechtigkeit, Ungleichheit und Diskriminierung akzeptiert.«
Ein Höhepunkt der SchulKinoWochen 2024.

Fotos: Obenkino Cottbus / FILMERNST / Nikolaos Topp

Kein Shit-Storm

Dokumentarfilme sind im Programm der SchulKinoWochen nicht gerade Publikumsrenner. Wir freuen uns natürlich auch über wenige Veranstaltungen, vor allem, wenn es zu Begegnungen mit den Filmemacher:innen kommt – so wie oben beschrieben. Aber das sind leider die Ausnahmen. Zu oft mangelt es an Resonanz, selbst bei Filmen, mit denen wir uns volle Säle erhofften. Wie mit »Holy Shit«, den wir so ankündigten: »Kein Scheiß: Dieser Film bricht Tabus und erhellt dunkle Materie.« Es geht um die kleinen und großen Geschäfte …


… die wir alltäglich mehrfach verrichten – ohne uns weiter um die »Hinterlassenschaften« zu kümmern. Warum auch, schnell wässern wir alles weg. Der Film dagegen fordert auf: »Wir sollten aufhören mit dem einfach Runterspülen!« So simpel der Appell, so komplex das Nachdenken über Alternativen, die uns der Film vor Augen führt. Der Regisseur Rubén Abruña ist rund um die Welt gereist – und hat dabei auch in Eberswalde Station gemacht. Hier sind innovative junge Leute mit ihrem Start-up »finizio« wegweisend in Sachen Sanitär- und Nährstoffwende. Wir hatten zu ihnen Kontakt aufgenommen und sie hatten uns zugesagt, gern zu den geplanten Veranstaltungen mit »Holy Shit« zu kommen und von ihrem Projekt zu berichten. Letztlich gab es aber keinen »Shit-Storm«, sondern nur eine einzige Veranstaltung – enttäuschend.

Für insgesamt neun Dokumentarfilme standen zum Abschluss der SchulKinoWochen ganz 13 Veranstaltungen in der Bilanz, gesehen von 817 Schüler:innen. Lediglich »Checker Tobi – Die Reise zu den fliegenden Flüssen« war die rühmliche Ausnahme: mit 14 Veranstaltungen für 1.150 Schüler:innen.

Warum wir das hier so ausführlich erörtern? Zum einen, weil die Analyse des Angebots, die tatsächliche Nachfrage und Nutzung für die schulfilmische Arbeit wichtig und eben aufschlussreich ist. Zum anderen, weil die Dokumentarfilme auch nach den SchulKinoWochen weiter gebucht werden können, als »Wunschfilme« in Absprache mit dem FILMERNST-Kinobüro. Wir setzen uns dann mit dem jeweiligen Kino in Verbindung und versuchen die Veranstaltung – möglichst mit einer Mindestteilnehmerzahl von 50 – zu organisieren. Deshalb an dieser Stelle noch einmal die Titel der Dokfilme, die wir zu den SchulKinoWochen 2024 angeboten haben, ausführliche Informationen gibt’s in der FILMERNST-Datenbank.

»Arena 196 – Wende, Wahl und Wirklichkeit«
»Auf der Kippe«
»Blix Not Bombs«
»Checker Tobi – Die Reise zu den fliegenden Flüssen«
»Dear Future Children«
»Der Kern, der dich zusammenhält«
»Die Eiche – Mein Zuhause«
»Holy Shit«
»No Land’s Song«
»The North Drift – Plastik in Strömen«

Dokumentarfilme zu den verschiedensten Themen und aus den unterschiedlichsten Bereichen des gesellschaftlichen Lebens – Wissenschaft, Kultur, Politik, Soziales. Unterrichtsrelevante Anknüpfungspunkte bietet jeder dieser Filme.

Foto aus »Holy Shit«: Hamish Skermer, der »König der Kompost-Toiletten«, auf dem Gipfel eines Kuhmist-Hügels. / farbfilm Verleih

Unsichtbares Stachelschwein

Wie Magie ungeahnte Kräfte entfachen, Hoffnungen bestärken, letztlich sogar Familien zusammenführen und retten kann, das erleben wir in »Mein Totemtier und ich«. Der Film ist Teil unseres aktuellen Angebots und läuft gewissermaßen mit einer Ausnahme-Genehmigung: Die bundesweite, offizielle Leinwand-Premiere ist erst am 6. Juni, und normalerweise liegen einige Wochen zwischen regulärem Kino-Abspiel und dem Einsatz bei schulfilmischen Projekten. Dank langjährig guter Kontakte zum Berliner »farbfilm Verleih« dürfen wir …


»Mein Totemtier und ich« schon vorab präsentieren. Ein großer Dank daher an die im Kinder- und Jugendfilmbereich besonders engagierten »farbfilmer« (speziell Alex und Reno). Wir wissen das Vertrauen zu schätzen und wollen uns natürlich mit guten Besucherzahlen auch für künftige Kooperationen und weitere »farbfilme« empfehlen.

Bislang sieht es allerdings eher frühjahrsmüde aus mit den Anmeldungen aus den Schulen, für alle Filme des Frühsommerprogramms. Deshalb möchten wir an dieser Stelle noch einmal auf das Angebot und die vier Filme aufmerksam machen. Die Flyer sind schon vor einigen Wochen an die Schulen versandt worden – und auch gleich hier auf der Webseite noch zu sehen und zu lesen.

pdf: FILMERNST Frühjahrsprogramm

Wie immer haben wir sehr viele Filme gesichtet, waren uns aber schnell einig, was wir Ihnen und Ihren Schüler:innen zeigen wollen: drei ganz aktuelle Produktionen und einen Klassiker. Vier filmische Perlen, inhaltlich vielschichtig und vor allem künstlerisch anspruchsvoll. Schon der Film für die Allerjüngsten ist hier das beste Beispiel: »Yuku und die Blume des Himalaya« (empf. für 1.-3. Jahrgangsstufe) ist ein nur 65 Minuten kurzer Animationsfilm, wie ein wunderschönes Bilderbuch: über die Lust am Lesen und Singen, an Wörtern und Tönen, Rätseln und Spielen. Ein Film, der absolut kindgerecht und verantwortungsvoll auch schwere Themen wie das Abschiednehmen von geliebten Personen leicht und einfühlsam gestaltet.

Mit ganz ähnlichen Worten ließe sich »Mein Totemtier und ich« (empf. für 4.-6. Jahrgangsstufe) charakterisieren. Ausgezeichnet beim Chemnitzer SCHLiNGEL-Festival mit dem Europäischen Kinderfilmpreis, verbindet er eine bisweilen bedrohliche Realität mit erlösender Fantasie. Das Totemtier der elfjährigen Ama ist ein riesiges Stachelschwein, ihr für alle anderen unsichtbarer Begleiter – ein magisch-mythischer Kraftspender!

»Krabat« (empf. für 7.-10. Jahrgangsstufe) ist der Klassiker, der bestens zur Diskussion um das literarische Erbe des großen Geschichtenerzählers Otfried Preußler passt. Außerdem passt die Geschichte ins Land Brandenburg und in die Gegenwart, geht es doch um Macht und Verführung, um Manipulation und einen faustischen Pakt. Nicht zuletzt sind Schauspieler am Beginn ihrer Karriere zu sehen, die zu großen Stars wurden: David Kross, Daniel Brühl, Robert Stadlober, Hanno Koffler, Charly Hübner – und Paula Kalenberg. Eine sagen- und fabelhaft gute Literaturadaption – eine Wiederentdeckung!

»Reality« schließlich (empf. ab 9. Jahrgangsstufe) präsentiert mit Sydney Sweeney eine junge US-amerikanische Schauspielerin, die dem hiesigen jugendlichen Publikum aus populären Serien und Netflix-Produktionen bekannt ist. Hier brilliert sie in der Hauptrolle einer jungen Frau, die zur ersten Whistleblowerin der Trump-Ära wurde und zu abschreckenden fünf Jahren Haft verurteilt wurde. Die direkt aus dem Verhörprotokoll des FBI stammenden Dialoge des Films sind ebenso raffiniert wie banal, ebenso surreal wie selbstvernichtend. Eine Lehrstunde in Psychologie und Zeitgeschichte, aber auch in Demokratie und »Staatsbürgerkunde«.

Vier Filme im Frühjahrsprogramm 2024, von denen wir überzeugt sind, dass sie zu sehenswerten, auf- und anregenden, erkenntnisreichen und nachwirkenden Kino-Erlebnissen führen werden. Wir freuen uns über Ihre Anmeldungen!

Foto: farbfilm Verleih

Melancholie und Freude

Wie eingangs im Rundbrief angekündigt, hier das Mai-Gedicht Erich Kästners.
Im Galarock des heiteren Verschwenders, / ein Blumenzepter in der schmalen Hand,
fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders, /aus seiner Kutsche grüßend, über Land.
Es überblüht sich, er braucht nur zu winken. / Er winkt! Und rollt durch einen Farbenhain.
Blaumeisen flattern ihm voraus und Finken. / Und Pfauenaugen flügeln hinterdrein …


Die Apfelbäume hinterm Zaun erröten.
Die Birken machen einen grünen Knicks.
Die Drosseln spielen, auf ganz kleinen Flöten,
das Scherzo aus der Symphonie des Glücks.
Die Kutsche rollt durch atmende Pastelle.
Wir ziehn den Hut. Die Kutsche rollt vorbei.
Die Zeit versinkt in einer Fliederwelle.
O, gäb es doch ein Jahr aus lauter Mai!
Melancholie und Freude sind wohl Schwestern.
Und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee.
Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern.
Auch Glück kann weh tun. Auch der Mai tut weh.
Er nickt uns zu und ruft: »Ich komm ja wieder!«
Aus Himmelblau wird langsam Abendgold.
Er grüßt die Hügel, und er winkt dem Flieder.
Er lächelt. Lächelt. Und die Kutsche rollt.

Foto: Nikolaos Topp

Frühbucherrabatt …

... gibt’s höchstens noch bei Urlaubsreisen, aber leider nicht bei Anmeldungen für FILMERNST-Veranstaltungen oder die der SchulKinoWochen. Hier mussten wir die Eintrittspreise mit Beginn des neuen Jahres anpassen und moderat erhöhen: auf 4,50* Euro pro Schüler:in. Ein kleines Zeichen für die Unterstützung unserer Partnerkinos, die trotz beträchtlich gestiegener Kosten …


… für Energie und Personal beispielsweise ihren kulturellen Auftrag erfüllen und uns bei den schulfilmischen Veranstaltungen und den nicht zu knappen Sonderwünschen nach wie vor mit großem filmernsten Engagement die Treue halten. So hoffen wir auf Ihr Verständnis und viele Anmeldungen auch ohne Frühbucherrabatt und einem Eintrittspreis von 4,50 Euro*.

Die ersten Anmeldungen für die SchulKinoWochen haben uns schon erreicht, da waren die Programme noch gar nicht an die Schulen versandt: Besonders filminteressierte, und FILMERNST seit langem verbundene Lehrer:innen hatten sich bereits auf unserer Webseite informiert und ihren Besuch für März avisiert: Sie hätten Frühbucherrabatt verdient.

Nach einem kleinen Anmeldehoch in den ersten beiden Wochen stagniert es jetzt allerdings. Von daher möchten wir Sie gern vor den kurzen Winterferien erinnern und ermuntern, sich in das wirklich gute Programm zu vertiefen – und dann möglichst für eine der Veranstaltungen anzumelden. Wir freuen uns auf Ihre Mails und Ihre Anrufe – und im März auf Ihren Besuch. Und abschließend noch die Bitte, auch Kolleginnen und Kollegen auf die Angebote der SchulKinoWochen aufmerksam zu machen. Da wir bei allen Veranstaltungen zumeist eine Mindestbesucherzahl erreichen müssen (50 bis 60), sind in der Regel mehrere Klassen/Kurse erforderlich.

* Abweichungen vom landesweit verbindlichen Eintrittspreis von 4,50 € pro Schüler:in – »Obenkino« Cottbus und »Neue Lichtspiele« Beelitz – sind in den Rückmeldungen auf  die dortigen Anmeldungen entsprechend vermerkt.

Holy Shit …

… »Mit SCH#!$E die Welt retten«. Etwas kryptisch wurde der Untertitel eines Dokumentarfilms verfremdet, um vielleicht nicht auszusprechen, was dann über 85 Minuten höchst lehrreich und zugleich unterhaltsam zu sehen ist: Wie unsere Exkremente zur Umweltbelastung werden, nach dem Spül-Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. Statt dessen sehen wir, welche Veränderungen nötig und möglich wären, um künftig nicht massenhaft runterzuspülen, was anderweitig besser …


… verwertet werden könnte. Kein Scheiß: Dieser Dokumentarfilm bricht Tabus und erhellt dunkle Materie – und er führt die Zuschauer:innen nicht nur durch die Welt, sondern auch nach Eberswalde: Hier sind innovative junge Leute mit ihrem Start-up »Finizio« wegweisend in Sachen Sanitär- und Nährstoffwende.

Und hier das Angebot für die SchulKinoWochen: Das Team von »Finizio – Future Sanitation« würde sich sehr freuen, bei schulfilmischen Veranstaltungen mit »Holy Shit« dabei zu sein und über seine Arbeit zu informieren. Denkbar wären sogar Exkursionen für Schulklassen/Kurse zur Recyclinganlage in Eberswalde – Wissensvermittlung erst auf der Leinwand, dann zum Anfassen. Wir geben dieses großartige Angebot sehr gern weiter, mit dem »Finizio«-Motto: Nach uns der Humus!

Wenn Sie an Veranstaltungen mit »Holy Shit« generell oder mit Gästen interessiert sind, auch über die SchulKinoWochen hinaus, setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung.

Aktuelle Programmfilme

Ernest & Célestine: Die Reise ins Land der Musik

2.–5. Jahrgangsstufe

Dancing Queen

4.–7. Jahrgangsstufe

Young Hearts

4.–7. Jahrgangsstufe

Rikscha Girl

7.–9. Jahrgangsstufe

Berlin Bytch Love

9.–13. Jahrgangsstufe

Morgen irgendwo am Meer

9.–13. Jahrgangsstufe

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Ein Projekt von VISION KINO – Netzwerk für Film- und
Medienkompetenz in Kooperation mit FILMERNST.
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Gefördert durch die Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH.

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03378 209 148 (Susanne Pomerance)
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… bietet

im besonderen Lernort Kino und als Teil des Unterrichts ein regelmäßiges Programm ausgewählter Kinder- und Jugendfilme für alle Jahrgangsstufen – und darüber hinaus die Möglichkeit für Veranstaltungen mit medienpädagogisch und künstlerisch wertvollen Wunschfilmen.

… vernetzt

engagierte Lehrer, Kinobetreiber, Filmverleiher und Filmemacher und ist als Kompetenzzentrum Ansprechpartner für schulfilmische Projekte aller Art.

… präsentiert

sein Angebot in zahlreichen Brandenburger und auch Berliner Kinos und hat sich zum Markenzeichen für schulische Film- und Kinokompetenz entwickelt – in der Region und darüber hinaus.

… fördert

mit anspruchsvollen Unterrichtsmaterialien, mit moderierten Veranstaltungen, Gesprächen und Diskussionen nachhaltig die Entwicklung von Film- und Medienkompetenz, von kultureller und Allgemeinbildung.